Probleme nach Restauration eines seltenen Dolches

Begonnen von Keltenrausch, 05. Juni 2016, 12:55:35

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Keltenrausch

Servus,

jetzt habe ich mal eine Frage an die Restaurationsexperten hier im Forum, bzw ich brauche dringend Hilfe. Diesen Dolch (süddeutsch um 1400) habe ich letztes Jahr gefunden und auch unter Blankwaffen vorgestellt. Da es sich um einen seltenen und interessanten Dolch handelt habe ich ihn einem namhaften  Restaurator übergeben um ihn ergänzen und konservieren zu lassen auch wenn der Preis mich erstmal abgeschreckt hat. Ein Monsterkopf ist antik abgebrochen und war auch nicht mehr da, also wurde er gespiegelt. Dafür musste der Dolch am Griff an der dünnsten Stelle getrennt werden, um die Bronze seperat zu bearbeiten, und anschliessend wieder angeklebt. Jetzt ist es so das eben diese Klebestelle den Postweg nicht überlebt hat und der Dolch in zwei Teilen kam. Darauf hin meinte der Restaurator das man so etwas ja auch persönlich abholen sollte und er solche Dinge ungern mit der Post versendet. Ich hätte dies auch gerne getan, aber die Entfernung beträgt imerhin 1000km hin und zurück und ich habe die Zeit nicht dazu. Abgesehen davon wurde der Dolch auch nicht so verpackt, das der doch schwere Knauf so abgestüzt war, das die Klebestelle den Fliehkräften standhalten konnte, insbesondere bei der fragilen Situation.
Jetzt kommt meine Frage: Könnte man die Stelle nicht noch anders fxieren zum Beispiel stiften mittels einem dünnen Stahlstift ? Der Durchschnitt des Eisens am Griff beträgt ungefähr 0,45 cm. Man müsste das doch so hinbringen, das man das Teil wenigstens mal in die Hand nehmen kann ohne Angst zu haben das er gleich wieder bricht. Das immer Vorsicht geboten sein muss nach einer Restauration ist klar aber ich habe immerhin 1200 Euro für die Instandsetzung bezahlt und dafür möchte ich auch das bestmöglichste Ergebnis haben. Der Restaurator nimmt den Dolch wieder zurück, aber er wird ihn auch wieder nur kleben. Was meint Ihr dazu, gäbe es noch andere Möglichkeiten die Stelle besser zu fixieren. Würde mich sehr über Informationen von Leuten freuen, die mit so etwas Erfahrung haben.

Grüße

Ralph

Caddy

Blöde Sache Ralph, das ist ärgerlich.

Auf die Schnelle fallen mir die User Merowech und Lojoer ein. Die beiden haben
goldene Hände. Evtl. können sie unterstützen.


stratocaster

Ich denke, dass Drago mit so etwas Erfahrung hat.  :belehr:

Von einem Restaurator erwarte ich - bei dem Preis - aber auch etwas mehr Sorgfalt bei der
Verpackung zum Postversand  :irre:

Schade  :heul:

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

Carolus Rex

Hi

Ich würde ihn mit der Bruchstelle belassen, dann kannst du ihn bei Bedarf immer trennen.

Nimm ein durchsichtiges Plexiglasröhrchen oder einen Schlauch, das /der solang ist wie der Griff
und schiebe den Dolchgriff rein. Der Schlauch kann auch vom Durchmesser so sein, dass man ihn
zum Überschieben plattdrücken muss. Dann hält er ohne Fixierung.
So kannst du die Waffe in die Vitrine legen und auch ohne Bedenken anfassen.

Gruß CR
------------Melden macht frei--------------

undertaker

Vielleicht nicht der eleganteste Lösung wäre, ein Stück transparenten Schrumpfschlauch über das Mittelstück zu schieben und diesen aufzuschrumpfen. Bei Bedarf kann man auch eine zweite Lage aufschrumpfen.
Es wird nichts beschädigt und man kann ihn jederzeit wieder entfernen.

Viel Erfolg, egal zu welcher Lösung Du dich entscheidest.

Undertaker
Gut Fund

Undertaker

Keltenrausch

Erst mal danke für Eure Inspirationen und Antworten, aber ehrlich gesagt ist es für mich nicht befriedigend den Dolch nach einer so teueren Restauration in zwei Teilen zu sehen. Wäre das vorher schon die besprochene Endlösung gewesen, dann hätte ich wahrscheinlich nichts an ihm machen lassen. Wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt dann soll er auf jeden Fall wieder geklebt werden  und vielleicht kann man ihn dann zusätzlich noch mit was transparenten abstüzen. Ich weiss das Eisen am Griff ist leider nicht sehr dick aber ich hoffe immer noch auf eine bessere umsetzbare Idee

Danke und Grüsse

Ralph

Mtrix1

Ich würde mir ein entsprechendes Holzgriffstück machen lassen , in dem man die beiden Stücke einscheiben kann...so schaut es meiner Meinung nach besser aus und man kann es bei Bedarf wieder problemlos trennen...

mc.leahcim

#7
Mtrix1
das ist eine hervorragende Idee. :super:

Keltenrausch was hälst du davon? Schau dir den an. Hier ist der Griff aus Bein.

Gruß

mc.leahcim

das ich nicht auf so eine Idee gekommen bin. :kopfkratz:

Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Keltenrausch

Servus,

heute bin ich zu meiner Restauratorin in München gefahren (Schwenky hatte sie mir letztes Jahr empfohlen) und Ihr mein Problem vorgelegt. Wir hatten eigentlich die gleiche Idee und zwar das man um die  Bruchstelle (vielleicht jeweils einen Zentimeter) soviel wegschleift so das man um den stabilen Kern ein feines Netz legen kann. Dieses wird  dann ordentlich verklebt und man bekommt wengistens ein bisschen mehr Stabilität in die Sache als vorher.

Den Dolch mit erhaltenem Orginalgriff habe ich auch schon bewundert und wenn ich wüsste wie man an so einen oder ähnlichen Griff bekommt, dann könnte ich mir das gut vorstellen das anschliessend machen zu lassen. Auf jeden Fall danke für die Anregung.

Ralph

der finder

Falls dir ein Griff aus Mooreiche zusagt, kann ich dir einen machen. Brauche dann nur die Maße

gruß der finder
Glaube kann Berge von Wissen ersetzen!

schäfchen

Hallo,

unter den folgenden Links gibt es diverses Material zum Messer machen und Basteln. Hölzer, Horn und diverses Material zum Basteln...

Link1

Link2

:winke:
Cheers! :smoke:    :schaf:

Keltenrausch

#11
Servus,

nun scheinen die Probleme doch größer zu sein wie erwartet, bzw so ein richtig gutes Gefühl hatte ich von Anfang an nicht. Ich habe den Dolch gestern zwei Experten gezeigt und die schon aufgrund des Preises leicht mit dem Kopf geschüttelt haben. Laut ihrer Meinung, ich denke das gleiche, ist der Dolch einfach schlecht restauriert worden, weil die ausgebesserten Stellen einfach zu deutlich sichtbar sind. Da gibt es anscheinend andere Materialien und Techniken die man gerade bei einer so stolzen Summe (1200 €) erwarten kann. Abgesehen das die Farbe von der Ergänzung überhaupt nicht stimmt, ist am Übergang ein deutlicher Wulst und zu sehen (leider auf dem Foto nicht so gut zu erkennen). Zusätzlich sieht man kleine Löcher in der Oberfläche. Also wenn man die Mängel alle zusammenfasst inclusive der sehr dürftig gelebten Griffstange ist das für einen namhaften vom Amt empfohlenen Restaurator in meinen Augen unverständlich. Mich würde interssieren wie Ihr darüber denkt und was Ihr für Erfahrungen bei ähnlichen Restaurationen habt. Das einzig Gute ist das die Geldüberweisung dank eines (leider muß ich das so sagen) glücklichen Zufalls nicht geklappt hat und ich so noch Verhandlungsspielraum habe.

Ralph

@ schäfchen: Danke für die interessanten Links

Keltenrausch

Ich hatte mit dem Restaurator nochmal Kontakt und er hat mir ausführlich erklärt, das es Unterschiede bei den privaten Sammlern und den Museen gibt, was das Endresultat der Restaurierung betrifft. Museen wollen die Objekte so, das man die Ergänzung sieht und der Sammler möchte sowenig wie möglich davon (am besten gar nichts) sehen. Wie dem auch sei, es wurde mir angeboten 400 € weniger zu bezahlen oder ich kann die Ergänzungen farblich noch besser anpassen lassen. Ich werde es hier in München bei jemand anders machen lassen, da es günstiger ist und ich muß den Dolch nicht wieder hin und her schicken. Auf jeden Fall ist es ein faires und gutes Angebot gewesen und beim nächsten mal weiß ich bescheid, wie sowas läuft bzw das es unterschiedliche Auffassungen gibt. Wenn der Dolch dann irgendwann mal fertig ist, stelle ich ihn nochmals bei Blankwaffen vor.

Ralph

Keltenrausch

Servus,

nun ist es endlich vollbracht und der Dolch ist in dem Zustand, so wie ich es mir erhofft und vorgestellt hatte. Der Griff wurde mittels eines eingearbeiteten Netzes stabil fixiert, verklebt und so gestaltet das man die Bruchstelle Stelle nicht mehr sieht. Genauso wurde die Spitze farblich so angeglichen und etwas fleckig gemacht sodaß es nicht gleich ins Auge sticht. Die Ergänzung wurde auch nachgetönt und der vorherige wulstige Übergang abgetragen. Das ganze hat mich einen Bruchteil von dem gekostet, was Herr Bach haben wollte und im Endeffekt muß ich froh sein das alles so gekommen ist, da ich nun weiß an wen ich mich das nächste Mal wenden muß und zum anderen war es erheblich günstiger.

Ralph

Quellbrunn

Grüße von QB

Daniel

Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Caddy

"Lehrgeld" ist kein verlorenes Geld, Ralph.  :zwinker:

Schön das Ergebnis sehen zu können. Danke.  :super:


Jøran-Njål

Hallo,

Zitat von: Keltenrausch in 20. Juni 2016, 14:08:42
Ich hatte mit dem Restaurator nochmal Kontakt und er hat mir ausführlich erklärt, das es Unterschiede bei den privaten Sammlern und den Museen gibt, was das Endresultat der Restaurierung betrifft. Museen wollen die Objekte so, das man die Ergänzung sieht und der Sammler möchte sowenig wie möglich davon (am besten gar nichts) sehen.

das liegt daran, da die Ausstellungsobjekte zugleich auch Forschungsobjekte sind und der Forscher die Möglichkeit haben muss zu erkennen, was ist Original und was sind Ergänzungen. Daher versucht man in der Regel die Originale kaum zu verändern und erstellt lieber davon eine Rekonstruktion.

Für 1200 EUR hättest Du davon eine oder sogar zwei schöne Rekonstruktionen erhalten, und beides zusammen (Original & Rekonstruktion) sieht in einer Vitrine sehr schön aus.

Hast Du für die 1200 EUR wenigstens einen Bericht mit Aufnahmen erhalte?


Hilsen / viele Grüße,

Jøran-Njål


Der Raubgräberterminator meint: Freiheit für legalle Sondengänger und Archäologen. Nieder mit der Deutschen Sondengänger Union! Vertraut ihnen nicht!

Keltenrausch

Servus,

das ein Museeum einen anderen Anspruch hat ist klar und das hat Herr Bach aus Winterberg mir auch im nachhinein sehr ausführlich erklärt. Er hat aber gewußt, das ich den Dolch privat in Auftrag gegeben habe und ich eben nicht die Vorstellung habe, wie sie eine öffentliche Einrichtung hat. Ich denke wenn er die Zeit in seine Arbeit und nicht in sein sehr umfangreiches Statement investiert hätte, dann wäre das Ergebnis evtl auch ein anderes gewesen. Bei diesem anfänglichen Preis von 1200 € hätte ich mich sowieso nicht darauf eingelassen, wenn er mir nicht ausdrücklich vom Amt empfohlen worden wäre. Da Herr Bach dann fairerweise auf 800 € runtergegangen ist und mich die Nachrestauration 50 € gekostet hat, waren es dann erfreulicher Weise insgesamt "nur" 850 €. Aufnahmen der Arbeitsschritte gab es keine und eine exakte Beschreibung der entstandenen Kosten hätte man auch ausführlicher machen können. Auch wenn der Ablauf in meinen Augen schade und der Preis wahrscheinlich immer noch zu hoch ist, bin ich froh das es dann doch gut ausgegangen ist.

Grüße

Ralph

stratocaster

Nur mal interessehalber das Protokoll einer Restauration an einer Jazzgitarre.
Seht Euch auch mal das Datenblatt ganz am Ende des Links an, ohne dass man die Einzelheiten verstehen muss.
Das nenne ich eine vorbildliche Doku  :super:

http://schlaggitarren.de/archtop/restauration-einer-lang-standard/

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
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und dennoch geschwiegen haben !

Jøran-Njål

Moin,

Zitat von: Keltenrausch in 30. Juli 2016, 14:42:18
Er hat aber gewußt, das ich den Dolch privat in Auftrag gegeben habe und ich eben nicht die Vorstellung habe, wie sie eine öffentliche Einrichtung hat.

ich gehe mal davon aus, das das auch so in der Vereinbarung / Arbeitsauftrag stand?

Jedenfalls schon sehr bedauerlich, wenn das alles nicht so richtig abgelaufen ist.  :nono:
Eigentlich gehört immer ein Restaurationsprotokoll mit allen Dokumenten dazu. So wie in dem Beispiel von Stratocaster.  :super:

Nun denn, das nächste Mal lieber woanders hingehen und leg das gute Stück in die Vitrine und erfreue dich daran.  :-)


Hilsen / viele Grüße,

Jøran-Njål
Der Raubgräberterminator meint: Freiheit für legalle Sondengänger und Archäologen. Nieder mit der Deutschen Sondengänger Union! Vertraut ihnen nicht!