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Restauration / Handwerk / Methodik => Fundreinigung und Restauration => Thema gestartet von: stratocaster in 15. März 2017, 22:42:01

Titel: Reinigung einer frühmittelalterlichen vergoldeten Scheibenfibel
Beitrag von: stratocaster in 15. März 2017, 22:42:01
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,71791.0.html
Durchmesser Grundplatte: 15 mm
Dicke Grundplatte: 1,5 mm
Durchmesser Plateau: 11,2 mm
Höhe Plateau: 1,7 mm
Gewicht: gewaltige 2,8 Gramm

Die Scheibenfibel war im Fundzustand sehr stark verkrustet;
sowohl an der Vorder- als auch an der Rückseite war spurenweise Gold zu erkennen.
1.- 3. Bild: Fundzustand

4. Bild:  Scherentisch zur stufenlosen Höhenverstellung mit weichem Stoffkissen und der Scheibenfibel
Ich arbeite am liebsten bei Tageslicht.

5. Bild: Grobreinigung trocken mit einem scharfen Skalpell.
Das Gold auf der Rückseite erscheint. (Als Kurzsichtiger habe ich den ,,Lupenblick"
und brauche dafür üblicherweise keine optischen Hilfsmittel).
Das Skalpell schärfe ich von Zeit zu Zeit mit einem Schleifstein und einem Abziehstein nach.

6. – 7. Bild: Vorder- und Rückseite nach der Bearbeitung mit dem Skalpell
Danach ist vor allem auf dem Gold noch ein dünner ,,Zementschleier".
Dieser kann z.B. mit einem nassen Zahnstocher ,,weggerubbelt" werden. Unser User Lithos (RIP) hatte mir empfohlen,
den Zahnstocher mit einer Vitamin-C-Lösung nass zu machen.
Dabei muß man jedoch sehr aufpassen, nicht auf das Basismetall (Kupfer, Bronze) zu kommen.

Ich bin im nächsten Schritt jedoch mit Dremel und rotierender Kunststoffbürste vorgegangen, siehe 8. Bild.
Für die Kanten an der Seite, an denen das Kupfer (bzw. das Kupferkorrosionsprodukt) zu sehen war,
habe ich in aller Vorsicht eine rotierende Messingbürste benutzt.

9. Bild: In den Kanten und vor allem in den äußeren Rillen waren noch Verschmutzungsreste.
Zum Entfernen benutze ich die Nadel einer gebrauchten Spritze.
Das ist mühsehlig und ich kontrolliere ständig mit einer starken Lupe.

Wenn alles fertig ist, gehe ich noch einmal mit der rotierenden Kunststoffbürste an alle Flächen.
Zum Schluss (und darüber gibt es verschiedene Ansichten) pinsele ich vorsichtig noch wenig Paraffinöl und tupfe das wieder ab.

Titel: Re:Reinigung einer frühmittelalterlichen vergoldeten Scheibenfibel
Beitrag von: stratocaster in 15. März 2017, 22:43:26
... und nun das Resultat  :glotz:
Titel: Re:Reinigung einer frühmittelalterlichen vergoldeten Scheibenfibel
Beitrag von: Merowech in 15. März 2017, 23:03:10
Bin sehr zufrieden mit deiner tollen Arbeit  :super:

Grüße
Mero
Titel: Re:Reinigung einer frühmittelalterlichen vergoldeten Scheibenfibel
Beitrag von: RockandRole in 16. März 2017, 05:59:55
Danke für die interessante Zusammenstellung Strato.

Und ich erst  :Danke2:  Bilder ans Landesamt sind raus. Mal gespannt was zurück kommt.

Ich glaube um Ergebnisse zu bekommen, muss man manchmal beherzt sein. Du hast für mich die perfekte Balance zwischen Vorsicht und Effizienz.

Liebe Grüße
Titel: Re:Reinigung einer frühmittelalterlichen vergoldeten Scheibenfibel
Beitrag von: stratocaster in 16. März 2017, 13:45:32
Zitat von: Merowech in 15. März 2017, 23:03:10
Bin sehr zufrieden mit deiner tollen Arbeit  :super:

Grüße
Mero

Das Lob vom Profi freut den Autodidakten  :super:  :prost: