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Restauration / Handwerk / Methodik => Experimentelle Archäologie => Thema gestartet von: teabone in 24. August 2016, 11:47:53

Titel: Brennnesselschnur
Beitrag von: teabone in 24. August 2016, 11:47:53
 :winke:

Die Brennnesselpflanzen waren mannshoch und ich habe zehn Stück  abgeschnitten und vorsichtig die Rinde abgelöst.
Es ist wegen der Blattstielansätze nicht so einfach die Rinde in möglichst langen Streifen abzulösen. Zum Teil ging es gut und ich erhielt  bis zu 1,6 m lange Rindenstreifen, die ich trocknen ließ. Es ging besser vom dünnen oberen Ende aus.

Bei Gebrauch feuchte ich die getrocknete Rinde an und trenne durch Durchziehen der Streifen zwischen dem Daumennagel und Zeigefinger die Fasern vom übrigen Gewebe.

Die einzelnen Fasern sind wie Haar und sehr reißfest. Auch eine dünne Schnur ist sehr belastbar.

Die abgestreiften Reste hab ich ins Wasser gegeben worauf sich das Wasser intensiv rosaviolett färbt. Nach Stunden verändert sich die intensive Farbe ins bräunliche.

Bei einer Dicke der Schnur von 1,5 mm erhielt ich von einem Stengel  Brennnessel  zwei  Meter Schnur.

LG Augustin
Titel: Re:Brennnesselschnur
Beitrag von: Marienbad in 24. August 2016, 14:21:41
Klasse Arbeit Augustin  :super:
Titel: Re:Brennnesselschnur
Beitrag von: master-jeffrey in 24. August 2016, 19:15:09
:winke:

Wirklich faszinierend - und faszinierend zu sehen, was für eine Arbeit darin steckt. Besten Dank für die Dokumentation.

mfg

Master-Jeffrey
Titel: Re:Brennnesselschnur
Beitrag von: steinfos in 24. August 2016, 20:26:42
Sehr interessant :super:
Titel: Re:Brennnesselschnur
Beitrag von: angelone in 25. August 2016, 09:22:57
sehr schön :)

aber warum brenesseln?
nimm doch lieber rinde, die einen nicht völlig kaputtpiekt beim ernten und flechten :)
Titel: Re:Brennnesselschnur
Beitrag von: teabone in 25. August 2016, 10:27:34
Hallo Martin,

es wurden viele Materialien früher verwendet. Alles was sich sinnvoll verarbeiten ließ. Dazu zählt nicht nur der Lindenbast mit seinen guten Eigenschaften.
Brennnesseln wurden ebenfalls genützt und das bis in unsere Zeit, wie der Nesselstoff es auch in seinem Namen trägt.
So fanden sich bereits aus vorgeschichtlicher Zeit erhaltene Brennesselschnüre.
Die Brennnessel brennt nicht auf der Haut wenn man den Stengel vorsichtig von den Blättern befreit. Danach ist weder beim Schälen der Rinde noch beim Drehen der Schnur irgendeine Gefahr sich zu "verbrennen" gegeben. Auch die getrockneten Blätter verlieren diese Eigenschaft.
Im Gegensatz zu Lindenbast der erst durch zeitaufwendiges Wässern gewonnen werden kann, hat man bei einer Faser wie zum Beispiel der Brennnessel sofort die Möglichkeit von der frischen Pflanze Fasern zu verarbeiten und sich eine Schnur zu drehen.
Es gibt noch einiges das sich als Faser bei uns verwenden lässt und man braucht nur neugierig sein und die eine oder andere Pflanze zu testen. Reißt der Stengel leicht ab, bleiben Fasern hängen, verändert sich die Eigenschaft durchs Trocknen, usw.

LG Augustin
Titel: Re:Brennnesselschnur
Beitrag von: Xerxes in 25. August 2016, 12:04:46
Klasse gemacht!
Und in Zeiten der jüngst empfahlenen Vorratshaltung würde ich der experimentellen Archäologie noch weit mehr Aufmerksamkeit widmen. So auch in der Herstellung von Stein- und Holzwerkzeug und -waffen. Feuermachen ebenso...endend beim Urban Gardening...
Titel: Re:Brennnesselschnur
Beitrag von: angelone in 25. August 2016, 15:39:34
danke für die erläuterung :)
ist mir bisher nie aufgefallen, dass nur die fasern an den blättern brennen.
ich hätte halt auch eher baumringe genommen.
aber rbenesseln sind allein schon aufgrund der hohen verfügbarkeit sicherlich ne gute option.

er hier nimmt für seine seile trockene baumrinde ohne zu wässern:
https://www.youtube.com/channel/UCAL3JXZSzSm8AlZyD3nQdBA/videos

z.b. im pfeil+bogen video