Gesicht auf einem Sandsteinfelsen

Begonnen von stratocaster, 13. Oktober 2017, 19:24:21

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stratocaster

Heute war ich mal wieder mit dem Hund im Wald und wir gehen immer gerne querfeldein ab vom Weg.
In einer Gegend, die wir eigentlich gut kennen, nämlich direkt am Grenzstein Nr. 5, siehe
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,55299.msg392883.html#msg392883
kamen wir diesmal von unten links, und siehe da:

ein Gesicht in den Sandsteinfelsen eingeritzt.
Mag das nun "neu" oder "alt" sein ?
Ich versuche auch mal herauszubekommen, ob dieses Gesicht bekannt ist;
ich vermute ja, ist ja direkt unterhalb vom Grenzstein

Ein keltischer Ringwall ist ca. 1 km entfernt und ein römischer Waldweg mit bekannten Wagenspuren
nur ein paar hundert Meter entfernt.

Was meint Ihr ?

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

RockandRole

Hallo Strato,

entweder alt, oder das war vielleicht ein Künstler. Glaube nicht dass sich da jemand die Mühe machen würde, wenn das nur Spaß wäre. Das ist aber so auffällig, dass es bekannt sein müsste  :-)


Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

St. Subrie

Das interessiert auch mich sehr, Strato! Dein Felsbild erinnert mich sehr an ein anderes, dessen stilistischen und zeitlichen Hintergrund ich schon seit Jahren zu klären versuche,
Foto anbei.
Gruß
St. Subrie

mike 81

Ich sehe da Ähnlichkeiten bei den beiden. Insbesondere die keilförmige Nase wirkt identisch  :kopfkratz:
Sehr interessant.

Gruss Mike
Sich regen bringt Segen

hargo

Das von St. Subrie ist plastisch gestaltet. Oder?
Wäre ein Unterschied in der Ausführung!

Bauchgefühl bei "Strato"
Nicht alt! Wobei wir "alt" noch definieren müssten.

mfg

stratocaster

Das Gesicht hat mir keine Ruhe gelassen und ich bin heute mit Rotti "Cody" noch einmal hin,
mit der Messing-Bürste bewaffnet, um vorsichtig Moose und Flechten zu entfernen.

Auf dem ca. 1,5 km entfernten Parkplatz war zwar die Hölle los, weil gerade
Kastanien-Sammelzeit ist (Maronen), aber bis zu dem Sandstein mit dem Gesicht hat sich niemand verirrt.
Ich gehe mal davon aus, dass dieses Gesicht schon irgendwie bekannt sein muß. Gibt meiner Ansicht nach 2 Möglichkeiten:
entweder man kommt als Querfeldein-Wanderer steil von unten und sieht es sofort, wie ich gestern; ist eher selten bis unwahrscheinlich.
Oder man macht in der Nähe Rast oder Picknick und die Kinder wuseln zwischen den Sandsteinen herum
und entdecken plötzlich an dem Sandstein, der am weitesten unten liegt das Gesicht.
Nun gut: anbei einige neue Fotos.
Die Ritztiefe im Mund- und Augenbereich ist ca. 8-10 mm,
an den Nasenflügeln ca. 4-5 mm und die Umrandung nur ca. 2 mm

Ich will nichts herbeireden, aber keltisch könnte sein; ich habe ähnliche Portraits im Netz entdeckt.
Kann aber natürlich auch neuzeitlich sein.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
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Daniel

Sandstein ist halt schon seit ewig ein dankbares Material für Bildhauer.
In meiner weiteren Umgebung habe ich auch schon einmal einen schönen Kopf im Stein entdeckt.
Ist allerdings wohl eher Neuzeitlich.
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

St. Subrie

http://www.kelten-seiten.de/Stelen/holzgerlingen.html
Das ähnlichste Stück, das ich bei meinen Recherchen gefunden  habe, ist die keltische Statue von Holzgerlingen, jedenfalls was die Gestaltung des Gesichtes betrifft. Keltisch wäre also nicht auszuschließen, ich habe aber auch schon vage  Einschätzunge wie Bronzezeit und Mittelalter gehört, immer mit dem Zusatz "möglicherweise". Leider habe ich meine Literatur zu keltischen Stücken aus Südfrankreich und Spanien nicht hier. Auch dort gibt es Anklänge an solche Gesichter. Ich schau nochmal nach, übernächste Woche.

Gruß
St. Subrie


PS : Man beachte die waagrechte Form des Mundes

hargo

#8
Was fällt euch auf?
Wird bei der Bildbearbeitung leider immer grobkörniger.

Die von Strato vorgestellte Felszeichnung ist anders.
Sie ist lediglich eingeritzt. Die Nase wurde nicht freigestellt.

mfg

St. Subrie

Schöner Vergleich, hargo : Die "tiefergelegten" Augen, die Nase, der Mund. Was anderes soll man dazu sagen  als ähnlich, ziemlich ähnlich.

thovalo

#10


Hallo zusammen!


Ich bin in der Region um die Stadt Ratingen aufgewachsen. Dort gibt es am "Stinkenberg" im Wald große Quarztiblöcke denen nachgesagt wurde, dass dort "germanische Blutopfer" statt gefunden hätten.

In den 80er Jahren tauchten dann plötzlich eben solche naiv hin gemeisselten "keltische" Köpfe als kreativer Ausdruck eines selbst berufenen "Expressionisten" an den eingetragenen Naturdenkmalen auf. Sehr ärgerlich.

Ich würde mit 99 % Skepsis in Bezug auf eine ältere Entstehung bleiben und wer sich ein wenig mit Kunst beschäftigen möchte erkennt schnell dass diese Köpfe mit einfachen Schemata zu tun haben.

VOLKSKUNST im weitesten Sinne ohne jeden datierenden Ansatz.  Kann man als Optimierung des natürlichen Raumes oder als dessen Verschandelung nehmen.


Entdecken konnte man das Relief ohnehin erst seit es das gibt.
Am ehesten wahrscheinlich seit einigen Jahren.


lG Thomas  :winke:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

St. Subrie

Was die  von mir vorgestellte Stele mit Kopf betrifft (Gewicht ca. 1400 Kg), so kann ich Dir versichern, daß Du mangels besseren Wissens Unsinn redest. Die Photos (hier ist ja nur eines zu sehen und ich werde öffentlich auch keine weiteren zeigen) haben inzwischen mehreren Wissenschaftlern vorgelegen, eine Wissenschaftlerin war vor Ort in Südwesteuropa. Die Zeitstellung ist nach wie vor unsicher und wird diskutiert. Mit Deiner Einschätzung als "naive Volkskunst" hast Du Dir jedoch oberlehrerhaft ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Auf der dünnen Grundlage eines einzigen Photos, das auch nur einen Auschnitt zeigt.

ischbierra

Hallo St.Subrie und thovalo,
könnte es sein, dass hier ein Mißverständnis vorliegt? Ich hatte den Eindruck nicht, dass thovalo auf die von St.Subrie verlinkte Skulptur Bezug nahm, sondern auf die Felszeichnung, die stratocaster im Wald gefunden hat. Und da darf ein gewisses Maß an Skepsis angebracht sein.
Gruß ischbierra

St. Subrie

"...und wer sich ein wenig mit Kunst beschäftigen möchte erkennt schnell dass diese Köpfe mit einfachen Schemata zu tun haben."
Dennoch: Hab Dank für Dein Bemühen, Ischbierra.

stratocaster

Ohne jetzt in die Diskussion eingreifen zu wollen,
einfach noch mal "mein" Relief und die Stele von Holzgerlingen direkt nebeneinander
(wohl wissend, dass bei meinem Relief die Nase nur eingeritzt ist)

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
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Mordar

 :winke:
Ja, es ist ein Missverständnis.
Es geht dem Thovalo einzig um die Art der Gesichtsdarstellung, und da muss ich ihm in seiner Einschätzung, dass es sich hier hoechst wahrscheinlich um eine recht moderne Felsritzung handelt, schon Recht geben.
Aber ich würde es deutlich anders formulieren.
"Volkskunst" ist hier eher unpassend. Ich würde eher von einer archetypischen Darstellung sprechen, die sich von der Praehistorie (Latene) über das Mittelalter (Romanik) bis in die Moderne (Punkt, Punkt, Komma, Strich) verfolgen lässt.

Die Felsritzung zeigt diesen Archetypus in Reinform. Gerade das ist für  mich ein Indiz für eine recht moderne Datierung.

:winke:
Gerd
The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

thovalo

Zitat von: ischbierra in 15. Oktober 2017, 15:43:18
Hallo St.Subrie und thovalo,
könnte es sein, dass hier ein Mißverständnis vorliegt? Ich hatte den Eindruck nicht, dass thovalo auf die von St.Subrie verlinkte Skulptur Bezug nahm, sondern auf die Felszeichnung, die stratocaster im Wald gefunden hat. Und da darf ein gewisses Maß an Skepsis angebracht sein.
Gruß ischbierra


So ist es!  :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: Mordar in 15. Oktober 2017, 17:41:46
:winke:
Ja, es ist ein Missverständnis.
Es geht dem Thovalo einzig um die Art der Gesichtsdarstellung, und da muss ich ihm in seiner Einschätzung, dass es sich hier hoechst wahrscheinlich um eine recht moderne Felsritzung handelt, schon Recht geben.
Aber ich würde es deutlich anders formulieren.
"Volkskunst" ist hier eher unpassend. Ich würde eher von einer archetypischen Darstellung sprechen, die sich von der Praehistorie (Latene) über das Mittelalter (Romanik) bis in die Moderne (Punkt, Punkt, Komma, Strich) verfolgen lässt.

Die Felsritzung zeigt diesen Archetypus in Reinform. Gerade das ist für  mich ein Indiz für eine recht moderne Datierung.

:winke:
Gerd


Archetypen trifft es ebenso!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

sauhund

 :winke:
Kratz noch dilettantisch nen Bart ran, dann sieht's aus wie das Gesicht auf einem der Bernstorf-Bernsteine!!!!
:narr:



stratocaster

Heute kam eine Antwort vom Amt in Speyer:

Wie ich eigentlich erwartet hatte, ist das Gesicht seit langem bekannt.
Es ist ein an keltischen Vorbildern orientiertes "Kunstwerk" schätzungsweise Ende 19. - Anfang 20. Jh.
Gesichter einfach so in einen Stein geritzt hätten die Kelten nicht. Das wäre nicht bekannt.

Gruß  :dumdidum:
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archfraser

Hi

Hier auch ein Felsgesicht aus meiner Gegend.
Es gibt so einige, mir bekannte, hiervon.
Bei uns werden sie allgemein "Keltenköpfe" genannt.
Ein Archäologe machte mal die Aussage, dass es aus römischer Zeit stammt.
Da bei uns die Gallo-Römer siedelten, wäre also keltisch gar nicht so abwegig.

archfraser
,,Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst."

Michel de Montaigne