Sekundär verbrannter Flint und ein Klingen Bruchstück aus Quarzit?

Begonnen von Levante, 08. Februar 2018, 12:38:22

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Levante

Guten Morgen,

anbei 2 weitere Funde aus dem Bach. Ein vermutlich Sekundär verbrannter Flint und ein Quarzit Bruchstück, was mir nach einer Klinge aussieht.

Über Ideen, Vorschläge oder Anregungen würde ich mich wie immer sehr freuen.

LG

Patrick

P.S.  nein die Bilder werden nicht mehr besser.  :frech:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo


An der Steinefront" ist es wirklich "mau" geworden.
Jetzt hätte ich mal "raus" gekonnt und nun liegt der Schnee doof rum!  :wuetend:


verbrannter Silex auf jeden Fall!  :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Das erste ist tatsächlich verbrannter Silex. Die Flächen sind wie alle anderen Kanten irgendwie beschlagen. Gehe mal von einem ausgesplitterten Stück aus. Das untere halte ich für einen natürlichen Abplatzer. Liegen auch zu Hauf hier bei mir rum, so Quarzitscherben. Gruss..

thovalo

Zitat von: Nanoflitter in 08. Februar 2018, 19:36:23
Das erste ist tatsächlich verbrannter Silex. Die Flächen sind wie alle anderen Kanten irgendwie beschlagen. Gehe mal von einem ausgesplitterten Stück aus. Das untere halte ich für einen natürlichen Abplatzer. Liegen auch zu Hauf hier bei mir rum, so Quarzitscherben. Gruss..


Ich nicht!

Verbrannt eSilices brechen so aus .... Stück für Stück!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Ok , dann beides nichts... Beim Silex hätte ich Frost Schäden vermutet.

Für die Fundmeldung reichen mir die Angaben über alles weitere kann man bei einer geimeinsamen Begutachtung der Fudne im Amt sprechen.  :smoke:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

hargo

Zitat von: Levante in 08. Februar 2018, 19:45:01
Ok , dann beides nichts...

Verbrannter Silex lässt möglicherweise den Rückschluss auf eine Feuerstelle zu.
Ist das nichts?

Mfg

psearch

Hallo,

bei dem zweiten Bild von dem Tertiärquarzitteil sehe zumindest ich einen schwach ausgeprägten Bulbus mit einer Schlagnarbe  :kopfkratz: ... .
Kommt den diese Varietät des Tertiärquazites am Fundplatz natürlich vor?

MFG Psearch

Levante

Zitat von: psearch in 09. Februar 2018, 05:30:57
Hallo,

bei dem zweiten Bild von dem Tertiärquarzitteil sehe zumindest ich einen schwach ausgeprägten Bulbus mit einer Schlagnarbe  :kopfkratz: ... .
Kommt den diese Varietät des Tertiärquazites am Fundplatz natürlich vor?

MFG Psearch


Guten Abend,

der Fundplatz ist ein Quellborn von etwa 6 x 15 Metern. Mit viel Keramik des 9./10. Jahrhunderts sowie Keramik des 12./14. Jahrhunderts. Die Scheibenfibel fand sich hier ebenfalls. Unter anderem fanden sich 5 Fragmente zugehörig zu einem Kugeltopf mit Henkel des 13. Jahrhunderts.
Im Quellborn und zugehörigen Bachlauf fand sich insgesamt, auf etwa 150 Metern,  nach einer zwei Begehungen ungewöhnlich viel Material.
Anfang März im Amt wird sich zeigen ob diese Fundbereiche bereits bekannt sind und wie sie angesprochen werden.

Wie bereits geschrieben kenne ich aus der näheren Umgebung aktuell nur Braunen Quarzit, der aber wohl nicht zur Werkzeug Herstellung genutzt wurde. Rohstücke von Grauem Quarzit sind mir noch nicht begegnet. Aber hier in Mittel-Hessen sind wir ja erst seit letztem Jahr unterwegs. Also ganz am Anfang vom Aufbau von Wissen und Erfahrung.

IG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

psearch


Birk

Das sehe ich genau so. Fragment eines Klingenabschlags mit Bulbus und Schlagnarbe. :-) Wobei ich solch Material noch nie in den Fingern hatte.

Gruß

Thomas

Levante

Guten Abend,

ich möchte mich hiermit nochmal bei euch bedanken, die Fundmeldung steht jetzt. Besonders fasziniert mich irgendwie der verbrannte Silex, ich habe ich nun schon mehrfach in die Hand genommen und genau angeschaut.  :glotz:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo


Quarzit zeigt auch bei jeder anderen Möglichkeit einen Bulbus .... besonders bekannt sind die scheinbaren Artefake aus Liedbergquarzit in NRW.
Man begeisterte sich lange Zeit über paläolithische Artefakte bis geklärt war, das der Pflug dort ganze Arbeit geleistet hatte.

Schlagmerkamle entstehen durch Perlusion, egal wie oder wer oder was den Schlag verursacht haben mag.

lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Verbrannte Stücke kommen relativ häufig vor, oder sagen wir mal, sie sind leichter zu sehen und werden deshalb häufiger gefunden. :-D Gruss..

psearch

Hallo Thomas,

deine Aussage:

"Quarzit zeigt auch bei jeder anderen Möglichkeit einen Bulbus .... besonders bekannt sind die scheinbaren Artefake aus Liedbergquarzit in NRW.
Man begeisterte sich lange Zeit über paläolithische Artefakte bis geklärt war, das der Pflug dort ganze Arbeit geleistet hatte.
Schlagmerkamle entstehen durch Perlusion, egal wie oder wer oder was den Schlag verursacht haben mag."

ist absolut richtig. Daher ist es meiner Meinung nach notwendig, auch immer die am Fundplatz vorkommenden lokalen Rohmaterialien in ihren ganzen Spektrum (Varietäten) zu erfassen und eine Referenzsammlung anzulegen. Funde mit eindeutigen Schlagmerkmalen und nicht-lokaler Herkunft sind dann einfacher als eindeutige steinzeitliche Artefakte anzusprechen. Und zusätzlich kann man Abschlagsversuche an dem Material durchführen, um etwas über dessen Bruchverhalten zu lernen.

Pseudoartefakte aus lokalen Rohmaterialien können nicht nur durch landwirtschaftliche Maschinen, sondern auch immer durch natürliche Prozesse entstehen. Daher ist ein Einzelfund mit allen typischen Abschlagsmerkmalen aus einem lokalen Rohmaterial immer mit Vorsicht zu sehen. Nur das Vorhandensein einer kompletten Produktionsserie [Abschläge mit Kortex -> Abschläge ohne Kortex -> Klingen (Kernkantenklingen, mit und ohne Kortex) -> Restkerne -> modifizierte Grundformen (Werkzeuge, Pfeilbewehrungen)] weist eindeutig die steinzeitliche Verwendung eines lokalen Rohmaterials nach.

Daher gilt meiner Meinung nach: Alles aus lokalen Rohmaterial mit eindeutigen Schlagmerkmalen erst einmal als Artefakt behandeln, und nach Varietäten sortiert über ein paar Jahre sammeln und fortlaufend den gesamten Komplex analysieren. Besteht er z.B. fast nur aus Kortexabschlägen, ja dann waren unsere Freunde die Kreiselegge und der Pflug eifrig an der Arbeit ... . Sind aber mehr Abschläge ohne Kortex als mit Kortex und auch Klingen und Restkerne enthalten, ja dann sieht es schon anders aus ... .

MFG Psearch

Mordar

Oh, je.
Das geht ja ganz schön durcheinander hier.
Na, dann will ich auch mal meinen Senf dazugeben.

Den verbrannten Silex würde ich schon als Siedlungsindikator sehen, da ich aus Levantes früheren Ausführungen schließe, dass er als Gestein ortsfremd ist. Die Form erinnert mich an bipolare Restkerne, wie ich sie aus dem Mesolithikum meiner Fundprovinz (Rheinland) kenne.

Bei der Quarzitklinge kann ich mich nur den Ausführungen psearchs anschließen.
Der von Thomas angeführte Vergleich mit den Liedberger Pseudoartefakten hinkt etwas.
Den Pflug kann man bei diesen Stuecken nur teilweise als Versacher anführen. Die Liedberger Quarzitartefakte sind Steinbruch-Abfall bzw. durch Steinraubarbeiten an römischen Ruinen entstanden. Deswegen tragen sie alle mehr oder weniger deutliche Schlagmerkmale. Den Pflug kann  man hier nur für  Pseudo - Retuschen verantwortlich machen. Ausserdem muss  man hinzufügen das die Highlights schlichte Fälschungen waren. Da wurde mit Schuhcreme patiniert und am Schreibtisch bei Fundzeichnungen kräftig geschummelt.
Von all dem Ballast  möchte ich Levantes Quarzitfund unbelastet sehen. Es scheint ein Klingenfragment zu sein. Ich würde es so ohne Rot zu werden der Amtsarchaeologie vorlegen.

:winke:
Gerd
The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

thovalo

#16

Einzelne Pseudoartefakte sind durchaus auch "beweglich" resp. bewegbar. Hier in Zusammenhang mit einem Bachlauf vielleicht irgendwo heraus erodiert.

Ich finde den Ansatz das die Aufmerksamkeit umso mehr steigen sollte je mehr deutliche Funde mit spezifischen Artefaktmerkmalen auftreten sehr zutreffend! Ein einzelnes Fragment n einer weiten Landschaft sollte aufgehoben und dann nach mehr Indizien gesucht werden.

Verbrannte Silices sind zumindest ein unzweifelhaftes Merkmal für ein bei hohen Temperaturen brennendes Feuer. Häufen sich die verbrannten Silices in einem bestimmte Bereich wird es spannend. Das ist in paläolithischen und mesolithischen Zusammenhängen mit umfangreicheren Fundinventaren besonders relevant.

In neolithischen Fundzusammenhängen ist der Michelsberger Kultur sind die Anteile verbrannter Artefakte besonders hoch (ca. 30% .... ich meine das steht so bei Lutz Fiedler ..... ). Zumindest kann ich diesen hohen Anteil aus eigener Erfahrung bestätigen.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Neos

Hallo, Gerd,

Zitat von: Mordar in 10. Februar 2018, 13:17:18
Den verbrannten Silex würde ich schon als Siedlungsindikator sehen, da ich aus Levantes früheren Ausführungen schließe, dass er als Gestein ortsfremd ist.

geglühter Flint ist ein möglicher, aber nicht 100-prozentig sicherer Indikator für einen Siedlungs- bzw. Lagerplatz. Man sollte m. E. nie außer Acht lassen, dass natürlich auch ein Landwirt z. B. durch Verbrennen eines Knicks (für alle Nicht-Norddeutschen: das ist eine Wallhecke) dafür gesorgt haben kann, dass Feuer auf den Flint einwirken konnte.

Ich vermute sehr stark, dass sich hargo auch deshalb so zu diesem Thema geäußert hat:

Zitat von: hargo in 09. Februar 2018, 00:28:01
Verbrannter Silex lässt möglicherweise den Rückschluss auf eine Feuerstelle zu.

Beste Grüße

Neos

Mordar

Hallo Neos,
die Betonung lag bei dem Flint auf ortsfremd. Ich weiss, dass es  für Euch Nordlichter nicht immer leicht zu verstehen ist, sber es gibt Gegenden in denen der Flint eben nicht einfach  So rumliegt.

:winke:
Gerd


The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

Neos

Hallo, Gerd,

Zitat von: Mordar in 11. Februar 2018, 02:11:04
die Betonung lag bei dem Flint auf ortsfremd. Ich weiss, dass es  für Euch Nordlichter nicht immer leicht zu verstehen ist, sber es gibt Gegenden in denen der Flint eben nicht einfach  So rumliegt.

ich verstehe Patrick so, dass er allein das Quarzitstück als ortsfremd einschätzt, nicht aber das geglühte Flintstück. Und was die Flint-Vielfalt in Norddeutschland im Vergleich zu anderen Teilen unserer schönen Republik angeht: Ich habe Gerüchte davon gehört...  :frech:

Viele Grüße

Neos

:back2: