schwarze Schönheit

Begonnen von Silex, 27. Dezember 2006, 19:00:32

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Silex

Diese Irrgängerin wurde mir gestern von einem Bekannten überreicht dessen Vater  Sie , schon vor 25 Jahren, im Gebälk eines Abrißhauses gefunden hatte.
Das  uralte Gebäude stand im Südwesten von Nürnberg.
Bei uns ging die Sage, dass Donnerkeile ( die  im Volksglauben beim Einschlag eines Blitzes angeblich entstanden sein sollen ) vor Blitzschlag schützen sollen. Hat jemand aus dem Nürnberger Raum Kontakt zur zuständigen Denkmalschutzbehörde  und ob dort - wegen der sekundären Auffindung- überhaupt Interesse an einer wissenschaftlichen Auswertung  dieses  Paradestücks besteht. 
Ich würde es leihweise zur Verfügung stellen- müßte es dann aber dem Erben des Finders wieder zurückgeben.
Ist es ein Amphibolitbeil? Sind solche oder ähnliche Funde im Nürnberger Umfeld  jemandem bekannt?

Danke für die evtl. Mühen
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Notker

Schönes Stück!
Kenne diesen Aberglauben auch aus Norddeutschland. Man ging davon aus, dass der Blitz nie zweimal an der selben Stelle einschlug. Da man Beile als Produkt von Blitzen ansah, legte man sie dorthin, wo diese nicht einschlagen sollten. So versuchte man den Blitz zu überlisten.

Sax

Hi,
im Norddeutschen Raum gab es auch den Aberglauben, Steinbeile auf den Feldern zu verteilen (welchen Grund das hatte, ist mir entfallen)
Was ich aber noch viel interessanter finde. Da der Bedarf an Steinbeilen für den Aberglauben recht groß war, hat sich das fahrende Volk auf den Jahrmärkten etc. damals etwas dazu verdient in dem es solche Steinbeile herstellte.
Somit ist wohl nicht unbedingt jedes Steinbeil wirklich alt.
So jedenfalls hat es unser ehemaliger Landesarchäologe in einem Vortrag erwähnt.

Gruß
Sax
Gruß Micha

Rambo

Also, das Steinbeile unbedingt alt sein müssen, ist sicherlich eine Legende. Steinbeile wurden sehr, sehr lange weiterbenutzt, ich habe irgendwo  gelesen,  das  sogar  im FMA noch verwendet wurden. Überhaupt wuden sehr viele "Gegenstände" lange Zeit benutzt, alles was sich bewährt hat hat man weiterverwendet.
Übrigens, ich kenne eine Rundnackenaxt, die wurde als Gewicht für eine Pendeltuhr verwendet. Bis sie jemand als Rundnackenaxt erkannte und sie dem Besitzer abschwatzte.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Der Wikinger

Zitat von: Silex in 27. Dezember 2006, 19:00:32

Bei uns ging die Sage, dass Donnerkeile ( die  im Volksglauben beim Einschlag eines Blitzes angeblich entstanden sein sollen ) vor Blitzschlag schützen sollen.


Hallo Leute  :-)

Genau die gleiche Sage ging hier bei uns in DK, und es ist garnicht ungewöhnlich diese in den Mauern von alten Gebäuden zu finden.  :super:

Ausserdem wurde im Mittelalter ein Donnerkeil (Tordenkile) zusammen mit anderen Sachen in den Bierfass gelegt, damit das Bier nicht sauer werden sollte.
Also Prost !!  :prost: :zwinker:

Buddelbär

Moin,

die Verwendung von Steinbeil(klingen) im FMA beruhte auf der Verwendung als "Probierstein", um z.B. eine Münze als vergoldet statt massiv zu entarnen. Das geht natürlich nur mit Felsgesteinbeilklingen. In FMA Gräbern finden sich so z.B. bandkeramische Dechsel mit entsprechenden Abriebspuren.

Die Verwendung in Häusern kenne ich auch aus Norddeutschland, z.b. unter der Schwelle zum Kuhstall.

Grüße, Buddelbär  

Notker

Zitat von: Buddelbär in 27. Dezember 2006, 20:33:34
die Verwendung von Steinbeil(klingen) im FMA beruhte auf der Verwendung als "Probierstein", um z.B. eine Münze als vergoldet statt massiv zu entarnen.

Sowas hab ich auch schonmal gelesen. :idee:

Khamsin

Salaam!

Vielleicht noch dieser Hinweis:

"..., denn der deutsche Donar (ein Gott, nach dem der Tag zwischen Mittwoch und Freitag benannt ist, KIS) werfe eigentlich nur keillförmige Steine vom Himmel heraub. Doch ist gerade die letztere Vorstellung keine ausschliesslich oder auch nur vorwiegende germanische. Andree hat nachgewiesen, dass überall auf der Erde, wo prähistorische Steinbeile gefunden werden, sich an diese Gegenstände Anschauungen knüpfen, die häufig bis ins einzelne untereinander übereinstimmen; er betont mit Recht, dass der Glaube an die himmlische Abkunft und zauberkräftige Wirkung der Steingeräte erst entstanden sein könne, als man sich ihrer nicht mehr bediente und sie bei gelegentlichen Funden als etwas Geheimnisvolles ansah. In diesen Schluss ist nun allerdings die Tatsache nicht einbegriffen, dass bei weitem nicht überall nur Steingeräte als Donnerkeile angesprochen werden. Im Gebiet der Juraformation sind es die Belemniten, an den Nordseeküsten dazu versteinerte Seeigel, gelegentlich auch Seesterne und Muscheln, in Kärnten und der Oberpfalz Bergkristallstücke, andernorts überhaupt merkwürdig aussehende Steine, besonders auch Meteore."

Zitiert aus H. Freudenthal, Das Feuer im Deutschen Glauben und Brauch (Berlin 1931), Seite 19.

Besonders gefreut hat mich der Hinweis von Buddelbär auf die wichtige Funktion von neolithischen Steinbeilklingen als Probierstein für die Probe des Goldgehaltes (lat. coticula) aus frühmittelalterlichen Gräbern. Kann ich nur bestens bestätigen, aber wer kennt schon solche Artefakte. @BuBä: Mein verbindlicher Dank!

Beste Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Buddelbär

Hallo Khamsin,

vielen Dank für die Blumen !  :winke:

Grüße Budelbär

Silex

Inzwischen hab ich die genaue Fundstelle des Beils. Hechlingen am See, mit genauer Flurnummernbezeichnung.
Meine Frage an die Franken: welches  Landesamt für Denkmalpflege ist da zuständig.

(Ich glaube es ist ein Amphibolitbeil.
Und es verwundert mich dass hier keiner fragt warum die "Unterseite" nicht beschliffen wurde oder diese Tatsache auch nur anspricht. Ich habe diese meine Frage absichtlich weggelassen weil ich mir sicher war , dass ein Interessierter daran einen Gedanken verschwendet. Warum schleifen diese "fernen Menschen" in vielen, mühevollen  Stunden ein perfektes Stück bis ins Detail und lassen dann eine Seite fast unbehandelt?)


Danke für Eure Hilfe
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Servus Edi,

ein exquisites Beil, Gratulation!
Aber auf Deinen Fotos konnte ich die unbehandeltes Unterseite nicht erkennen. Ich seh nur Seiten-Seiten. "Nur" gepickte Seiten sind aber häufig - oder?
Das schwarze glänzige Gestein könnte wirklich Amphibolith sein. Allerdings kann man Wetzschiefer auch so hübsch hinkriegen.
Egal, ein Supergerät!

Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

servus RP,
Ein Foto ist  auf der Elektronenreise verlorengegangen (das Letzte) ich  brings noch einmal.
Unbehandelt, also grob gepickt ist lediglich die Unterseite (1. Bild) und der Nacken... alle anderen Flächen sind sorgfältig, handschmeichelnd überschliffen.
"Nur gepickte Seiten" gibts bei uns glaube ich kaum....sie wurden vermutlich in jedem Falle noch mal grob beschliffen.
Die Unterseite  dieses Teils scheint auch so eine Art "Grobfinish" erhalten zu haben.
Servus einstweilen
Morgen wird wieder geknechtet
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Gladiator

Hallo Silex,

vielleicht hier:

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Abt. Praktische Denkmalpflege – Bodendenkmalpflege
Hofgraben 4
80539 München
Postfach 10 02 03
80076 München
Tel. 089/2114-293
Fax 089/2114-407
E-Mail: poststelle@blfd.bayern.de

Oder: Dr. C. Sebastian Sommer
Landeskonservator Leiter der Abt. Praktische Denkmalpflege – Bodendenkmalpflege im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Abt. Praktische Denkmalpflege – Bodendenkmalpflege
Hofgraben 4
80539 München
Postfach 10 02 03
80076 München
Tel. 089/2114-294 oder -293
Fax 089/2114-407
E-Mail: sebastian.sommer@blfd.bayern.de

Grüße

Silex

Danke Gladiator, für Deine gutgemeinte Hilfe,
inzwischen hab ich auch den genauen Auffindungsort herausbekommen: Hechlingen am See   - welches Franken ist das?
Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.