Blattspitze

Begonnen von Octavian MMXII, 08. Januar 2012, 15:43:08

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Octavian MMXII

Hi,

heute Mal ein Fund von meinem Opa =) bin schon ganz gespannt wie ihr das Fundstück einordnet!

Fundort: im Donautal, der Acker liegt auf einer Anhöhe unmittelbar am Wald knapp 498 m über NN, gefunden wurde dort bisher noch nichts. Der Acker ist recht eben und liegt auf der höchsten Stelle des weiter weg flach abfallenden Geländes.

Das Fundstück hat eine gleichmäßige, elliptische Form mit dünnem Blatt und weist eine graue, etwas glänzende Farbe und die feine, messerscharfe Retuschierung der rundum laufenden Schneidkanten auf. Auffallend ist auch, dass die ganze Oberfläche bearbeitet ist und so der elliptische Querschnitt mit nur gut 0,7cm Stärke entstand. Die genaue Länge mit der einen abgebrochenen Spitze beträgt 14,2 cm. An dem abgebrochenen Stück ist ein 2 cm langes, weißes Rindenstück der Silexknolle, oder des Plattenhornsteins, aus der das Teil gefertigt wurde. Die größte Breite des sehr gleichmäßig elliptischen Feuersteingeräts beträgt 4,1cm.

bin schon sehr gespannt auf Eure Antworten!

Lg und einen schönen Sonntag,
Tom

LITHOS

Hi,
ist doch eher ein endeol.-frühbronzeztl. Dolch. :kopfkratz:
Grüße!

Marienbad

Zitat von: LITHOS in 08. Januar 2012, 16:04:43
Hi,
ist doch eher ein endeol.-frühbronzeztl. Dolch. :kopfkratz:
Grüße!


das sehe ich auch so    :super:

steinwanderer

Moin Tom,
wie meine Vorredner schon sagten, ist es keine Blattspitze. Dafür aber ein wunderschöner komplett erhaltener Dolch. Das waren noch Zeiten als Dein Opa unterwegs war.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

insurgent

Wenn der Fundort Norddeutschland wäre würde ich dem zustimmen, aber Donau  :kopfkratz:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

LITHOS

Ließ mich auch stutzen.

Furchenhäschen

Zitat von: insurgent in 08. Januar 2012, 17:26:13
Wenn der Fundort Norddeutschland wäre würde ich dem zustimmen, aber Donau  :kopfkratz:

Servus,
weshalb?
meiner Ansicht eindeutig ein endneolithischer Dolch.
Wäre auch für eine Blattspitze zu langschmal ausgelegt. Die Flächenretuschierungen unterscheiden sich doch grundlegend.
Hde
Peter

StoneMan

Zitat von: Octavian MMXII in 08. Januar 2012, 15:43:08
... Auffallend ist auch, dass die ganze Oberfläche bearbeitet ist und so der elliptische Querschnitt mit nur gut 0,7cm Stärke entstand. Die genaue Länge mit der einen abgebrochenen Spitze beträgt 14,2 cm. An dem abgebrochenen Stück ist ein 2 cm langes, weißes Rindenstück der Silexknolle, oder des Plattenhornsteins...

Moin,

"auffallend" finde ich die gänzliche Flächenretusche nicht - aber sehr schön.

Glückwunsch zu diesem äußerst feinem Fundbeleg  :super:

Da sich an dem einen Ende noch Cortex befindet, kann man doch wohl davon ausgehen, dass
die komplette Länge des Fundbeleges vorliegt (?).

Die partiellen Aussplitterungen an der einen lateralen Kante sind nicht sehr deutlich, sind
das Beschädigungen oder sind Beschädigungen nachgearbeitet, oder gar intetionelle Retuschen?

Wäre nett wenn Du davon und von der Stelle mit Cortex noch ein paar Bilder nachschießen könntest  :Danke2:

Und an die Kenner der Region die Frage, gibt es solche gänzlichen Flächenretuschen bei
Plattenhorstein auch oder liegt dann anderer Rohstoff aus der Region vor?

Gruß

Jürgen

PS es sieht (für mich) tatsächlich nordisch aus, allerdings hatte ich aus dem Süden noch
nie etwas in der Hand.
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Furchenhäschen

Servus,
anbei ein Link,
Blattspitzen des Solutreen, die zeigt, dass sich die Flächenretuschierung grundsätzlich  unterscheidet.
http://www.praehistorische-archaeologie.de/wissen/die-steinzeit/jungpalaeolithikum/solutreen/
HdE
Peter

Moonk

Hallo Tom, ein wunderschönes Stück hat dein Opa da gefunden. :super:
Kannst du bitte ein Bild machen wo die Spitze nach oben zeigt. :friede:
Eine Blattspitze könnte es meiner Ansicht nach auch sein, die Patina spricht ja nicht gegen ein höheres Alter.

HG Hermann :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

StoneMan

Zitat von: Furchenhäschen in 08. Januar 2012, 18:09:38
...
meiner Ansicht eindeutig ein endneolithischer Dolch.
Wäre auch für eine Blattspitze zu langschmal ausgelegt. Die Flächenretuschierungen unterscheiden sich doch grundlegend.
...

Moin,

ich habe mal ungeachtet der Größenunterschiede (die nicht immens sein sollten [?]), die Blattspitze aus dem
schönen Link von F. (danke dafür) und das vorgestellte Artefakt übereinander gelegt, damit man eine Vorstellung bzw.
einen Vergleich des Verhältnisses von Länge und Breite bekommt.

@ Furchenhäschen,

was ist es was den grundlegenden Unterschied der Flächenretusche bei der Blattspitzte ausmacht?
Kannst Du dazu Näheres über die Technik/Handhabung der Herstellung sagen?

Gruß

Jürgen

PS und bitte bitte noch zwei Bilder von beiden Seiten  (vorn und hinten).
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Furchenhäschen

#11
Servus,
nicht nur die schönen Bilder ansehen!

In den Textpassagen des Links ist ausgiebig beschrieben wie die Flächenretuschierung der Blattspitzen im Solutreen ausgeführt wurde!
Das brauche ich doch nicht extra zu erklären.

Das für den Dolch verwendete Material könnte durchaus evtl. Baiersdorfer Plattenhornstein sein.

Du bist doch selbst Spezialist in Sachen Schlagtechnik im Solutreen zur Blattspitzenherstellung und  Flintdolchherstellung im Neolithikum.
Wenn Du meinst Du musst nur ne Blattspitzenfoto drüberschieben und das wärs dann schon, erklären sollen dann wohl mal andere!
Das war nur ein Beispiel. Zufällig passt wohl diese Blattspitze, zwar nicht von der Größe aber was solls, gell.  Wenn musst Du schon Blattspitzenprodukte aus dem Süddeutschen Raum nehmen.

Weshalb sind auf der Flächenbearbeitung des Dolches Wallnerlinien erkennbar? Vom Drücken wohl kaum!
Hde
Peter

StoneMan

Zitat von: Furchenhäschen in 08. Januar 2012, 21:48:01
...
Du bist doch selbst Spezialist in Sachen Schlagtechnik im Solutreen zur Blattspitzenherstellung und
Flintdolchherstellung im Neolithikum.
Wie Du darauf kommst ist mir schleierhaft. Meine Kenntnis vom Solutréen ist ist so gering,
wie die Entfernung groß ist zu meinem Fundgebiet im Norden.

Zitat von: Furchenhäschen in 08. Januar 2012, 21:48:01
...
Wenn Du meinst Du musst nur ne Blattspitzenfoto drüberschieben und das wärs dann schon, ...
Das war nur ein Beispiel. ...Blattspitzenprodukte aus dem Süddeutschen Raum nehmen.
Ich meine gar nichts, ich hatte den Vergleich genommen weil ich annahm, da er von Dir kommt,
er würde passen und da Du meintest das Artefakt wäre für "eine Blattspitze zu langschmal ausgelegt",
hatte ich Deine Blattspitze darüber gelegt.

Gut, Du hast es mir erklärt, dass das nicht so geht - nu wees ik bescheid.

Zitat von: Furchenhäschen in 08. Januar 2012, 21:48:01
...
Weshalb sind auf der Flächenbearbeitung des Dolches Wallnerlinien erkennbar? Vom Drücken wohl kaum!
...

Aber, das heißt doch nicht, dass die feinen Neolithischen Dolche und Sicheln nicht gedrückt wurden oder?

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Furchenhäschen

Zitat von: StoneMan in 08. Januar 2012, 22:25:23
Wie Du darauf kommst ist mir schleierhaft. Meine Kenntnis vom Solutréen ist ist so gering,
wie die Entfernung groß ist zu meinem Fundgebiet im Norden.
Ich meine gar nichts, ich hatte den Vergleich genommen weil ich annahm, da er von Dir kommt,
er würde passen und da Du meintest das Artefakt wäre für "eine Blattspitze zu langschmal ausgelegt",
hatte ich Deine Blattspitze darüber gelegt.

Gut, Du hast es mir erklärt, dass das nicht so geht - nu wees ik bescheid.

Aber, das heißt doch nicht, dass die feinen Neolithischen Dolche und Sicheln nicht gedrückt wurden oder?Gruß

Jürgen

Servus erstmal,
das hat auch niemand behauptet!
Beim übereinanderlegen der Objekte hat´s die aber auch a wengerl verschoben. :zwinker:
Nimm doch zum direkten Vergleich besser die Blattspitzen aus den Weinberghöhlen, die passen auch eher zur Fundgegend.
Um die Versuchsreihe noch zu komplettieren solltest Du aber auch andere, weitere endneolithische Dolche beispielhaft per Fotomontage übereinanderlegen!
Hde
Peter :winke:

Der Wikinger

Moin  :-)

Wenn ich mal ein bisschen aus dem Norden dazwischenspekulieren darf?  :-D

Ich habe keine Kenntnisse zu weder Dolchen noch Blattspitzen des Südens.
Ich kann nur sagen, dass das Stück unmittelbar wie ein Lanzett-Dolch Typ 1 der nordischen Terminologie aussieht.
... aber auch nur unmittelbar.  :belehr:
Zu klären wäre, ob die weisse Partie tatsächlich Kortex ist, oder ein Band von Flint mit anderer Farbe.
Das wäre von Bedeutung, denn als Dolch nordischen Typs wäre der Dolch zu Breit am Griff, wenn zu Typ 1 einzuordnen.
Diese sind nähmlich wesentlich schmaler am Griff-ende.

Nur einige Gedanken von einem Nordmannen, der nicht unmittelbar entscheiden kann, ob es nun ein Dolch oder eine Blattspitze ist.  :winke:

StoneMan

Zitat von: Furchenhäschen in 08. Januar 2012, 22:46:38
Servus erstmal,
das hat auch niemand behauptet!
...
Moin auch,

Zitat von: Furchenhäschen in 08. Januar 2012, 21:48:01
...
Weshalb sind auf der Flächenbearbeitung des Dolches Wallnerlinien erkennbar? Vom Drücken wohl kaum!
...
Peter
...na das liest sich doch, als wenn beim Drücken keine Wallnerlienien entstehen könnten.

Zitat von: Furchenhäschen in 08. Januar 2012, 22:46:38
...
Beim übereinanderlegen der Objekte hat´s die aber auch a wengerl verschoben. :zwinker:
...
Ich wollt ja eigentlich nicht weiter polemisieren, aber wenn ich Fotos übereinander lege,
verändere oder verschiebe ich daran keine Proportionen (Verhältnis der Längen und Breiten) - da nützt auch kein Zwinkerli.
Ich glaube Du hast Deine Monitoreinstellungen immer noch nicht in den Griff bekommen :winke:

Schönen Gruß

Jürgen

PS - sag ich doch Steen, für mich sieht das Teil auch nordisch aus.
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

Das ist ja eine 'typische' interessante Diskussion mit Migrationshintergrund.
Sowohl das Solutreen als auch die 'Dolchzeit' schufen Spitzenprodukte, die sich
hinsichtlich der Technik nahe kommen.

Unter dem Migrationsaspekt ist das Solutreen (leider) nicht bis in die Norddeutsche Tiefebene vorgedrungen. Man mag den Nordlichtern den Mangel an Erfahrung mit diesem Typus nachsehen.
Wenn ich es aber richtig sehe, dann können Blattspitzen in der Größe sehr stark
variieren. Da sie von Nord-Spanien bis Süd-Deutschland vorkommen sind sie auch aus
sehr unterschiedlichen Materialien gefertigt. (Auch Artefakte der Inuit werden als Blattspitzen bezeichnet.) Vom Typus her haben sie ihre breiteste Stelle aber eher im unteren Viertel.

Über die südliche Verbreitung von Dolchen aus 'Baltischem Flint' hab ich noch keine
zusammenfassende Arbeit gesehen. Das wäre auch ein interessantes Thema.
Ein Cortexrest am Ende ist für Dolche (und Sichel) aus Baltischem Flint eher typisch.
Wenn Dolchklingen aus Le Grand Pressigny ihren Weg bis (fast) an die Nordsee schafften,
ist ein Austausch vom Norden bis zur Donau auch nicht ausgeschlossen.

Es ist auf jeden Fall ein interessantes Fundstück - ich halte es auch für einen Dolch.
Wallnerlinien tragen sowohl die mir vorliegenden Dolche als auch das Original-Replikat
einer Blattspitze von Bernard Ginelli.

Schöne Grüße
Jan




StoneMan

Zitat von: Der Wikinger in 08. Januar 2012, 23:00:34
... denn als Dolch nordischen Typs wäre der Dolch zu Breit am Griff, wenn zu Typ 1 einzuordnen.
Diese sind nämlich wesentlich schmaler am Griffende.

Nur einige Gedanken von einem Nordmannen, der nicht unmittelbar entscheiden kann, ob es
nun ein Dolch oder eine Blattspitze ist.  :winke:

Moin,

die Anmerkung von Steen, zum Griff eines nordischen Dolches, möchte ich noch einmal aufgreifen.
Die Griffe dieser Typen sind dann i. R. auch deutlich dicker als das Blatt.
Ich denke mir, dass jedem Dolch das zugute käme, es sei denn er wird geschäftet.

Bei dem vorliegenden Stück könnte natürlich das Ende mit dem abgebrochenen Teil,
an dem ja auch die laterale Kante "eingezogen" ist (?) als Schäftungsende gedient haben,
denn es scheint nicht dicker zu sein, als der übrige Teil.
Dafür (zum Schäften) ist mir allerdings die gegenüberliegende Lateralkante zu aufwändig retuschiert.

Im Norden gibt es Flintsegl (Flintsicheln) bei denen beide Lateralkanten konvex sind.
Zugegeben - diese Schneidwerkzeuge gehen dann fast in Richtung Halbmondmesser und
haben nun nichts mehr mit dem vorgestellten Artefakt zu tun - soll lediglich eine
Anregung sein.

Eventuell ist das Teil auch nicht wunschgemäß fertiggestellt worden.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Octavian MMXII

Hey,

bin eben heimgekommen und berichte weiteres.
Habe schon vermutet, dass dieses zunächst als ,,graues Plastikmesser" aufgelesene Stück nicht so leicht zuzuordnen ist.
Mein Opa sagt ja, es sei der Fund seines Lebens =)
Toll wie Ihr nach Lösungen sucht!! Vieles erfahren wir aus Euren Diskussionen und Links, allen großen Dank für die Beiträge!
Auch wir sehen eine große Ähnlichkeit mit den Blattspitzen aus dem Solutreen. Doch zwischen unserer Gegend und den Solutreen - Siedlungen in Frankreich gab es zu der Zeit viele Gletscher, Eis und Schnee, sodass damals wohl keine Verbindung bestand.

Alle Bilder des Fundberichts (Sept. 2010) habe ich gezeigt. Noch ergänzend, das weißliche Rindenstück ist 2 cm lang.
Das Fundstück selber wurde im Spätherbst 2010 dem Baden-Württembergischen Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen/Neckar übergeben. Das Material und damit seine Herkunft soll in Bälde zerstörungsfrei untersucht werden.
Das Denkmalamt ist nach dem momentanen Forschungsstand der Meinung, dass es sich um einen jungsteinzeitlichen Fund handelt. Genau wie Ihr  :zwinker:

Als Beispiel wird der geschäftete ,,Steinzeitdolch von Allensbach" genannt, Ausgrabung  Landesamt für Denkmalpflege BW.
Der Fund  vom 2.4.2003 stammt von der um 2 914 v.Chr. gegründeten Pfahlbausiedlung in Allensbach. Das Material des perfekt gearbeiteten Dolchs ist hochwertiger oberitalienischer Feuerstein.

Wir sind echt gespannt, was die anstehende Materialuntersuchung aussagen wird.
Sobald der Feuersteindolch, wie versprochen im Frühjahr zurückgegeben wird, werde ich berichten und noch ein paar Fotos hochladen.

Beim Archäologiecolloquium in Heidenheim 2011 (Verleihung Kurt-Bittel-Preis) wurde leider nur anhand eines Fundbildes von Kennern auch an die Blattspitzen der Neandertalerzeit gedacht. (Späte Neandertaler Südosteuropa)
Doch der Vergleich mit den unweit von uns in der Haldensteinhöhle bei Lonsee gefundenen Blattspitzen aus dem späten Mittelpaläolithikum lässt eben doch eher an ,,Ötzis Dolch" denken.

Mal sehen, wie es sich weiter entwickelt =)

LG Tom

Furchenhäschen

Zitat von: Octavian MMXII in 09. Januar 2012, 17:31:46
Hey,

Das Denkmalamt ist nach dem momentanen Forschungsstand der Meinung, dass es sich um einen jungsteinzeitlichen Fund handelt. Genau wie Ihr  :zwinker:

Als Beispiel wird der geschäftete ,,Steinzeitdolch von Allensbach" genannt, Ausgrabung  Landesamt für Denkmalpflege BW.
Der Fund  vom 2.4.2003 stammt von der um 2 914 v.Chr. gegründeten Pfahlbausiedlung in Allensbach. Das Material des perfekt gearbeiteten Dolchs ist hochwertiger oberitalienischer Feuerstein.


LG Tom


Servus Tom,
danke nochmal für das zeigen des herausragenden Fundstückes.

Allerdings musst Du dir an dieser Stelle auch die Frage gefallen lassen weshalb Du uns diese Infos nicht gleich von Anfang an gegeben hast, uns also vorenthalten hast!

HdE
Peter

Furchenhäschen

Zitat von: Steinkopf in 08. Januar 2012, 23:45:52
Das ist ja eine 'typische' interessante Diskussion mit Migrationshintergrund.
Sowohl das Solutreen als auch die 'Dolchzeit' schufen Spitzenprodukte, die sich
hinsichtlich der Technik nahe kommen.

Unter dem Migrationsaspekt ist das Solutreen (leider) nicht bis in die Norddeutsche Tiefebene vorgedrungen. Man mag den Nordlichtern den Mangel an Erfahrung mit diesem Typus nachsehen.
Wenn ich es aber richtig sehe, dann können Blattspitzen in der Größe sehr stark
variieren. Da sie von Nord-Spanien bis Süd-Deutschland vorkommen sind sie auch aus
sehr unterschiedlichen Materialien gefertigt. (Auch Artefakte der Inuit werden als Blattspitzen bezeichnet.) Vom Typus her haben sie ihre breiteste Stelle aber eher im unteren Viertel.

Über die südliche Verbreitung von Dolchen aus 'Baltischem Flint' hab ich noch keine
zusammenfassende Arbeit gesehen. Das wäre auch ein interessantes Thema.
Ein Cortexrest am Ende ist für Dolche (und Sichel) aus Baltischem Flint eher typisch.
Wenn Dolchklingen aus Le Grand Pressigny ihren Weg bis (fast) an die Nordsee schafften,
ist ein Austausch vom Norden bis zur Donau auch nicht ausgeschlossen.

Es ist auf jeden Fall ein interessantes Fundstück - ich halte es auch für einen Dolch.
Wallnerlinien tragen sowohl die mir vorliegenden Dolche als auch das Original-Replikat
einer Blattspitze von Bernard Ginelli.

Schöne Grüße
Jan





Servus Jan,
aber die auffällig flache meisterliche Flächenretusche des Dolches unterscheidet sich recht deutlich zu den doch tieferen Flüchenretuschen der Blattspitzen!
HdE Peter

rolfpeter

Servus,

so richtig eindeutig kann zumindest ich eine gut gearbeitete Lorbeerblatt-Spitze nicht von dem hier vorgestellten Fund unterscheiden. Habe mal Bilder aus dem Museum in Le Grand Pressigny angehängt.

Trotzdem würde auch ich für einen Dolch aus norditalienischem Feuerstein plädieren. Der Allensbach-Dolch hat im Gegensatz zu dem Fund hier, eine eingezogene, geschulterte Basis. Aber es gibt auch tropfenförmige, langschmale  Dolche, die in Süddeutschland gefunden wurden, z.B. den Dolch von Dobl, ausgestellt in Rosenheim.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

StoneMan

Zitat von: Furchenhäschen in 09. Januar 2012, 18:35:30
...
Allerdings musst Du dir an dieser Stelle auch die Frage gefallen lassen weshalb Du uns diese Infos nicht
gleich von Anfang an gegeben hast, uns also vorenthalten hast!
...
Moin,

...ich liebe solche Tests  :smoke:

@ Rolf Peter, danke

Zitat von: rolfpeter in 09. Januar 2012, 19:44:59
...
so richtig eindeutig kann zumindest ich eine gut gearbeitete Lorbeerblatt-Spitze
nicht von dem hier vorgestellten Fund unterscheiden.

...

Ich nämlich auch nicht.

Und dann doch noch einmal die Frage an Furchenhäschen.
Wie/wodurch entsteht der Unterschied der auffällig flachen meisterlichen Flächenretusche des Dolches
und der doch recht deutlich, tieferen Flächenretuschen der Blattspitzen?

Das ist kein Test, lediglich eine Frage!

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Furchenhäschen

Zitat von: StoneMan in 09. Januar 2012, 20:55:05
Moin,

...ich liebe solche Tests  :smoke:

@ Rolf Peter, danke

Ich nämlich auch nicht.

Und dann doch noch einmal die Frage an Furchenhäschen.
Wie/wodurch entsteht der Unterschied der auffällig flachen meisterlichen Flächenretusche des Dolches
und der doch recht deutlich, tieferen Flächenretuschen der Blattspitzen?

Das ist kein Test, lediglich eine Frage!

Gruß

Jürgen

Servus,

Blattspitze als Eingangsthread zu schreiben, wohlwissend, dass Fachleute das Landesamt für Denkmalpflege und auch schon andere! sich auf einen Dolch festlegten finde ich jetzt nicht sehr prickelnd, dies ist aber sicherlich Geschmacksache, ich spiele halt lieber mit offenen Karten!!!
Dies stellt eben eine Schaffung falscher Tatsachen dar!
Hätte man geschrieben Blattspitze??
wäre für mich die Sache deutlicher.
Aber das sind eben nur Befindlichkeiten die mich zwar etwas stören aber eben nur am Rande tangieren.

Je nachdem wer vom LFD urteilte "dies sei ein Dolch", so würde ich doch als Laie (wie wir wohl zu bezeichnen sind) diese Aussage womöglich eines absoluten Fachmannes auf dem Gebiet nicht anzweifeln wollen lieber Jürgen, da haben wir den ............. zu weit unten.

Um den Unterschied zwischen den Bearbeitungsmerkmalen, genau dieses Dolches und einer Blattspitze, wie z.B. das von RP angehängte Blattspitzenfoto festzustellen genügt es m.E. einfach diese beiden Stücke gründlichst miteinader zu vergleichen. Wie soll ich Dir denn den Unterschied noch besser erklären als ich es im vorigen Thread schon kurz und bündig andeutete.
Meine Empfehlung genau ansehen und vergleichen, vielleicht noch mit den vielen anderen Vergleichsstücken die es überall im Netz zu finden gibt.

HdE
Peter :winke:

Steinkopf

Tom hat ein Fass geöffnet und zumindest mich mal wieder richtig
zum Hinschauen, Nachlesen, Grübeln gebracht.
Ich finde es war eine gute Dramaturgie.

Ich kann auch Peters Einwand verstehen - aber der Thread wäre nicht so hochgelaufen.
Nun bleibt noch die Spannung bis zum 'zerstörungsfreien' Schluss des Plastikmessers!

Jan

Furchenhäschen

Zitat von: Steinkopf in 09. Januar 2012, 21:32:09
Tom hat ein Fass geöffnet und zumindest mich mal wieder richtig
zum Hinschauen, Nachlesen, Grübeln gebracht.
Ich finde es war eine gute Dramaturgie.

Ich kann auch Peters Einwand verstehen - aber der Thread wäre nicht so hochgelaufen.
Nun bleibt noch die Spannung bis zum 'zerstörungsfreien' Schluss des Plastikmessers!

Jan

Servus Jan,
damit hast Du selbstverständlich auch wieder Recht. :super:

Trotzdem muss man ja auch dem Tom danken, dass er die herrlichen Stücke hier zeigt!

HdE

Peter :winke:

StoneMan

Moin nochma,  :friede:

Zitat von: Furchenhäschen in 09. Januar 2012, 21:16:52
...
Blattspitze als Eingangsthread zu schreiben, wohlwissend, dass Fachleute das Landesamt
für Denkmalpflege und auch schon andere! sich auf einen Dolch festlegten finde ich jetzt nicht sehr prickelnd,
dies ist aber sicherlich Geschmacksache, ich spiele halt lieber mit offenen Karten!!!

...

Zitat von: StoneMan in 09. Januar 2012, 20:55:05
Moin,

...ich liebe solche Tests  :smoke:

...

Auf die Idee, dass das von mir Ironie war kommst Du erst gar nicht?


Zitat von: Furchenhäschen in 09. Januar 2012, 21:16:52
...
Je nachdem wer vom LFD urteilte "dies sei ein Dolch", so würde ich doch als Laie (wie wir wohl zu bezeichnen sind)
diese Aussage womöglich eines absoluten Fachmannes auf dem Gebiet nicht anzweifeln wollen lieber Jürgen,
da haben wir den ............. zu weit unten.

Warum Du diese Bemerkung in meine Richtung machst, weiß ich schlicht und einfach nicht.


Zitat von: Furchenhäschen in 09. Januar 2012, 21:16:52
...
Um den Unterschied zwischen den Bearbeitungsmerkmalen, genau dieses Dolches und einer Blattspitze,
wie z.B. das von RP angehängte Blattspitzenfoto festzustellen genügt es m.E. einfach diese beiden Stücke
gründlichst miteinader zu vergleichen. Wie soll ich Dir denn den Unterschied noch besser erklären als ich es
im vorigen Thread schon kurz und bündig andeutete.
Meine Empfehlung genau ansehen und vergleichen, vielleicht noch mit den vielen anderen
Vergleichsstücken die es überall im Netz zu finden gibt.

Letzter Versuch, und vielleicht habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt (ich meine schon).
Zitat von: StoneMan in 09. Januar 2012, 20:55:05
...
Wie/wodurch entsteht der Unterschied der auffällig flachen meisterlichen Flächenretusche des Dolches
und der doch recht deutlich, tieferen Flächenretuschen der Blattspitzen?
...
Es geht doch nicht ums genau Ansehen, Vergleichen und Erkennen der offensichtlich unterschiedlichen Retuschen.
Es geht nicht um die Bearbeitungsmerkmale (die ich sehe), sondern um die Bearbeitung als solches. Wie sie hergestellt wurden.
Mit welchen unterschiedlichen Techniken?


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Octavian MMXII

Hi,

ich wollte Euch wirklich keine Informationen vorenthalten! Zum derzeitigen Zeitpunkt geht die Einschätzung des Landesdenkmalamtes zwar in Richtung Dolch, aber es ist meiner Meinung immer noch nicht ausreichend geklärt, ob es nicht vielleicht doch um ein unfreiwillig abgeänderte Blattspitze handelt (die Idee von StoneMan finde ich nämlich sehr interessant!).
Neben der Einschätzung des Denkmalamtes (von denen mein Opa mir auch erst heute berichtet hat) gab es noch weitere Vermutungen in Richtung Blattspitze, deswegen der Thread-Name. Es war aber ein Fehler keine Fragezeichen hinter dem Thema zu machen. An dieser Stelle muss ich Furchenhäschen Recht geben!
War so nicht geplant...sorry deswegen!

Aber auch ohne diese Informationen: Archäologen können sich auch nur Menschen und können sich irren (vor allem wenn noch keine richtigen Untersuchungen vorliegen). Da ich mir bei diesem Fund selbst kein Urteil zutraue, war ich gespannt auf Eure unabhängigen Meinungen und Ideen!
Hier im Forum gibt es sehr viele Profis mit unglaublichem Fachwissen...würde hier absolut nicht mehr von Laien sprechen ;)

Vielen Dank nochmals für Eure schnellen und fundierten Antworten!
Lg Tom

Furchenhäschen

Zitat von: StoneMan in 09. Januar 2012, 22:11:39
Moin nochma,  :friede:

Auf die Idee, dass das von mir Ironie war kommst Du erst gar nicht?

Warum Du diese Bemerkung in meine Richtung machst, weiß ich schlicht und einfach nicht.

Letzter Versuch, und vielleicht habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt (ich meine schon). Es geht doch nicht ums genau Ansehen, Vergleichen und Erkennen der offensichtlich unterschiedlichen Retuschen.
Es geht nicht um die Bearbeitungsmerkmale (die ich sehe), sondern um die Bearbeitung als solches. Wie sie hergestellt wurden.
Mit welchen unterschiedlichen Techniken?


Gruß

Jürgen


Servus,  :friede:
sorry, aber auf diese niemals enden wollenden Diskussionen mit Dir liebr Jürgen habe ich derzeit Null-Bock!
Ich kenne das!
Du drehst und wendest es wie Du es brauchst und am Ende passts doch nicht ganz.
Vielleicht einandermal wieder.
Auch wenn es Dir wieder nicht passt!

Es ist gesagt was es zu sagen gibt!

HdE
Peter

StoneMan

Zitat von: Octavian MMXII in 09. Januar 2012, 22:16:38
Hi,

ich wollte Euch wirklich keine Informationen vorenthalten!
...
Moin,

mach Dir mal keinen Kopp, auch wenn Furchenhäschen mit dem Fragezeichen recht hat,
ein Sucher, ratet auch mal gerne.

Ein Blind-Tasting ist erst ein Blind-Tasting wenn man "blind" testet. Was meinst Du wieviele Rotweine
als Weißweine durchgehen (und umgekehrt). wenn "blind" getestet wird - das macht demütig...  :staun:

Bin auf die endgültige Aussage des LDAs gespannt und (!) auf Deine nächsten Stücke.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry