Bogenschaber ?

Begonnen von RockandRole, 02. November 2017, 11:49:04

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RockandRole

Hallo Leute,

seit einer Ewigkeit waren wir mal wieder draußen auf Augensuche. Wir haben hier mehrere Fundstellen besucht, folgende Artefakte sind aber von nur einer Fundstelle. Dabei kam unter anderem dieses Teilchen heraus, welches von beiden Seiten retuschiert ist und sich an dem Rohmaterial, einem Kieselschiefer-Kiesel orientiert. Deswegen weiß ich nicht wirklich wie ich es ansprechen soll, weil es einen Bogen hat, sag ich halt einfach Bogenschaber.

Die Patina zeigt hier wohl wieder ein Mittelpaläolithikum an. Patiniert ist bei uns alt, altes muss aber nicht patiniert sein.

Freue mich auf Meinungen  :winke:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Für'n Schaber eigentlich zu scharf bifaciell geschlagen. Sollte wohl mal ne Spitze werden, oder kleiner Faustkeil. Gruss..

RockandRole

Hallo Nano,

ich weiß standartisiert ist anders. Wie so oft kann man das nicht in die eine oder andere Ecke schieben. Für einen Fäustel war das Rohstück viel zu klein (du weißt ja wieviel Fleisch man brauchen kann), für eine Spitze ist das Teil zu dick und STUMPF  :-D für ein Keilmesser fehlt der Rücken, für ein blattförmiges Werkzeug die Flächenretusche, für unsere speziellen, ich nenne sie mal, Minifäustel wie sie in unserer Gegend häufiger vorkommen ca 3 cm fehlt mir hier der Ansatz..somit macht man hier mit Schaber schon mal nix falsch. Bifacielle Bearbeitung schließt ja Schaber nicht aus.

Gut dass du das hohe Alter erkennst  :-)

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Servus Daniel,
ja MP in jedem Fall, bifac. Schaber würde ich auch meinen.
Für einen Fäustl wäre das tolle Stück schon etwas klein geraten.
Entscheidend ist wohl auch, dass man jedenfalls vom Foto her eine retuschierte Laterale
erkennen kann.

Gruß
Peter :winke:

RockandRole

Danke Peter für deine Bestätigung  :-)


Hier ist nur eine Laterale retuschiert und oben ein wenig. Die Retusche beschreibt einen Bogen. Wie gesagt, kann man vielleicht nicht ganz fest machen, die Übergänge sind ja bei manchen Werkzeugen fließend. Gefreut hat es uns auch, weil das Stück ganz oben auf, in der Nähe einer Fußspur gelegen hat. Jetzt kann der Getreidespross ungestört wachsen  :zwinker:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Danske

Moin Daniel,

schöner Fund, Glückwunsch.

Schwanke zwischen einem Bifazial-Schaber und einem kleinen Fäustel.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

RockandRole

Guten Morgen Holger,

bei solchen Stücken wünschte ich, ich könnte sie zeichnen. Da würde man es eventuell besser beurteilen könne.

Danke und liebe Grüße
Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo


Lieber Daniel!

Die "Patinierungsregel(n)" finde ich meistenteils zu pauschal vertreten. Die Patinierung hängt von zu vielen Faktoren ab, als dass man pauschale Annahmen für eine ganze Region oder Landschaft treffen und vertreten kann. Das wird im Rheinland "linksrheinisch" ebenso fest vertreten, gilt aber rechtsrheinisch nicht obwohl dort ältere Artefakte ebenso patiniert sind ........ oder eben auch nicht.

Ich würde das nicht so ganz weit und grundsätzlich nach Vorne setzten. Viel wichtiger sind die typologischen und verhältnismässigen Apsekte von Artefakten und ihren Anteilen in komplexeren Inventaren und weniger der Zustand von Einzelstücken.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Thomas,

das Inventar ist bereits 4-5 t Artefakte groß. Neolithikum und Mesolithikum sind hier niemals patiniert. Jedenfalls die 2-3 Teile dich ich gefunden habe, und die der gesamten Arbeitsgemeinschaft Karlstadt usw nicht. Ich würde hier nicht die einzige Ausnahme sehen wollen.

Ein gesundes maß Skepsis sei aber immer ratsam!

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 03. November 2017, 20:09:16
Hallo Thomas,

das Inventar ist bereits 4-5 t Artefakte groß. Neolithikum und Mesolithikum sind hier niemals patiniert. Jedenfalls die 2-3 Teile dich ich gefunden habe, und die der gesamten Arbeitsgemeinschaft Karlstadt usw nicht. Ich würde hier nicht die einzige Ausnahme sehen wollen.

Ein gesundes maß Skepsis sei aber immer ratsam!

Liebe Grüße Daniel


Ist ratsam!  :winke:


Und wenn der Teufel Eier legt ........ 
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

#10
Kleine Fäustel liegen aus dem MP-Werkzeugspektrum der Fundstelle Neandertal mit Massen von leicht unter 70 x ca. 40 mm vor (Hillgruber 2007).

mfg

RockandRole

Danke Hargo,

ich merke ich muss noch mehr Bilder machen.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Danske

...ja, auch mit Seitenansichten bitte. :-)

LG
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.