Restkern?

Begonnen von Schuhnagel 2, 23. Juli 2023, 10:08:11

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Schuhnagel 2

Dieser Radiolarit (45mm) hat zwar eine chaotische, aber durchaus auch eine Schockoladeseite. Artifizieller Trümmer (artifiziell aufgrund der Fundumstände) oder Restkern? Was meint ihr? Und weil ich gern etwas lernen möchte: Auf welche Merkmale kann ich mich berufen?
Viele Grüsse
Ulrich

Nanoflitter

Würde Restkern sagen, sieht auch so aus, wie bipolar abgebaut. Bist zum bitteren Ende...

thovalo



Moin!

Es sind einige Merkmale vorhanden die an ein Kernstück erinnern. Wenn die Fundsituation nicht bekannt ist, ist auch nicht klar wie dieses Material wirklich auf Brucheinflüsse reagiert. Es ist sehr schwierig an solche randständigen Stüken das Lernen anufangen. Wenn eindetige Stücke dabei sind, dann würde das auch uns helfen das Sehen und Verstehen dieses MAterials zu lernen.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Schuhnagel 2

Thomas, hier Fotos von Radiolarit- Aufschlüssen. Loses Material hat meist parallele Flächen und ist tektonisch zerrüttet. Ich bücke mich nur noch, wenn an der Stelle Radiolarit nicht direkt natürlich vorkommt. Den ultimativen Beleg muss aber Fremdmaterial liefern.
Radiolarite machen in der Region einen beträchtlichen Teil des mesolithischen Fundgutes aus. Meist habe ich nur Zeichnungen zum Vergleich. Das macht es für mich nicht einfacher.
Viele Grüsse
Ulrich

Nanoflitter

#4
Sehr coole Aufschlüsse, :super: , den eindeutigen Beleg muss kein Fremdmaterial liefern, ein ordentlich erkennbar ausgearbeitetes Stück aus dem Material wäre auch ok. Hier hätte ich dieses Teil auch eingetütet, habe allerdings schon etliche eindeutige Stücke davon. Eine Lamelle kam ja schon gut rüber. Aber Obacht, Meso kann extrem winzig sein! Gruss..

hargo

#5
Zitat von: Nanoflitter in 23. Juli 2023, 10:27:40
Würde Restkern sagen, sieht auch so aus, wie bipolar abgebaut. Bist zum bitteren Ende...

@Ulrich
(Rest)kerne setzen Bulbusnegative voraus. Desweiteren haben sie keine Ventralfläche (was bei diesem Stück zutrifft).
Kannst du auf der "Schokoladenseite" 1639.jpg unten ein Bulbusnegativ erkennen/ertasten?
Vielversprechend sind die Wallnerlinien auf dem zentralen Negativ (mittig), was aber auch für einen artifiziellen Trümmer sprechen könnte, wenn das Stück nur maximal ein erhaltenes Bulbusnegativ zeigt.
Schwieriges Thema!

@Nano
Bipolar war auch mein erster Eindruck.
Sehen wir auf 1641.jpg links einen Steckenbleiber?

mfg

Schuhnagel 2

Könnte es sein, dass die Grösse von 45mm gegen einen Kern spricht?

https://sucherforum.de/steinartefakte/klein-kleiner-verdammt-klein-ein-nur-2-cm-langer-restkern/

Habe unter den Altfunden (vor ca. 80 Jahren) in meiner Gegend nachgeschaut: Die Kerne sind ausnahmslos zwischen zwei und drei Zentimetern.

Meiner von der gleichen Fundstelle war ja auch nicht grösser.

LG
Ulrich


Danske

Hallo Ulrich,

sehe auch einen bipolaren Restkern mit je einem Negativ auf 1639 und 1641 sowie einem Steckenbleiber auf 1641 links.

Zitat von: Schuhnagel 2 in 27. Juli 2023, 13:03:10
Könnte es sein, dass die Grösse von 45mm gegen einen Kern spricht?

Warum sollte die Größe ggen einen (Rest)Kern sprechen? Vielleicht wurde der Kern verworfen, weil dem Steinschläger ein weiterer Abbau nicht mehr möglich schien. Vielleicht sollte ein weiterer Abbau später erfolgen. Restkerne wie der von Thomas sind mit 2 cm schon recht klein, das ist die untere Grenze. Ich frage mich sowieso, wie ein Abbau bei dieser Größe überhaupt funktioniert.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Fischkopp

Hallo Ulrich,

finde die Diskussion und Fundumstände sehr spannend.
Kann mir vorstellen das im Mesolithikum die Aufschlüsse nicht unbedingt zugänglich gewesen sind? Ich kann leider bei diesem Stück nichts sehen.
LG Fischkopp

Schuhnagel 2

Die Stellen eins und drei waren zugänglich, natürlich auch später. Bedarf an Feuerstein gab`s bis in die Neuzeit. Ich habe sogar das Gefühl, dass dort gegraben wurde.
Die roten Bänder finden sich in einer bergseitigen Strassenböschung. Einen natürlichen roten Aufschluss habe ich noch nicht gefunden.
LG
Ulrich

Schuhnagel 2

@ Holger
Hier noch eine bessere Aufnahme vom potentiellen Steckenbleiber.
LG
Ulrich

thovalo



Moin!

Das ist dann kein Steckenbleiber sondern eine überlaufene  Ungleichmäßigkeit in der Fläche.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Zitat von: thovalo in 28. Juli 2023, 12:09:25
Das ist dann kein Steckenbleiber sondern eine überlaufene  Ungleichmäßigkeit in der Fläche.

Das sehe ich anhand der Detailaufnahme auch so. :glotz: Klassischer Fall von Fehleinschätzung.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

hargo


Schuhnagel 2

Die Schwierigkeiten beim Bestimmen spiegeln gewissermassen die Probleme beim Bearbeiten, wie ich finde :besorgt:
Viele Grüsse
Ulrich

RockandRole

Zitat von: Schuhnagel 2 in 29. Juli 2023, 15:41:29
Die Schwierigkeiten beim Bestimmen spiegeln gewissermassen die Probleme beim Bearbeiten, wie ich finde :besorgt:
Viele Grüsse
Ulrich

Das trifft es sehr gut  :zwinker: hier kommt noch erschwerend hinzu, dass es keine Geröllrinde gibt. Was auch heißen soll... Durch den Flusstransport werden auch die brüchigen Stücke als erstes zerlegt und es bleibt nur das bessere Zeug übrig. Dieses wird dann angetestet und nur das Beste mitgenommen. Das sieht bei dir wohl ganz anders aus.
gefährliches Drittelwissen