Quarzitfunde

Begonnen von RockandRole, 12. Januar 2016, 10:43:12

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

hargo

Fragment einer Klinge aus einem mesolithischen Kontext.

mfg

hargo

Ein Bohrer, der älter sein könnte.

Patinierter Süßwasser - Quarzit mit Adern (Tertiärquarzit).
Das Material findet sich angeblich südlich von Bonn in den Rhein-Flußterrassen.

mfg

thovalo

#32
        


         "eine Übersicht von Quarzitfunden, die ihr und andere gemacht haben"


Das ist der Rahmen der Frage unter der ich die Funde eingestellt habe. Die Artefakte stammen alle aus dem heutigen NAMIBIA vom einzigen weit in das frühe Paläolithikum reichenden Fundplatz innerhalb dieses riesigen Landes. Die Fundstelle liegt in einem Tal des anstehenden Gebirges der originären Quarzitlagerstätte. Dort müssen die Menschen des Paläolithikums über Jahrzehntausende hinweg ihre Werkzeuge hergestellt und die Zielprodukte ggf. auch mit sich genommen haben. Weil dieser Platz im südlichen Afrika tatsächlich einzigartig ist, es im Land selber keine Spezialisten gab und ich selber aber nur sehr wenig Wissen und kaum Erfahrung mit dieser Zeitstellung hatte, stellte ich, nach Abstimmung mit Prof. Dr. Kuper, Afrikaforschungsstelle Köln, eine Präsenzsammlung zusammen, aus der auch diese klar gearbeiteten und gut erhaltenen Stücke stammen.

Der Platz ist weiterhin nicht erforscht. Wäre ich damals schon auf heutigen Stand gewesen, hätte ich mich umgehend auch auf die Suche nach Fossillagerstätten gemacht, die sich in den dort liegenden "Calcrette-Ablagerungen" befunden haben. Der Bürgerkrieg blockierte das Vorhaben und nach der Unabhängigkeit ging ich zum Studium zurück nach Deutschland und bin dann hier geblieben.

Ich konnte an einem anderen Ort des Landes eine solche Fossillagerstätte, einschließlich Artefakte, jedoch eines späten Paläolithikums, in Kalkablagerungen entdecken und diese auch bekannt machen. Daraus ist, soweit ich da weiß, jedoch auch nichts weiter gemacht worden, obschon die Erhaltung der Fossilien dort einzigartig gewesen ist, einschließlich der Überlieferung von Elfenbein. Da die Rinder über diese Stelle zur Tränke gehen mussten  zerstörten sie aktiv und progressiv die Funde. Das ist in diesen riesigen, nur gering besiedelten afrikanischen Ländern leider die Regel.

tempus fugit


Was für die afrikanischen und europäischen Funde gelten kann ist die Regelhaftigkeit und Einheitlichkeit der Bearbeitungstechnologie des Quarzits und der Ausformung der Quarzitartefakte. In sofern sind diese Stücke auch Funden aus Deutschland entsprechend und haben
exemplarisch eben auch im Atelier von Ratingen (Kreis Mettmann, östlich angrenzend an Düsseldorf) ihre Entsprechungen. Dort wurde gleichfalls die Levalloistechnologie systematisch angewendet.


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Kelten111

Zitat von: thovalo in 03. Februar 2016, 17:27:03


Das sind vor mehr als 26 Jahren gemachte Eigenfunde:



Ein phänotypisch präparierten Levalloiskern mit dem Negativ eines nicht ideal gelaufenen Zielabschlags.

Der Schlag ist um eine Nuance zu steil ausgeführt worden. Bei der Ausführung des ZielSCHLAGES lief die Schlagenergie zunächst zu tief in den Stein hinein verlor schnell an Wucht und lief nach mit einem kräftigen Versprung noch vor Ende der umlaufend angelegten Präparationfacette aus.

Pech für den Hersteller und Glück für den heutigen Betrachter, da an diesem Fundbeleg all das erkennbar wird was einen Levalloiskern idealtypisch ausmachen sollte.

Die letzten beiden Bilder zeigen den Schlagpunkt zur Lösung des Zielabschlags.


lG Thomas  :winke:


Dere thomas .
Aber keine bei uns gefundene Stücke oder ?!!!

Mfg :winke:

thovalo



Lies mal den Beitrag über Deinem!   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Merle2

Hallo :winke:

ich spame mal das tolle Thema etwas voll :dumdidum:. Es handelt sich um einen Quarzitfund aus der Region nördl. Münsterland. Die Fundstelle beherbergt Funde vom MP bis ins Neoltihikum. Bitte teilt mir eure Gedanken zu diesem Stück mit. Ein Freund der viel Erfahrung mit experimenteller Archäologie hat sagte: "das könnte was sein, aber wozu es diente hab ich keien Ahnung" :-D (L.: ca 4,5cm; B.: 6,0; )
Liebe Grüße und fundreiches Wochenende
Marc

hargo

#36
Hallo,

Quarz oder Quarzit Artefakte aus dem Altpaläolithikum sind für den Laien in der Regel schwer zu erkennen. Die werden meiner Meinung nach erst im Micoquien einigermaßen fassbar. Was jetzt, mit Bezug auf deine Funde, nichts heißen soll.

mfg

Steinkopf

#37
Vielen Dank an alle, die in diesem Thread ihre wirklich interessanten Bilder eingestellt haben!
Gerade weil die Artefakte aus Quarzit zumeist schwieriger zu 'lesen' sind.

Die Bilder sind ein Augenschmaus. Ich kann sie mir öfter ansehen und entdecke immer noch neue Details.

Mir ist dieses Material hier im Norden als Artefakt noch nicht vorgekommen - außer als Schlag- oder Schleifstein in jüngeren Epochen.

So ist es wohl eher eine Rohstoffquelle, auf die zurückgegriffen wird, wenn kein geeigneteres Silex-Material vorhanden ist, als eine
Frage der Zeitstellung in urgeschichtlichen Perioden.

LG

Jan


thovalo

#38


Ja, das war gegenüber qualitätsvollen Silex sicher das Material der zweiten Wahl. Obschon hier zumindest auch Kieselschiefer extrem umfangreich und in guter Qualität ansteht scheint Kieselschiefer gegenüber dem hiesigen Quarzit keine günstigere oder gleichartige
Alternative gewesen zu sein. Kieselschieferartefakte finden sich hier nur ganz vereinzelt in mesolithischen Inventaren.

Im Maingebiet scheint eher der Kieselschiefer im Vordergrund gestanden zu haben.


lG Thomas  :winke:


PS: in NRW gibt es mehrere linksrheinisch gelegene Quarzitvorkommen von denen reichlich "Artefakte" hätten stammen sollten. Diese sind in jüngerer Zeit weitgehend revidiert worden. Das liegt an den Brucheigenschaften aus denen heraus sich zwar schnell scheinbar artifizielle Merkmale ausbilden.

Oberflächenfundbelege, um die handelt es sich ausschließlich, dann als "Artefakte" zu "interpretieren" das ist inzwischen deutlich hinterfragt und die Fundbelege sind dann auch weit überwiegend verworfen worden. Damit ist eine Menge an scheinbar "paläolithischen" Funden wieder der Natur anheim gegeben worden.

Grundlegend anders sieht es aus wenn artifiziell geprägt erscheinende Artefakte aus Quarzit in Fundschichten außerhalb der zentralen Quarzitvorkommen aufzufinden sind.

Klingen"fragmente" oder "Abschläge" mit Bulbus und Schlagfläche sind nicht per se Artefakte.


Das Artefakt von HARGO, wohl aus sog. "Blümchenquarzit" kenne ich auch aus direkter Ansicht und gegenüber vielen anderen vermeintlichen Stücken, ist das ein eindeutiges und sogar recht fein und detailliert ausgebildetes Artefakt aus Quarzit.

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Kelten111

Zitat von: thovalo in 04. Februar 2016, 21:13:22

Lies mal den Beitrag über Deinem!   :winke:

Sorry war irgendwie nicht auf meinen Schirm  :dumdidum: :dumdidum:


Mfg