Fremde Sammler

Begonnen von Offa, 17. November 2007, 16:12:56

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Offa

Hallo Gemeinde,

Heute hatte ich ein Erlebnis der ünschönen Art.Auf dem Weg zum Einkaufen komme ich am Fundplatz einer mir bekannten Sammlerin vorbei.In der Feldeinfahrt sehe ich ein Auto mit Ortsfremden Kennzeichen,und einen Typen,der auf ihrem Fundplatz rumeiert.Da bin ich dann gleich angehalten,und habe den Typen erstmal gefragt was er da sucht,und ihn darauf hingewiesen,das dieser Platz seit über 20 Jahren von der Sammlerin begangen wird.Das wüsste er,er suche dort ja nur,weil er die Sammlerin dort letzte Woche gesehen hätte,und nun meinte er das hier was zu holen wäre.Und den Grundeigentümer hätte er auch nicht ums Begehungsrecht gefragt.Also diese Aussage schlug mir ganz schön auf den Magen.Ein Gefühl von Enttäuschung aber auch der Wut stieg in mir auf,denn bei uns gilt es eigentlich als ungeschriebenes Gesetz,das jeder Sammler von den Plätzen des anderen Sammlers fern bleibt.Sein Glück das es nicht mein Fundplatz war.
Nach einem längeren Gespräch konnte ich ihn dann davon überzeugen,das es beim Sammeln auch um Fundzusammenhänge geht,und nicht darum,den anderen seine Rosinen vom Acker wegzusammeln.Ich habe ihm dann noch den Ratschlag gegeben,sich vorher zu erkundigen, ob auf für ihn interessanten Äckern schon ein anderer Sammler aktiv ist,und sich vorher das Begehungsrecht des Grundeigentümers oder des Pächters einzuholen.Und außerdem,das man in S-H zum Sammeln archäologischer Funde einen sog. Sammelausweis benötigt,und Funde gemeldet werden müssen.Ich denke er hat es jetzt kapiert,wie es laufen sollte.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?Respektiert ihr die Fundplätze der anderen,und wie sind Eure Absprachen mit dem Sammlern von "nebenan" ?
:winke: Offa

Daniel

Dreiste Antworten von dem aber solche Rindviecher gibt´s überall. :irre:

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Silex

Interessantes Thema! Offa
Als ich anfing wußte ich nichts von diesen ungeschriebenen Regeln...
Bis ein mir bis dahin persönlich unbekannter Sammler (den ich nur  aus den Fundchroniken namentlich kannte)
auf mich zustürzte. Es war der Acker meines Onkels auf dessen Einödhof unsere Familiengeschichte  400 Jahre zurückverfolgt werden kann.
"Mein Gebiet" schroffte er mich unfreundlich an.
Die Anfrage beim Amt  und beim Onkel ergab keinerlei diesbezügliche Aktivitäten dieses Rohlings. Er ist ein guter Sammler...aber Freunde werden wir nicht mehr.

Ein älterer Herr begeht einige von mir entdeckte Fundstellen....dem bin ich auch nicht böse...er macht es eher weil er immer wieder vergisst dass  ich von da schon meldete. Außerdem wohnt er direkt daneben. Da ist kontinuierliches Arbeiten besser gewährleistet.

Nicklichkeiten sind immer gegeben wenn ein Neuer anfängt...Aber wenn ein nicht lokaler "Abgreifer" veröffentlichte Plätze absahnt ...dann soltte IHM schon  deutlich Bescheid gegeben werden.

Die Zusammenschau einer langen Sammeltradition kann wirklich Entscheidendes für die örtliche Vorgeschichte  leisten.
Deshalb sollte es wirklich nur Einer auf den gleichen Äckern  machen...solange er kann und will....und rechtzeitig für Nachfolger sorgen....

glaube ich

Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Khamsin

Salaam!

Ein interessanter latenter Aspekt des Sammelns mit und ohne Sonde, der natürlich nicht auf S-H beschränkt ist.

Es ist unbestritten, dass sich jeder Sammler vor seinen Begehungen mit den jeweiligen Grundstückseigentümern, also zumeist Landwirten, in Verbindung setzen, seine Intention erklären und nach einer Betretungserlaubnis fragen sollte.

Darüber hinaus ist es zweifellos grundsätzlich angebracht, sich über die in dem spezifischen Bundesland geltenden Regelungen des jeweiligen Denkmalschutzgesetzes zu informieren.

Auf dieser Grundlage ist problemloses Sammeln mit und ohne Sonde gewährleistet.

Es mag in einzelnen Bundesländern auch einen Verhaltenskodex der geschilderten Art nach "ungeschriebenem Gesetz" geben.

Aber gerade ungeschriebene Gesetze bringen es nun einmal mit sich, dass nicht alle Betroffenen diese kennen, und selbst wenn, sich danach richten.

So ist es blauäugig, davon auszugehen, dass jeder Sammler solche Kodices kennen muss. Und deshalb ist es richtig, in Regionen mit solchen Kodices, Sammler in der erwähnten Art anszusprechen und ihnen deren Inhalt vertraut zu machen. In diesem Sinne hat sich Offa vorbildlich verhalten. Aber das gilt eben nur für S-H.

Was ich jedoch für völlig abwegig halte, ist die mehr oder weniger generell vorhandene und von Offa hier dargelegte Einstellung "...und einen Typen,der auf ihrem Fundplatz rumeiert".

Denn zuerst einmal sollte klar sein, dass die überwältigende Sammler b.G. nicht Eigentümer der begangenen Fundstellen sind. Daraus ist glasklar abzuleiten, dass Sie auch kein Eigentum an den Fundstellen besitzen.

Am Rand und nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich aus der Rechtslage bundesweit ergibt, dass im Hinblick auf das Eigentum an den geborgenen Funden entweder bei Vorliegen eines sog. Schatzregales (je nach Bundesland) kein Eigentum erworben wird oder § 984 BGB greift, das heisst die 50% Regelung (Hälfte Finder, Hälfte Grundstückseigentümer).
Aber wieder zurück zu dem eigentlichen, von Offa angesprochenen Problem.

Aus dem Vorstehenden resultiert, dass sich jeder Sammler darüber im klaren sein muss, dass er keine Handhabe gegen dritte Sammler hat, die auf von ihm begangenen Fundstellen sammeln.
Und auf dieser Basis ist m.E. die Feststellung "Sein Glück das es nicht mein Fundplatz war" deutlich zu relativieren!


Da sich die meisten Sammler aller Vermutung nach nicht kennen, besteht sogar eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass verschiedene Absammler desselben Fundplatzes - würde man sie fragen - die Entdeckung dieses Fundplatzes, fallweise wahrscheinlich mit grosser Verve, für sich reklamieren würden. Eine skurrile, aber wahrscheinlich flächendeckende Situation.

Schliesslich ist es langjähriges Wissensgut, dass in zahlreichen Regionen Deutschlands Sammler Mitglied in dortigen Geschichtsvereinen oder ähnlichen archäologischen Einrichtungen wurden/werden mit dem einzigen Ziel, die archäologischen Jahresschriften mit den sog. Fundberichten zu erhalten und so an Informationen zu Fundstellen zu gelangen. Auch wenn heute zumeist keine Koordinaten der Fundstellen mehr veröffentlicht werden, war dies doch jahrzehntelang der Fall.
Wie die öffentlichen Stellen an die Fundstellen gekommen sind, ist dabei unerheblich, aber eines steht fest: Diese Fundstellen wurden irgendwann nicht selten von Sammlern entdeckt, und nun sammeln andere Sammler munter auf emotional "deren Plätzen" mit.

Schliesslich ist die im erwähnten Fall gemacht Feststellung `um "...den anderen seine Rosinen vom Acker wegzusammeln" eine durch nichts gerechtfertigte Unterstellung, die nur "aus der Hitze des Gefechtes" der Schilderung Offas zu erklären ist. Dasselbe trifft auf die überdies diminutive Feststellung zu, der Sammler würde "rumeiern".

Für die Sammler und für die archäologischen Fachämter zugleich wäre es viel erfolgversprechender, wenn Sammler, die sich zufällig auf demselben Acker treffen, vernünftig miteinander ins Gespräch kämen. Daraus könnte resultieren, dass man sich gegenseitig die von dort stammenden Funde zeigt und sie so vergleichen könnte und einen wesentlich besseren Überblick über die wahre Potenz eines Fundplatzes gewänne.

Zugegebenermassen würde das bedeuten, dass man das Denkschema "meine Fundstelle" zugunsten von "unsere Fundstelle" aufgeben müsste. Und dem steht natürlich der Mensch mit all seinen komplexen Gefühlen entgegen. Auch hier kann nur Geduld und gegenseitiges Verständnis auf Dauer helfen.

@Daniel: Ob der Mann tatsächlich "ein Rindviech" ist, könnte, wenn überhaupt, nur Offa beantworten.

Tatsächlich sehe ich hier eine bedenkenswerte Analogie zu der unausweichlichen Tatsache, dass jeder bekanntlich irgendwo Ausländer ist.  

Denn unter der Voraussetzung, dass Sammler, die - unwissentlich oder wissentlich - auch auf von anderen Sammlern begangenen Fundstellen sammeln, wären sie alle "Rindviecher"!
Das aber vermag ich nicht zu sehen.

Schala gaschle KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

clemens

Wünschenswert, dass Respekt und Ehrlichkeit bei allen gleichsam vorhanden wären... ist aber nicht, umso besser dass das dann nicht alle über Bord werfen und doch die meisten den Anstand wahren. Hat aber auch Grenzen und Konfliktpotential in sich die schwierig sind - parallelentdeckungen, Einheimische vs. Spezialgebiet"auskenner". Mein Glück, dass die Sucher um mich meine Werte teilen.

Eine der grauslichsten Konsequenzen dass das nicht alle tun: wer in Österreich was meldet wird in die (veröffentlichten) Fundberichte des Bundesdenkmalamt aufgenommen, mit Parzellennummer ect. Und plötzlich finden sich fremde Fußspuren auf "Deinem" Acker ... Dort (BDA) vorgesprochen, meinte man das geht nicht anders. Was die Finder nun folglich (nicht) tun, ist wohl klar. Um sich eben das Schicksal zu ersparen, Beile von "Seinem" Acker (oder Insel, armer agersoe...) in der Bucht um 25 EUR wiederzufinden ... aber ich schweife ab.

Eigentlich hab ichs eher mit der Bibel als mit Kant, aber sein Imperativ, der passt hier schon sehr gut als Entscheidungsgrundlage.

Schwieriges, aber gutes Thema!
Servus Clemens

Daniel

@Khamsin
Ich beziehe das mit dem "Rindvieh" auf seine dreiste Aussage.

"Das wüsste er,er suche dort ja nur,weil er die Sammlerin dort letzte Woche gesehen hätte,und nun meinte er das hier was zu holen wäre.Und den Grundeigentümer hätte er auch nicht ums Begehungsrecht gefragt."
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Rambo

#6
Clemens, genau das ist der Grund, warum ich keine Meldungen mehr abgebe
Ich habe einige Fundstellen gemeldet und jetzt kann man dort nur noch Loch an Loch bewundern. Bis zur Meldung, waren diese Fundstellen unbekannt.
Ich finde noch immer relativ viele Fundstellen wie Siedlungen, Hügelgräberfelder usw. die nicht bekannt sind. Allein im heurigen Jahr habe ich 3.Höhensiedlungen  eine Burgstelle  (Turmburg) und verm. ein keltische Opitum gefunden. Alle Fundstellen waren bis jetzt unbekannt.
Als ich vor 30 Jahren in meinen Bezirk gezogen bin, waren hier lediglich 3 prähistorische Siedlungen bekannt, ich habe in dieser Zeit mind. 40 gefunden und beschrieben. ( Ich spreche nur von den gesicherten Fundstellen,  unklare Fundstellen und Siedlungsstellen sind natürlich viel mehr) Leider habe ich einige an das BDA gemeldet und die kann man jetzt ,,abschreiben"  Aber ich muss auch gestehen, ich begehe ein sehr großes Gebiet,  natürlich im Einverständnis mit dem Grundeigentümer. Ich beschreibe die Fundstellen, lege nach einen eigenen  Codeplan eine Datei bzw. einen Ordner  an und verwahre die Unterlagen bei mir zu Hause. Das BDA wird von mir unter den derzeitigen Umständen keine Fundmeldung bekommen.  Schützen kann ich diese Fundstellen nur dadurch, das ich sie nicht melde, obwohl Fundstellen darunter sind die stark gefährdet sind. Selbst ich bin nicht einmal mit meiner Sonde auf den meisten Fundstellen unterwegs darum ärgert es mich  besonders  das nach der Meldung an das BDA Löcher auftauchen und offensichtlich ein richtiger Sondler- Tourismus im Gange ist.
Die Fundberichte Österreichs sind nichts anderes als eine Anleitung für ,,Raubgräber" wo sie suchen können.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Khamsin

Yo Rämbowwwwwwww, my man!

Long time no hear! Danke für den lesenswerten Beitrag.

Im Hinblick auf meinen Erguss weiter oben muss ich wohl noch ein wenig relativieren.

Denn ich sehe bei der Problematik durchaus einen Unterschied zwischen gesondelten Plätzen und Oberflächenfundplätzen von zumeist Steingeräten.

Grundsätzlich hier aber erst einmal mein persönliches Credo:

Für mich gilt, mathematisch ausgedrückt, grundsätzlich die Relation:

Sondler ungleich Raubgräber! 

Nicht etwa, wie bei einigen ewig Gestrigen z.B. aus dem Ländle:

Sondler istgleich Raubgräber.

Da mnachen es die NRWler sicher besser!

Freilich ist niemals auszuschliessen, dass sich

die Zerstörer unseres gemeinsamen Kulturerbes, und das sind Raubgräber nun einmal,

schnell auf bekannten Stellen tummeln, auf denen bereits gesondelt worden ist.

Aus diesem Grunde kann ich bestens nachvollziehen, wenn potentielle Metallfundplätze nicht gemeldet werden und auch kein weiterer Kontakt zu potentiellen anderen Sondengängern gesucht wird.

Nochmals, meine obigen Ausführungen richten sich an sog. Privatsammler, die Steinzeit suchen.

Herzliche Grüsse und schala gaschle KIS

 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

clemens

Zitat von: Rambo in 17. November 2007, 19:36:45
Clemens, genau das ist der Grund, warum ich keine Meldungen mehr abgebe
Ich habe einige Fundstellen gemeldet und jetzt kann man dort nur noch loch an Loch bewundern. ....
Gruß Rambo
Und wir zwei sind da nicht die einzigen ... WIRKLICH schade.

Geschätzter Khamsin, ich sehe ich den Unterschied zwischen einem, der mit (von mir aus einer Brille auf der Nase) nach Steinartefakten sucht und jemanden, der (von mir aus mit einem Metalldetektor) am Acker nach Metallgegenständen sucht und gegebenenfalls danach gräbt, nicht. Nach dem Gesetz vielleicht ja, nach der Syntax nicht.

Beste Grüße!
Clemens

Offa

Zuerst möchte ich klar stellen,das wenn ich von "ihrem,meinen,deinen" Fundplatz schreibe,das im übertragenem Sinne meine,und mir durchaus bewußt ist,das es kein Rechtsanspruch auf Fundstellen gibt.Aber es ist ja so,wenn man eine Fundstelle selbst entdeckt hat,sie jahrelang begangen hat,viel Zeit,Schweiß und Herzblut darin investiert hat,das man dann zumindest "emotionell" von "seinen" Fundstellen spricht,und diese Fundstelle nur ungern mit jemand anderen teilen mag.Wem nützt ein zweigeteiltes Inventar einer Fundstelle?Vor allem wenn der eine vom anderen  nichts weiß,oder der eine meldet seine Funde der andere nicht?So wird  sich z.B ein in der  Mitte gebrochenes Artefakt nie in seiner Urform betrachten lassen, wenn bei jedem ein Teil davon in der Vitrine liegt.Und da es sich bei diesem Platz,um vielleicht einen der interessanntesten in Schleswig Holstein handelt,der fast alle Epochen der Steinzeit beinhaltet,wäre es um so schlimmer gewesen,wenn hier Artefakte abhanden gekommen wären.                                                                    
Ich denke man muß auch bei den Steinzeitsammlern zwischen denen unterscheiden,denen es um  die Fundzusammenhänge "ihrer" seit Jahren begangenen Fundplätze geht,und denen ,die es nur auf die schönen Stücke abgesehen haben,egal woher.Bei den Sondlern ist das letztere wohl mehr ausgeprägt als bei den Steinzeitsammlern.Jeder kann sich ja mal verlaufen,gar kein Problem,aber dieser Herr hat diesen Acker ja mit Vorsatz betreten.Er ist eben ein "Rosinenpicker",denen Fundzusammenhänge  nicht interessieren,und da er wusste das dort eine andere Sammlerin aktiv ist,in meinen Augen auch respektlos dazu.Was er ja noch durch seine Aussagen bestätigt hat.Und lieber Khamsin,hätte ich diesen Herren auf "meinem"Fundplatz gesehen,wäre ich garnicht erst angehalten,das hätte ich den Grundeigentümer selber klären lassen.Der versteht da noch weniger Spaß als ich.
Bei den Sondlern ist das Problem ja wirklich ausgeprägt.Und es ist traurig die Schilderungen von Rambo zu lesen.Und ich wünsche mir gerade,das solche Umstände nicht auch bei uns Steinsammlern um sich greifen.

gute Nacht.......

:winke: Offa

Silex

....ihr sprecht mir ALLE  aus der Seele und das ist nicht mal sonderbar.
Es gibt verschiedenste Sammler...und jeder ist der Beste...sonst würde er/sie es nicht tun. Wer geht jahrelang auf einen Acker um nach hunderten von Stunden ein paar Dinger zu finden (tausende hat man gewaschen und nachrecherchiert,entsorgt).... in Regengüssen und Gluthitze ...bei Kälte     und eigentlicher Zeitnot... lässt sich von Zeitgenossen belächeln und zeitweilig beschimpfen....In den Zeitungen durch den Kakao ziehen...etc.
Und dann wird ans Amt gemeldet: Die Gummistiefelabdrücke  sind oft schon da wenn Du wieder mal vorbeischaust.
Man hat keinen Anspruch auf  die alleinige Begehung..dies hat mir auch meine Archäologin erklärt...und süffisant hinzugefügt dass manche eher dies finden und andere eher das.  Und da hat sie auch Recht. Ich kenne Sucher die von Keramik  oder Steinartefakten keine Ahnung haben. Dann wird es schwierig.
Wir können uns nur bilden. Hier und anderswo.
Übrigens in Bayern kann inzwischen jeder über den LfD-Server sämtliche Fundstellen punktgenau einsehen und nach Zeitepochen abfragen.

Da werden wir noch viel Freude haben.
Ich gehe auf keinen Acker den ein anderer entdeckt hat- der noch sucht- !!!
und irgendwie erwarte ich dies auch von den Anderen....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Rambo

Das mit den Fundstellen ist so eine Sache
Mancher meiner Besucher der meine beschiedene Sammlung bewundert, wundert sich, warum ich nicht mehr von dem Zeug habe, obwohl ich doch schon fast mein ganzes Leben lang suche
Es ist schwer einen Laien zu erklären, das es mir nicht um die Funde geht, obwohl ich mich über jedes Stück freue sondern um die Fundumstände und um die Fundstellen.
Da keiner meiner Söhne auch nur ansatzweise Interesse an der ,,Sucherei" hat, wird ohnehin alles einmal weggeworfen oder verscheuert. Meine ganzen Unterlagen und  Begehungsberichte werden in den Papiercontainer  geworfen und das war es auch schon.
Aber vielleicht ist es auch besser so, so kann ich hoffen, das auch nach meinem Ableben Fundstellen erhalten bleiben, die ich schon lange vor ihrer zweiten Entdeckung gefunden und beschrieben habe.
Es ist mir natürlich bewusst, dass niemand einen Anspruch auf eine Fundstelle hat. Es stimmt man investiert im Laufe der Jahre  viel Zeit und oft auch Geld in die Suche, aber immer noch besser so als die Zeit in einem Wirtshaus  zu verbringen. 
Und so werde ich auch im nächsten Jahr weiter suchen, weiter meine unrentablen Begehungen durchführen, meine Berichte schreiben und abheften. Und ich werde wieder von so manchen als xxxxx bezeichnet  und belächelt werden. Nur für mich ist es ein schönes Gefühl eine Höhensiedlung mit ihren Terrassen und Anlagen zu finden  und zu wissen es war doch mehr los bei uns als so mancher Archäologe wahrhaben will. Oder durch Zufall unter einen umgestürzten Baum  einige Scherben die wunderbar zu der eben erst gefundenen Siedlung passen. .
Und wenn  es mich überkommt und mich dir Neugier packt was mag wirklich auf so einer Fundstelle zu finden ist, vor allem aber wenn ich sehe das neben oder auf so einer Fundstelle bereits begonnen wird ein neuer Waldweg anzulegen, sondle ich ein wenig. Daher habe ich in meiner Sammlung nur wenige Stücke liegen die einen Laien auch ,,ansprechen" Dafür habe ich Unmengen von unansehnlicher Keramik, aber genau die braucht man zur Datierung.
Wenn man es mit anderen Augen betrachtet ist es sehr schade, dass man selbst vor Archäologen Fundstellen ,,geheim halten" muss um diese Fundstellen vor einer Beraubung oder Zerstörung zu bewahren. Man neigt leider durch diesen Umstand auch dazu ein Eigenbrötler zu werden und von so manchen Archäologen als Spinner abgetan zu werden. Dabei wird gerade hier ein ungeheures Potential an Erfahrungen und an Wissen aber auch an Idealismus von den Fachleuten verschmäht.
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

psearch

Hallo Rambo,

man kann die Sachen auch an ein Museum oder besser einen Heimatverein vererben wenn die Söhne oder sonst in der Familie keiner Interesse daran hat.
So können andere dann das Werk weiterführen.

MFG PSearch

Rambo

@ psearch  ein guter Gedanke ohne Zweifel allerdings... allein in meinem Bundesland wurden in den letzten Jahren mind 5 Museen ( Heimatmuseen ) geschlossen.  Viele der  Funde sind seither verschollen und unauffindbar. Ein Museumsinventar lag Wochenlang in einem Flur der von JEDEN betreten werden konnte, lediglich in Schachtel verpackt. Was denkst du, ist ein Museum noch immer geeignet??
Das Haus in meinem Geburtsort in dem das Museum untergebracht war,  in dem ich übrigens meine Kindheit verbracht habe, wurde man glaubt es kaum mit dem ganzen Museumsinventar an eine Privatperson verkauft und. Heute gibt es das Museum natürlich nicht mehr  bzw. ist nicht mehr für die Öffentlichkeit bestimmt.
So gesehen hab ich nicht mein ganzes Leben lang gesammelt um mit meiner Sammlung eine Privatperson zu einer Sammlung zu verhelfen.
Anderseits liegen in den Museen in den Depots so viele Sachen dass diese aus allen Nähten platzen. Da wird auf meine kleine Sammlung niemand wert legen.
Was mit all meinen Sachen nach meinen Dahinscheiden passiert ist mir daher relativ egal, ändern kann bzw könnte ich es ohnehin nicht. Vielleicht kommt einiges auf den Markt und auch Antiquitätenhändler müssen leben. Selbst wenn alles weggeworfen wird bestejhr npoch #Hoffnung das es jemand findet. Ich habe so eine verschollen Sammlung auf einer illegalen Mülldeponie wo sie einfach entsorgt wurde gefunden. Die Sammlung von archäologischen Fundstücken war jahrelang verschollen und durch Zufall habe ich sie fast 100 km Luftlinie vom ehemaligen Sammler entfernt mit unzähligem Fundzettel und Beschreibungen gefunden.
Diese Sammlung ist ein nicht zu unterschätzender Teil meiner Sammlung geworden und ich entdecke noch heute das eine oder andere schöne Stück in den vielen Kisten die ich damals gefunden habe 
Dabei tut es mir nicht um meine Funde leid, "Ein Fund ohne Befund ist wertlos" sondern um meine Aufzeichnungen in welchen ich sehr viel Zeit investiert habe. Aber warum sich darüber allzu viele Gedanken machen.
Wer kann heute schon sagen, was morgen sein wird.

Willst du der Väter Taten kennen
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rolfpeter

Servus Freunde,

es ist wirklich keine einfache Sache mit der Sammeletikette und es wird da auch keine allgemein gültige Lösung geben.
Ich persönlich habe mir vorgenommen, das Gebiet um den "Ellebach", das ist das Bächlein, das durch meinen Wohnort fließt, nach urgeschichtlichen Spuren abzusuchen. Der Bach ist nur rund 30 km lang, aber das Einzugsgebiet wird doch ca. 150 qkm groß sein. Wir befinden uns in der Rheinischen Lößbörde, die ein sogenanntes Altsiedelland ist und die seit dem Altneolithikum intensiv und ununterbrochen bewohnt ist. Wie nicht anders zu erwarten, wird hier seit dem 19. Jahrhundert  nach Altertümern gesucht, gegraben, gesammelt, ge...wasweißichnichtwas! Vermutlich ist jede Siedlungsstelle, jede Villa Rustica, jeder Vicus, jedes antike Plumpsklo schon mehrfach entdeckt worden, aber jetzt kommt die Crux: die meisten Heimathirsche haben ordentlich abgegriffen, gemeldet oder dokumentiert haben die wenigsten!
Ich mach's anders. Ich dokumentiere aufwendig und stelle meine Erkenntnisse nicht nur dem Amt, sondern jedem, der ein für mich nachvollziehbares Interesse hat, zur Verfügung. So schreibt z.B. der Herr Dr. S. über die Verbreitung von Lousberg-Beilklingen. Immer wenn ich eine finde, schicke ich natürlich dem Herrn S. das zugehörige Karteiblatt mit Koordinaten, Fotos usw. Da freut sich nicht nur der Doktor, sondern auch der rolfpeter, der kriegt nämlich irgendwann sogar einen Sonderdruck!
Das A und O ist natürlich das Verhältnis zum Amt. Ich habe das Glück, dort einen fachlich und menschlich hervorragenden Urgeschichtler als Counterpart zu haben und so läuft das alles problemlos. Über das Amt kommt man auch in Kontakt zu anderen seriösen Sammlern. Das sind überwiegend ältere Herrschaften. Ich zeige denen meine Art der Dokumentation, die zeigen mir ihre. Wir tauschen Fundstellen aus, ein älterer Herr, der nach einem Schlaganfall an den Rollstuhl gebunden ist, hat mir seine komplette Dokumentation zur Kopie überlassen.
Zurück zum Thema! Ich sammele seit ca. 5 Jahren und mir sind seit dem erst 4 Lesefund-Sammler auf dem Acker begegnet. Einer ist vor mir geflüchtet (dachte wohl ich sei der Bauer, der Jäger oder die Rote Armee), mit den anderen dreien hatte ich interessante Konversation.
Zum Beispiel mit dem Herrn K.: sammelt eigentlich Relikte der Schlacht von Aldenhoven, nimmt aber auch sonst alles mit. Steinzeit versucht er auf dem Trödel zu verticken, die Erlöse seien aber nicht berauschend! Melden tut er sowieso nichts.
Oder mit dem "Rastamann": ist belesen, angenehmer Gesprächspartner, meldet nix, sortiert seine Sammlung nicht, sammelt aus Spaß an der Freude. Wir sind gemeinsam über "seinen?" oder "meinen?" Acker gelaufen. Kein Problem!
Dann war da noch der Herr H., ca. 75 Jahre alt, den traf ich auf "meinem " Acker. Er sagte, es sei "sein" Acker, er wäre nur seit 15 Jahren nicht mehr dagewesen. Inzwischen ist es "unser" Acker. Er hat mir auch seine eindrucksvolle Sammlung gezeigt.
Nun sind wir ja alle keine reinen Gutmenschen! Also müssen einfache Regeln geschaffen werden. Meine Regel zum "Fremdsammeln" lautet: Claims von meldenden Sammlern werden akzeptiert, alle übrigen Claims sind offen. Da ich offenbar der einzige meldende Sammler am Ellebach bin, gehören mir automatisch alle Fundstellen! Und wenn jemand anders drüber läuft, mach ich dem bestimmt keinen Vorwurf! Im Gegenteil, ich gehe zu ihm hin, suche das Gespräch und versuche eine "win - win- Situation" daraus zu machen.

Herzliche Grüße
RP


Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Moin und salaam!

Offa, selbstverständlich war mir klar, dass Du das "mein" im übertragenen Sinne meinst, wie jeder andere sicher auch. Trotzdem habe ich ganz bewusst so formal Stellung bezogen, um einfach die irgenwie skurrile Ausgangslage des Problemes deutlich zu machen.

Letztlich bin ich der festen Überzeugung, dass die absolut überwältigende Mehrzahl aller Fundplätze tatsächlich mehrfach entdeckt worden ist. Klar ist natürlich auch, dass jeder Fundplatz einmal zuerst entdeckt wurde. Vor dem Hintergrund der bundesweit über 100jährigen Sammelgeschichte dürften die Erstentdeckungen aber schon vor langer, langer Zeit erfolgt sein.

Wenn man bedenkt, dass sich in fränkischen Männergräbern nicht selten in der Beckenregion neolithische Artefakte (Abschläge, Klingenfragmente) finden, die als Feuerschlagstein zusammen mit dem Feuerstahl einen festen Bestandteil des Feuerzeuges bilden, dann steht fest, dass diese Artefakte von neolithischen Fundplätzen stammen müssen, die zumeist bei der Landarbeit von frühmittelalterlichen Menschen gefunden worden sind. Schade, dass wir diese Erstentdecker nicht kennen und uns mit ihnen unterhalten können...

Aus der Komplexität des Themas ergibt sich, dass es in der Tat keine Patentlösung geben kann.
Um so beeindruckender sind m.E. die diversen Beiträge in diesem "trööt", insbesondere die Schilderungen von Rambo und RP.
Sie laden zum Nachdenken ein und liefern überdies den einen oder anderen Hinweis für mögliches Verhalten der Leser in vergleichbaren Situationen.

Aus dem Umstand, dass es zweifellos zwei Gruppen von Sammlern gibt, diejenigen, die an Fundzusammenhängen etc. interessiert sind und diejenigen, die lediglich Funde akkumulieren, können alle seriösen Sammler für sich selbst die Lehre ziehen, dass es sich schlicht nicht lohnt, nähere Kontakte mit den Mitgliedern der 2. Gruppe aufzubauen.

Wie angenehm sich eine positive Grundhaltung auswirken kann, lehrt der Beitrag von RP.

Schala gaschle KIS
 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Offa

Zitat von: Silex in 18. November 2007, 00:01:28
Ich gehe auf keinen Acker den ein anderer entdeckt hat- der noch sucht- !!!
und irgendwie erwarte ich dies auch von den Anderen....

Genauso sehe ich es auch Edi.Und so wird es auch von der Handvoll Lesefundsuchern in meiner Gegend gehandhabt.Aber es gibt auch durchaus Gelegenheiten,wo man mal zu zweit losgeht.So begehe ich z.B einen überpflügten slawischen Burgwall,auf dem auch steinzeitliches zu finden ist mit einem Bekannten zusammen.Er bekommt die Keramik,ich die Steinwerkzeuge.Und es macht richtig Spaß,sich gegenseitig auszutauschen,oder wenn Schietwetter ist,bei einem Kaffe zusammen zu fachsimpeln.
Ich denke bei jedem liegt genug Geschichte vor der Haustür,die es zu erforschen gilt,da braucht man nicht zum Sammeltourist zu werden..Und mir geht es wie Rambo,das ich eher daran Interessiert bin Unbekanntes zu entdecken,als bekannte Fundstellen abzugrasen.
Und der Frust von Rambo ist ja auch nachvollziehbar,wenn man sich jahrelang die Arbeit macht unbekanntes zu entdecken,die Fundstellen  dokumentiert und meldet,und andere die Informationen vom LA bekommen und Sie dann ausplündern. :nono:
Eine Patentlösung dieser Probleme gibt es nicht,da hast du vollkommen Recht Khamsin.


:winke: Offa






Lojoer

Hi,
richtig ärgerlich wird, die Sache, wenn man so ein xxxxx ist wie ich. So wird man von Einsteigern gefragt, ob man mal mitgehen könnte um Erfahrung zu sammeln. Gutmüdig wie man ist, nimmt man ihn auf eine Fundstelle mit und erklärt im dies und das. Wenn man die Fundstelle dann zur begehbaren Zeit wieder aufsucht und einem ein wütender Bauer berichtet wie sein eingesääter Acker umgegraben wurde, steht man ganz schön blöd da. Noch ärgerlicher wird man dann, wenn eben gerade dieser Anfänger von den Funden erzählt, die er dort gemacht hat. Da kann man ihm den Kopf waschen, es nutzt nichts, die Fläche wird vom Bauern nicht mehr zum Begehen freigegeben.
Aber man lehrnt aus solchen Vorkommnissen.

Gruß Jörg