Bronzezeitliche Sicheleinsätze, Besonderheit des Südens

Begonnen von Harkonen, 06. Mai 2011, 21:44:04

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Harkonen

Hallo,
beispielhaft möchte ich als Besonderheit des Südens 2 bronzezeitliche Sicheleinsätze zeigen.
Extrem auffällig ist die prägnante Zähnung dieser Werkzeugform.
Die gezähnten Artefakte waren ähnlich wie Sicheleinsätze reihengeschäfftet.
Der Verwendungszweck ist bekannt, mit ihnen wurde Schilf zur Dacheindeckung der bronzezeitl. Häuser geschnitten.
Die Stücke weisen allesamt einen schönen Glanz auf, der auf die stark säurehaltigen Gräser zurückzuführen sein dürfte.
Aus anderen Landesteilen sind mir bislang vergleichbare Stücke nicht bekannt!
Fundort Donaumoos

Grüße
Harkonen

werter47

Hi,
die Pflanzensäuren dürften den Stein wenig beeindruckt haben.Vielmehr die Schleifwirkung der vielen kleinen Quarzkristalle,die verschiedene Pflanzen in ihren Zellen eingelagert haben.(Genutzt als Schleifmittel = die Asche des Schachtelhalms = Zinnkraut)
Gruß Günter

mifomex


wow !....das sind ja tolle Stuecke,noch nie gesehen. :staun:
Wieder was gelernt ! ....Danke Peter und auch Guenter :super:
Gruss Sash :winke:
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Harkonen

Zitat von: werter47 in 06. Mai 2011, 23:20:28
Hi,
die Pflanzensäuren dürften den Stein wenig beeindruckt haben.Vielmehr die Schleifwirkung der vielen kleinen Quarzkristalle,die verschiedene Pflanzen in ihren Zellen eingelagert haben.(Genutzt als Schleifmittel = die Asche des Schachtelhalms = Zinnkraut)
Gruß Günter

Servus Günter,
hier noch ein Link (nur Beispielhaft)zum Thema "Sichelglanz"
der Hinweis steht auf Seite 57 unten

http://books.google.de/books?id=lQiJSVCnobQC&pg=PA57&lpg=PA57&dq=sichelglanz+auf+silex&source=bl&ots=awgyQtQ24F&sig=thqftR3PPgiPEmrz4kdZvpgLIK8&hl=de&ei=fOHETa3RKc7Wsga_uKWFDw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CC0Q6AEwAw#v=onepage&q=sichelglanz%20auf%20silex&f=false

Grüße
Harkonen

werter47

#4
Hi ,
aha,daher der Irrtum : "Kieselsäure" ist der landläufig veraltete Begriff für die Vorstufen von Siliziumoxyd = Quarz.Also Kieselsäure ist nicht in den Pflanzen,sondern viele kleine Quarze.Und kleine Quarzkristalle haben außer dem besagten Schachtelhalm viele Pflanzen zur Erhöhung der Stabilität eingelagert.Typisches Schülerexperiment : Quarzkristalle in den Häutchen der gemeinen Küchenzwiebel darstellen,oder, auch ein Zwiebelmesser kann "Sichelglanz" erhalten,aber da nennt der Historiker das Phänomen wohl Gebrauchsspur ? Schuld daran ist aber die Schleifwirkung kleiner Quarzkristalle in den verschiedensten Pflanzenarten.
Gruß Günter

Harkonen

Zitat von: werter47 in 07. Mai 2011, 09:53:00
Hi ,
aha,daher der Irrtum : "Kieselsäure" ist der landläufig veraltete Begriff für Siliziumoxyd = Quarz.Und kleine Quarzkristalle haben außer dem besagten Schachtelhalm viele Pflanzen zur Erhöhung der Stabilität eingelagert.Typisches Schülerexperiment : Quarzkristalle in den Häutchen der gemeinen Küchenzwiebel darstellen,oder, auch ein Zwiebelmesser kann "Sichelglanz" erhalten,aber da nennt der Historiker das Phänomen wohl Gebrauchsspur ? Schuld daran ist aber die Schleifwirkung kleiner Quarzkristalle in den verschiedensten Pflanzenarten.
Gruß Günter
Hallo Günter,
vielen Dank für die Info und die Erklärung,  :super:
jetzt ist es mir klar.
In sämtlichen Büchern wird stets ausschliesslich von Kieselsäure geschrieben aber auf die darin enthaltenen Bestandteile die wohl mehr oder weniger für den Glanz verantwortlich sind wird nicht näher eingegangen.

Grüße
Harkonen  :winke:

werter47

Hi ,
ja solche Mißverständnisse sind,einmal eingebürgert,zählebig und stammen aus Zeiten,wo die Wissenschaftsdisziplinen noch hauptsächlich nebeneinander (gegeneinander?) arbeiteten,als miteinander.Außerdem hat nicht der erwischte Guttenberg als einziger oder gar als erster unüberprüft von anderen älteren Quellen abgeschrieben !!
Gruß Günter

Harkonen

Zitat von: werter47 in 07. Mai 2011, 10:10:49
Hi ,
ja solche Mißverständnisse sind,einmal eingebürgert,zählebig und stammen aus Zeiten,wo die Wissenschaftsdisziplinen noch hauptsächlich nebeneinander (gegeneinander?) arbeiteten,als miteinander.Außerdem hat nicht der erwischte Guttenberg als einziger oder gar als erster unüberprüft von anderen älteren Quellen abgeschrieben !!
Gruß Günter

Hallo Günter,
Du meinst, ich kann mich jetzt ohne mich schämen zu müssen in die Reihe derer einreihen.  :-D
Ich habe auch abgekupfert!

Grüße
Harkonen  :winke:

werter47

Hi Harkonen,
Ich sehe einen sehr feinen Unterschied,wenn ich Erkenntnisse aus einer Quelle zur Diskussion stelle,um neue Erkenntnisse zu gewinnen,wie hier geschehen,oder ob ich Erkenntnisse Anderer als mein geistiges Produkt verkaufe.Wie will ich zu neuen Erkenntniss/Bestätigung der eigenen Meinung kommen,wenn man sich nicht der Quellenlage versichert,völlig i.O.Aber bei der Veröffentlichung der gewonnenen Ergebnisse sollte man die Quellen nicht vergessen zu würdigen!
Gruß Günter

Harkonen

#9
Hallo,
zudem ist es ja wohl auch so, dass die Zusammensetzung der im Pflanzsaft enthaltenen Kieselsäure recht unterschiedlich in Abhängigkeit zu den in den Böden befindlichen Mineralien und Stoffen ausfallen kann, wie z.B. in moorigen bzw. sumpfigen Böden wo vorzugsweise Schilf wächst.
Dazu gibt es im speziellen Fundgebiet dieser gezähnten Sicheleinsätze untersuchungen!

Gruß
Harkonen

werter47

Hi ,
Ja,Ja, die Kieselsäure in den Pflanzensäften,wenn zu viel drin war,verkieselten die Pflanzen dann oder versauerten sie ? Und wie wirke sich das auf die Sichelzähne aus ?
Gruß Günter

Harkonen

Zitat von: werter47 in 08. Mai 2011, 00:32:08
Hi ,
Ja,Ja, die Kieselsäure in den Pflanzensäften,wenn zu viel drin war,verkieselten die Pflanzen dann oder versauerten sie ? Und wie wirke sich das auf die Sichelzähne aus ?Gruß Günter

Hi,

ganz klar Karies  :-D

Spass bei Seite,
Die Begehung von Siedlungsplätzen ist eines von vielen meiner Hobbys und Interessen aber nicht das einzige. Das ich es nicht bis zum Excess, also nach streng wissenschaftlichen Grundlagen betreiben kann ist auch klar. Es ist ohnehin ein breites Basiswissen gefragt da ich nicht auf eine Kulturepoche spezialisiert bin.  Familie, sehr viel Sport, Fossiliensammeln, Freunde,  lesen usw. fordert alles seine Zeit. Deswegen bin ich auch froh hier einmal etwas Neues zu erfahren.
Grüße
Harkonen  :winke:

Wutach

Hallo Peter,

ich kannte diese Art Stücke ja schon von dir. Ich finde das aber nach wie vor faszinierend. Dieser gezähnte Sicheltypus scheint doch etwas sehr regionalspezifisches zu sein. Die Ausprägung dieser Werkzeugform stellt eine Adaption an die naturräumlichen Begebenheiten dar und reflektiert damit die Anpassung der Kulturerscheinungen. Nur ist dies bei steinzeitlichen Werkzeugen selten so gut nachvollziehbar, auch wenn zu diesen Sicheleinsätzen längst noch nicht alles geklärt sein mag. Nur ist dies eine gute Anregung, auch andere z.B. paläolithische Artefakte mal aus dieser Sicht zu beleuchten. Man weis ja, das es im Paläolithikum bereits hochgradige Spezialisierungen gab. Als Beispiel sei in diesem Zusammenhang nur an die Mammutjägersiedlungen in der heutigen Ukraine erinnert. Man könnte deshalb vielleicht auch mal die verschiedenen Ausprägungen der Keilmessertypen oder Stichelvarianten aus diesem Blickwinkel beleuchten. Natürlich sind wirkliche Erkenntnisse hier nur im Zusammenhang mit echter Forschung möglich. Dennoch finde das für mich sehr inspirierend.

LG Marc.

Harkonen

Zitat von: Wutach in 08. Mai 2011, 11:15:19
Hallo Peter,

ich kannte diese Art Stücke ja schon von dir. Ich finde das aber nach wie vor faszinierend. Dieser gezähnte Sicheltypus scheint doch etwas sehr regionalspezifisches zu sein. Die Ausprägung dieser Werkzeugform stellt eine Adaption an die naturräumlichen Begebenheiten dar und reflektiert damit die Anpassung der Kulturerscheinungen. Nur ist dies bei steinzeitlichen Werkzeugen selten so gut nachvollziehbar, auch wenn zu diesen Sicheleinsätzen längst noch nicht alles geklärt sein mag. Nur ist dies eine gute Anregung, auch andere z.B. paläolithische Artefakte mal aus dieser Sicht zu beleuchten. Man weis ja, das es im Paläolithikum bereits hochgradige Spezialisierungen gab. Als Beispiel sei in diesem Zusammenhang nur an die Mammutjägersiedlungen in der heutigen Ukraine erinnert. Man könnte deshalb vielleicht auch mal die verschiedenen Ausprägungen der Keilmessertypen oder Stichelvarianten aus diesem Blickwinkel beleuchten. Natürlich sind wirkliche Erkenntnisse hier nur im Zusammenhang mit echter Forschung möglich. Dennoch finde das für mich sehr inspirierend.
LG Marc.

Hallo Marc,
ja das wäre ein interessantes Thema. Zweifellos gab es auch im Paläolithikum meiner Ansicht schon gewisse Spezialisierungen. Ich brauche da nur mal Opals Fundstücke gleicher Zeitstellung aus dem Paläolithikum anzusehen, keine 100km von meinen Fundstellen entfernt und doch schon sehr unterschiedlich in der Ausführung.
Grüße
Harkonen