oida Klingenkern (sieht so aus)

Begonnen von RockandRole, 18. März 2019, 06:37:55

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RockandRole

Servus Leute,

gestern konnten wir leider nur 2 Bahnen auf der Höhenfundstelle ziehen, bevor uns der Wind und Regen vertreiben hat. Trotzdem konnten wir das ein oder andere Artefakt auflesen.

Dieser nette Klingenkern ist bis auf eine Zonen vollständig patiniert. Normalerweise habe ich das pauschal immer in eine Ecke gestellt, welche älter als das Mesolithikum ist und jünger wie Mittelpaläolithikum. Heute bin ich vorsichtiger.
Das Material ist hier der Schlüssel. Würde es sich um Feuerstein handeln, würde ich ihn schon am Ende des Jungpaläolithikum bzw Spätpaläolithikum sehen wollen. Ist er aus Keuperhornstein, wird es komplizierter. Da weiß ich eigenlich überhaupt nicht, wie lange der zum Patinieren braucht. Da wäre mehr drinnen. Das 5. Bild zeigt noch den Rest der Rinde.

Jedenfalls gehört das Teil zu einer Kultur, die es verstanden hat, Klingen zu fertigen. Es hilft nix, ich muss mir Keuperhornstein von einer Rohmaterialquelle besorgen, welche ich vor Jahren mal entdeckt habe. Ich habe damals meine Belegstücke an einen interessierten Hobbygeologen weiter gegeben, welchen ich auf einem anderen Acker getroffen habe.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Steinkopf

Moin Daniel,

irgendwann wollte der Kern nicht mehr mitspielen.
Nun erzählt er uns seine Geschichte.

LG

Jan

thovalo


Guten Abend!

Wenn man die nicht nachvollziehbaren "Klingen" weglässt bleibt das ein verworfener Restkern.
Jungpaläolithikum geht gar nicht, spätes Paläolithikum vielleicht, falls noch klar zeitentsprechende Artefakte wie Stichel und Rückenspitzen mit vorkommen.

Sonst bliebe am ehesten eine Zeitstellung im Mesolithikum als Option.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

palaeo1

#3
Ich kann Thomas zeitliche Einschätzung nur beipflichten.

LG palaeo1

RockandRole

Servusle,

sind sie nicht alle ein wenig Restkern   :-)  Wegen einem großen Negativ ist es ja noch lange kein Abschlagkern und die vielen Steckenbleiber lassen das Bild verschwimmen. Unipolar ist er auch und die meisten Negative sind lang und schmal. Ergo für mich ein Klingenkern. Bei einem Restkern kann ich eigentlich gar kein Konzept feststellen. So deute ich das jedenfalls.
Der Hang zur Mikrolithisierung tritt nicht erst seit dem Spätpaläolithikum auf das sollte man nicht vergessen, und für einen mesolithischen Kern müssen auch typische Artefakte vorliegen wie Milrolithen und/oder getemperte Artefakte. Das wäre der Umkehrschluss.
Da das die Höhenfundstelle ist, gibt es da oben eigentlich alles. Bis auf Rückenmesser. Ein potentielles Triangle Scalene ist mir bei meinem Glastischbruch abhanden gekommen.
Dann kommt noch hinzu, dass ich auch meinen Stellen mit Rückenmessern nichts porzellanaritg patinietes habe. Noch nicht jedenfalls.
Wie sehen denn die Kerne von den jungpaläolithischen Mikroformen aus? Ich hab heute vergeblich nach etwas konkret so benannten gesucht.

Liebe Grüße Daniel

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

hargo

#5
Zitat von: RockandRole in 18. März 2019, 22:49:08
....Unipolar ist er auch und die meisten Negative sind lang und schmal. Ergo für mich ein Klingenkern. Bei einem Restkern kann ich eigentlich gar kein Konzept feststellen. So deute ich das jedenfalls.
....

Nur am Rande, auch ein Klingenkern wäre ein Restkern (Weiner).

mfg

Danske

Hallo zusammen,

für mich ist das ein Klingenkern, der, wie Daniel schreibt, aufgrund der vielen Steckenbleiber beim Betrachter vielleicht den Eindruck eines Abschlagkerns hinterlässt.

Unipolarer Abbau der Klingen von einer schön präparierten Schlagfläche.

Was die zeitliche Einordnung angeht, würde ich auf dem ersten Blick Thomas beipflichten.  Allerdings gab es kleine Klingenkerne mit gleichermaßen präparierter Schlag- und Abbaufläche, von denen kleine schmale Lamellen abgetrennt wurden, wohl bereits sogar im MP, wie Funde in der Balver Höhle belegen. Über die Verwendung der Lamellen kann bisher nur spekuliert werden. Die Kerne dort sind zwar aus Kieselschiefer, aber das Material dürfte wohl egal sein. https://www.lwl.org/wmfah-download/pdf/Westfalen_in_der-Alt-und_Mittelsteinzeit.pdf  (dort auf Seite 79).

Letztlich wird es bei dem Fund von Daniel auf Beifunde ankommen, um eine zeitliche Eingrenzung vornehmen zu können. Auch wenn die Meinungen über die Patina spielt bei der zeitlichen Einordnung von Artefakten auseinander gehen, spielt sie bei der relativen Datierung allgemein m.E. nach auch eine Rolle.   http://www.quartaer.eu/pdfs/1964/1964-65_01_lindner.pdf    Beifunde sind aber immer aussagekräftiger.

LG
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

RockandRole

#7
Servus und guten Morgen,

ich habe gestern die Antwort vom Amt bekommen, eigentlich habe ich genau die Aussage erwartet. Das dürfte Kreideflint sein und in der Form wird das eigentlich immer den letzten Eiszeitjägern zugeschrieben. Also die Zeitstellung wird mit Spätpaläolithikum angegeben. So weit so gut. Der Geschichte sollte man aber weiter nachgehen. Gerade weil die Zeit davor, und nach dem Paläolithikum kaum zu fassen ist bei uns.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Holger,

danke für den Hinweis auf die kleinen Kerne. In einem ergrabenen Inventar sind die aussagekräftig und geben zu denken. Das sind Kerne, von denen (meist) AUCH Lamellen abgebaut wurden. Ich sehe da so etwas wie ein Zwischending von Lamellen- und Abschlagkernen. Die Form tendiert schon zu den Nasen- und Kielkratzern die ja eigenlich (auch) Lamellenkerne waren. Es besteht aber zum Glück noch ein wenig Unterschied zu unseren Stücken, die wir ja gerne im Aurignacien sehen wollen.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 20. März 2019, 09:00:20
Servus und guten Morgen,

ich habe gestern die Antwort vom Amt bekommen, eigentlich habe ich genau die Aussage erwartet. Das dürfte Kreideflint sein und in der Form wird das eigentlich immer den letzten Eiszeitjägern zugeschrieben. Also die Zeitstellung wird mit Spätpaläolithikum angegeben. So weit so gut. Der Geschichte sollte man aber weiter nachgehen. Gerade weil die Zeit davor, und nach dem Paläolithikum kaum zu fassen ist bei uns.

Liebe Grüße Daniel


Darling,

das ist nur die Einschätzung eines Einzelfundes .... fachlich ist das so nicht sauber ausbalanciert!


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Stimmt nicht ganz, er hat ja die anderen 3-4 t Artefakte in seinem Raum liegen  :winke:
gefährliches Drittelwissen