Noch ein Beiklingenfragment 2

Begonnen von Steinkopf, 25. Januar 2016, 21:20:54

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Steinkopf

Moin,

nachdem einige Schneidenfragmente von Beilen aus 'nördlichen Gefilden', wie Holger sagte,

hier vorgestellt und bis an die Grenze des Möglichen auf ihre ursprüngliche Form diskutiert wurden,

möchte ich ein weiteres Bruchstück hier einstellen, welches zum Spekulieren einlädt.

Die Maße: größte Länge: 12,3 cm; größte Stärke: 2,9 cm an der Bruchstelle; Breite an der Schneide: 7 cm, am Bruch: 6,7 cm.

Es stammt aus Jütland. Die graue Färbung ist durchgängig und hat einige Roststreifen von der Berührung mit Ackergerät.

LG

Jan

Danske

Moin Jan,

hab ja inzwischen gelernt, dass ein Beilfragment ohne Nacken nicht oder nur schlecht bestimmbar ist.

Bei deinem schönen Teil wage ich allerdings zu behaupten, dass es ein dünnnackiges Beil ist. Der Schmalseitenwinkel dürfte relativ klein sein, weil sich das Beil zum Nacken hin, vorausgesetzt, die Konvergenz bleibt gleichbleibend, nur gering verjüngt (3 mm auf 120 mm).
Die Bilder 0914 und 0902 (Seitenansichten) deuten auf eine Schmalseitenbreite über 20 mm und eine geringe Breitseitenwölbung, die Frontalansicht in Bild 0902 zeigt eher schmalere Schmalseiten und eine stärkere Breitseitenwölbung.

Wenn das mit der Schmalseitenbreite über 20 mm und die geringe Breitseitenwölbung stimmt, tippe ich mal frech und vollkommen unverbindlich auf Typ V (PVP S, 108, Nr. 161). Dafür sprechen auch die relativ parallelen Schmalseiten.

Ist aber nur meine bescheidene Meinung, die ich als Neuling vielleicht gar nicht so vorlaut äußern sollte.

Gruß
Holger

Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo



Das ist ein Beispiel bei dem es sich nicht um ein Schneidenbruckstück handelt, sondern um den wohl schon größten Teil der Beilklinge mit der Schneidenpartie und einem wesentlichen Teil des Korpus der dann auch ganz andere Rückschlüsse ermöglicht!

lG Thomas 
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Klar Thomas, je mehr Korpus ein Fragment hat, umso eher rückt eine Bestimmung in den Bereich des Möglichen.

Dennoch vermag ich zwischen dem Stück von Jan und meinem zuletzt gezeigten einige Parallelen zu erkennen. Einziger augenscheinlicher Unterschied ist, dass die Schmalseiten bei meinem Teil nicht oder nur sehr oberflächlich geschliffen sind. Daher meinen Dank an Jan, dass er sein Fundstück eingestellt hat, weil es meine Einschätzung meines Fragments, zumindest dünnnackig, wahrscheinlich Typ VII, eher bestätigt als widerlegt.

Ich weiß, dass dabei vieles hypothetisch ist, aber auch gerade das macht für mich den Reiz eines Fragments aus, nämlich aus dem Wenigen, was man hat, zu versuchen, auf das Ganze zu schließen. Mir persönlich geht es auch nicht um eine 100 %ige Bestimmung, die sollte man eher den Fachleuten auf den Ämtern überlassen, sondern um die Einschätzung und Beurteilung der fachkundigen Forumsmitglieder mit anschließender Diskussion.

Lg Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

steinwanderer

Moin moin,
ebenso gut könnte es  sich auch um das Beil Nr. 168 bei Vang Petersen handeln.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

StoneMan

Moin,

@ Jan, Du mal wieder  :-D  mit Deinen feinen Teilen  :super:

Zitat von: Steinkopf in 25. Januar 2016, 21:20:54
...
Die Maße: größte Länge: 12,3 cm; größte Stärke: 2,9 cm an der Bruchstelle; Breite an der Schneide: 7 cm, am Bruch: 6,7 cm...
Die geringe Abnahme der Breite, Schneide/Bruch, mit nur 0,3 cm und ebenso die größte Stärke am Bruch,
lasst kaum ein "Ende" prognostizieren.

Wir können getrost weiter spekulieren und zu den bisherigen Tipps, PVP Abb.: 161,168,
die 160 dazu gesellen.
Damit kommen wir dann in Längenbereiche von 25 bis zu stattlichen 40 cm...

Den Nackentyp haben wir dabei m. E. noch nicht eingegrenzt, soweit ich
das Dänische auf der Museerne-HP richtig übersetze.

Klick das Bild



Gruß

Jürgen


Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

#7
Hallo Holger, Jürgen, Klaus und Thomas,

vielen Dank für Eure kritischen Blicke und die Hilfe bei der Zuordnung zu einem Typ.
Für meine begründete Einschätzung hole ich etwas aus.

Der ursprüngliche Beiltyp der TBK war dünnackig (und zu allererst regional auch noch spitznackig).
Diese Beile zeichneten sich durch sehr feine Vorarbeit und perfektem Schliff des gesamten Stückes aus.
Jürgen hat einige Prachtexemplare hier eingestellt, die dies belegen.
Darunter sind Prunkstücke, die sicherlich nicht zum Gebrauch vorgesehen waren und als Grabbeigabe wieder auftauchten.

Die dicknackigen Beile haben einen südosteuropäischen Migrationshintergrund, tauchten später auf und setzten sich durch.
Bei vielen dicknackigen Fundstücken ist ein deutlicher Schäftungsglanz in der Nackenpartie sichtbar, was auf eine andere Schäftung -
Knieschäftung - hinweist. Dabei hat dann die starke Nackenpartie mit geraden Seiten und einem stumpfen Ende eine Bedeutung.
Der Schliff bei den Gebrauchsstücken ist vor allem im Schneidenbereich wichtig.
Der Beilkörper ist typischerweise gröber gearbeitet und nicht so 'tiefgründig' überschliffen -
es bleiben mehr offene, unüberschliffene Grübchen von den gröberen Abschlagsnegativen.

Nach diesem typologischen Vorspann komm ich zu meiner Einschätzung:

Ich gehe von einem dünnackigen Beil aus - wie Holger es vorgeschlagen hat.
Gegen den von Klaus vorgeschlagenen dicknackigen Typ 168 sprechen nach meiner Einschätzung die ultrafeine Machart
und die schmale parallel verlaufende Schmalseite. Es gibt jedoch auch 'Übergangsstücke - insofern bleibt es offen.

Das Bruchstück zeigt keine Gebrauchsspuren wie Verletzungen im Schneidenbereich - es wurde nichts überschliffen.
Die mögliche Länge hat Jürgen treffend angesprochen - deshalb hat dieses Fragment mich elektisiert.
Das Fundstück, wäre es noch komplett, würde in die Reihe der auf dem Foto abgebildeten Stücke passen.

Schöne Grüße

Jan

Kelten111

Ich liebe solche FeuersteinBeile .
Leider werde ich hier solche nicht finden  :besorgt:

Mfg  :winke: :winke: