Mein Schöner - Geröllkeule/Scheibenkeule

Begonnen von Landfrau, 22. Dezember 2020, 18:35:29

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hargo

Zitat von: Robert in 28. Dezember 2020, 11:32:37
ich hab auch einige, aber da bin ich sprachlos. :super: :super: :super:

Warum sprachlos, weil eindeutig?
Sind es deine nicht? ; )

mfg

Steinkopf

#31
Hallo an alle,

Annes Fundstück ist herausragend und ebenso dieser Thread, der bis zur
Herkunft des Gesteins viele Details herausarbeitet.

Im Norden kommt Porphyr / Porphyrit in Schweden (Darlana) bis ins norwegische
Grenzgebiet vor und ist ein Leitgeschiebe für Eisvorstöße aus eher nördlicher Richtung.
Ähnliche durchbohrte Keulenköpfe aus diesem besonderen Material wurden in Dänemark gefunden.
Ein dortiger Sammlerfreund hat mir eines gezeigt - es ist im Nationalmuseum gelandet.
Leider hab ich kein Foto davon - oder es ist aus dem Beginn der digitalen Fotographie.

LG

Jan


Landfrau

#32
Hallo an euch,

@ Jan: Ja, das freut mich auch, dass Wissen Vieler geteilt wurde. Mich bereichert das.

Ich möchte noch was beitragen.
Ich habe den Tipp Thovalos aufgenommen und Eric Biermann angeschrieben. Hier seine Atnwort zum "Schönen", er hat mir erlaubt, sie an euch weiterzugeben:

"... der Spitzname ist gut gewählt :-). Ich denke Sie liegen ganz richtig mit Ihrer Einschätzung. Da es sich um ein Halbfabrikat handelt, wäre aber natürlich nicht auszuschließen, dass die Durchlochung (da auch die andere Seite bereits vorgepickt wurde) beidseitig geplant war ("b"). Das ändert aber nicht wirklich etwas an der Datierung. LBK/SBK passt ganz, ein Siedlungszusammenhang ist auch anzunehmen (man benötigte eine eher ortsfeste "Bohrmaschine"). Warum die Bohrung (technisch handelt es sich allerdings um einen Schleifvorgang) dann nicht fertiggestellt wurde, wird wohl leider ein Rätsel bleiben."

An Herrn Biermanns Antwort hatte er noch Vergleichsbeispiele in den Anhang gepackt. Diese hänge ich euch auch an.

Es grüßt euch Anne

Man findet oftmals mehr, als man zu finden glaubt.

Pierre Corneille

hargo

#33
Hallo,

Herr Biermann drückt es sehr deutlich aus.
Das ist ein Halbfabrikat!
Anhand der Argumentation eindeutig nachweisbar.

Das hatten wir alle übersehen.
Mindert es keinesfalls!

mfg

StoneMan

#34
Moin,

@ hargo.

wie soll man Deine Anmerkung "Halbfabikat" verstehen?

Wir haben doch nicht übersehen, dass das Loch nicht durchgängig ist.

Mit einem Halbfabrikat verbinde ich "Planke" oder sonstiges Handelsgut, oder ist das eine falsche Annahme von mir?


Zitat von: StoneMan in 22. Dezember 2020, 23:16:02
...

Mit das schönste finde ich, dass die Bohrung unvollendet ist - auf diese Weise kann man
erst richtig nachvollziehen welche Arbeit, welches Handwerk darin steckt.

Was auch immer dazu führte, dass das Loch nicht fertig wurde, für mich persönlich ist es ein Glücksfall.
...

Gruß

Jürgen

Nachtrag, habe gegoogelt.

Der Begriff "Halbfabrikat" wird tasächlich für nicht ganz fertig gestellte Artefakte verwendet - hatte ich bisher so nicht im Kopf.
Muss ich mir hinter die Ohren schreiben. :weise:

Aber wir haben das doch nicht übersehen.
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

stratocaster

Zitat von: StoneMan in 31. Dezember 2020, 10:58:57

Mit einem Halbfabrikat verbinde ich "Planke" oder sonstiges Handelsgut, oder ist das eine falsche Annahme von mir?


Im Bereich Metalle hat man bis vor einigen Jahren zu Blechen, Bändern, Stäben, Rohren usw.
"Halbzeug" gesagt. Heute ist der genormte Begriff "Erzeugnisformen", warum auch immer.
Ein Halbfabrikat ist etwas "noch nicht fertiges".
Da liegen die Archäologen mit ihrer Begrifflichkeit durchaus richtig.

Gruß und guten Rutsch  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

hargo

#36
Zitat von: StoneMan in 31. Dezember 2020, 10:58:57
...
Aber wir haben das doch nicht übersehen.

Moin,

natürlich haben wir alle gesehen, dass es sich um einen Gegenstand handelt, der noch nicht ganz fertig gestellt wurde.
Aber kurzzeitig hatten wir angenommen, es wäre vielleicht provisorisch auf eine Handhabe montiert gewesen.

Hätten wir es damals mit dem Begriff "Halbfabrikat" in Verbindung gebracht, wäre klar gewesen, dass es unbenutzt ist.
Bei einer "Planke", einem Halbfabrikat für ein Steinbeil, würde ja auch keiner auf die Idee kommen damit wäre schon Holz bearbeitet worden.

Halbfabrikate sind immer sehr interessant, weil sie Einblicke in den Arbeitsprozess geben.

mfg

StoneMan

Moin,

und genau so isset  :-)

Guten Rutsch Dir und allen anderen  :prost:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Landfrau

#38
Guten Abend,

nun es gibt durchaus verschiedene Sichtweisen, warum das Stück in dem Zustand ist, in dem es ist. Darüber ließe sich trefflich streiten. Ich stelle euch die Aussagen aus meinen Zuschriften nur vor. Keinesfalls fühle ich mich berufen, die eine oder endere Variante als richtig darzustellen. :winke:

- Es gibt die Idee, dass die Pickung auf der Unterseite die ursprünglich vorbereitete Seite für die Bohrung hätte sein sollen, und dass dieses Vorhaben aufgegeben wurde, weil sie nicht ganz mittig angesetzt war
- Eine Person (Archäologe) könnte sich weiter vorstellen, dass das Stück absichtlich nicht ganz durchbohrt wurde, damit die Sprengwirkung der Handhabe nicht zu groß ist. Wenn es als Statussymbol gedacht gewesen wäre, würde das sinnvoll erscheinen.
Zitat: "Denn Nachteil dieser einseitig ausgeführten Bohrart ist, daß man ein konisches Bohrloch bekommt. Dieses bringt mit sich, dass man die Keule nur von einer Seite mit einem Stiel schäften kann. Und man darf die Keule ja nicht fester aufdrücken, denn durch die Keilwirkung sprengt es die Keule sofort. "
- Jemand schreibt, dass eine doppelkonische Bohrung erst später bekannt wurde, bei den LBK und SBK noch gar nicht, es sei so, dass diese Technick erst die Schnurbandkeramiker kannten.

Nun, ich recherchiere weiter, dabei kann es passieren, dass ich auf verschiedene Experten treffe, die zu unterschiedlichen Schlüssen kommen.
Halbfabrikat oder fertig, who knows??? Provisorisch auf einer Handhabe könnte er somit auch gewesen sein, ich bin da entspannt.

Best wishes, Anne

Den Silvesterwünschen schließe ich mich gerne an.  :prost:
Man findet oftmals mehr, als man zu finden glaubt.

Pierre Corneille

Steinkopf

"Halbfabrikate" ist ja eine eher mathematische Fixierung auf den Grad der Fertigstellung.

Für die Bilanzierung wählt man den Terminus 'Unfertige Erzeugnisse' um auch alle Stadien
des Fertungsprozesses zu erfassen.

Definitionen sind nicht richtig oder falsch - sie sind Vereinbarungssache.

Ein frohes und gutes neues Jahr wünsche ich allen!

Jan

hargo

#40
Zitat von: Steinkopf in 31. Dezember 2020, 23:33:29
...
Definitionen sind nicht richtig oder falsch - sie sind Vereinbarungssache.

...

So ist es. Wir stolpern hier über die Steinartefakte-Terminologie.
Und da ist die Abgrenzung in gewisser Weise unflexibel.

Spekulationen, was gewesen sein könnte, sind bei der Ansprache des Objekts nicht vorgesehen und die mitunter durchaus interessanten Überlegungen, sind letztendlich in den Fundlisten nicht erkennbar.

Da würde es vermutlich nur heißen "Halbfabrikat einer Geröllkeule".

Vereinbarungsgemäß kann sich jeder Archäologe darunter etwas vorstellen.
Selbst wenn er kein Bild von dem Objekt vorliegen hat.

Wenn wir davon ausgehen würden, dass es sich um eine Fehlbohrung handelt, käme auch die Ansprache als "Abfall" infrage.
Das geht mir aber zu weit.

mfg

Landfrau

#41
Einen schönen Neujahrsmorgen,

gaaaaanz langsam beginne auch ich zu verstehen.
Verzeiht mir bitte, wenn ich zu lange auf der Leitung stehe. :nixweiss:

Ich versuchte immer noch den Knoten im Kopf zu lösen, warum ein Aha-Effekt entsteht, wenn der Begriff Halbfabrikat fällt, gegenüber dem Nicht-ganz-fertig.
Jetzt habe ich verstanden, dass es der Fachbegriff ist. -So wie "Akuter Myocardinfarkt ICD 10" Jeder, weltweit, weiß, was gemeint ist. = Terminologie.
Richtig? Mehr nicht?

Gute Grüße, Anne

Ergänzung: @hargo: du hast das passende Wort gewählt: stolpern. Wenn man*frau auf unbekanntem Terrain unterwegs ist, stolpert sie*er wohl noch öfter. Danke, dass ihr mir die Hand reicht.
Man findet oftmals mehr, als man zu finden glaubt.

Pierre Corneille

hargo

#42
Zitat von: Landfrau in 01. Januar 2021, 10:11:58

....
Jetzt habe ich verstanden, dass es der Fachbegriff ist. -So wie "Akuter Myocardinfarkt ICD 10" Jeder, weltweit, weiß, was gemeint ist. = Terminologie.
Richtig? Mehr nicht?
.....

Richtig! Nicht fertig gestellte Steinartefakte (bzw. Gegenstände) werden laut Terminologie als Halbfabrikate bezeichnen.
Eine fertige Geröll-/Scheibenkeule ist immer vollständig durchbohrt.

mfg

Landfrau

Hallo nochmal, vielen Dank. :super:

Mama: Was hast du in der heute in der Schule gelernt?
Kind: Nicht genug, ich muss morgen wieder hingehen!

Das mach ich, LG, Anne
Man findet oftmals mehr, als man zu finden glaubt.

Pierre Corneille

hargo

#44
Zitat von: Landfrau in 01. Januar 2021, 15:45:43
Hallo nochmal, vielen Dank. :super:

Mama: Was hast du in der heute in der Schule gelernt?
Kind: Nicht genug, ich muss morgen wieder hingehen!

Das mach ich, LG, Anne

Keine Frage, ich bin der Letzte der es nicht bräuchte.
Also, aufgepasst!

mfg

Landfrau

Guten Abend an alle,

verzeiht bitte, ich musste mein Profilbild nochmal ändern.
Ich hatte das Gefühl, der Stein, den ich auf dem letzten Foto in der Hand hielt, würde mir auf die Dauer zu schwer werden.  :-D
Aber so kann das Bild nun für eine Weile bleiben.
Bis zum nächsten Fund eines Halbfabrikats eines Übergangstyps einer Scheiben-/Geröllkeule.  :zwinker:
Vielen Dank nochmal euch allen, für euer Mitfreuen und das Teilen eures Wissens.
Falls es was Neues gibt, teile ich das gerne wieder mit euch.

Gute Grüße, Anne  :winke:
Man findet oftmals mehr, als man zu finden glaubt.

Pierre Corneille

hargo

Zitat von: Landfrau in 02. Januar 2021, 21:03:40
...Bis zum nächsten Fund eines Halbfabrikats eines Übergangstyps einer Scheiben-/Geröllkeule.  :zwinker:
...

Das wäre der Hammer!
Ich drücke die Daumen.

mfg