Unter Beobachtung

Begonnen von osman.herberger, 30. Mai 2009, 14:48:53

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osman.herberger

Kritisch beäugt von einem hoch oben kreisenden Bussard-Pärchen und einem vorbeiwandernden Rentner-Pärchen bin ich heute durch die mehr und mehr zuwachsenden Reihen des Zuckerrübenackers gesprungen, auf dem ich vor kurzem diese Dechselklinge gefunden hatte:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,36497.0.html
Die Fundstelle war von den Linearbandkeramikern bis zur Münchshofener Kultur (Jungneolithikum) besiedelt.

Der erste Fund ist wohl ein Erntemesser. Auf der dickeren, rindenbehafteten Längsseite befinden sich Retuschen, vermutlich angebracht, um das Teil in einer Sichel zu befestigen (Fotos Lateral1 und Lateral2).
Auf der gegenüberliegenden, scharfen Längsseite ist Sichelglanz zu erkennen, vielleicht auch auf dem entsprechenden Foto. Auf dieser Schneidepartie sind ganz feine Retuschen zu sehen (siehe Fotos Schneidepartie1 und Schneidepartie2).
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

osman.herberger

Der zweite Fund ist im Vergleich zu meinen bisher gefundenen neolithischen Kratzern ein etwas ungewöhnliches Exemplar. Er wurde wohl nicht aus einer Klinge gefertigt, sondern es macht den Anschein, als wäre von einem Arnhofener Plattenhornstein (?) der "Deckel" abgeschlagen worden und die Stirnseite dann zu einer Kratzerkante verarbeitet worden.
Ich denke, man kann die Retuschen und die Kratzergebrauchsspuren an der Stirnseite erkennen.

Liebe Grüße

Stefan
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Silex

Servus Stefan! Die beiden Teile wirken wie aus demselben Rohstoff "geschmiedet". Die Rinde sieht etwas dick aus für diese Herkunft und leider "fehlen" die typischen Bänderungsmerkmale.
"Jura" schaut manchmal auch so aus.
Numero  1:
Sichelglanz seh ich wie üblich nicht drum bin ich skeptisch. Von der Gesamtform her hätte ich auf einen (fast unmöglichen) Stichel getippt.....dagegen sprechen die feinen , gut fotografierten, Perlretuschen.
Numero 2: Sowas hab ich auch noch nicht gesehen...aber Kratzer der feinen Art dürfte wohl stimmig sein.

Superrübenacker

bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

osman.herberger

Servus Edi,

stimmt, Du hast recht, die typischen Kennzeichen für Arnhofener Plattenhornstein fehlen hier wohl, wobei die Rinde bei dem "Deckelkratzer" schon auch sehr dünn ist. Vielleicht kommt auch der Baiersdorf-Plattenhornstein in Frage. Die braune Farbe bei beiden Fundstücken verwirrt mich...

Bei dem vermeintlichen Erntemessereinsatz fällt auf, dass die Schneidepartie mit den Perlretuschen sich glänzenderweise von der übrigen Umgebung abhebt. Ich hab mal versucht, es fotografisch einzufangen. Ist sowas Sichelglanz ?

Ein verunsichelter Stefan

"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

rolfpeter

Servus Jungs,

Sichelglanz entsteht ja beim Schneiden von silikathaltigen Materialien wie Getreide, Reet o.ä. Ist nach meiner Erfahrung immer flächig, von der Schneide ausgehend und meist zur Mitte der Klinge hin schwächer werdend, sichtbar.
Ich hatte den Glanz hier vermutet, das Bild kann aber auch täuschen.



HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

osman.herberger

Servus RP,

danke für Deinen Hinweis. Ja, diese Stelle meinte ich auch. Das Bild täuscht nicht, der Bereich glänzt wirklich auffällig.
Anschließend hab ich dann noch gesehen, dass die Partie der Perlretuschen ebenfalls glänzig rüberkommt.
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)