Kleines Scheibenbeil mit Schäftungsglanz?

Begonnen von sven, 18. März 2011, 22:15:29

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sven

das Fragezeichen steht hier, weil ich mir bei dieser Größe kein Beil vorstellen kann. Auch kenne ich mich bei Scheibenbeilen gar nicht aus. Der vermutliche Schäftungsglanz und der stichelartige Abschlag an der vermeintlichen Schneide lassen mich aber in diese Richtung denken. Was meint ihr?

:winke: Sven

Steinkopf

Hallo Sven!

Bei der Bestimmung muss ich Dich enttäuschen.
Ein Scheibenbeil ist es eher nicht. Diese sind zwar
aus einer Scheibe (einem großen Abschlag) aber
dann an beiden Rändern (Kanten) behauen.
Die meisten sind danach zusätzlich noch flach gearbeitet.

Bei Deinem Fund bleibt es interessant, nach der Ursache
des Glanzes zu fragen.

Schöne Grüße

Steinkopf

Hier lege ich noch ein Foto nach.
Es wurde in einem Dänischen Museum aufgenommen.
mfg


Der Wikinger


Richtig, es handelt sich um eine Frostscheibe oder einen kleinen Abschlag.
Dieser Typ von glänzenden Partien sieht man ab und zu, ich habe sie auch in dieser Form gefunden.
In dieser Form habe ich dafür in der Literatur noch keine Erklärung finden können.
Schäftungsglanz ist es mit Sicherheit nicht.

:winke:

sven

Scheibenbeile sehen tatsächlich ganz anders aus!   :schaem:
Ich habe da noch so einen Silex mit medialer Glanzstelle auf einer Seite:

:winke: Sven

Steinkopf

Vielen Dank für Deine Bilder.

Das mit dem Glanz wäre ein neues interessantes Thema.
Es gibt nämlich verschiedene Glanzerscheinungen sowohl
Auf Feuerstein Artefakten als auch auf Feuerstein Geofakten.

Da wäre zunächst der von Dir erwähnte Schäftungsglanz.
Er entsteht offenbar durch feinen Abrieb der erhabenen Stellen
in der (Holz/Leder?) Schäftung. Es ist also eine Politur.
Dieser Glanz entsteht durch Abrieb.

Dann gibt es den sogenannten Sichelglanz besonders bei Flintsicheln
und Klingen die beim Schneiden von Pflanzen benutzt wurden.
Beim Sichelglanz hat sich pflanzliches Silizium (Chemiker werden
das genauer ausdrücken) mit dem mineralischen verbunden.
Durch diese Anlagerung werden die Schneiden verrundet und stumpf.
Am schönsten kann man das mit den Fingern erfühlen.
Sichelglanz ist wie eine Zuckerglasur und lagert sich an.

Auch die besonders intensive Politur der Beile im Schneidenbereich
wird gelegentlich als Schneidenglanz bezeichnet.

Dann ist da noch eine Glanzerscheinung die auf vielen Feuersteinartefakten
und auch auf Geofakten zu beobachten ist, für die ich keine Erklärung kenne.
Der dänische Archäologe Peter Vang Petersen nennt ihn ,Schneckenschleim'.
Ich bin schon oft mit meinen Fundstücken zu Minealiensammlern gegangen -
die kannten das auch nicht.

Wenn der Autofocus meiner Digitalkamera nicht so zicken würde,
möchte ich hierzu wohl einige Bilder einstellen. Mal sehen.

Immer schön weiter genau hinsehen.
Es gibt oft kleine glänzende Partien zu entdecken.

Schöne Grüße

Steinkopf

Und ergänzend muss noch der Glanz durch Windpolitur erwähnt werden.
Nicht nur Sahara-Artefakte, auch Funde aus Dünengebieten sind
auf Hochglanz poliert.
mfg

sven

Vielen Dank, Steinkopf, die Bezeichnung "Schneckenschleim" trifft es ganz gut  :super: . Eine Erklärung für die Erscheinung ist es aber wohl nicht.  :narr:
Bei alten Feuersteinen soll es auch noch so genannten Wasserglanz geben, wenn sie ständig im nassem Sand oder Kies gelegen haben. Sieht dann wohl wie der Wüstenglanz aus.

:winke: Sven