Beeindruckendes Ei

Begonnen von Kelten111, 03. Februar 2014, 14:10:21

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Kelten111

Hallo freunde . :winke:

Hier habe ich mal eines von etlichen Eiern wo man erkennt das diese kleinen auf einer Unterlage ( Ambos) gelegt worden sind.
Beide Enden deutlich zerrütet .
Die eine sogar so plan das es von selber steht 

Mfg Fredi

PS: Mein Schreibtisch hat auch so ähnlich gelitten  :dumdidum:

Mordar

 :kopfkratz: Aehemm.... Suchst Du nicht eher in Bayern  :kopfkratz:

... Du siehst mich etwas irritiert. Soweit in den Süden rollten diese Eier nicht ...
The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

Kelten111

Dere ja du liegst richtig , habe aber bei uns eine Stelle gefunden wo der scheinbar natürlich vorkommt .
Jede menge solcher Eier ( komplet) liegen da rum .
Auch jede Menge artefakte .

Mfg  :winke:

citrinb12

Wenn ich es richtig sehe,
nennen sich diese Eier Maaseier
Diese Flinteier liegen hier haufenweise auf dem Acker
Gruss Robert

hargo

Zitat von: citrinb12 in 07. März 2014, 22:37:03
Wenn ich es richtig sehe, nennen sich diese Eier Maaseier

Stimmt, aber nur wenn sie aus dem Einzugsgebiet der Maas kommen.
Wie wir hier sehen, kommt Feuerstein, der in der Brandung urzeitlicher Meere verrollt wurde, auch in Süddeutschland vor.
Fredi hatte mal vorgeschlagen sie Fundort bedingt "Passauereier" zu nennen.
Was haltet ihr davon?

mfg

StoneMan

Zitat von: hargo in 08. März 2014, 00:51:00
...
Fredi hatte mal vorgeschlagen sie Fundort bedingt "Passauereier" zu nennen.
Was haltet ihr davon?

mfg
Moin,

guter Vorschlag. Wenn die Teile da unten noch keinen Namen haben...

Es spricht nichts dagegen, denn die Vergangenheit wird von uns erforscht. Wir sind es, die Neues
beschreiben, unterscheiden, in Worte fassen müssen. Und somit entsteht die Typologie.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

#6


 :-)


Jipp,

das ist eine relativ neue Entdeckung die Fredi ganz weit nach Vorne gebracht hat
und mir inzwischen auch selber in Bayern durch eigene Ansicht bekannt ist.


Im Süden gab es selbstverständlich keine sogenannten "Maaseier".
Dort scheinen Silexstücke vielmehr durch Flusstransport und nicht durch Meeresbrandung in rundliche Formen gebracht worden zu sein.


Es handelt sich, wie die sogenannten Maaseier auch, um stark rundlich verrollte Silices


Auf den hier angehangenen Bildern zum Vergleich ein aufgeschlagenes Maasei vom rechten Niederrhein.
Der Trennschlag hat einen kräftigen Bulbus hinterlassen.

Dazu der an selber Stelle mit dem Maasei zusammen an vorletzten Wochenende mit aufgelesene Amboss ........
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Hi Fredi,

Du schreibst:

"... von etlichen Eiern wo man erkennt das diese kleinen auf einer Unterlage ( Ambos) gelegt worden sind.
      Beide Enden deutlich zerrüttet"

Wo liegt der Sinn dieser Technik? Warum wurde nicht einfach abgeschlagen?
Oder waren es irgendwelche Klopfsteine?

LG

Jan

Steinkopf

Interessant an dieser 'Eiergeschichte' ist ja vor allem die erdgeschichtliche Dimension -
wann, wo und wie wurden diese Eier gelegt (...entstanden sie)?
Wie kamen sie in diese Landschaft, wo auf diese kleinformatige Rohstoffquelle zugegriffen werden musste?
Das sind fundortbezogene Aspekte der Rohstoffbeschaffung.
Das war wohl bei Fredis 'Passauer' ... der Knackpunkt.


Aufbauend darauf stellt sich die Frage, wie eine Silexknolle, die in der Oberfläche durch zahllose Schlagkegel
vorgeschädigt ist, so 'geöffnet' werden kann, das aus dem sowieso schon kleinformatigen Stück noch
Werkzeuge entstehen können. Die Amboß-Technik, die Fredi vorstellt,  habe ich im Norden noch nicht gefunden.

Auf einer erst nach der Eiszeit fluviatil entstandenen Landzunge im nördlichen Jütland (Skagens Odde) gibt es nur diese,
dort 'kugleflint' genannten Eier, die auch selten über das Format von Gänseeiern hinausgehen.

Dort wurde versucht, das Ei zu öffnen und mit so wenig 'Entrindungsverlust' wie möglich Geräte herzustellen.
Was dabei möglich war, konnte der Flintknapper vorher wohl kaum abschätzen.
Manchmal blieb die 'Eierschale' auch dran wie bei diesem Kratzer.
Er stammt aus der späten Bronzezeit und ist sehr pragmatisch auf einem Abschlag, wie er bei dieser rauen Rinde
eben dranbleibr, retuschiert worden.

Das dritte Foto zeigt einen Kernstein aus einem solchen Ei mit starkem Glanz, der durch den Sandschliff (Windpolitur)
in den Dünen entstand. Das durch die Strömung aufgebaute Land wurde durch den Wind wieder abgetragen.

Wer weiss schon, welche erdgeschichtliche Stadien Fredi's Passauer Eier mitgemacht haben, bevor ein Amboss
sie annähernd eckig schlug?

LG

Jan

CF

Hallo zusammen,

Maasei ist ein im Rheinland gebräuchlicher Begriff für die verrollten, eiförmigen Feuersteine. Ei­gent­lich ist der Be­griff Maasei nicht kor­rekt, denn sie fin­den sich in den Schot­tern von Maas und Rhein, also auch in der jün­ge­ren Haupt­ter­rasse. Des­halb ist die Be­zeich­nung Wall­steine sinn­vol­ler.

"Die Ent­ste­hung die­ser Steine ist um­strit­ten. Es wird ver­mu­tet, dass diese aus der Ober­kreide (Schreib­kreide) oder der un­ters­ten Stufe des Ter­ti­ärs, dem Da­nium, kom­men­den Feu­er­steine an ver­schie­de­nen Küs­ten ei­nes wahr­schein­lich alt­ter­tiä­ren Mee­res (Pa­läo­zän oder Eo­zän) über ei­nen lan­gen Zeit­raum durch die Bran­dung ab­ge­rollt wur­den. Die auf­fal­lend glän­zende Ober­flä­che der Wall­steine wird von ei­ni­gen Geo­lo­gen dar­auf zu­rück­ge­führt, dass die Feu­er­stein­roh­linge di­rekt aus der Schreib­kreide aus­ge­spült wur­den und die ver­mut­lich er­heb­li­che Menge Kreide, von der sie um­ge­ben wa­ren, über lange Zeit da­bei als Po­lier­mit­tel fun­gierte. Die Nar­ben auf der Ober­flä­che der Steine wer­den als Schlag­mar­ken ge­deu­tet, die der Wir­kung der Bran­dung ge­schul­det sind." http://www.steinzeitwissen.de/rohmaterial-der-steinzeit/maaseier#1

Fredis "Passaueier" könnten ebenfalls in der Brandungszone eines Urmeeres geformt worden sein, denn im Flussschotter verollen Feuersteine nicht so extrem. Interessant wäre die Klärung, ob es sich um Hornstein (Jura) oder Feuerstein (Kreide) handelt und welches Urmeer Passau aus welcher Richtung (Alpen!) erreichte.
"Toleranz ist die Fähigkeit, jeden in seiner Umgebung zu dulden."

hargo

#10
Zitat von: CF in 09. März 2014, 08:17:29
Fredis "Passaueier" könnten ebenfalls in der Brandungszone eines Urmeeres geformt worden sein, denn im Flussschotter verollen Feuersteine nicht so extrem. Interessant wäre die Klärung, ob es sich um Hornstein (Jura) oder Feuerstein (Kreide) handelt und welches Urmeer Passau aus welcher Richtung (Alpen!) erreichte.

Sie sind sicherlich in der Meeresbrandung, natürlich vor der Hebung der Alpen, entstanden.

@Steinkopf
Im Rheinland werden nur Abschläge mit Rinde, wobei es sich hier eigentlich um Schlagnarben handelt, den Wallsteinen (Maaseiern) zugeordnet. Das ist ein wichtiges Kriterium, wobei in der Regel bereits 1-2 mm ausreichen um es zu identifizieren.

mfg


Derfla

Die sind sicherlich entstanden, als das Miozäne Meer im Voralpengbebiet sich gebildet hatte. Dazu noch war über dem Jura damals auch noch Kreide. Von der Formation ist aber nichts mehr erhalten-alles abgetragen.
Derfla  :winke:

thovalo

Zitat von: Steinkopf in 09. März 2014, 00:27:18
Interessant an dieser 'Eiergeschichte' ist ja vor allem die erdgeschichtliche Dimension -
wann, wo und wie wurden diese Eier gelegt (...entstanden sie)?
Wie kamen sie in diese Landschaft, wo auf diese kleinformatige Rohstoffquelle zugegriffen werden musste?
Das sind fundortbezogene Aspekte der Rohstoffbeschaffung.
Das war wohl bei Fredis 'Passauer' ... der Knackpunkt.


Aufbauend darauf stellt sich die Frage, wie eine Silexknolle, die in der Oberfläche durch zahllose Schlagkegel
vorgeschädigt ist, so 'geöffnet' werden kann, das aus dem sowieso schon kleinformatigen Stück noch
Werkzeuge entstehen können. Die Amboß-Technik, die Fredi vorstellt,  habe ich im Norden noch nicht gefunden.

Auf einer erst nach der Eiszeit fluviatil entstandenen Landzunge im nördlichen Jütland (Skagens Odde) gibt es nur diese,
dort 'kugleflint' genannten Eier, die auch selten über das Format von Gänseeiern hinausgehen.

Dort wurde versucht, das Ei zu öffnen und mit so wenig 'Entrindungsverlust' wie möglich Geräte herzustellen.
Was dabei möglich war, konnte der Flintknapper vorher wohl kaum abschätzen.
Manchmal blieb die 'Eierschale' auch dran wie bei diesem Kratzer.
Er stammt aus der späten Bronzezeit und ist sehr pragmatisch auf einem Abschlag, wie er bei dieser rauen Rinde
eben dranbleibr, retuschiert worden.

Das dritte Foto zeigt einen Kernstein aus einem solchen Ei mit starkem Glanz, der durch den Sandschliff (Windpolitur)
in den Dünen entstand. Das durch die Strömung aufgebaute Land wurde durch den Wind wieder abgetragen.

Wer weiss schon, welche erdgeschichtliche Stadien Fredi's Passauer Eier mitgemacht haben, bevor ein Amboss
sie annähernd eckig schlug?

LG

Jan



Die Maaseier, die auch in die Rheinschotter gelangt sind und zwar  über das Flusssystem der Maas, sind "Kompakta", die härtesten Teilstücke einstmals deutlich größerer Silexknollen.

Sie gibt es durchaus auch in Größen bis und manchmal auch über 10 cm, in meiner Region sind sie allerdings eher kleiner.
Sie sind sehr leicht durch einen harten Schlag auf einen der Pole zu öffnen und zerfallen dabei sofort in geeignete Grundformen.

Ein regelmäßiger Keranabbau an Maaseier ist nur selten und dann meist an mesolithischen Stücken zu beobachten.


Hier in einer Landschaft ohne anstehende Silexvorkommen sind die Maaseier die einzige regional verfügbare Silexrohmaterialquelle die in den Flussschottern zu finden waren. Weil kleine Formate der Artefakte ohnehin die Regel waren wurden Maaseier regelhaft im Mesolithikum neben allen anderen verfügbaren Silices entlang der Wanderrouten verwendet.

Leider ist bislang nur ein einziger komplexer neolithischer Fundplatz am rechten Niederrhein bekannt.
Dort hin wurde vom mittleren Neolithikum bis zum Spätneolithikum hoch intensiv Maasfeuerstein aus westlichen Lagerstätten ausgetauscht.

Die Maaseier scheinen dort erst mit Ende der Materialdistribution aus dem Westen zurzeit des Endneolithikums eine deutliche Rolle bei der  Herstellung von Artefakten gespielt zu habe. Ihre Überreste finden sich sehr häufig in Form von "ad hoc"- Gerätschaften, von Kratzern, flüchtiger retuschierte spitz zulaufende Gerätschaften, aber auch in Form komplexer bis flächig retuschierter Objekte wie Pfeilspitzen, Pfeilschneiden und kleinformatiger fein retuschierter Messerklingen mit Rücken. Gleichzeitig stieg der Gebrauch von nordischen Feuerstein zur Herstellung von Pfeilspitzen an. Es ergab sich deutlicher Materialmix mit vielen "ad hoc"-Lösungen und wenigen exzellent gearbeiteten Sonderformen von Projektilen aus nordischen Feuersteinvarietäten bei immer mehr gedrosselten Zufluss westlicher Feuersteinvarietäten.


Die Maaseier spielten hier im "niederrheinischen Tiefland" eine eigenständige Rolle als Rohmaterialquelle mit deutlichen chronologischen Schwerpunkten vor dem Neolithikum und im ausgehenden Neolithikum.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Hallo,
da würde ich doch den Kauf der geologische Karte für 5,00€ empfehlen.
Kostet nicht die Welt und das Informationsergebnis hat Hand und Fuss.
Gruß
Peter

hargo

#14
Einen guten Einblick in die verzwickte Situation gibt die im Jahre 2003 von Herrn Stefan Gründer vorgelegte Diplomkartierung mit dem Titel:

Geologisch-petrographische Kartierung
der Umgebung von
Winzer/Donau und Flintsbach,
Südlicher Bayerischer Wald


http://www.geogruender.de/Kartierung%20von%20Winzer%20und%20Flintsbach%20von%20Stefan%20Gr%FCnder.pdf

Das kartierte Gebiet liegt nicht weit von Passau entfernt.

Details zur Verteilung  von Land und Meer im Mesozoikum findet man auf S. 40 im Kapitel
-  5.4 Mesozoische Sedimentation  
 
Oder hier:
Die Gesteinsfolgen des Jura
http://www.angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de/sulzb_07.htm

So können wir zumindest festhalten, dass es eine Küstenlinie in der Nähe des Fundortes der ,,Passauereier" gab. Wenn das Meer nicht ausgesprochen flach war, darf man sicherlich von einer Brandung, in der die Silexknollen verrollen konnten, ausgehen.
Bei genauerer Betrachtung wäre allerdings auch der von Thomas erwähnte, fluviatile Einfluss im Bereich der Böhmischen Landmasse nicht außer Acht zu lassen.

mfg

Kelten111

Freut mich das es hier was zu diskutieren gibt .
werde mir evtl Heute noch alles durchlesen da ich leider Zeitlich etwas abngebunden bin  :besorgt:

Mfg  :winke: