Ein rechteckige Großklinge ...... als Endretusche

Begonnen von thovalo, 29. März 2015, 13:17:48

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

thovalo



Diese neu aufgelesene Gebrauchsform ist recht ungewöhnlich, denn die Grundform ist eine Klinge mit gerade verlaufender Distalpartie.
Leider hat Jemand eine Ecke raus gebissen   :-D

Die laterale Retuschierung ist fein ausgeführt

Das ist inzwischen einer der fundreichsten Plätze des Jungneolithikums in NRW und zeigt eine enorm breite Variabilität der Gebrauchsform in unterschiedlichen Gebrauchsstadien und eine einzigartig hohe Stückzahl von gut bis vollständig erhaltenen Feuersteingerätschaften (Projektile, Belege von Beilklingen, Spitzklingen, sonstige Klingengerätschaften, Feuerschlagsteine, Kratzer, Bohrer sowie zahlreiche Varianten von Gebrauchsstadien an großen und kleineren Grundformen).


Jungneolithikum / MK (Michelsberger Kultur)


Feuerstein der Varietät "Rijckholt"
FO: rechter Niederrhein


Länge: 6.6 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Der Rest des Distalendes sieht auch retuschiert aus?
Die eine Laterale ist aber eher lau retuschiert, eher zufällig. Die andere wirklich fein.
Wenn das Distalende schön retuschiert war, wars vielleicht ein Multifunktionswerkzeug....
Schönes Teil...
Bei mir regnets jetzt endlich, aber noch nicht richtig heftig, um wieder was freizulegen. :besorgt:
Gruss...

thovalo

Zitat von: Nanoflitter in 29. März 2015, 13:28:19
Der Rest des Distalendes sieht auch retuschiert aus?
Die eine Laterale ist aber eher lau retuschiert, eher zufällig. Die andere wirklich fein.
Wenn das Distalende schön retuschiert war, wars vielleicht ein Multifunktionswerkzeug....
Schönes Teil...
Bei mir regnets jetzt endlich, aber noch nicht richtig heftig, um wieder was freizulegen. :besorgt:
Gruss...

Ich sollte noch eine direkte Ansicht der Distalpartie hinzu fügen.
Es wurde wohl auch in Gebrauch genommen.

Die Beschädigung ist äußerst frisch und wird bei der letzten Überfahrung der Feldflur im Verlauf der Bearbeitung der Fläche entstanden sein.


Zwar ist das Fundgelände in allen seinen Merkmalen eine Ausnahmestelle, doch die enormen Fundmengen sind auch der hoch intensiven systematischen Begehung zu verdanken. Stetig parallele Bahnen in etwa 30 cm Abstand, langsamer konzentrierter Gang, zunehmend steigende Kenntnisse was an Gestein an den Ort gehört und was nicht, Alles was Silex ist ist von Interesse, wird aufgelesen und angesehen.

Jeder Regenschauer legt Artefakte frei, daher sind immer wiederholte Begehungen auch so effektiv.  Und seien es nur die kleinen und feinen Stückchen der Debitage, die aber hoch interessant ist, weil sie technologische Aspekte und überhaupt die Bearbeitung der Silices am Ort dokumentiert.

Kontinuität, Ausdauer, wachsendes Wissen und Dokumentation .... all das führt dazu eine Aufsammlung von Oberflächenfunden qualitativ und umfassend auswerten und einschätzen zu können.

Gestern bin ich stundenlang im strömenden Regen gelaufen, was auch zur Beobachtung der erosiven Wirkung des Regens auf bestimmte Partien der dort gelegenen Böden ermöglicht hat. Die sandigen Partien "schmelzen" regelrecht ab, während die lehmigen Partien nur sehr langsam abregnen und nun dazu übergehen auch wieder Artefakte frei zu geben. Manchmal ist es nur ein kleine sichtbares Stück an das sich letztlich überraschend doch als sichtbare Ecke einer Großform entpuppt die noch im Boden steckt!

Insgesamt eine wahre Fleißarbeit!


lG  Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.