Dieses große, leider abgebrochene Kernbeil wird in der dänischen Litheratur als schwere Spitzwaffe bezeichnet.
Hallo Steinwanderer!
Mir erscheint deine "Kernbeilfundstelle" mit den verschiedenen Spitzen und Kratzern ehr mehrperiodisch...
Vielleicht ist dieser "Kernbeilfunde" hier auch ein Roh-Meißel aus dem Neolithikum? (Spitzwaffe? Habe leider gerade die dän. Lit. nicht zur Hand.)
LG
Moin Ajo,
da dies mit ca. 30x 50m ein recht Kleiner Platz ist bin ich bisher davon ausgegangen, daß er nicht mehrperiodisch ist. Ich arbeite mich allerdings auch noch in die Stelle ein.
Da dort sonst kein Neolithikum vorkommt, denke ich nicht , daß es sich um einen Rohmeißel handelt. Im Buch "Flit fra Danmarks Oldtid" wird so ein ähnliches Stück als schwere Spitzwaffe der mesolithischen Kongemosekultur bezeichnet. Diese scheidet aber aus, da dort keine für diese Zeit typischen Micolithen sind. Es kommt daher wohl eher ein mesolithischer Kernmeißel in Frage, oder?
Bisher sind erst 2 Kratzer aufgetaucht, woanders gefunden hätte ich Sie vielleicht auch ins Neolithikum gestellt. Doch sieht man das der eine Kratzer aus einem großen Abschlag eines doppelseitigen Kernsteins hergestellt wurde. Was für das Mesolithikum spricht.
Wenn Du mir bei der zeitlichen Zuordnung helfen könntest wäre das eine tolle Sache.
Gruß Klaus
Moin Klaus,
Erst mal meine vollen Anerkennungen wie du dein Material bearbeitest. Deine Fundaufnahmen, Beschreibungen, Kommentare, Abb. usw. machen ein klasse Eindruck.
Bei Oberflächenfundplätzen ist das immer schwierig, ist halt noch nicht stratigraphisch gesichert. Anhand der Spitzen könnte man sich da aber vorsichtig vortasten. Nebenbei; Mehrperiodisch ist auch das Mesolithikum (Z. B. Boreal, Atlantikum).
Da die Spitzen derzeit ein Schlüssel zum Verständnis deines Fpl. sind, wäre eine 1:1-Begutachtung ratsam. Wenn du ab und zu in Hamburg bist, bin ich gerne detaillierter behilflich. (:belehr: Wobei natürlich auch in Schleswig sehr kompetente Leute sitzen und zu empfehlen sind.)
LG
Ralf
Moin Ralf,
die Schleswiger sind mir zu langsam. Das dauert manchmal Jahre bis man die Sachen wieder bekommt. Kann man ja auch verstehen. Eine detailierte Aufarbeitung braucht eben seine Zeit und Die haben auch noch andere Sachen zu tun. Hamburg ist zwar nicht so weit weg, doch bin ich selten dort.
Kannst Du nicht schon was über die Bilder bestimmen ?
Gruß Klaus
:-)
Klar mach ich, dauert aber auch etwas. (Denke aber nicht so lang wie in Schleswig. :irre:)
Die Spitzen haben sehr kleine unterschiede die z.T. mit Lupe kaum zu sehen sind, da liege ich bei Fotos oft daneben (Bsp. symmetrisch oder asymmetrisch? Ist per Abb. schwierig). Das Problem ist halt >eine nicht richtig gesehene Grundabmessung, Retuschen oder Winkel usw. <, die dann schnell eine unkorrekte Einordnung und somit eine falsche Datierung ergeben. Ist auch nicht Sinn der Sache.
Und die wichtigsten Spitzen hattest du ja schon in deinem dazugehörigen Beitrag genannt.
LG
Moin Moin,
in der Litheratur habe ich auch noch herausgefunden das sämtliche Beile der älteren Magelmosekultur (8000-7600v.Chr.) angehören. Siehe Bild
Gruß Klaus
Hallo Klaus, :winke:
Dein Kerngäret würde ich nicht mit dem gezeigten Stück gleichsetzen. A) der Querschnitt unterscheidet sich doch sehr, B) die Schneide fehlt an deinem Artefakt und C) das ,,Ende" des gezeichneten Stücks läuft ,,spitz" zu. :glotz:
Info: Die DK ,,Spitzwaffen" nach Mathiassen (1948) sind hier laut Gramsch sogenannte ,,Pickel" (also Spitze statt Schneide: dein Stück hat beides nicht). :belehr:
Somit würde ich dem Stück das von dir vorgeschlagene Alter vorerst wieder absprechen wollen... leider :heul:
LG :-)
Hallo Klaus!
Zunächst meine Gratulation zu einem sehr schönen Fund!
Ganz unabhängig von der Datierung, an der hier gearbeitet wird.
Wenn ich die Fotos richtig deute, dann sieht es mir nach einem
fast quadratischen Querschnitt aus oder zumindest ziemlich rechtwinklig-
vierkantig. Dies würde (wenn es so ist) eher auf die Vorarbeit zu
einer (wie auch immer) neolithischen Meissel deuten. Diese können
von erheblicher Größe sein.
Ich selbst habe davon auch schon Stücke gesehen, die nur an der
Spitze geschliffen worden sind.
Wenn dies Stück eher einen symmetrischen Querschnitt hätte -
Dieser entsteht, wenn von der gleichen Oberseite aus, beide
Kanten beschlagen werden, wäre es eher im Formenkreis der
Spitzbeile und der Spitzwaffe (Dänische Terminologie) zu sehen.
Eine andere Bearbeitung wäre der rhombische Querschnitt.
Dabei entstehen zwei spitze und zwei stumpfe Winkel je gegenüber.
Diese Form ist ebenfalls bei Kernbeil, Spitzbeil und Spitzwaffe
vorzufinden.
Eine bunte Diskussion wird in diesem gesamtdeutschen Forum
entfacht, wenn die 'außerfriesischen' Südstaatler ihre eher
der französischen Terminologie entsprechenden Begriffe
auspacken. Wo der Däne vom Spitzbeil oder der Spitzwaffe
spricht, hält der Franzose ihm ein 'Pic' entgegen und unterstellt
ihm Erdarbeiten oder Arbeiten im Bergbau.
Manche Sachen finden ihre beste Beurteilung im Kontext des
Kulturkreises. Natürlich sind globale Vergleiche auch nicht uninteressant.
Schönen Gruß
Jan
Zitat von: Steinkopf in 15. Juni 2011, 20:37:37
Hallo Klaus!
Eine bunte Diskussion wird in diesem gesamtdeutschen Forum
entfacht, wenn die 'außerfriesischen' Südstaatler ihre eher
der französischen Terminologie entsprechenden Begriffe
auspacken. Wo der Däne vom Spitzbeil oder der Spitzwaffe
spricht, hält der Franzose ihm ein 'Pic' entgegen und unterstellt
ihm Erdarbeiten oder Arbeiten im Bergbau.
Manche Sachen finden ihre beste Beurteilung im Kontext des
Kulturkreises. Natürlich sind globale Vergleiche auch nicht uninteressant.
Schönen Gruß
Jan
Hallo Jan,
danke :super:
Klar kann ich als Südstaatler :-D kaum bei diesen nordeutschen Spitzenprodukten der Flintgeräteherstellung mitreden.
Ansehen und Zusehen tu ich aber mit Begeisterung.
Dennoch hat mir dein Schlussabsatz am besten gefallen, denn damit triffst Du den Nagel exakt auf den Kopf. :super:
Sinngemäss lässt sich der Absatz auf mehrere Bereiche der "Flint-Silex-Hornsteinindustrie" übertragen, also nicht allein auf die Beile usw.
Grüße
Peter :winke:
Moin Jan,
ich hatte schon geantwortet das das Neolithikum dort nicht vertreten ist und sonst schwere Spitzwaffen in der Kongemosekultur vorkommen, die dort aber auch nicht durch typische Micros bestätigt wird. Da dort aber schlanke Lanzettspitzen der jüngeren Magelmose auftreten ist es durchaus möglich, daß das Stück dieser Phase angehört.
Gruß Klaus