Kernbeil mit Materialfehler

Begonnen von Steinkopf, 12. Oktober 2024, 18:29:35

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Steinkopf

Hallo,

Als ich bei einem Suchgang dieses Kernbeil (Abbildung links) entdeckte, war meine Freude groß.
Es war perfekt gearbeitet mit einem mustergültigen Schneidenschlag - wie auf Abbildungen in den Büchern.

Bei näherer Betrachtung der anderen Seite fiel mir auf, das hier keine Schneide gearbeit war.
Stattdessen war es noch der rohe Cortex.

Der Grund für diesen Abbruch war eine natürliche Materialstörung - ein kleiner Hohlraum im Flint.

Deutlich sichtbar - Hat denn der mesolithische Steinschläger das nicht gesehen?
Wahrscheinlich nicht gleich. Bei vielen Flintstücken haftet noch lange eine Kreide-/Kalkkruste an,
die als Anlagerung am Flint so hart sein kann, dass sie sich erst nach sehr langer Zeit auflöst.

So erkläre ich mir dieses Unikat.

LG
Jan

Wiedehopf

Das ist doch trotzdem ein schönes und zweckmäßiges Werkzeug. Auch mit der anderen, spitzeren Seite lässt sich doch viel anfangen.

Viele Grüße
Michael   

Danske

Moin Jan,

ein sehr schönes Kernbeil :super:

Vielleicht war die Materialstörung von der Kortex bedeckt. Beim Versuch des Schneidenschlags gelang dieser, vielleicht aufgrund der Störung, nur halb und gab dann den Hohlraum frei.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Steinkopf

#3
Hallo,

@ Holger:

Sehr wahrscheinlich ist diese Höhlung erst bei dem Schneidenschlag aufgefallen.
Kreideanhaftungen können besonders nah am Feuerstein sehr hart sein.

@ Michael:
   "Das ist doch trotzdem ein schönes und zweckmäßiges Werkzeug.
    Auch mit der anderen, spitzeren Seite lässt sich doch viel anfangen."

Hier war es vielleicht der Flintknapper selbst, der das Beil bei der Endkontrolle
verwarf: Qualitätsmanagement!

LG
Jan

thovalo


Guten Tag!

Gerade wegen der Besonderheit ist das ein interessanter Fundbeleg!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sprotte

Hallo,

ich höre immer wieder etwas von Kreidekruste etc. Richtig wäre es, von Cortex (bzw. Kortex oder Rinde) zu sprechen. Diese enthält im Allgemeinen überhaupt kein CaCO3 (wie ein Säuretest offenbart).

Viele Grüße
Sprotte

Steinkopf

Moin Sprotte,

Meistens ist es so wie Du hier schreibst.
Alle Anhaftungen aus Entstehung in 'weißen' Schichten sind mechanisch, chemisch
oder wie auch immer vergangen.

Holt man Flint jedoch frisch aus den 'Kreidegruben' (Zumeist war das im Norden von Jütland)
kann man den harten Kern des   'Flint im Kalkmantel' nicht immer erkennen.

Mein Beispiel ist:
                 https://sucherforum.de/experimentelle-archaologie/perforierter-kratzer/

Der Flintsmed (Björn) hatte ein Stück abgeschlagen.
Die Dorsalseite war eine 'beinharte (Werner)' Kalk/Kreidekruste.
Erst durch Kratzen mit modernem Werkzeug (Jan) wurde die Form und
die sich abzeichnende Möglichkeit der Perforation sichtbar.

LG
Jan