Retuscheur: "Kieselschiefer", "Lydit" (?)

Begonnen von thovalo, 23. Mai 2010, 15:09:50

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thovalo

 :glotz:

Beim Reinigen der restlichen Funde von Gestern, zu denen auch die Pfeilspitze aus Valkenburgfeuerstein gehört, erwies sich heute ein Geröll aus Kieselschiefer/Lydit (?) überraschend als Retuscheur.

(Ich weiss gar nicht wie viele solcher Gerölle ich schon mit nach Hause geschleppt und wieder aufs Feld verfrachtet habe, weil keine Merkmale einer Bearbeitung vorhanden waren.)

Auf der Arbeitsfläche sind im Zentralbereich, sowie rechts und links, je ein Arbeitsfeld zu erkennen. Es sind mit dem Fingernagel klar fühlbare und mit dem Auge klar faßbare tiefe "Kitzer" die innerhalb der Felder nicht exakt die gleiche Ausrichtung haben. (Auf Bildern sind diese Arbeitsspuren nicht so klar wie wünschenswert heraus zu stellen)

3tes Bild von Oben: Von Links Oben quer nach Rechts zieht sich eine Kontaktspur mit einem Ackergerät (warum ausgerechnet hier :heul: ), die sich jedoch nur als "Abrieb" und nicht als vertiefte Kratzspur ausgeprägt hat.

Im zentralen Retuschierfeld verläuft ein rezenter Kratzer von links nach rechts.


LG  :winke:


(Länge 6.9 cm; max. Breite 2.2 cm)
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Marienbad

Hallo thovalo,
das ist ja mal ein seltenes Fundstück mit viel Aussagekraft  :super:
Ein ähnliches Stück habe ich von einem neolith. Fundplatz.
Mein Glückwunsch  :winke:

thovalo

#2
@ Marienbad

Bin auf dem Weg durch die Literatur recht erstaunt, dass so klar ausgeprägte Retuscheure an Geröllen offenbar recht selten vorkommen.

Nach dem Standardwerk von Lutz Fiedler:
Beiträge zur Urgeschichte des Rheinlandes III, Köln 1979: Formen und Techniken neolithischer Steingeräte aus dem Rheinland sind Retuscheure aus länglichen Geröllen auch im Rheinland für das jüngere Neolithikum charakteristisch:

"Längliche Gerölle von 6 bis 25 cm Länge mit diesen Spuren finden sich vor allem auf mittel- und mehr noch auf jungneolithischen Siedlungsplätzen.." S. 135  

Ich bin ja immer gerne mit Der Nase nah am Boden, aber gefunden habe ich so ein klar ausgeprägtes Belegstück bislang auch noch nicht und freu mich sehr über die instruktiven Arbeitsspuren!  :-D
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Marienbad

Sag ich doch, einfach "Klasse" und  :super:

    :winke:

DamastBarsch

Interessante Sache, das! Hab vor kurzem auch ein ähnliches Stück auf nem Steinzeitäckerchen mitgenommen, weil mir einige sogenannte "Dinge" seltsam aussahen. Fast wie abgenutzt.
Könnte das auch so etwas sein?

Gruß
Tom

Marienbad

Hallo und  :winke:,

auf dem 1. Foto sehen die Schrammen sehr grob aus, ist es ein eher weicheres Gestein?

DamastBarsch

Hi Marienbad!
Ist nach meinem Dafürhalten eher ein hartes Gestein.


Gruß  :winke:
Tom

Marienbad

Die Spuren müssten zarter sein, sie sehen so tief aus ? (  Foto 1. )

Marienbad

Dieses Stück wurde zuerst als " Angepickt " gesehen, aber die Spuren sind zu fein.
Es ist 6,4 cm lang und 4,5 cm dick und wurde als Retuscheur bestimmt.

:winke:


thovalo

@ DamastBarsch

Die Spuren auf Bild 1 sehe ich ebenfalls mit vorsichtiger Distanz. Lange und vergleichsweise deutlich parallel liegende tiefe Schrammen.

Solche Spurenbilder können sich auch dann ggf. sogar "in einem Zug" ergeben, wenn der Stein über Kanten anderer, härterer Steine gedrückt wird. Würde ich dennoch aufheben, denn das Original in der Hand kann ggf. noch einen anderen Eindruck ergeben!  :kopfkratz:

Das mit den Retuscheuren ist schwierig, weil etliche Merkmale zusammen kommen müssen, um eine klare Ansprache zu finden.

Kannst Du vielleicht ggf. noch 2-3 Bilder aus verschiedenen Winkeln von der Seite mit den Kratzern schießen und einstellen?

  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

DamastBarsch

Hi Marienbad, hi thovalo!
Diese derben Kratzer im Stück sind m. M. nach rezent. Weiß auch nicht... hat vorne an der Spitze wie ein Dechsel ausgesehen. Ist keiner, ist mir klar, aber ich dachte vielleicht irgendwas...benutztes. Bevor ichs liegen lasse.  :zwinker:


Gruß
Tom

thovalo

#11
Finde Deinen Blick hervorragend, ich hätte das auch in die Hand genommen! Auf jeden Fall! Ich hab mir die Kratzer nochmal so nah wie möglich angesehen. Sie wirken wirklich eher aus einem Guß, also durch das Schrammen über einen härteren Untergrund entstanden!

LG  thomas



@ Marienbad

Dein Stück ist dann ein Retuscheur der als "Druckunterlage" gedient hat!?

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Marienbad

Ja, sozusagen als "Amboss" oder Unterlage.

                    :winke: