Flintbeilklinge mit ausladender Schneide

Begonnen von Siebenpapagei, 13. Januar 2013, 19:08:37

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Siebenpapagei

Hallo zusammen,

diese kleine Beilklinge wollte ich euch noch zeigen, leider schaffe ich es erst jetzt.

Gefunden habe ich das Artefakt am 30.12.12 auf einem Siedlungsplatz der TBK in Niedersachsen. Beilklingen sind hier sehr selten. Umso mehr habe ich gestaunt als ich die Klinge aus dem Acker luken sah. :-)
Die Klinge misst 83 x 45,5 x 17 mm und ist im Schneidenbereich, beidseitig geschliffen. Die Schmalseiten sind von einer Breitseite her retuschiert worden. Der Schneidenbereich ist leicht ausladend retuschiert. Diese Form ist ja häufiger im Endneolithikum (Dolchzeit) zu finden. Allerdings fand ich in "P.v.P. Flint Fra Danmarks Oldtid" auf Seite 117, Bild 179 eine Beilklinge abgebildet, die der gefundenen doch sehr ähnelt und in die Ganggrabzeit datiert. Das würde auch zu dem Fundplatz passen.

Allerdings fand ich vor einigen Jahren in ca. 100 Metern Entfernung eine Pfeilspitze und blaue Glasperle. Endneolithikum ist daher nicht ganz auszuschliessen. Es bleibt mir mal wieder eine gewisse Unsicherheit bei der Datierung. Wie würdet ihr das Stück einschätzen?

Viele Grüße

Ralf :winke:



Kelten111

Glückwunsch !!
Sowas würde ich auch gerne finden dürfen .
Wo suchst du wenn ich fragen darf ?!
bei mir wird sowas ein Traum bleiben .
Mfg Fredi :winke:

hochwald

Klasse Fund und museale Erhaltung!

Hier im Land Brandenburg wäre das Stück Füh- bis Mittelneolithisch.

Durchaus auch im Übergangszeitraum vom Mesolithikum zum Neolithikum, in das Neolithikum hineinreichend.

Wirklich ein starker Fund!

Danke für die schönen Bilder!


Gruß!
hochwald

Silex

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

queque

Sehr ansehnlich  :super:

Meinen Glückwunsch!

LG
Bastl

master-jeffrey

Für meine laienhaften Augen: Ein sehr schönes Stück - Wobei ich nicht sicher bin, ob ich es auf dem ersten Bild gefunden hätte.  :glotz:

mfg

Master-Jeffrey

StoneMan

Moin Ralf,

sehr schöner Jahresabschluss - Glückwunsch zu dieser tadellosen Økse  :super: eine Augenweide.

Es ist mitunter schwierig den Typ aufgrund von Bildern zu bestimmen. Damit meine ich die unvollständige
Veröffentlichung von Abbildungen - es gibt ja noch viele "Zwischentypen", die Abgrenzungen sind fließend.

Wenn der Nacken Deiner Økse nicht rezent beschädigt ist, kommt Dein Vorschlag (Abb.: 179), "Dünnblatt, Dünnnacken", ja auch hin.
Es ist vielleicht auch ein Zwischending zur Abb. 183, da Deine Økse über die Länge gleichmäßige leicht eingezogene Schmalseiten hat.

Beim Vergleich zur Abb. 171 stört der dünne Nacken bei Deinem Fundstück und die V-Form des Blattes fehlt.

Dein Fundbeleg ist jedenfalls ein schöneres Beispiel als die Abbildung 179 bei Vang Petersen.

Bei der Einschätzung zur Zeitstellung traue ich mir nicht mehr zu als: "Neolitisk Tid"

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Marienbad

moin,   :winke:

da das schöne Fundstück eine starke Ähnlichkeit von einem Scheibenbeil hat, denke ich auch
an das sehr frühe Neolithikum oder späte Mesolithikum.
Ein Traum von Fundstück.   :super:

:winke:  Manfred

thovalo


Ein sehr schönes Stück das bereits deutlich an Metallarbeiten erinnert.
Doch auch die Fundbilder sind eine wirkliche Bereicherung!

Chronologisch wird es bei dem Stück schwierig.
Da hilft es am ehesten noch sich auf die Aussagekraft der Beifunde einzulassen, auch wenn es Oberflächenfundbelege sind, zumindest um eine "Tendenz" auszubalancieren.


glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Hallo Ralf  7P,

Zunächst meinen Glückwunsch zu einem Ausnahmefund!
Ich versuche anhand der guten Fotos die Abfolge von Retuschen - Schliff - und Schneiden-Retuschen
in zeitlicher Reihenfolge zu bringen.

Sehe ich es richtig:
       Dieses Stück wurde zuerst durch saubere (aber nicht allzu feine) Schlagtechnik geformt.
       Danach wurde der Schneidenteil übergeschliffen.
       Anschließend gab es Verletzungen und Retuschen zur Wiederherstellung der Schneide an einer Seite.
       An der anderen Seite blieb die geschliffene Schneide intakt.

       Es gab nur einen Schliff - keine nachträglich reparierte und überschliffene Schneide.

Das Beil sieht aus, als ob es benutzt wurde.

Schöne Grüße
Jan




Siebenpapagei

Hallo Leute,

vielen Dank für eure Beiträge.

Aufgrund der dominierenden Beifunde aus dem Früh-Mittelneolithikum von diesem Fundplatz in Form von Trichterbecherzeitlicher Keramik, sowie Abschlaggeräte wie Klingensicheln usw. würde ich die Beilklinge auch eher ins Früh- Mittelneolithikum stellen. Die Ähnlichkeit von Metallbeilklingen ist schon gegeben, Vielleicht wurden auch schon die ersten Kupferbeilklingen, welche im südlichen Raum aufkamen aus Flint nachgeahmt. Handelsbeziehungen über weite Entfernungen gab es ja schon recht früh.

@ Steinkopf: Die eine Schneidenseite wurde tatsächlich nachretuschiert und nicht sekundär überschliffen. Den Grund kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht war ein Nachschliff angedacht, das Stück wurde dann aber verworfen. Oder es handelt sich um eine reine Gebrauchsretusche, dafür sieht die mir aber zu präzise aus.
Die Beilklinge an sich wurde wie du schon schreibst auch sehr grob retuschiert.

Viele Grüße

Ralf :winke:

fuchs

Hallo Ralf,

die Kupferbeilklingen sind eigentlich nicht bis in den Norden gelangt. Es handelt sich wohl eher um eine Immitation von Bronzebeilklingen, daher wäre die datierung ins Endneolithikum wahrscheinlicher, denke ich.
Schau mal hier: http://www.steinzeitwissen.de/gastautoren/breitschneidige-beilplanke

Sprotte

Hallo und Guten Abend,

ich würde auch eine späte Datierung prädestinieren. Gerade die ausladene Schneide, die von einer Seite zugerichteten Schmalseiten und der recht flüchtige Schliff, der im Wesentlichen nur den Schneidenbereich umfasst, sprechen für eine eher endneolithische Zeitstellung.

Viele Grüße
Sprotte

hochwald

Zitat von: Sprotte in 17. Januar 2013, 19:22:33

"...  der recht flüchtige Schliff, der im Wesentlichen nur den Schneidenbereich umfasst, sprechen für eine eher endneolithische Zeitstellung."



Das gab es bereits im Mesolithikum bei verschiedensten Walzenbeilen.


Gruß!
hochwald

StoneMan

Zitat von: hochwald in 17. Januar 2013, 19:47:57

Das gab es bereits im Mesolithikum bei verschiedensten Walzenbeilen.


Gruß!
hochwald

Moin,

handelt es sich bei diesen "Walzenbeilen" aus dem (spät-) mesolithischen Mittel- und Nordeuropa nicht
ausschließlich um Beile aus Felsgestein?

Können die hier zur näheren Datierung angeführt werden?



Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

hochwald

Bei den bisher aufgetauchten Walzenbeilen, welche der mesolithischen Zeitstellung zugerechnet werden, sind mir bisher nur Stücke aus Felsgestein bekannt.

Es ging bei der Aussage von Sprotte aber nicht um das Material als viel eher um die Tatsache einer geschliffenen Schneide.

Ralf seine Klinge ist aber aus Silex.

Darin begründete sich auch anteilig, meine weiter oben getätigte Vermutung, daß die von Ralf vorgestellte Silex-Beilklinge in das Neolithikum hineinreichen könnte.


Gruß!
hochwald


StoneMan

Moin hochwald,

danke für die Bestätigung: Walzenbeile = Felsgestein.

Dann sollte Deine Anmerkung zu den Walzenbeilen nicht zur Datierung beitragen, sondern
lediglich eine Zusatzinformation sein.  :idee:

Soweit so gut.

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

steinwanderer

Moin Moin,
die flüchtige Bearbeitung läßt mich an die Einzelgrabkultur denken.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Kelten111

Kan ich leider nicht mehr dazu sagen als  :super:

Mfg fredi :winke: :winke:

Steinkopf

@ Klaus steinwanderer

Zitat: "...die flüchtige Bearbeitung lässt mich an die Einzelgrabkultur denken."

Die Beilplanken der mir bekannten EGK-Beile sind richtig vier-seitig zugearbeitet
und danach vor allen im Schneidenbereich luschig überschliffen.

Die Kantenbearbeitung des von Ralf vorgestellten Fundes gleicht von der Technik
am ehesten dem symmetrisch gearbeiteten Kernbeils.

Es bleibt mir in der Kombination von Merkmalen rätselhaft.

LG

Jan

 

StoneMan

Zitat von: Steinkopf in 19. Januar 2013, 22:02:14
...
Es bleibt mir in der Kombination von Merkmalen rätselhaft.
... 
Moin Jan,

das sollte Dich/uns nicht grämem:
Zitat von: StoneMan in 14. Januar 2013, 13:18:17
...
... es gibt ja noch viele "Zwischentypen", die Abgrenzungen sind fließend.
...

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Sprotte

Zitat von: hochwald in 18. Januar 2013, 12:35:42
Bei den bisher aufgetauchten Walzenbeilen, welche der mesolithischen Zeitstellung zugerechnet werden, sind mir bisher nur Stücke aus Felsgestein bekannt.

Es ging bei der Aussage von Sprotte aber nicht um das Material als viel eher um die Tatsache einer geschliffenen Schneide.


Hallo,

möglicherweise hatte ich mich missverständlich ausgedrückt, aber meine Bemerkung bezog sich auf den Titel dieses Threads "Flintbeilklinge mit ausladender Schneide", wobei es jedoch absolut richtig ist, dass geschliffene Beile aus anderen Materialien als Flint (Felsgestein, Knochen, Geweih) bereits im Mesolithikum allgemein verbreitet waren.

Viele Grüße
Sprotte




hochwald