Moin,
Gabi (Wiesenläufer) hatte hier kürzlich einen Klingenabschlag von einem Flintbeil vorgestellt, der aus dem Übergangsbereich zwischen Schmal- und Breitseite gewonnen wurde.
https://sucherforum.de/steinartefakte/recycling/Das von mir hier gezeigte Beil (ein Altfund aus Seeland, Dänemark) trägt auf einer der beiden Breitseiten solche Abschlagnegative die teilweise auch von der Schmalseite ausgehen. Der ursprünglich vorhandene Schliff ist auf dieser Breitseite nur noch im hinteren Drittel, in Richtung Nacken erhalten.
Die andere Breitseite zeigt dagegen drei kurze harte Abschläge / Absplisse an der Schneide mit sehr ausgeprägten Wallnerlinien, der Schliff ist bis auf diese Stellen noch vollständig erhalten.
Die beiden Schmalseiten sind ungeschliffen. Es handelte sich also ursprünglich wohl um ein dicknackiges Flintbeil vom Typ A (PVP Nr 164 - 166).
Ich sehe hier zwei Möglichkeiten zur weiteren Geschichte dieses Beiles:
1. Recycling
Das Beil wurde durch einen harten Aufschlag an der Schneide zerstört und aufgegeben. Aus dem Rest hat man dann noch einige Klingen gewonnen, so wie in dem Beitrag von Gabi beschrieben. Die gewonnenen Klingen werden auf einer Seite Schliffspuren getragen haben.
2.Upcycling
Es wurde versucht das Beil zu einem neuen Typ umzuarbeiten und zwar zu einem quer zu schäftenden Hohlbeil (PVP Nr. 173 - 175). Dazu wurde die ursprünglich gerade Breitseite 1 mittels der Klingenabschläge ein eine leicht gewölbte Form gebracht, so wie sie für quer geschäftete Dechsel typisch ist. Aus diesem Grunde wurden die länglichen Klingenabschläge auch teilweise von der Schmalseite her ausgeführt.
Die drei groben harten Abschläge auf der anderen Breitseite könnten dann der Anlage der Hohlschneide gedient haben. Eine weitere Bearbeitung erfolgte darüber hinaus aber dann nicht mehr.
Viele Grüße
Michael