Distalpartie einer verbrannten Spitzklinge

Begonnen von thovalo, 31. August 2015, 12:27:42

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thovalo


Die axialsymmetrisch zugerichtete Distalpartie einer Spitzklinge ist verbrannt, wie viele Artefakte aus dem Projekt. Der Anteil verbrannter Artefakte liegt je nach Platz bei bis zu etwa 30% und es sind alle Artefaktgruppen davon betroffen, Beilklingen, Pfeilspitzen, Spitzklingen Kratzer, Grundformen und Rohmaterialstücke .....



lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinereihe


Hallo Thomas,

Vielen dank! Schön! Hast du eine Theorie warum so viele Werkzeuge bei dir verbrannt sind? Ich finde hier zwisschen Maastricht und Aachen auch viele verbrannte Lanaye Flint Stuecke, aber bis jetzt gab es noch kein Werkzeug dabei. Auch viele Werkzeugen, aber wirklich keiner ist verbrannt...

Noch eine Frage zur Spitzklingen. Wurden die immer vom Anfang ab 2-seitig lateral retuschiert, oder gab es auch welche die am Anfang erstmal 1-seitig lateral retuschiert worden sind, und erstmal später (nach einige Abnutzung an die eine Seite) auch um die Spitze herum an die andere Seite retuschiert worden sind?  Ich habe eine spitze Klinge mit 3-eckigen Querschnitt gefunden die nur an eine Lateralseite sehr steil retuschiert worden ist, und die ähnelt damit noch am meisten eine Spitzklinge... Deswegen habe ich mich gefragt ob die (nach)scharfung immer 2-seitig war oder auch von 1- zu 2-seitig verlaufen konnte...

LG, S.   

thovalo


Der Wert von 30% Anteil verbrannter Silices gilt insgesamt für die Michelsberger Kultur (ich bin in der Woche meiner Literatur entfernt, ich denke das steht so bei Lutz Fiedler). Die MK hatte hier einen wichtigen Standort.

Es gibt einen Punkt im Gelände da konzentrieren sich, neben allen anderen Artefaktgruppen insbesondere die Überreste Dutzender verbrannter Beil- und Dechselklingen aus Feuerstein. Diese Fundbelege sind klar konzentriert. Das ist eine insgesamt einzigartige Beobachtung. Was da passiert sein kann ist bislang reine Spekulation. Es dürfte nach intensiven Diskussionen dazu, kein Haus, kein "Lagerschuppen" oder Werkplatz für Feuersteinbeilklingen und Dechselklingen oder eine Werkstatt voller Gerätschaften mit Hiebeinsätzen aus Feuerstein gewesen sein der einem Schadfeuer zum Opfer gefallen ist. Da dort auch der Beleg einer Prunkbeilklinge aus alpiner Jade gefunden worden ist mag ggf. ein ritueller Zusammenhang bestehen. Doch das zu ermitteln bedarf archäologischer Grabungen. Dieses Wochenende traten dort Belege weiterer verbrannter Beilklingen zutage. Schon wirklich rätselhaft was dort passiert sein mag.


Spitzklingen sind hier stets beidseitig lateral retuschiert.
Vielleicht kannst Du Bilder von einseitig retuschierten "Spitzklingen zeigen"?


lG Thomas   :winke:




Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinereihe


Vielen Dank für deinen Antwort!

Konnte es so sein das es auch eine Form von Temperung gab?

Wenn mann Fußbal-große Rohblocken ins Feuer werft, craquelieren die außere 1 bis 2 cm, ist aber das Material drinnen-in glasiger und besser bearbeitbar. Konnte es so sein das bei Beilen vielleicht die außere 0,5 bis 1 cm craquelieren wobei aber das Material drinnen-in noch sehr gut brauchbar ist für Recycling (Pfeilspitzen, Kratzer, ...)?

Das war doch ein super-Recycling-station wo du diese verbrannte Beilen findest? Vielleicht war das teilweise auch funktionell (konnte aber auch schief gehen wenn die zu lange ins Feuer blieben).

Rituelle Funktion ist wie du sagst auch nachvollziehbar, und eine hochinteressante Möglichkeit. (Dann frage ich mich warum dann ins besondere die Beilen und Dechselklingen ins Feuer...).

Zu den 'Einseitig bearbeitete 'Spitklinge' '. So etwas hat RolfPeter auchmal gefunden:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,39166.0.html

'Die große Klinge ist einseitig lateral retuschiert, diese Retusche setzt sich bis über den Spitzenbereich fort. Obwohl es sich nicht um eine klassische MK-Spitzklinge handelt, möchte ich sie als solche einordnen. Auf jeden Fall hat sie eindeutige Gebrauchsspuren: die Grate, die Retusche und auch die Ventralfläche glänzen partiell stark.
Alternativ wäre für die Klinge eine Schäftung nach Art der Pfahlbaumesser denkbar.
Die Länge des Stücks beträgt 102 mm. Material ist Rijckholt-Flint.'

Die die ich gefunden habe ist aber zu 3-eckig für Schäftung, und die Retusche setzt sich nicht bis über den Spitzenbereich fort. Ich werde noch Fotos machen und einstellen. Brauche jetzt aber noch die Zeit für noch 1 oder 2 Begehungen, dann ist es schon wieder schluss (weil wieder eingeseht)

LG, S.