Ein mesolithischer Kernstein von einem Fundareal rechts des Rheinlaufs

Begonnen von thovalo, 22. Juni 2022, 14:16:11

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thovalo




Guten Tag! :winke: 



Hier Bilder eines weitestgehend ausgenutzten Kernsteins von einem mesolithischen Fundareal bei Ratingen (Kreis Mettmann). Das Fundgelände befindet sich rechts des Rheinlaufs auf dem direkten Übergang der Mittel- zur Niederterrasse auf einem feinsandig angewehten spätglazialen  Dünenrücken.


Es hätte bei dem Restkern keinen Sinn mehr gemacht Korrekturabschläge auszuführen, denn man hätte kaum mehr einen oder s0gar mehrere kurze Klingen oder Abschläge daraus gewinen können.


Das Material erinnert mich an, dann allerdings sehr homogenen, dunklen Schotterfeuerstein. Der kommt in der Fundregion gesichert nur linksrheinisch vor. Dafür hätten die Menschen auf ihren Wanderungen zumindest einmalig den Rheinlauf von Westen nach Osten überqueren müssen.


Möglicherweise handelt es sich aber auch um einen sehr gut erhalten gebliebenen feinkörnigen "baltischen Feuerstein". Diese Materialqualität und Varietät ist mir aus eigenen Rohfeuersteinfunden im nordischen Geschiebe in der Region allerdings so nicht bekannt.


Da bislang kein einziger Abschlag an einen Kern oder eine Grundformen anzupassen gewesen war, ist es wahrscheinlich, dass viele Fundbelege des Platzes entweder schon länger in das Kolluvium umgelagert worden sind, oder sich noch recht viel Material im Erdreich des Platzes befindet.


Pro Jahr sind nur etwa 4 bis 6 Fundbelege auf dem Fundareal aufzulesen, was den stets ungeünstigen Begehungsbedingungen geschuldet ist.


Die dort aufgelesenen Mikrolithen deuten auf einen Aufenthalt in einem bereits fortgeschrittenen frühen Mesolithikum hin. Zwei nicht symetrisch ausgeführte trapezförmige Mikrolithen könnten sich ggf. auch in diese Zeit einfügen oder sie deuten auf einen zweiten, dann sehr viel späteren spätmesolithischen Aufenthalt hin.


Das Problem ist, dass sich hier in der Region unterschiedlichen mesolithischen Systeme und Gruppen überschneiden.


liebe Grüße

Thomas   :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fabulas

Immer noch die totale Anfängerin faszinieren mich Eure Funde aus der Stein- und der Eisenzeit immer wieder. Vielen Dank Thomas für's Zeigen - die "Abnutzungsstelle" zeigt wohl den "weitestgehend ausgenutzten Kernstein", oder?

Habe ein bisschen über "Kernsteine" gegoogelt und diese Seite gefunden. Die Seite hat mich überrascht, denn da werden auch die genauen Fundorte öffentlich benannt.
Aber ganz toll ist die 3-D-Umsetzung. Wenn Ihr auf den Link klickt, dann auf der linken Seite das zweite Werkzeug anklickt (ein nicht geschlossener Kreis) kann man das Objekt von allen Seiten herrlich betrachten.

https://archaeo3d.de/sachsen/2016-04-26_tr_0001/

Und einen Kernstein gibt es auch zu sehen.

Viele Grüße
Anita

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

Hallo Thomas,

eindeutig Schotter- FS.
Die waren jung und haben sich bewegt (und auch den Rhein überquert).
30 km waren scheinbar keinen Gedanken wert.
Auch auf dem mesolithischen Fundplaz bei Solingen.

mfg

thovalo



Danke, davon gibt es noch zwei weitere Kernsteine!

Ein Stück sieht sogar nach Lousberg aus.  :glotz:


liebe Grüße
Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.