Endpaläolithikum/Frühmesolithikum

Begonnen von Furchenhäschen, 17. April 2022, 19:08:14

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Furchenhäschen

Hallo aus dem Süden,

gestern fand sich auf einer Jagdstation des Endpaläolithikum/Frühmesolithikum dieses interessante Artefakt.
Die Klinge als Grundform dürfte älter sein als die Retuschen Dorsal und Ventral. Es kam ja durchaus öfter vor, dass gerade an solchen Plätzen, ältere herumliegende Abschläge irgendwann wieder Verwendung fanden! So wahrscheinlich auch bei diesem Stück. Dorsal wurde das letzte Drittel zur Spitze hin retuschiert und von Ventral wurden 2 Drittel von der Basis beginnend retuschiert.
Jetzt meine Frage an die Spezialisten,
wie schätzt ihr das Stück ein und welches Werkzeug erkennt ihr.
Ich dachte an ein Flechettes, ist aber spekulativ.

Grüße
Peter

RockandRole

Hey Peter,

wir hatten ja gestern schon über das Stück geschrieben, Flechettes war ja auch eine meiner Vermutungen.
Bemerkenswert sind die ventral Richtung Schlagpunkt immer größer werdenden Retuschen, die so wie sie angelegt sind, einer Schäftung entgegen kommen würden.
Jedenfalls vertraue ich deinem Urteilsvermögen, dass die unterschiedliche Patiniertung auf eine ältere Grundform zurückzuführen ist.
Weiß man etwas über die Entstehung der Dünen dort vor Ort?

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Servus Daniel,

die Dünen sind ca. vor 20.000Jahren entstanden.
Das es sich um ein Werkzeug aus dem späten Jungpaläolithikum handeln könnte
scheint sich aufgrund von zeitl. ähnlichen Artefakten der Fundstelle insgesamt zu belegen.

Grüße Peter

Steinsucher

Hallo Peter und Daniel,
nachdem Rikke mich heute nach langer Zeit wieder ins Forum gelockt hat, bin ich natürlich auch über diesen Eintrag gestolpert.  :smoke:
Ich denke mal  :kopfkratz: ich kann allem soweit folgen. Meine Frage wäre dann aber: warum "Flechette" ? Das wäre dann ja ein Projektil - oder?  Ich könnte mir sicher eine Funktion als Teil eines Gerätes zu Handarbeiten in einem Schaft vorstellen. Was würde den Unterschied zu einem Projektil ausmachen? Wäre dann wohl nach der zeitlichen Stellung an eine Speerschleuder zu denken.
Nur so ein paar Gedanken. Bleibt gesund!!

Furchenhäschen

Lieber Fritz,

das hast Du vollkommen richtig erkannt.
Letztendlich fehlt zum vollkommenen Flechette a bisserl was und zwar am Proximalende hapert es wenn man von einem erstklassigen, zweifelsfreien Flechette ausgeht.
Mittlerweile gibt es dazu aus der Facharchäologie 2 unterschiedliche Meinungen. Pro und Contra. Ausschlaggebend ist in beiden Fällen das wenig ausgearbeitete Proximalende welches einem "echten" Flechette deutlich mehr die Form eines Lorbeerblattes zuschreiben müsste. Kann dieser Aspekt in punkto auf die Genauigkeit bzw. die Artefaktmorphologie vernachlässigt oder großzügiger bemessen werden? Ich weiß es nicht.
Es muss ja auch kein Flechette sein, wenn es so ist wie Fritz schreibt passt es ja auch, die Retusche Ventral diente in jedem Fall der Schäfftung.

Grüße
Peter