Wer bin ich?

Begonnen von Roskva, 22. Dezember 2011, 15:00:42

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Roskva

Hej!  :-)

Diese Axt ist ein Dachbodenfund aus meiner Schule. Vor laaanger Zeit hat mal ein Lehrer ne´Kiste mit Artefakten dort hinterlassen, ohne Fundortangaben, aber ich denke schon dass die Funde alle von hier stammen  :kopfkratz:  .... Wie nennt man so ne´Axt, und aus was für nem´Material besteht er?
Und jetzt strengt euch gefälligst an!  :zwinker: Ich muss noch dieses Jahr einen Artikel drüber schreiben - für den Unterricht in der 2. :-)

LG
Rikke
"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

Sprotte

Hallo Rikke,

auf jeden Fall besteht die Axt aus einem Gestein, das reich an dunklen (mafischen) Mineralen ist. Somit kommt entweder Diorit bzw. Gabbro als Tiefengesteine oder Dolerit als Ganggestein (teils auch Ergussgestein) in Frage. Für Felsgestein-Geräte wurde gern Asby-Diabas (ein Dolerit) aus dem Geschiebe aufgrund seiner hohen Zähigkeit verwendet. Daher nun meine Frage: Sind die hellen Kristalle (es handelt sich um Plagioklas, einen Feldspat) länglich ausgebildet und teils miteinander verwachsen - so wie ich zu erkennen glaube - oder nicht?

Viele Grüße
Sprotte

Waldemar

Hi Rikke.
Ich habe von Gestein keine Ahnung, aber für mich sieht das nach Granit aus. :winke:

Sprotte

Hallo,

ob es Granit (oder ein anderes granitoides Gestein) sein kann, kann man leicht nachprüfen: Kein Quarz = kein Granit, Quarz vorhanden = Granit wäre möglich. Weiterhin sind quarzreiche (= "saure") Gesteine sehr oft auch heller als "basische" (mafitreiche) Gesteine ohne Quarz.

Viele Grüße
Sprotte

Der Wikinger

Hallo Rikke  :-)

Ein sogenannter Schuhleistenkeil: http://de.wikipedia.org/wiki/Schuhleistenkeil

Auf Dänisch "Skolæstøkse".

Der Begriff ist sowohl auf Deutsch als auf Dänisch veraltert, und wird nicht mehr unter den Archäologen benutzt. (Sehe Artikel).

Ein wunderbares Artefakt  :winke:

Roskva

Vielen lieben Dank für eure Antworten!  :-)

Es ist schon so wie du es siehst Sprotte, besonders Bild 1004 gibt ne´gute Aussage. - kein Quarz drin in dem Zeugs  :zwinker: Diabase würde schon reichen  :-)
Eine Skolæstøkse; super  :super: Ich hätte aber gerne noch gewusst warum es keine Streitaxt ist :engel: Oder ist dies eine konnotation?
Wozu brauchte man diese Dinger - und wann waren die üblich?

LG
Rikke 
"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

Der Wikinger

Zitat von: Roskva in 22. Dezember 2011, 20:19:35
Vielen lieben Dank für eure Antworten!  :-)

Es ist schon so wie du es siehst Sprotte, besonders Bild 1004 gibt ne´gute Aussage. - kein Quarz drin in dem Zeugs  :zwinker: Diabase würde schon reichen  :-)
Eine Skolæstøkse; super  :super: Ich hätte aber gerne noch gewusst warum es keine Streitaxt ist :engel: Oder ist dies eine konnotation?
Wozu brauchte man diese Dinger - und wann waren die üblich?

LG
Rikke 

Steht doch alles im Link, liebe Rikke !  :smoke: :dumdidum:

In Dänemark ist das ein recht seltener Fund. Man meint die meisten davon sind aus Mitteleuropa importiert.  :winke:

Kelten111

Das ist doch kein Schulleistenkeil  :nono:
Der Link weist auf ein Fotto dessen Artefakte in der ersten Reihe Schulleistenkeile sind !
Das Stück ist eine Axt , aber welcher Typ genau habe ich keine ahnung  :-D
Mfg Fredi :winke:

Der Wikinger

Da hast du natürlich Recht, Kelte.
Der Schuhleistenkeil ist ja auch eine Axt !  :super:

StoneMan

Moin,

ich denke da hat der Fredi recht.

Schuhleistenkeil ist doch ein Synonym für Dechsel und eine Dechsel ist es nicht.

@ Rikke, was heißt eigentlich:
Zitat von: Roskva in 22. Dezember 2011, 15:00:42
...
...aber ich denke schon dass die Funde alle von hier stammen...

Dänemark oder Deutschland  - Du wohntest doch mal hier oder noch, oder wo...  :nixweiss:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

rolfpeter

Servus,

nein, ein durchlochter "Schuhleistenkeil" ist das eindeutig nicht! Die haben wirklich noch eine dechselförmige Form, also eine gewölbte Dorsalseite und eine flache Ventralseite. Erst die mittelneolithischen Breit- oder Setzkeile sind symmetrisch geformt. In der Zeit lägen wir dann bei Rössen, also um +- 4700 v. Chr. In der Tat tauchen ab und an solche Keile im Norden auf, sind wohl irgendwie dort hin getauscht worden.

Dennoch kommt mir das Stück nicht wie ein Breitkeil vor.
Die Form wäre sehr ungewöhnlich. Breitkeile haben gewöhnlich keinen eingezogenen Nacken, sondern laufen bei rechteckigem Querschnitt mit parallelen Seitenflächen zu einem stumpfen Nacken aus. http://steine-scherben.org/thema5r.htm
Zudem stimmt das Material nicht. Breitkeile bestehen meistens aus Amphiboliten oder allg. AHS-Schiefern, seltener aus lokal vorkommenden Ersatzmaterialien, aus denen die Rössener Leute auch ihre Dechselklingen hergestellt haben. Einen mittelneolithischen Breitkeil aus dem hier gezeigten Material habe ich noch nie gesehen.

Ich tendiere bei der Bestimmung zu einer nicht näher zu definierenden TBK-zeitlichen Streitaxt.
Nach Zapotcky wäre es evtl. eine D-Axt vom Typ DI-B1. Da hätten wir aber schon das nächste Problem, diesen Typ hat Z. in den dänischen und schwedischen Museen nicht vorgefunden. Allerdings räumt er an der Stelle auch eine Unvollständigkeit seiner Nachforschungen ein.
Die Grafik stammt aus: Milan Zápotocký: Streitäxte des mitteleuropäischen Äneolithikums

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Roskva

Vielen lieben dank für die vielen Antworten!
Jetzt bekomme ich bestimmt einen schönen kleinen Text zusammengeschustert  :-) Streitaxt ist doch geil, wird den kleinen mit sicherheit gefallen!  :zwinker: Und es reicht auch aus, die Axt muss nicht bis ins letzte Detail 100% definiert sein um damit arbeiten zu können. Die Verwendung wird vermutlich viel interessanter sein  :zwinker:

LG
Rikke

@Jürgen; ich bin nach 16 Jahren wieder abgewandert, ausgewandert, neu eingewandert .... zu Hause.  :-)
"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

Steinkopf

Hallo!

Eine schöne Diskussion um ein interessantes Fundstück!

Zitat: "...die Axt muss nicht bis ins letzte Detail 100% definiert sein um damit arbeiten zu können."

Weiß man bei diesen Äxten aus Gestein eigentlich wie sie eingesetzt wurden?

Dieses gut erhaltene Stück (und viele andere vergleichbare Äxte) tragen keine
sichtbaren Gebrauchsspuren.

Hatten diese aufwendigen und oft importierten Objekte vielleicht nur oder überwiegend
eine Prestige- Kult- oder Statusfunktion in Norddeutschland, NL und DK, wo Flintäxte
in allen Größen sowohl als Arbeitsgeräte als auch 'fürs Angeben' verfügbar waren?

Schöne Grüße

Jan

Marienbad

#13
Zitat von: Steinkopf in 23. Dezember 2011, 11:54:20
Hallo!

Eine schöne Diskussion um ein interessantes Fundstück!

Zitat: "...die Axt muss nicht bis ins letzte Detail 100% definiert sein um damit arbeiten zu können."

Weiß man bei diesen Äxten aus Gestein eigentlich wie sie eingesetzt wurden?

Dieses gut erhaltene Stück (und viele andere vergleichbare Äxte) tragen keine
sichtbaren Gebrauchsspuren.

Hatten diese aufwendigen und oft importierten Objekte vielleicht nur oder überwiegend
eine Prestige- Kult- oder Statusfunktion in Norddeutschland, NL und DK, wo Flintäxte
in allen Größen sowohl als Arbeitsgeräte als auch 'fürs Angeben' verfügbar waren?

Schöne Grüße

Jan



moin Jan,
von einer endmesolithischen Unterwassergrabung kenne ich diesen Axttyp.
Er wurde am Material als ein Import aus dem Donaudelta eingestuft.
Die Axt soll als Prestige Objekt gedient haben, sie hatte keine Arbeitsspuren aufzuweisen.
Ich muß mal meine Fotos durchstöbern, irgendwo habe ich es.
:winke: Manfred

hier mal durchscrollen
http://www.freder.de/de/diving/neustadt.php
das zweite Foto zeigt die Axt in sito am Ostseegrund.
das dritte Foto: da liegt die Axt li. auf dem Tisch




Roskva

Ich meinte damit ich in der Schule damit arbeiten kann!  :-)
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Tapir

So schlimm können die Kleinen doch nicht sein.... :-D

Roskva

Die Lütten sind alles andere als schlimm!  :prost:  .... es nützt alles nur nicht viel, wenn ich nicht weiss was ich in den Händen halte  :zwinker:
LG
Rikke
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Moonk

Hallo Rikke, ich habe mir einmal aus einem Stein den ich hier auf dem Acker gefunden habe eine Axt gebastelt.
Das Material denke ich ist das selbe wie bei deiner Axt, also Diabas.

HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Der Wikinger

Ich habe mich von der extrem viereckigen Form des Artefakts irren lassen.  :schaem:
Natürlich ist das eine Streitaxt.  :super:

Schönes Stück, Moonk !!!  :staun: :winke:

Roskva

Stimmt Moonk, das krasse Teil was du gefunden hast als du den Pool bauen wolltest  :zwinker: :smoke: Ich werde die Axt als Diabas bezeichnen  :super:

LG
Rikke :-)
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StoneMan

Moin,

für den Unterricht zu spät, aber für eine Ergänzung reicht es doch noch...?

Von dieser Seite traue ich mich nicht Bilder hier rein zu stellen  :cop:
Klick >> http://www.finefynskefund.dk/

Klick >>> Montre 6

Gehe zu >>> Side 9 af 9 >> Skafthuløkse

Gruß

Jürgen

PS wer daraus Bilder benötigt - PM
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Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

Hallo!

Da hat der Jürgen aber einen feinen Link aufgetan!
Den kannte ich noch gar nicht.

In der gleichen Ausstellung ist auch dieses schöne Stück zu bewundern:

Jan

StoneMan

Zitat von: Steinkopf in 06. Januar 2012, 09:51:37
...
Da hat der Jürgen aber einen feinen Link aufgetan!
...
Moin,

Ehre, wem Ehre gebührt - den Link habe ich vom Wikinger in meinen Favoriten abgelegt. :super:

@ Jan, aus der Austellung eine Fotografie von Dir?


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

Die Aufnahme machte ich im Museum in Odense in eine schattige Vitrine hinein.
In manchen Museen wäre eine unauffällige kleine Trittleiter hilfreich.
Diese doppelschneidige Streitaxt wurde aus farblich geschichteten Sandstein gefertigt
und bei der befestigten Anlage Sarup auf Fünen ausgegraben. Mehr unter:
http://www.fyn.dk/article/61232

LG
Jan


StoneMan

Zitat von: Steinkopf in 06. Januar 2012, 20:49:01
Die Aufnahme machte ich im Museum in Odense in eine schattige Vitrine hinein.
...
:super: Dein Foto ist ja besser, als das im Link.

>> Øksen er fremstillet af udsøgt lagdelt sandsten og er 13,1 cm lang <<

Aufgrund Deines Fotos, hatte ich gedacht, das wäre eine Økse für einen Riesen, ich
schätzte die mindesten auf 13 Zoll...  :narr:

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry