Ein Ringfragment aus Sapropelit ?

Begonnen von steinsucher, 14. Februar 2009, 00:08:33

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steinsucher

Hallo Forum,

vor etwa 20 Jahren lag das folgende Teil auf der Oberfläche eines Ackers nahe Linnich und wollte mitgenommen werden. Seitdem stellt es Fragen. Material? Zeitliche Einordnung?

Im darauf folgenden Jahr war ich in München in der  Archäologischen Staatssammlung. Dort hing ein ganzes Archiv dieser Art Ringe, auch in der gleichen Größe. Als Material wurde Sapropelit angegeben.

Erst mal zu Größe:

Außendurchmesser: 50 mm
Innendurchmesser: 41 mm
Dicke (max): 4,5 mm
Gewicht: 7 gr

Das Material erscheint auf der Hand ziemlich schwer für die Masse. Kann aber auch täuschen.

Der Ring ist definitiv ohne Maschinenhilfe geschliffen worden. Im inneren Bereich glänzen einige Stellen, möglicherweise vom Tragen? Internetquellen verweisen oft auf die Latènezeit. Die einzigen Beifunde liegen ca 250m entfernt und stammen aus der Bandkeramik (Dechsel).

Sapropelit wird auch noch als "Kännelkohle" oder "Gagat" bezeichnet.

Kann jemand bei der Einordnung helfen?

Gruß aus Heinsberg/Rheinland,

Fritz

rolfpeter

Servus Fritz,

ich habe mal überschlagsmäßig die Dichte vom Deinem schönen Ring ermittelt. Ich komme auf ungefähr 7g/cm³. Ist der Ring vielleicht aus Metall?  Gagat ist ja ausgesprochen leicht, irgendwas um 1,3 g/cm³.
Auf dem Foto kommt mir das Teil auch fast wie Bronze daher. Ich fürchte, ein solch fragiles Steinringlein mit nur 4,5mm Materialstärke hätte auch nur schwerlich die Ackerkulturen überlebt.
Du hast zwar schon im Internet gesucht, hier ist aber trotzdem ein Link zu eisenzeitlichen  - Steinarmringen. Vielleicht kennst Du den ja noch nicht.

http://www.glozel.net/pdf/The_Stone_Rings_of_Glozel.pdf

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinadler

sieht mir auch nach bronze aus , davon haben wir auch schon einige gefunden .

mfg
steinadler
ich glaube an gott , aber keine bestimmte religion !

schaut mal rein : http://yggdrasil-online.de/cms/

Silex

Sapropelit sieht eher nach altem Autoreifen aus, Steinsucher.
Einen hab ich schon mal als Bruchstück heben dürfen....meist sind sie aus frühlaténezeitlichen Zusammenhängen.
Denke  bei Deinem Fundstück auch eher an Metall

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

insurgent

Das sieht nach sehr alter Bronze aus, die durchund durch  korrodiert ist.

An Stein glaube ich nicht.
Meine Bodenfunde werden gemeldet

steinsucher

Hallo Forum,

erst mal vielen Dank für die Beiträge. So langsam glaube ich auch immer mehr an ein Fragment eines Metallrings. Auf den Fotos macht das Teil tatsächlich einen metallischen Eindruck, mehr als in der Hand im Tageslicht.

Vielleicht habe ich mich vom ersten Eindruck her zu sehr in eine falsche Richtung bringen lassen. Als ich das Ding fand, dachte ich zunächst an einen Rest eines Schiefergriffels. Davon liegen hier fast auf jedem Acker Reste herum. Er war nur ziemlich krumm. Tatsächlich sieht das Material auch heute noch so ähnlich aus. Es ist aber ziemlich stabil und schwerer.

@ RP, das Gewicht für das kleine Teil hat mich immer etwas irritiert. Danke für den Link. Da sind sogar ähnliche Formen dabei, aber von Neolithikum bin ich auch nie ausgegangen. Deine Annahme wird wohl richtig sein.

@ Edi, wie ein alter Autoreifen sieht es wahrlich nicht aus. Zu fein vom Material her. Ich habe in der Zwischenzeit auch ein Familienerbstück aus Gagat gefunden (aus Franken). Es ist wesentlich leichter und weicher.

@ insurgent: Kann durch und durch korrodierte Bronze noch diese Festigkeit haben? Ich habe da leider überhaupt keine Erfahrung mit. Eisen zerfällt ja durch Korrosion ziemlich schnell. An den beiden Bruchstellen sieht man aber tatsächlich eine leichte Grünfärbung.

Und schließlich ist mir noch eingefallen, dass ich das Stück kurz nach dem Auffinden mal Jemandem gezeigt habe, der ein wenig Ahnung von dem Gebiet haben könnte. Der nahm es damals in den Mund und nahm eine Geschmacksprobe. Er sagte etwas, was ich nicht so richtig verstanden habe. Er sprach davon, dass es möglicherweise ein Metall sein könnte, das so in der Natur in reiner Form vorkommt. Ich habe davon in unserer Gegend allerdings noch nichts gehört (deshalb auch keine Ahnung).  Ich habe mir die Stellen, die ich als geschliffene Partien angesehen habe, heute noch mal bei 15 facher Vergrößerung angesehen. Das sind wohl doch eher neuzeitliche Spuren, keine eindeutigen Schleifspuren.

Es liegt immer noch in einem Schmuckkästchen und wird dort auch bleiben. Auf der Stelle wachsen heute Bäumchen, deshalb ist eine Nachsuche nicht möglich. Jeder weitere Beitrag würden mich freuen.

Gruß aus Heinsberg/Rheinland,

Fritz.

Silex

Danke für diese kleine Erweiterung, Fritz.
Von Gagat und Sapropelit kann man sich also "verabschieden". Wenn so ein Ring auf den Boden fällt ist er nämlich putt....dies ist meiner Archäologin passiert als sie meinen Findling entgegennahm und dermaßen erschrak....weil es weitum noch keinen Gagatringlesefund gab. Nicht mal so ein Fragment wie ich es ihr darbringen wollte...dann waren es mehr...die lagen dann auf den vielhundertjährigen Fußbodenbrettern des Keplerhauses in Regensburg , manches auch in den Ritzen - über den keplerschen Ritzenverlusten. Welch eine Schichtenverkehrung.
Die Tatsache dass ich so ein Ding fand kann nur meiner damaligen Unerfahrenheit zugeschrieben werden...denn sowas Unansehnliches hebt man als Fragment einfach nicht auf. Es sieht wirklich aus wie ein versprödetes Profilstück von einem Gummireifen.....
Material also vermutlich eine alte Bronzelegierung. Menschenkörperschmuck scheidet wegen der Proportionen (bis auf Gehängeringe- aber dafür scheint es auch schon wieder zu groß) wohl aus.
Dann bleibt wohl wieder nur ein Bestandteil eines Pferdegeschirres im Bereich des Wahrscheinlichen.
Hast Du schon mal jemanden mit Sonde drübergelassen?
Gab es irgendwelche Beifunde auf diesem Acker?
Wäre Bronzezeit eine Möglichkeit in Deiner Gegend...oder eher unwahrscheinlich?
Meine Vermutung geht eher in Richtung Neuzeit- trotz der starken  Korrosionsspuren.
Das Ding ist zu "rund"
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher

Hallo Edi,

Bronzezeit würde ich nur durch Keramik finden, da keine Sonde.

ZitatHast Du schon mal jemanden mit Sonde drübergelassen?

Um ehrlich zu sein, kenne ich Niemanden mit Sonde. Vielleicht finde ich ja noch Jemanden.

Gruß, Fritz.

Loenne

Moin,

kannst Du nicht mal an einer Kante ein wenig kratzen? Denn wenn es Messing oder Bronze ist, sollte man das sehen können. Ich tippe nämlich auf Grund des asymmetrischen Durchmessers auf einen "Bullen / Nasenring".

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
www.scheibenknopf.de                

Der Wikinger


Hallo  :-)

Auf dem ersten Bild sieht man oben eine dünnere Stelle.
Das könnte ein Materialabbau, durch einen Dorn verursacht, sein.

Ich würde hier einen simplen Ringfibel nicht ausschliessen !!  :belehr:

(Deshalb vielleicht nicht kratzen, sondern einem Achi zeigen !  :zwinker: )

:winke:

steinsucher

Danke für die Beiträge.

Ich habe lieber nicht gekratzt. Bei dem Versuch unter der Lupe ein paar alte Erdreste mir einem spitzen Messer zu entfernen, habe ich festgestellt, das das Material in den Bruchstellen ganz leicht heraus bröselt. Auch die glatte Oberfläche lässt sich sehr leicht mit dem Messer ritzen. An den neuzeitlich beschädigten Stellen hat man auch nicht den Eindruck Metall zu sehen.

Ich kann das Teil nicht zuordnen. Ich nehme es auf jeden Fall beim nächsten mal mit zum Begutachten. Kann durchaus sein, das es nicht so alt ist, wie es den Eindruck macht.

Hier noch ein paar Details (leider lässt die Fotoqualität zu wünschen übrig):