Ein Silexstück mit "Handhabe" und geschultert abgesetzten Dorn

Begonnen von thovalo, 12. Juni 2015, 21:53:55

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thovalo



Dieser Fundbeleg ist durch extrem kräftige umlaufende Kantenretuschierung mit viel Mühe und Kraftaufwand in etwas viereckig ausgeformt worden. An einer der Lateralen ist dann ein geschultert abgesetzter "Dorn" angelegt worden. Auf der zeigt umlaufend eine sehr kräftige Kantenretuschierung.

Die Spitze selber wurde kräftig in Gebrauch genommen.


Den Gebrauchsspuren nach vielleicht eher in der Art eines ziehend abspanenden "Zinken" und nicht in der hin und her drehenden Art eines "Bohrers".


Artefakte mit eindeutig geschultert zugerichteten Fortsatz sind im Neolithikum des Niederrheins bislang kaum gefunden worden. In sofern ist dieser Neufund tatsächlich auch ein wissenschaftlich wertvoller Neufund.


Vielleicht hat noch ein Rheinländer ähnliches gefunden oder kennt Jemand aus ferneren Regionen ähnliche Stücke!?


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinsucher

#1
Hallo Forum, hallo Thomas,

war jetzt nicht besonders schnell, aber uns bleibt ja hoffentlich noch viel Zeit.

Ja, dieser Dorn.....

Ich habe mir die gleichen Gedanken über ein ähnliches Teil gemacht. Habe es dann aber immer mit dem Gedanken an die Seite gelegt: ja - wird schon Sinn gemacht haben. Ein Bohrer war es aber definitiv nicht. Das bestätigt Deine Beschreibung deines Objekts.

Was ich Dir hier abgehängt habe stammt aus dem Ort Ederen. Es ist nahe dem Merzbachtal gefunden worden. Dort findet sich fast die komplette Palette des Neolithikums, viel Bandkeramik und etwas jünger. Material ist mittelgrauer Maasfeuerstein, Type Rijckholt. Die Geometrie ist: Länge 45 mm, Breite 30 mm, Dicke 10 mm. Das gute Stück ist nicht aus einer Klingengrundform entstanden sondern aus einem Abschlag.

Gruß aus Heinsberg,

Fritz

(Die Fotos wurden jetzt auf die Schnelle gemacht, auf Wunsch natürlich besser)

StoneMan

Moin,

@ Thomas,

das Teil ist sehr interessant. Es erinnert mich (entfernt) an einen Fundbeleg von Dir, da zeigst
Du uns ein noch kleineres Objekt mit einer kleinen feinen Spitze, also nicht so dornartig wie dieser hier.
Leider finde ich das nicht mehr, es ist ähnlich wie mein Fundbeleg 01.

Da ich ja schon lange nicht mehr in Deiner Region suche  :zwinker: zeige ich ein paar Teile
aus ferneren Regionen.
Die Objekte von Bild SF 01-08 sind von Møn/DK und verschiedenen Fundorten in Norddeutschland.
Der kleine bohrerartige mit der beschädigten Spitze (Bild SF 03a/b) ist von Møn/DK.

Die Frage/Bestimmung zur Verwendung ist für mich auch nicht abgeschlossen. Wäre prima, wenn
hier weitere ähnliche Fundbelege gezeigt werden und ggf. zur Klärung beitragen können.

Eine Anmerkung zu Bohrern bzw. deren Merkmale. Die typischen Aussplitterungen die bei der
alternierenden Drehbewegung entstehen, sind kaum oder gar überhaupt nicht vorhanden,
wenn ein weiches Medium gelocht wurde.

Der Anwendungsfall, wie Thomas ihn beschreibt "... in der Art eines ziehend abspanenden "Zinken", ist sicher
für manche dieser Stücke anzunehmen. Dazu suche ich demnächst auch noch etwas raus.

Sorry für die alten schlechten Bilder.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo



Klasse, darunter sind sehr nahe stehende Exemplare!  :super:
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