beidseitig flächig retuschierte Pfeilspitze ?

Begonnen von Ahrbach, 13. April 2014, 14:53:05

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Ahrbach

Diesen Fund von heute muß ich euch sofort zeigen weil er mein Herz zum Hüpfen brachte :zwinker:
War so konzentriert auf die vielen weiß  oder bläulich weißen Flintfund von dieser Stelle das ich ihn zunächst nicht bemerkt habe...hab mich aber dann doch nochmal gebückt... :zwinker:
Ich traue mich mal den Fund als flächig retuschierte pfeilspitze anzusprechen aus Rjikholt.....
Was meint ihr dazu??? :kopfkratz: :winke:

StoneMan

Moin,

Grund zur Freude hast Du  :Danke2:
Da die Basis nicht gebrochen wird es eine Pfeilspitze sein. Auf den ersten Blick
dachte ich, aufgrund der relativ groben Retusche, an ein Sichelfragment.

Auch wenn ich jetzt Deinen Fundort mal wieder nicht weiß  :kopfkratz: würde ich
auf Lous­berg­ tippen. Da sind aber andere sicher sicherer  :zwinker:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Ahrbach

Zitat von: StoneMan in 13. April 2014, 15:24:40
Moin,


aufgrund der relativ groben Retusche, an ein Sichelfragment.

Auch wenn ich jetzt Deinen Fundort mal wieder nicht weiß  :kopfkratz: würde ich
auf Lous­berg­ tippen. Da sind aber andere sicher sicherer  :zwinker:

Gruß

Jürgen

Die Eifeler waren wohl auch früher eher fürs Grobe :zwinker:

thovalo

#3

Was ich gerne noch als Informationszuwachs zu einer Ansprache anregen möchte:

Bilder direkt in der Aufsicht und nicht schräg ausführen.
Die Länge und Breite und ggf. auch den Durchmesser in Zahlen ausgedrückt, wenn möglich, auch das Gewicht mit angeben.

Denn bisher kann man sagen "Dein fund sieht mit großer Wahrscheinlichkeit aus wie ......" ........


Wäre klasse wenn Du das ergänzen kannst!
Vielleicht sogar bei guten Tages- oder Kunstlicht, damit die Färbung zutreffend raus kommt.


Was bisher an Textur des Silex erkennbar ist, deutet auf Schotterfeuerstein hin.
Die Färbung, so wie sie abgebildet ist, erinnert tatsächlich an Lousbergfeuerstein.

Diese Dunkelung entsteht aber auch in Feuchtbodenmillieu und bei der Überprägung des Silex als Schotterfeuerstein im Verlauf der sekundären Umlagerung.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: Ahrbach in 13. April 2014, 15:27:53
Die Eifeler waren wohl auch früher eher fürs Grobe :zwinker:


Nein, die konnten Alles!

Das besondere an Deinem Fund ist:

Das Artefakt wurde vollständig "formend" überprägt", ist also die Umsetzung einer klaren Vorstellung dessen was der Ausführende herstellen wollte. Bei den bisher erkennbaren Punkten wird es sich sehr wahrscheinlich um eine Pfeilspitze handeln.


Interessant ist noch die Frage .... war die so "fertig" gestellt oder noch nicht.
Gibt es vielleicht einen technologischen Aspekt warum der Ausführende die flächige Retusche nicht noch weiter ausgeführt hat.


DAS sind dann die wirklich spanenden Fragen weit über die Freude einen solchen klasse Fundbeleg aufgelesen zu haben hinaus.
Also die Aufschlüsselung der individuellen Geschichte des Artefakts.

Mit fällt der Absatz in der nach Vorne abgebildeten Langseite auf .......  dort könnte eine Störung liegen die einer weitere führende, noch flächiger werdende, Retuschierung blockiert haben könnte.

Weil die Bilder aber ungünstig geschossen sind, ist das noch nicht zu erschließen!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Ahrbach

Zitat von: thovalo in 14. April 2014, 09:52:20
Was ich gerne noch als Informationszuwachs zu einer Ansprache anregen möchte:

Bilder direkt in der Aufsicht und nicht schräg ausführen.
Die Länge und Breite und ggf. auch den Durchmesser in Zahlen ausgedrückt, wenn möglich, auch das Gewicht mit angeben.

Denn bisher kann man sagen "Dein fund sieht mit großer Wahrscheinlichkeit aus wie ......" ........


Wäre klasse wenn Du das ergänzen kannst!
Vielleicht sogar bei guten Tages- oder Kunstlicht, damit die Färbung zutreffend raus kommt.


Was bisher an Textur des Silex erkennbar ist, deutet auf Schotterfeuerstein hin.
Die Färbung, so wie sie abgebildet ist, erinnert tatsächlich an Lousbergfeuerstein.



lG Thomas  :winke:

danke Thomas für deine ausführliche Ansprache und deine Tips
Hab heute versucht deine Fototips umzusetzen und senkrecht bei tageslicht aufgenommen.
Ergänzend die Maße: Länge 3,8 cm :gewicht 3,7 g.
lg
ahrbach

:winke:

thovalo

#6


Hey,
Klasse .... vielen Dank!


Mein Eindruck:

Das ist zweifelsfrei eine Pfeilspitze in lang-schmal dreieckiger Form mit gerader Basis und heute gerundet erscheinender Spitze.

In der Kombination der Form mit der ganzflächigen Retuschierung würde ich eher eine spät- bis endneolithische bis bronzezeitliche Datierung annehmen.

Die Retuschierung des Projektils befindet sich in einem "Zwischenstadium" und erscheint nicht ganz abgeschlossen. Diese grob erscheinende Retuschierung wäre dann ein Zwischenstadium zur weiteren Ausdünnung und dem weiteren Ablösen von immer flacher werdenden Retuschen.

Die Buchtungen zeigen ggf. ungeplant zu tief gehende Ausbrüche. Vielleicht befindet sich dort ein feiner Haarriss oder Sprung im Material, ein fossiler Einschluss eine "Blockade" im Material!? Das könntest Du vielleicht im Gegenlicht erkennen.  :glotz:

Wenn so etwas passiert, war und ist die weiterführende feinere Retuschierung geblockt, denn die Retuschen müssen in Folge und gleichmäßig aufeinander abgestimmt gelöst werden. Ergeben oder ergaben sich solche Störungen können bzw. konnten diese die Auswirkung gehabt haben, dass die weiter führende Retuschierung eingestellt wird/wurde. Das Geschoss selber war wohl dennoch bereits funktionsfähig.

Zu solchen nicht absolut fertig gestellten aber bereits vollkommen funktionalen Stücken würde ich Deinen eindrucksvollen Fundbeleg zählen.


Die Bilder machen viel aus!    :super:


Die Spitze auf den beiden angehangenen Bildern zeigt die selbe Umrissform mit rundlicher Spitze im Zustand einer absoluten flächigen Retuschierung. Mehr ging nicht! Das hätte ggf. auch bei Deinem Stück noch entsprechend deutlich feiner werden können!

Die Spitze aus fein glasartig-homogenen nordischen Bryozoenfeuerstein stammt von einem Fundplatz in NRW

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.