(dicknackiges) Beil

Begonnen von Wiesenläufer, 22. September 2020, 17:17:38

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Wiesenläufer

Moin,

trotz miserabelster Feldbedingungen, ein dicknackiges Beil in einer Senke.   :irre:

Dicknackig in Klammern, weil der Nacken nicht vollständig ist.
Die Schmalseiten sind 2cm breit, die Breitseiten 3cm und werden zur Schneide hin auf 5,5cm breit.
Alle Seiten geschliffen und eine leicht gebogene Schneide, die ebenfalls leicht beschädigt ist. 

War so verdattert, dass ich mich im ersten Moment gar nicht gefreut habe was ich sonst eigentlich lautstark mache.
Vor drei Jahren hatte ich in der Nähe ein paar feine Klingen und ein paar Abschläge.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Merle2

Hallo Gabi,

Echt toll, bei solchen Funden ist es egal ob es nochmal regnet oder die Äcker tiefgepflügt werden...besser geht ja nicht mehr.
Viele Grüße aus dem staubigen Münster
Marc

Steinkopf

Hi Gabi,

Glückwunsch zum bemerkenwerten Fundstück.

Auf 3950 und 3962 sind bemerkenswerte Muster.
Könnte es sich hier um Parabelrisse handeln?

LG

Jan

PS: Schau mal hier:

http://strandsteine.de/Parabelrisse.htm

Signalturm

Hallo Gabi
Da hast du mal wieder ein Prachtexemplar gefunden. Freut mich für dich und für uns. Klasse dargestellt. Glückspilz
Finderglück ist Finderlohn genug.

Wiesenläufer

Moin,

ja, manchmal hat man einfach Glück.
Spontan, mich für diese Seite entschieden um mir das Gelände nochmals in Erinnerung zu rufen.

Erst hatte ich angenommen, dass es sich um einen fossilen Rest handelt aber bei der Vergrößerung des Bildes,
sieht es nach diesen Parabelrissen aus.
(Kannte ich mal wieder auch noch nicht.  :schaem:)
Man lernt immer wieder dazu.  :Danke2:

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Danske

Moin Gabi,

ein sehr schöner Fundbeleg, du bist wirklich ein Glückspilz :Danke2:

Wie würdest du die Beilklinge unter Berücksichtung des Fundortes ansprechen? Rechteckbeil der TBK (TBK wegen den geschliffenen Schmalseiten)?

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo


Guten Abend!

Drittes Bild von Oben; auf der Seite gibt es ein Schlagnarbenfeld (die kleinen Kreise) das ist an dieser Stele mal als Unterlage für eine schlagende Tätigkeit verwendet worden. Bei Fueerstein etwas ungewöhnlich aber auch etwas Besonderes!


lG Thomas  :glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

Zitat von: thovalo in 24. September 2020, 22:21:03

Drittes Bild von Oben; auf der Seite gibt es ein Schlagnarbenfeld (die kleinen Kreise) das ist an dieser Stele mal als Unterlage für eine schlagende Tätigkeit verwendet worden. Bei Fueerstein etwas ungewöhnlich aber auch etwas Besonderes!

Parabelrisse halte ich auch für unwahrscheinlich.

mfg

StoneMan

Moin,

ich denke da hat der Thomas richtig hingeschaut  :glotz:

Es handelt sich m. E. um "Schlagaugen", was auch immer damit gemacht wurde.

Gruß

Jürgen

PS ab in die Vorzeigekiste  :glotz:
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wiesenläufer

#9
Zitat von: Danske in 24. September 2020, 12:29:54

Wie würdest du die Beilklinge unter Berücksichtung des Fundortes ansprechen? Rechteckbeil der TBK (TBK wegen den geschliffenen Schmalseiten)?


Moin Holger,

nicht so einfach für mich.  :kopfkratz:

Gestern Abend noch versucht, ein bisschen mehr drüber zu lesen.
All zu viel fehlt vom Nacken ja nicht.

Grob zusammengefasst, sind die allseitig geschliffenen Beile die ältesten.

Die Reihenfolge (so wie ich es begriffen habe, was nicht viel heißt  :zwinker:) wären:
Spitznackig, dünnnackig, dicknackig und die jüngste Form ist mit quadratischem Nacken.

Ein komplett geschliffenes Beil (was mir spontan einfällt) hatte ich 2016.
Das war aber ein dünnnackiges Beil.

Der Fundort ist ein stark abfallender Hang auf einen auslaufenden sandigen Sattel zu einer großen Feuchtsenke hin.

Dann geht es doch mal wieder eher in Richtung dünnnackig ?

Der Bereich wo die "Schlagaugen" sind, ist geschliffen wie der Rest des Beils.
Dann müsste es vor dem schleifen als Unterlage verwendet worden sein.

Gruß

Gabi




Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Danske

Moin Gabi,

bei Aufsicht auf die Breitseiten habe ich zuerst an ein spitznackiges Beil, ähnlich PVP Nr. 154, der ältesten Beilform des nordischen Neolithikums gedacht. Aber m.E. passen die Schmalseiten nicht so richtig dazu. :glotz:

Ein dünnnackiges Beil sehe ich nicht, dafür ist der Nacken zu schmal.

Also, irgendwie bin ich mit den im PVP beschriebenen Beilen nicht weitergekommen. :kopfkratz:

Bin dann auf diese Ausarbeitung https://www.jna.uni-kiel.de/index.php/jna/article/view/78/79 gestoßen, in der Rechteckbeile der TBK beschrieben und abgebildet sind. Passt zwar nicht zum Fundort, aber die Abbildungen sind ähnlich deiner Beilklinge.

Bin ratlos, vielleicht kann einer der Nordlichter hier im Forum weiterhelfen.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Wiesenläufer

Moin Holger,

da sind wirklich einige bei, die dem ähnlich sehen.
Da ich aber zu oft daneben liege,  :schaem: warten wir mal ab was die anderen Nordlichter dazu meinen.

Der Link zu dieser Ausarbeitung ist gut!  :super:

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Siebenpapagei

Hallo zusammen, hallo Gabi,

erst einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen und sehr interessanten Fund. Die Oberflächenbedingung auf dem Acker ist ja wirklich eine große Herausforderung.
Hut ab für deine Ausdauer, die ja belohnt wurde. :prost:

Zu dem Beil, denke ich, dass es sich um ein Recycling-Beil aus einem gebrochenen Dünnnackenbeil handelt, und zwar aus dem Schneidenbereich. Am Nacken und auf einer Breitseite, sind meines Erachtens die Bruchflächen noch zu erkennen. Der Nacken wurde nach dem Bruch spitznackig zugeschliffen.
Das ließe sich Erklären, mit der Annahme, dass das Beil einem neuen Schaft angepasst werden musste. Bei dem Längen-Breiten-und Dickenverhältnis, stellt sich mir die Frage, welche Schäftungsart überhaupt noch technisch sinnvoll wäre. Ich würde eine Wangenschäftung ausschließen.
Vielleicht wurde es in einem Vorschaft eingesetzt und musste daher im Nacken verjüngt werden oder in eine Knieholmschäftung, die käme wohl auch noch in Frage.

Das sind meine Ideen dazu.

Weiterhin gut Fund und viele Grüße aus Hamburg :winke:

Ralf

Wiesenläufer

Moin Ralf,

vielen Dank für deine Meinung und Idee dazu.

Das muss ich erstmal sacken lassen, um es mir bildlich vorzustellen. 

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

steinwanderer

Zitat von: Siebenpapagei in 25. September 2020, 22:18:08
Hallo zusammen, hallo Gabi,

erst einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen und sehr interessanten Fund. Die Oberflächenbedingung auf dem Acker ist ja wirklich eine große Herausforderung.
Hut ab für deine Ausdauer, die ja belohnt wurde. :prost:

Zu dem Beil, denke ich, dass es sich um ein Recycling-Beil aus einem gebrochenen Dünnnackenbeil handelt, und zwar aus dem Schneidenbereich. Am Nacken und auf einer Breitseite, sind meines Erachtens die Bruchflächen noch zu erkennen. Der Nacken wurde nach dem Bruch spitznackig zugeschliffen.
Das ließe sich Erklären, mit der Annahme, dass das Beil einem neuen Schaft angepasst werden musste. Bei dem Längen-Breiten-und Dickenverhältnis, stellt sich mir die Frage, welche Schäftungsart überhaupt noch technisch sinnvoll wäre. Ich würde eine Wangenschäftung ausschließen.
Vielleicht wurde es in einem Vorschaft eingesetzt und musste daher im Nacken verjüngt werden oder in eine Knieholmschäftung, die käme wohl auch noch in Frage.

Das sind meine Ideen dazu.

Weiterhin gut Fund und viele Grüße aus Hamburg :winke:

Ralf

Moin Ralf,
Deine Ausführung ist plausibel. Die Angelbrüche sind am Nacken deutlich zu sehen.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Steinkopf

#15
Hallo,

Ein interessanter Thread - Biografie einer Axt.
Fein herausgearbeitet!

@ Thomas, Jürgen und hargo:

Druckkegel / Schlagnarben sind konzentrisch.
Parrabolrisse typischerweise in dieser 'gestaffelten' Halbkreisform.

Schön dargestellt bei:
Jaap Beuker:
Vuurstenen Werktuigen
Sidestone Press Leiden 2010
Seite128

LG

Jan


StoneMan

Zitat von: Steinkopf in 26. September 2020, 13:22:27
...
Schön dargestellt bei:
Jaap Beuker:
Vuurstenen Werktuigen
Sidestone Press Leiden 2010
Seite128

LG

Jan

Moin Jan,

ich meine Parabelrisse zu kennen.

Hier sehe ich auf dem Foto kreisförmige ineinandergehende, überlagerte Schlagaugen.

Mach mal bitte ´ne Kopie vom Jaap und sende mir die per E-Mail.

Ich bin ja nicht beratungsresistent  :-D

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Danske

Zitat von: Siebenpapagei in 25. September 2020, 22:18:08
Hallo zusammen, hallo Gabi,

erst einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen und sehr interessanten Fund. Die Oberflächenbedingung auf dem Acker ist ja wirklich eine große Herausforderung.
Hut ab für deine Ausdauer, die ja belohnt wurde. :prost:

Zu dem Beil, denke ich, dass es sich um ein Recycling-Beil aus einem gebrochenen Dünnnackenbeil handelt, und zwar aus dem Schneidenbereich. Am Nacken und auf einer Breitseite, sind meines Erachtens die Bruchflächen noch zu erkennen. Der Nacken wurde nach dem Bruch spitznackig zugeschliffen.
Das ließe sich Erklären, mit der Annahme, dass das Beil einem neuen Schaft angepasst werden musste. Bei dem Längen-Breiten-und Dickenverhältnis, stellt sich mir die Frage, welche Schäftungsart überhaupt noch technisch sinnvoll wäre. Ich würde eine Wangenschäftung ausschließen.
Vielleicht wurde es in einem Vorschaft eingesetzt und musste daher im Nacken verjüngt werden oder in eine Knieholmschäftung, die käme wohl auch noch in Frage.

Das sind meine Ideen dazu.

Weiterhin gut Fund und viele Grüße aus Hamburg :winke:

Ralf


Hallo Ralf,

deine Ausführungen sind sehr gut nachvollziehbar. :super:

Die Beilklinge wird demnach ursprünglich ein gutes Stück länger gewesen sein, um eine Klemmschäftung überhaupt zu ermöglichen.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Wiesenläufer

Moin,

:Danke2: für eure Ausführungen und meine Hochachtung vor eurem Wissen.  :super:

Was ihr seht und wisst, da bin ich Meilenweit von entfernt.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Hallo Gabi,

Du hast die Nase vorn beim Aufspüren der interessanten Fundstücke!

LG

Jan

hargo

Zitat von: Steinkopf in 26. September 2020, 13:22:27
...
Ein interessanter Thread - Biografie einer Axt.
Fein herausgearbeitet!

@ Thomas, Jürgen und hargo:

Druckkegel / Schlagnarben sind konzentrisch.
Parrabolrisse typischerweise in dieser 'gestaffelten' Halbkreisform.

Schön dargestellt bei:
Jaap Beuker:
Vuurstenen Werktuigen
Sidestone Press Leiden 2010
Seite128
...

OK, und danke für die Info. !

mfg