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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: stereocidaris in 05. September 2009, 22:54:55

Titel: Dechsel/Beilklingen
Beitrag von: stereocidaris in 05. September 2009, 22:54:55
Hallo Steinfreunde
ich habe als Neuling mal eine Verständnisfrage. Mir ist nicht so recht klar, wie die kleinen (ca. 7cm) nordischen Flintklingen einzuordnen sind, die prinzipiell wie die großen Feuersteinbeile geformt sind, nur eben viel kleiner und oft mit asymmetrischer Schneide. Als Beile sind die doch viel zu klein - waren die nun wie Dechselklingen geschäftet oder wie sonst? Habe schon mehrere davon in Sammlungen bzw. Museen hier in Mv gesehen und mich immer über deren Verwendung gewundert.
Neugierig  - Stereocidaris
Titel: Re:Dechsel/Beilklingen
Beitrag von: Der Wikinger in 05. September 2009, 23:20:42
Hallo stereocidaris !  :-)

Herzlich willkommen bei uns im Forum.  :super:

Du liegst schon in deiner Annahme richtig.

Hier eine Seite, die sich sehr illustrativ damit beschäftigt:

http://www.feuer-steinzeit.de/programm/faellen.php

:winke:

Titel: Re:Dechsel/Beilklingen
Beitrag von: stereocidaris in 06. September 2009, 09:22:20
Hallo Wikinger
ich habe mir die von Dir genannte sehr schöne Seite angesehen, stosse aber auch hier wieder auf dasselbe Problem: der Autor schreibt, dass Dechselklingen niemals aus Flint hergestellt wurden. Gibt es sie nun aus Flint oder doch nicht? Und wenn nicht, was stellen dann die sehr kleinen Flintbeile dar?
Gruß Stereocidaris
Titel: Re:Dechsel/Beilklingen
Beitrag von: Der Wikinger in 06. September 2009, 10:13:20
Hmm, das habe ich garnicht bemerkt, dass er das schreibt !  :kopfkratz:

Ich muss nun sagen, dass das aus meiner nordischen Perspektive garnicht sitimmt. Bei uns im Norden gibt es schöne grosse hohlgeschliffene Dechsel aus Flint hergestellt.

Nun ich habe als Däne da ein Problem, denn die Geräte, die ihr weiter südlich Dechsel nennt, also die, die nicht aus Flint sind, haben wir bei uns fast nicht, bzw. garnicht.  :nono:

Bei uns werden aber sogenannte (Skiveøkser), "Scheibenbeile" aus Flint hergestellt. Das Wort Beil geht aber nicht, weil es eine Art Dechsel ist. "Scheibendechsel" ?  :kopfkratz: Ich weiss nicht, so kann mans vielleicht nennen.

Der RP oder der Khamsin werden dich das Problem mit den Bezeichnungen vielleicht noch näher erklären.

Ich möchte dich mal Fragen, ob du nun von den (Skiveøkser) redest, also den typischen nordischen Geräten, die aus einer Flintscheibe hergestellt sind, und ungeschliffen sind ?

Wenn ja, sind sie, meint man, so wie die Dechsel im Thread, geschäftet !  :winke:

(PS: Wenn du evt. Bilder hast, würden sie helfen)

Titel: Re:Dechsel/Beilklingen
Beitrag von: stereocidaris in 06. September 2009, 11:27:27
Hallo Wikinger
ich habe leider keine Bilder, da ich fast keine Geräte besitze (nur ein dicknackiges Beil, das ich mal auf einem Acker fand). Aber ich meine schon kleine geschliffene "Beile", keine Scheibenbeile. Ich kenne sie z.B. aus dem Museum in Stalsund, und sie scheinen in Mecklenburg sehr verbreitet zu sein. Im Prinzip, wie gesagt, handelt es sich um sehr kleine Ausführungen der üblichen (dicknackigen) Beile, nur eben sehr klein - und mir ist eben auch aufgefallen, dass die Schneide asymmetrisch ist. d. h. sie liegt oft nich exakt in der Beilmitte, sondern wie bei Dechselklingen zu einer Seite verschoben.
Bin mal gespannt, ob wir da weiterkommen, denn dieses Problem der Zuordnung hatte ich schon länger im Kopf.
Gruß Stereo
Titel: Re:Dechsel/Beilklingen
Beitrag von: Der Wikinger in 06. September 2009, 11:35:46
Zitat von: stereocidaris in 06. September 2009, 11:27:27
Hallo Wikinger
ich habe leider keine Bilder, da ich fast keine Geräte besitze (nur ein dicknackiges Beil, das ich mal auf einem Acker fand). Aber ich meine schon kleine geschliffene "Beile", keine Scheibenbeile. Ich kenne sie z.B. aus dem Museum in Stalsund, und sie scheinen in Mecklenburg sehr verbreitet zu sein. Im Prinzip, wie gesagt, handelt es sich um sehr kleine Ausführungen der üblichen (dicknackigen) Beile, nur eben sehr klein - und mir ist eben auch aufgefallen, dass die Schneide asymmetrisch ist. d. h. sie liegt oft nich exakt in der Beilmitte, sondern wie bei Dechselklingen zu einer Seite verschoben.
Bin mal gespannt, ob wir da weiterkommen, denn dieses Problem der Zuordnung hatte ich schon länger im Kopf.
Gruß Stereo

Also wie gesagt, wenn die Schneide asymmetrisch liegt, ist es kein Beil, sondern eine Dechselklinge !  :belehr:

:winke:
Titel: Re:Dechsel/Beilklingen
Beitrag von: rolfpeter in 06. September 2009, 13:43:29
Servus,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.

Der Autor der Feuer-Steinzeit-Seite lebt hier im Rheinland, genau wie ich. In unserer Gegend kommen die Stücke wie bei euch im Norden nicht vor, hier haben eben Vertreter anderer Kulturen gesiedelt.
Tatsächlich ist die typische "Rheinische Dechselklinge" aus Felsgestein hergestellt. Zeitlich sind sie ins Alt- und Mittelneolithikum einzuordnen. Dieses war allerdings an der Nord- und Ostseeküste nicht vertreten, daher die Unsicherheit des Wikingers.

Was der gute Steinzeit-Feuermann verschweigt, ist die Tatsache, daß es auch im Rheinland-Feuerstein-Dechselklingen gibt. Die traten ab dem Jungneolithikum bis ins Endneolithikum auf.

Literatur: Weiner J. (1999): Neolithische Dechselklingen aus Feuersteingrundformen? Anmerkungen zu einem kaum beachteten, einzigartigen Gerätetyp. In: Beitr. Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 20,2, Weissbach 1999. 353-372

Einige Exemplare aus meiner Sammlung kannst Du hier sehen:
http://steinescherben.homepage.t-online.de/thema5p.htm

Die Felsgestein-Dechsel gibt es hier:
http://steinescherben.homepage.t-online.de/thema5q.htm

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