Hallo liebe Sucher,
Auf einem neolithischen Fundplatz in M-V fand sich ein kleiner Kern der eine klare Bucht aufweist.
Es gibt hier einige Artefakte die diese Buchten aufweisen. Diese Buchten sind nicht durch die
Landwirtschaft entstanden sondern wurden alle damals angelegt.
Ich hoffe das es auf den schlechten Bildern zu sehen ist was ich meine und das ihr mir gedanklich Folgen könnt.
Maße: L-35mm, B-25mm, H-16mm
LG Fischkopp
Die ersten 4 Bilder zeigen den Kern von allen Seiten.
Die nächsten konzentrieren sich auf die Bucht.
Hier nun ein wie ich finde sehr eindeutiger Vertreter
Maße: L-40mm, B-38mm, H-14mm
Die Buchten sind im Detail leider schwer Abzulichten...
Vergleichbare "Buchten" machen nur Sinn für eine Wicklung, z. B. in Kombination mit einer Schäftung.
Könnte es sich nicht doch um unbeabsichtigte Einschläge handeln?
mfg
Ok, die Patina spricht dagegen.
Moin,
irgendwann finde ich sicher einmal die Zeit für eine intensive Betrachtung meiner
Miststücke von Buchten/Hohlbuchten.
Im Moment stehen andere Dinge an.
@ hargo, Du hast von den Artefakten submariner Fundplätze (http://www.sucherforum.de/index.php/topic,71758.msg449080.html#msg449080) gelesen?
Kennst Du den Artikel in der AID? Ich kann Dir beides zukommen lassen.
Wegen des Copyrights kann ich die zugehörigen Bilder nicht hier hochladen.
Aber auch unser sehr geschätzter, Jürgen Weiner MA, hatte sich mit solchen Dingen befasst.
Jürgen Weiner
Kenntnis-Werkzeug-Rohmaterial.
Ein Vademekum zur Technologie der steinzeitlichen Holzbearbeitung.
Zitatauszüge:
1.2.2 Schabtechnik (Zurichtungstechnik)
[...]
Schabwerkzeuge zeichnen sich durch eine oder mehrere natürliche oder intentionell hergestellte,
geradlinige, geschwungene (konvex oder gebuchtet), eventuell auch gezähnte, recht- bis spitzwinkelige
Funktionskante(n) aus.
Die Geräte werden zumeist einhändig geführt, und die kinetische Energie wird direkt auf das Werkstück übertragen.
Sie hinterlassen flächige, glatte, teilweise aber auch von tieferen Kratzern begleitete
Arbeitsspuren. Das einzige Ziel ist die lagenweise Entfernung überschüssigen frischen oder verkohlten Materiales.
[...]
Glossar
[...]
Gebuchtetes Stück: Zumeist Grundform mit intentioneil retuschierter Einbuchtung
Zitat Ende
@ Fischkopp, Danke fürs zeigen.
Gruß
Jürgen
Hallo,
vielen Dank für euer Interesse.
Über den Sinn der Buchten kann ich leider nichts sagen.
Ich möchte euch aber davon überzeugen, dass sie intentionell sind.
Die Artefakte die ich hier gerne zeigen möchte sind alle patiniert und die Patina in den Buchten intakt.
Hier nun noch 2 Beispiele.
Bei Interesse kann ich euch gerne noch mehr Beispiele zeigen.
LG Fischkopp
Hier nun ein Blick auf die Bucht.
Und noch ein Beispiel...
Nun wieder der Versuch die Buchten ins rechte Licht zu rücken.
Viel Spass mit den Bildern. Vlt. werden diese Sonderlinge nun mit anderen Augen gesehen.
Ein Gedanken zu dem Thema wollte ich noch mal loswerden.
Schaut euch doch bitte mal eure geflügelten Pfeilspitzen an ob sie vlt.
verwendung als Buchtschaber fanden.
LG Fischkopp
Das sind Schlagmarken. Da hat einer herftig drauf gedroschen.
Ein Buchtschaber ist ein klingenförmiges Gerät mit einem gebuchteten Ende.
Etwas doch deutlich anderes als dieser Fundbeleg!
lG Thomas
sorry,
da muss ich passen!
:winke:
Hallo Thomas,
Danke für deinen Kommentar. Buchtschaber sind es demnach nicht.
Für mich aber doch Artefakte mit Buchten. Ich werde an der Sache dran bleiben.
LG Fischkopp
Moin,
Zitat von: thovalo in 28. April 2017, 20:24:26
Das sind Schlagmarken. Da hat einer herftig drauf gedroschen.
Ein Buchtschaber ist ein klingenförmiges Gerät mit einem gebuchteten Ende.
Etwas doch deutlich anderes als dieser Fundbeleg!
lG Thomas
@ Thomas, weder müssen es klingenförmige Geräte sein, noch muss die Hohlbucht am Ende sein.
"Es handelt sich abgesehen von einigen Ausnahmen [...] um äußerst grobe Abschläge,
oft noch mit Kruste...", Zitatauszug: Archäologischer Bericht, Band 2/1995 MVP.
Gruß
Jürgen
Zitat von: StoneMan in 29. April 2017, 00:35:48
Moin,
@ Thomas, weder müssen es klingenförmige Geräte sein, noch muss die Hohlbucht am Ende sein.
"Es handelt sich abgesehen von einigen Ausnahmen [...] um äußerst grobe Abschläge,
oft noch mit Kruste...", Zitatauszug: Archäologischer Bericht, Band 2/1995 MVP.
Gruß
Jürgen
Ich kenen nur die hohlendretuschierten Klingen als Buchtschaber.
Damit erweitert sich mein Horizont zurnordischen Ansprache von Artefakten!
Moin,
Zitat von: thovalo in 29. April 2017, 09:51:48
Ich kenen nur die hohlendretuschierten Klingen als Buchtschaber.
Damit erweitert sich mein Horizont zurnordischen Ansprache von Artefakten!
ja gut, die "Endretuschierten Klingen" sind im Gerätespektrum des Neolithikums/Mesolithikums weit verbreitet,
aber auch bereits, seltener, ab dem Mittelpaläolithikum (Hahn).
Die kommen ja auch bei Dir vor.
Darunter natürlich neben schräg, gerade und konvex, auch die hohlendretuschierten (konkav) Klingen,
Die Endretuschierten Klingen sind aber typologisch für sich zu sehen.
Der Geräteyp, "Buchtschaber bzw. Schaber mit Hohlbucht", ist nicht an die Grundform Klinge gebunden.
Dass sie sich ausschließlich in nordischen Kulturen befinden, denke ich nicht.
Gruß
Jürgen
Solche gekerbten Stücke sind signifikant im neolithischen Zusammenhang (TBK bis Endneolithikum) zu sehen. Ich kenne sie aus einer eigenen Grabung innerhalb von Flugsanden, dort gehäuft aus einem Befund. Sie sind datiert und auch analysiert auf Gebrauchsspuren hin. Werde die Tage mal die Ergebnisse raussuchen.
Gruß
palaeo1
Solche nordische Spezialitäten sind uns im Rheinland wirklich fern!
So, hier mal vier Fotos als Beispiel für gekerbte Artefakte als neutrale Bezeichnung (sind noch alte Scans von Diapositiven). Die Kerben (Buchten) können sehr unterschiedlich ausfallen, klein oder groß sein, rundlich oder auch auch leicht v-förmig. Diese gezeigten Artefakte stammen mit weiteren 20 Exemplaren aus einem Befund. Dabei handelt es sich um einen verfüllten Tiergang in der Größe eines Dachsbaues. Der Gang war mit über 800 Artefakten und einer enorm großen Menge an Holzkohle verfüllt. Der direkte Bereich um den Bau war so gut wie fundleer. Daher muss von einer intentionellen Ablagerung in diesem Tiergang ausgegangen werden, vermutlich im Rahmen einer Ausräumung auf dem Fundplatz. Das Ganze fand sich in einer mesolithischen Fundstelle mit diversen Feuerstellen und Artfaktkonzentrationen verschiedener Zeitstellung. Unter den Funden befanden sich aber auch endneolithische Keramikscherben sowie eine trianguläre flächig retuschierte Pfeilspitze. Somit war auch für diesen Zeitbereich ein Siedlungsnachweis gegeben. Die Gebrauchsspurenanalyse hat ergeben, das bis auf ein Artefakt, alle Gebrauchsspuren aufweisen. Primär zeigen sich Spuren der Fellbearbeitung, im frischen Zustand bzw. der Berarbeitung von frischem tierischen Material. Mit einigen Stücken wurden auch trockenes, weiches tierisches Material bearbeitet. Wenige Artefakte belegen die Bearbeitung von Knochen. Das aus der Holzkohle gewonnene Datum ergibt ein Alter von 2280 - 2040 calBC (2s) und fällt somit in des Endneolithikum. Es deckt sich mit dem nachgewiesenen Fundmaterial dieser Zeit auf dem Fundplatz.
Gruß
palaeo1
Solche Stücke gibt es auch in Magdalenien
Mfg :winke:
Solche Artefakte gibt es in verschiedenen zeitlichen und kulturellen Zusammenhängen immer wieder mal. Im Norden sind sie halt bislang nur aus dem besagten Kontext signifikant bekannt geworden. Magdalenien gibt es da auch nicht!
LG Palaeo1
Das erscheint mir aber als eine andere Hausnummer als die markant groben Kerben mit Negativen in den Buchten in den Stücken (bis auf das zweite) von Jan!
Im späten und ausgehenden Neolithikum kommen am Niederrhein auch immer mehr unspezifische Silices mit diversen Gebrauchsspuren vor
Eben auf das 2 te ist es bezogen .
Klar gibt es Magdalenien (scheinbar) nicht dort oben , wollte hier nur einen erklären das es sie überall gibt bzw vorkommen .
Auch in groben Ausführungen .
Es sind aber meiner Meinung auch welche dabei die durch Zufall entstanden sind wie Pflug und Abbaureihenfolge .
Mfg :winke:
Zitat von: Kelten111 in 01. Mai 2017, 11:15:56
Es sind aber meiner Meinung auch welche dabei die durch Zufall entstanden sind wie Pflug
Diese sind bei unserem nordischen Flint aber eindeutig aufgrund ihrer differenten Patinierung und anderen Merkmalen zu erkennen!
Gruß
palaeo1
Also die Kerbe B6.jpg B7.jpg B11.jpg B13.jpg sind ja wohl eindeutig frisch :glotz:
Mfg :winke:
Solche Ansprachen aufgrund von Fotos würde ich mir nie erlauben, ist schlichtweg nicht machbar! Im Detail kann man das immer nur sagen, wenn man das Stück in der Hand hat.
Zitat von: palaeo1 in 01. Mai 2017, 13:15:03
Solche Ansprachen aufgrund von Fotos würde ich mir nie erlauben, ist schlichtweg nicht machbar! Im Detail kann man das immer nur sagen, wenn man das Stück in der Hand hat.
Da hast Du absolut recht!
Leider müssen wir uns in einem Inet-Forum per se mit Fotos behelfen.
Daher ist im Grunde Vieles nur mit klaren Vorbehalt zu sagen.
lG Thomas :winke:
Zitat von: palaeo1 in 01. Mai 2017, 13:15:03
Solche Ansprachen aufgrund von Fotos würde ich mir nie erlauben, ist schlichtweg nicht machbar! Im Detail kann man das immer nur sagen, wenn man das Stück in der Hand hat.
Dann kann man aber auch keine Antwort erwarten !
Wenn das von den Bildern her nicht geht .
Es gibt Beschädigungen die man auch so gut erkennt .
Mfg
Moin,
@ palaeo1, danke für die Fotos und den Bericht zum Befund
@ thovalo, man kann doch durchaus eine Menge mittels Fotos vermitteln
@ Kelten111, und auch Antworten geben
Man muss nur im Hinterkopf behalten, dass es eben doch nur Fotos sind, die nicht immer die Realität wiedergeben.
Hier ein paar Gedanken dazu > Klick < (http://www.sucherforum.de/index.php/topic,72119.0.html#new)
Gruß
Jürgen
Hallo palaeo1,
vielen Dank für deinen spannenden Beitrag.
Ergraben Funde sind natürlich eine andere Klasse.
@ Kelten
Da ich mich nur mit Oberflächenfunden
befassen kann die durch alle möglichen Einflüsse gestört sein können kann ich die Kritik natürlich verstehen.
Ich kann mich nur wiederholen und euch sagen das die Patina bei allen hier gezeigten Funden
intakt ist. Es gibt natürlich auch Artefakte mit Buchten,Kerben die Unterschiede in der Patina
aufweisen. Diese stelle ich hier bewusst nicht vor um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften.
Es ist allerdings durch die schöne Diskussion hier schon die Frage geklärt ob es solche Artefakte gibt
oder nicht.
Ich hoffe auf weitere spannende Diskussionen und Erkenntnisse zu diesem Thema.
LG Fischkopp
Zitat von: thovalo in 02. Mai 2017, 13:04:57
Da hast Du absolut recht!
Leider müssen wir uns in einem Inet-Forum per se mit Fotos behelfen.
Natürlich kann man Aussagen im Rahmen von vorgestellten Fotos machen, aber nicht wie in diesem Fall, wie extra betont, solche Detailfragen beantworten , ob rezent beschädigt oder nicht.