retuschierte Spitze

Begonnen von feldspat, 26. Mai 2019, 16:49:29

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feldspat

Servus,
dieses Stück fand ich auf einem bandkeramischen oberfränksichen Acker. Das Material ist Hornstein.
Eine Seite ist zur Spitze hin retuschiert, die andere nicht. Handelt es sich hier um ein ausgesplittertes Stück eines Artefaktes oder ist das Stück als eine Art Werrkzeug anzusprechen?
Beste Grüße
Christian

thovalo



Guten Abend!

Nach den Bildern könnten man Deinen Fundbeleg als Bohrer an einem Abschlag ansprechen.

Es ist immer gut jeweils eine klare Ansicht der jeweiligen Breitsetein, der jeweiligen Seitenansichten und dann konkrete Nahaufnahmen von Stellen die Du heraustellen möchtest zu zeigen, sonst wird das ein wenig verwirrend. Auch immer wichtig eine Belichtung beizubehalten. Farbwechsel sind irritierend

Ich plädiere in der Summe für einen Bohrer an einem Abschlag.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

feldspat

Hallo Thomas,
das mit den Bildern gelingt mir mal besser und dann mal wieder nicht :dumdidum: Mir steht leider nur ein Handy zur Verfügung.
Ein Bohrer wäre natürlich klasse, es wäre der Erste von meinem Stammacker :-)
Beste Grüße
Christian

hargo

Hallo,

Bohrer an Abschlag ist anhand der Fotos nicht eindeutig.
Kannst du bitte mal die Schlagfläche zeigen?

mfg

feldspat

Servus,
bei genauerer Betrachtung hast du Recht. Wie ein Abschlag schaut es nicht aus. Zumindest sehe ich keine Merkmale. Ich habe versucht bei Tageslicht bessere Bilder zu machen.
Beste Grüße
Christian

feldspat

Bohrer als solches würde aber passen? :glotz:
Beste Grüße
Christian

thovalo



* IMG_1338.JPG  sagt JA!

Aber jetzt sehe ich auch was Skepsis ausgelöst hat .....  es gibt eine anscheinende Bruchstelle ... dennoch zeigt das Bild IMG_1338.JPG  genau an der richtigne Stelle eine ventrale Gegenretusche man sie an einem Bohrer erwarten darf. Das könnte man formulieren als Bohrer an Bruchkante oder ähnlich ... 

Aber so waren sie unsere Altvorderen .... sehr pragmatisch!


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Neos

Moin, zusammen,

so sehr ich mich auch anstrenge und mir die einzelnen Fotos immer wieder vergrößere: Ich für meinen Teil sehe keine eindeutigen Retuschen und somit auch kein Artefakt in diesem Objekt. Das mag an der Qualität der Fotos liegen (und ich weiß wie schwer es ist, feine Retuschen zu fotografieren) und der Auflösung meines in die Jahre gekommenen iPads. Ich glaube dennoch (noch) nicht an ein durch Menschenhand modifiziertes Werkzeug.

Viele Grüße

Neos

feldspat

Vielen Dank für deine Antwort Neos. Mal schauen ob noch Meinungen kommen. Bisher stehts 1:1 :glotz:
Beste Grüße
Christian

StoneMan

Moin,

bei mir ist es so, dass wenn ich nichts sicheres sagen kann, ich eher lieber gar nichts schreibe.
Wäre doch blöd, wenn ich Falsches schreibe, Du das aber für eine relevante Bestimmung hältst.

Eine fehlende Schlagfläche (Schlagflächenrest) oder eine nicht plausible Bruchkante ist für mich nicht grundsätzlich
ein Ausschlusskriterium, so etwas kann sekundär überpägt oder sonstwie verloren gehen.

Wenn ich dennoch, durch Inaugenscheinnahme (nicht nur Fotos) aus der Gesamtheit den Eindruck habe,
dass es ein Artefakt ist, aber für eine Bestimmung z.B. Bohrer/Spitze, keine eindeutigen Merkmale sehe,
dann lass ich es eben offen für was es verwendet wurde.

In solchen Fällen werden die Archäologen, selbst unter vier Augen, selten sagen, "Ja, könnte ein Spitzgerät sein,
vielleicht zum Stechen oder Prokeln in weicherem Material..."


Mir ist auch schon so mancher Zahn im Amt gezogen worden.  :heul:

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Neos

Moin, Christian,

Zitat von: feldspat in 29. Mai 2019, 14:58:10
Vielen Dank für deine Antwort Neos. Mal schauen ob noch Meinungen kommen. Bisher stehts 1:1 :glotz:

sehr gerne! Jürgen hat m. E. vollkommen Recht mit dem, was er schreibt. Und letzten Endes kann vermutlich nur ein versierter Fachmann, der das Stück in Augenschein (!) nimmt, es final bestimmen. Daher wäre es total klasse, wenn du den Stein einmal einem Archäologen vorlegen und das Ergebnis hier posten könntest.

Viele Grüße

Neos

hargo

#11
Moin,

ich sehe keine Ventralfläche, wenn 1338/1346.jpg dorsal sein sollte (?)

1339/1345.jpg zeigt die linke Seite von 1338.

1340/1341/1342/1343/1347.jpg ist nicht ventral. Oder?

mfg

thovalo



Bohrer können aus allen Silexstücken gefertig sein die zumindest irgendein spitzes Ende aufweisen. Hier sind zu der optional dafür gebrauchsfähigen Spitze hin seitlich wechselnd Negative erkennbar, sodass es sich durchaus um ein Silexstück handelen KANN das in einer bohrenden Funktion verwendet wurde.

Ein ganz charakteristisches Stück aus einer riesigen Bandbreite von Möglichkeiten mit einem Silexstück bohrend tätig sein zu können.

Ein Bohrer als komplett dazu aus einer idealtypisch gewonnenen Grundform angefertigtes Gerät ist das selbstverständlich nicht.

Ich untersuche seit vielen Jahren in rieisges Fundareal mit einer enormen Spannbreite auch von dem was von idealtypischen bis zu äußerst schlichten Gebrauchsformen in der Funktion als Bohrer repräsentiert.

Was es hier wirklich schwer macht ist die wahre Flut zur Fragestellung äußerst schlecht passender bildlicher Aufnahmen.
Diesen Zustand kann aber nur der Fragende verbessern der seinen Fund zur Diskussion gestellt hat, wozu ich nur herzlich ermutigen kann.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

Zitat von: StoneMan in 29. Mai 2019, 17:48:44
....
Eine fehlende Schlagfläche (Schlagflächenrest) oder eine nicht plausible Bruchkante ist für mich nicht grundsätzlich
ein Ausschlusskriterium, so etwas kann sekundär überpägt oder sonstwie verloren gehen.

...
hierzu möchte ich noch eine Ergänzung nachschieben.

Quelle: SDS – Systematische und digitale Erfassung von Steinartefakten
(Arbeitsstand SDS 8.05), von Anselm Drafehn, Marcel Bradtmöller und Doris Mischka

Zitatauszug Seite 12
Artifizieller Trümmer
Artifizielle Trümmer haben keine erkennbare Ventralfläche
und keine erhaltenen Bulbusnegative an der oder den durch
Wallnerlinien gekennzeichneten artifiziellen Flächen.
Schalige Aussprünge von Artefakten sind ebenfalls als artifizielle
Trümmer aufzunehmen.


Zum PDF > Klick <

Artifizielle Trümmer sind sicher die Grundformen, die uns die meisten Probleme bei der Bestimmung bereiten.
Ob es sich bei dem hier vorgestellten Fundbeleg um ein solches handelt, kann ich auch nicht aufgrund der Fotos sagen.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

hargo

Nun müssen wir nur noch artifizielle von natürlichen Trümmern und Retuschen von bestoßenen Kanten zu unterscheiden lernen.
Irgendwann schaffen wir das auch noch ; )

mfg

StoneMan

...mir wird gerade schwindelig  :hilfe3: :narr:

:winke:
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

hargo

Ja, ist für uns Laien schwierig.

mfg

StoneMan

Moin,

@ Christian,

siehst Du, auch für und heißt es mitunter "Gehe zurück auf Los"

N8

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

feldspat

Servus,
auch dieses Stück habe ich einem süddeutschen Archäologen vorgelegt. Er Beschrieb es als Bohrer, hergestellt aus einem Trümmerfragment.
Beste Grüße
Christian

thovalo

Zitat von: feldspat in 25. August 2019, 19:18:22
Servus,
auch dieses Stück habe ich einem süddeutschen Archäologen vorgelegt. Er Beschrieb es als Bohrer, hergestellt aus einem Trümmerfragment.
Beste Grüße
Christian


Sehr sympathisch!  :zwinker:


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.