Beil oder nicht Beil -das ist hier die Frage (2)- nebst Dreiecksmikrolith

Begonnen von Jondalar, 27. Mai 2024, 16:57:56

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Jondalar

Hallo zusammen,

wegen des interessanten Flints aufgehoben und nur zögernd mitgenommen, da das Stück (119/54/18mm) keinem mir bekannten Typus entspricht, habe ich auch diesmal wieder Zweifel, ob es nicht doch ein Artefakt sein könnte.
Es stammt aus dem unmittelbaren Umfeld eines Fundpunktes, leicht geneigtes, teils sandiges Terrain in der Nachbarschaft eines Teiches mit Zu- und Abfluss, mit einer gesichert mesolithischen Komponente, siehe craquelierter Dreiecksmikrolith (20/7/2mm).
Wie ist Euere Einschätzung?
Viele Grüße

Jondalar   

Fischkopp

Hallo Jondalar,
das erste Teil hat schon viel Artefaktcharakter. Denke da an Ende Neolithikum. Bin gespannt auf andere Gedanken. Das zweite Artefakt ist ganz toll!
Danke fürs Zeigen
LG Fischkopp

Wiedehopf

Bei deinem ersten Fund wäre ich eher bei einem groben Kernbohrer als bei einem Beil.

Viele Grüße
Michael

Neos

Hallo, Jondalar,

zwei interessante Stücke stellst du uns hier heute vor. Besten Dank dafür! :super:

Wenngleich man dem ersten Stück einen Artefaktcharakter auf den ersten Blick nicht absprechen kann, erkenne ich bei genauerer Betrachtung keine Bearbeitungsspuren daran. Der (rezente?) muschelige Ausbruch, der auf deinem ersten Bild im oberen Bereich zu sehen ist, macht eine Beurteilung zudem nicht wirklich einfacher. Mit absoluter (!) Sicherheit kann ich dir aber sagen, dass es sich definitiv nicht um ein (Kern-)Beil handelt. Hier fehlen die eindeutigen Formgebungsretuschen (auch wenn man m. E. in diesem Fall mitnichten von "Retuschen" sprechen kann).

Das zweite, krakelierte Stück ist leider ein wenig zu unscharft abgelichtet, so dass mir hier eine Ansprache schwerfällt. Die eine Laterale sieht zwar retuschiert aus, aber ... :nixweiss:  Vielleicht hast du ja Zeit und Lust, dich hier fotografisch noch einmal zu versuchen?

Viele Grüße

Frank

Wiesenläufer

Moin Jondalar,

mesoloithisch, halte ich auch für wahrscheinlich und das zweite Teil war auf jeden Fall großer Hitze ausgesetzt. Die "Form" wäre nicht schlecht.

Liebe Grüße

Gabi

Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Hallo Jondalar,

zwei interessante Fundstück hast Du hier vorgrstellt. Danach hätte wohl jeder Sucher
sich auch gebückt.

Die große Spitze sieht auf dem ersten Blick nach Kerngerät aus - bei näherem Hinsehen
hat Mutter Natur hier die Arbeit geleistet.

Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich einen Kernbohrer zum Vergleich anhänge.

Bei dem 'Mikrolithen' müßten noch die retuschierten Kanten 'nachgeliefert' werden.

Frank hat es schon in diesem Sinne geschrieben.

LG
Jan


Jondalar

Hallo Frank,

vielen Dank für Deine/Euere Einschätzungen. Es tut mir leid, dass ich Euch mit der Qualität der Fotos nerve. Und es ist auch nicht so, dass ich nicht versuchen würde, sie zu verbessern. Ich habe ja kürzlich hier schon einige Tipps bekommen, im Forum außerdem einen hilfreichen Artikel gefunden,

https://sucherforum.de/dokumentation-von-funden/hilfe-zur-ufo-anfragebitte-um-bestimmung-gtgt-tipps-hinweise/msg400719/#msg400719

und auch bereits eine Makrolinse für das Handys (was es alles gibt...) angeschafft. Allein, besser bekomme ich es im Moment nicht hin, ich experimentiere aber weiter... Anbei also der 'letzte' Versuch.
Viele Grüße

Jondalar


Jondalar

Hallo Jan,

vielen Dank für Deine Einschätzung und das Zeigen des Bohrers. Ein Tolles Stück!
Tatsächlich hatte ich bei dem ersten Fundstück auch die Nutzung als Bohrer erwogen und ich pflege es bei  'Verdacht' dann auch so anzufassen und die Nutzung zu simulieren. Denkbar wäre das, aber mir fehlen, wie ja schon geschrieben, die Vergleiche...
Viele Grüße

Jondalar

Neos

Hallo, Jondalar,

Zitat von: Jondalar in 28. Mai 2024, 10:31:08vielen Dank für Deine/Euere Einschätzungen. Es tut mir leid, dass ich Euch mit der Qualität der Fotos nerve. Und es ist auch nicht so, dass ich nicht versuchen würde, sie zu verbessern.

es ist mir eine Freude! Und "nerven" tust du ganz bestimmt nicht wegen der Fotos. Ich glaube jeder von uns weiß aus eigener Erfahrung wie schwierig es ist steinzeitliche Artefakte abzulichten. Hier heißt es einfach: Dranbleiben und herumexperimentieren! :super:

ZitatIch habe ja kürzlich hier schon einige Tipps bekommen, im Forum außerdem einen hilfreichen Artikel gefunden, https://sucherforum.de/dokumentation-von-funden/hilfe-zur-ufo-anfragebitte-um-bestimmung-gtgt-tipps-hinweise/msg400719/#msg400719

Da hast du dir genau den richtigen Artikel rausgefischt. Unser Jürgen ist mit Sicherheit einer der Bewandertsten unter uns, wenn es um Artefakt-Fotografie geht.

Zitatund auch bereits eine Makrolinse für das Handys (was es alles gibt...) angeschafft. Allein, besser bekomme ich es im Moment nicht hin, ich experimentiere aber weiter...

Ja, das habe ich auch vo einiger Zeit gemacht (mir ein Makro-Objektiv gekauft). Leider. Denn die bzw. meine Ergebnisse sind mehr schlecht als recht – und das bei nicht wenig Geld, das ich hier investiert hatte. Aber gut ... man kann halt nicht immer gewinnen. Was nicht heißen muss, dass du nicht mehr Glück hast. Ich drücke fest die Daumen!

ZitatAnbei also der 'letzte' Versuch.

Da dein "letzter Versuch" dem ersten recht nahe kommt, hoffe ich, dass es nicht dein letzter war!  :zwinker:

Viele Grüße

Frank

Jondalar

Hallo Frank,

vielen Dank für Deine Zeilen und Ermutigungen. Nach meiner Anmeldung im Forum gehe ich die Steinzeitartikel 'rückwärts' durch und bin gestern auf einen Deiner Beiträge gestoßen, wo Du äußertest, dass Du Dir keine Kamera kaufen willst. Wahrscheinlich liegt auch bei Dir eine hochpreisige analoge Kamera und eine defekte digitale...
Nachfolgend mein Versuch mit dem Handymakro. Nun ja, scharf ist etwas anderes, aber vielleicht erkennt man ja zumindest die Retuschierungen auf den beiden kurzen Dreiecksseiten...

@Jan: Vielen Dank noch einmal für Deinen bildlichen Impuls. Er trug AUCH dazu bei, zu verstehen, dass es nicht nur Kernbeile gibt, sondern auch Kernbohrer etc...
Viele Grüße

Jondalar

Furchenhäschen

#10
Hallo,
ich bin absolut kein Kenner des Norddeutschen Mesolithikums aber das erst gezeigte Stück erinnert mich optisch schwer an die von Gabi öfter mal gezeigten "Löffelschaber", besonders das Bild 113338.
Der gezeigte, stark der Hitze ausgesetzte Mikrolith ist richtig Klasse, ein tolles Stück.

Grüße Peter

Steinkopf

Moin Peter,

sind denn 'Löffelschaber' im Gerätespektrum des Vor-Alpinen Lithikums vertreten?

LG
Jan

Furchenhäschen

Zitat von: Steinkopf in 31. Mai 2024, 09:42:43Moin Peter,

sind denn 'Löffelschaber' im Gerätespektrum des Vor-Alpinen Lithikums vertreten?

LG
Jan

Hallo Jan,
da ist nicht daran zu denken, nicht mal ansatzweise.
Diese Werkzeugvariante kenne ich nur von den hier gezeigten Stücken und aus der Literatur.
Grüße Peter

Steinkopf


Neos

Moin, zusammen,

Zitat von: Furchenhäschen in 31. Mai 2024, 07:02:54ich bin absolut kein Kenner des Norddeutschen Mesolithikums aber das erst gezeigte Stück erinnert mich optisch schwer an die von Gabi öfter mal gezeigten "Löffelschaber", besonders das Bild 113338.

verzeih mir bitte, lieber Peter, aber ... zum einen gehört ein Löffelschaber natürlich ins nordische Endneolithikum bzw. die nordische Bronzezeit (klar, Fundplätze sind nicht selten gemischt – das könnte natürlich auch hier der Fall sein), zum anderen ist das von Jondalar hier gezeigte Fundstück alles, aber definitiv kein Löffelschaber.  :nono:
Wie ein Löffelschaber (z. B.) aussieht, zeigt Jan dankenswerterweise im vorherigen Beitrag.  :super:

Weitere Beispiele:

Löffelschaber 1
Löffelschaber 2
Löffelschaber 3
Löffelschaber 4

@Jondalar: Vermutlich kannst du mit deinen Fundstücken nur dann Gewissheit bekommen, wenn du sie einmal einem (Fach-)Archäologen vorlegst. Wenngleich du nicht in Schleswig-Holstein lebst: Wenn du mal was ganz Verrücktes machen möchtest, dann schau doch einfach beim Tag der Archäologie in Schleswig Anfang November vorbei! Hier treffen sich alljährlich Archäologen und Archäologie-Begeisterte und tauschen sich aus. Hier findet man eigentlich immer jemanden, der Auskunft über steinzeitliche Artefakte (und darüber hinaus) geben kann. Ich finde, das ist jedes Mal für alle Beteilligten ein echtes Erlebnis, an das man gerne zurückdenkt.

Viele Grüße

Frank

Furchenhäschen

Hallo Frank,
Danke für die Erklärung.
Ja, als Oberbayer sollte man sich bei der Bestimmung von speziellen Artefakten aus dem Norden zwecks Unkenntniss, da im Süden nicht vorhanden heraushalten. Trotzdem, wieder etwas gelernt.
Viele Grüße Peter

Neos

Hallo, Peter,

Zitat von: Furchenhäschen in 01. Juni 2024, 07:33:38Ja, als Oberbayer sollte man sich bei der Bestimmung von speziellen Artefakten aus dem Norden zwecks Unkenntniss, da im Süden nicht vorhanden heraushalten.
deine Meinung ist stets gewünscht und willkommen, Peter, auch wenn du kein Nordlicht bist!  :prost:

Beste Grüße

Frank

Jondalar

Hallo zusammen,

vielen Dank für Euere Einschätzungen. Ich habe wieder Einiges gelernt!


@Frank: vielen Dank auch für den Impuls zum Tag der Archäologie. Ich habe das recherchiert. Eine tolles Angebot! Wunderbar 'niedrigschwellig'...

Viele Grüße

Jondalar