Beil mit merkwürdigen Loch

Begonnen von Marienbad, 17. März 2009, 12:03:00

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Schollentreter

Noch'ne neue Idee: Könnte man sich vorstellen, dass in der Schäftung ebenfalls auf gleicher Höhe zwei Bohrungen angebracht waren und das Beil dann mit einem Knochen, Horn- oder Hartholzsplint quer zur Achse gesichert war, um anschließend noch einmal ordentlich umwickelt zu sein? Also keine Fixierung per Lederschnur, sondern ein anderer technischr Kniff.

Ich such grad meine Literatur mal nach solchen Möglichkeiten durch...

:winke:

Thomas

Larry Flint

... da die Klinge die Neigung hat, sich in die Schäftung zu treiben, macht ein Niet - v.a. mit diesem Durchmesser und aus den genannten Materialien - wohl keinen Sinn.

:winke:

Larry

Der Wikinger

Zitat von: Larry Flint in 21. März 2009, 20:41:31
... da die Klinge die Neigung hat, sich in die Schäftung zu treiben, macht ein Niet - v.a. mit diesem Durchmesser und aus den genannten Materialien - wohl keinen Sinn.

:winke:

Larry


Deine "Verweiblichung" eines Männlichkeitssymbols dafür um so mehr, Larry !!  :narr:

Schollentreter

Ja, so bekommt der Begriff "Metamorphit" einen ganz anderen Sinn. Oder nennt man das gelochte Stück dann Transenaxt?
:narr:

Thomas

Loenne

Moin,

die Idee von Schollentreter hatte ich zwischendurch auch schon, allerdings in der Variante, dass einfach ein Stück Holz zur Sicherung quer durch die Klinge gesteckt wird, die am hinteren Ende aus der Schäftung schaut. Ich bin Praktiker und kein okkulter Schamanen Priester und daher orientiere ich mich eher an der Handhabung eines Werkzeuges.

Solch eine Sicherung hätte den Vorteil, dass man die Klinge bei Nichtbenutzung ganz einfach entfernen und transportieren könnte. Also Kopf und Schäftung getrennt. Ich weiß nicht, ob jemand hier schon mal mit einer Axt gearbeitet hat, aber es passiert sehr leicht, dass man mal nicht richtig trifft und der Axtstiel aufschlägt und nicht der Kopf. In solch einem Fall fliegt  die Klinge in hohem Bogen und viel Speed davon. Mal losgelöst vom Verletzungsrisiko, besteht auch eine große Gefahr, dass die Klinge beschädigt wird. Und irgendwo weiter oben steht ja bereits wie wertvoll so ein Werkzeug war.

Auf dieser Seite hat sich jemand sogar eine Tasche um seine Axt gebastelt, damit die Klinge nicht herausfällt. http://blumammu.emhosting.de/programm/faellen.php
Werkzeuge wurden schon immer weiterentwickelt. Manche Dinge wurden beibehalten, andere wieder verworfen. Wenn das nicht so wäre, wären wir über den Faustkeil nicht hinausgekommen. Ich persönlich finde es immer zu simpel, Dinge die wir im ersten Moment nicht verstehen gleich in die okkulte Ecke zu schieben. Der Vorteil ist natürlich, dass man nicht weiter drüber nachdenken muss.  :engel:

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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Marienbad

Da hat ein Handwerker geschrieben. :super:

HG Manfred

Larry Flint

#36
"Deine "Verweiblichung" eines Männlichkeitssymbols dafür um so mehr, Larry !!  :narr:"

... na, das ist nicht meine Idee, sondern eine abstruse(?) Theorie aus der sog. Fachliteratur (...da werden sogar Strichverzierungen um Schaftlöcher schon mal als Schamhaar angesprochen :-D).

Abgesehen davon, gibt es ja tatsächlich die absonderlichsten Kulte - und steinerne Äxte spielten ja laut volkskundlicher Überlieferung gerade bei euch Nordleuchtern z.B. bei Hochzeiten eine besondere Rolle und galten als Fruchtbarkeitssymbol...

Aber wie gesagt: Es wird wohl auf immer rätselhaft bleiben, die Sache mit dem Loch...

:winke:

Larry

rolfpeter

Servus,

hab eben gelesen,  in Deutschland fehlen 50000 Ingenieure.
Bei dem hanebüchenen Unsinn, der hier zur Zeit über einfachste mechanische Zusammenhänge gestreut wird, kann ich nur inständig hoffen, daß die Splintloch- und sonstigen Experten einen anderen Beruf haben. Sonst ginge es mit dem Industrie- und Entwicklungsstandort hierzulande noch dramatischer in die Binsen als es eh schon der Fall ist.
Offensichtlich hat sich niemand von den "Daniel Düsentriebs" die Mühe gemacht, die von Marienbad vorgestellte Beilklinge einmal anzuschauen. Die ist doch eindeutig keilförmig - oder? Also wird sie sich mit jedem Schlag fester  in den Schaft hineindrücken. Da braucht es keine Bändsel, Splinte oder sonst was. Von einem Handwerker, der eine selbtssichernde Keilverbindung nicht als solche erkennt, möchte ich mir keinen Nagel in die Wand kloppen lassen - wär mir zu gefährlich!

So- das mußte ich mir von der Seele schreiben.

Das Loch ist ALLES, nur keine Sicherung gegen Herausfallen aus der Schäftung.
Was wir noch nicht hatten:
Aufzugsgewicht für eine Kuckucksuhr, das wäre was praktisches oder
Gewicht um den Hals junger Katzen gebunden, um die im Zaubersumpf zu ersäufen. Das wäre dann eher was kultisches.

HG
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Larry Flint

... tja, das Stadtarchiv bei mir um die Ecke hat's ja dank moderner Ingeneurskunst schon erwischt...

:winke: & geruhsame Nacht der Grüblergemeinde

Larry

Loenne

#39
Gut das es die Theoretiker gibt, die auch ausgerechnet haben, dass eine Hummel nicht fliegen kann.  :super:

Und dank Rolf-Peter können wir jetzt alle Schrauben, Nieten und Schweißgeräte abschaffen - es wird einfach nur noch gekeilt. Eine feste und unlösbare Verbindung.  :narr:

Aber zum Glück gibt es auch Leute die wissen, dass nur die Reibungskraft des Keils in Gegenrichtung größer sein muss und schon löst sich so eine Verbindung. Wenn sich ein Keil  kraftschlüssig in seinem Sitzt befindet, kann ich auch gerne noch so oft draufschlagen, es wird nicht fester. Wäre ja auch grausam, wenn sich z. B. der ISO-Kegel eines Fräskopfes nicht wieder lösen lassen würde.

Tut mir Leid RP, aber dass ein Keil durch unendlich viele Schläge immer fester wird ist physikalisch absoluter Blödsinn. Entweder würde das Außenmaterial irgendwann gesprengt oder man erreicht eine Grenze, an der ein Maximum der Kräfte erreicht ist. Ein einziger Schlag mit genügend Energie in die Gegenrichtung und der Keil verabschiedet sich. Mit anderen Worten, ich schlage einmal mit dem Stiel auf einen Holzblock und Deine Klinge ist draußen - und da gehe ich jede Wette ein. Du darfst auch gerne vorher 1.000 Mal auf Deinen Keil schlagen!

Ein System, dass Du an jeder Vorderachse Deines Autos findest (z. B. Spurstangenkopf) Jede dieser Verbindungen ist nicht nur mit einer Schraube, sondern sogar noch mit einem Splint gesichert, wenn es keine selbstsichernde Mutter ist. Warum nur? Ist doch eine Keil- bzw. Kegelverbindung? Zum Glück hast Du die Achse nicht konstruiert.  :winke:

Ein praktischer Versuch würde uns weiterbringen. Wie sieht es aus Steen? Könntest Du so eine Klinge bauen? Ich produziere den Stiel und dann experimentieren wir mal ein wenig, statt nur über leere Theorien zu philosophieren.  :idee:

Gruß
Michael
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Schollentreter

@ Loenne: Danke.
@ RP: Noch nie Holz gespalten oder gehackt, hm?

Gut's Nächtle

Thomas

Der Wikinger

Zitat von: Loenne in 21. März 2009, 23:45:55
Ein praktischer Versuch würde uns weiterbringen. Wie sieht es aus Steen? Könntest Du so eine Klinge bauen? Ich produziere den Stiel und dann experimentieren wir mal ein wenig, statt nur über leere Theorien zu philosophieren.  :idee:

Gruß
Michael


Oh, leider nicht, Michael !!

Bei mir sind nur Flintsachen drin, und da kann man keine Löcher bohren !  :nono: :zwinker:

Da sollten wir doch mal den Manfred / Marienbad fragen, der hat ja schon tolle sachen gemacht:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,33627.msg197095.html#msg197095

:winke:

Khamsin

Salaam!

Allem Anschein nach wird nonchalant davon ausgegangen, dass

1. auch die Durchlochungen steinzeitlich sein müssen und
2. Amulette um den Hals hängend getragen werden müssen.

Muss das so sein?

Bevor hier seitenweise gemutmasst wird: schon lange, lange vor unserer Zeit hat man sich die Köpfe über derlei Phänomene zerbrochen. Wäre es nicht sinnvoll, zuerst einmal nachzulesen, was seinerzeit schon gehirnt wurde?
Das spart Zeit und verhindert vor allem das, wovor schon Hermann Heimpel seine Erstsemester regelmässig warnte mit den Worten: Lesens, meine Damen und Herren, lesens! Literaturstudium schützt vor "Neuentdeckungen"!

Hätte z.B. LIC das gemacht, dann wäre es nie zu seiner grotesken Antwort gekommen:

"Das angeblich so scharfkantige Loch könnte ja auch einfach zum "Anspitzen" von Ästen bzw. Stöcken, gedient haben... was meint ihr dazu? Würde meiner Meinung nach schon passen, erst mit dem Beil n bissl Holz gefällt und dann die Äste weiterverarbeitet...".

Der einzige Kommentar dazu wurde in anderem Zusammenhang von John Cleese geliefert mit den Worten: "(That´s) a waste of space"!

Tendenziell ähnlich verhält es sich mit Michaels Zeichnung, was von RP nachvollziehbar kommentiert wurde und in der Feststellung - der ich mich vorbehaltlos anschliesse - resultiert:
"Ich kapier's nicht!".

Besonders spannend ist hier übrigens der Schaft! Zwar sind solche Formen im Neolithikum völlig unbekannt, aber das spielt ja offensichtlich keine Rolle. Erneut, "A waste of space!".

Klar, das hier ist kein Forum von und für Profis, aber man darf vielleicht doch
a) ein wenig "gesunden Menschenverstand" und
b) wenigstens den Versuch erwarten, sich über die Literatur schlau zu machen.

Allen, die meinen, das sei zuviel verlangt, sage ich da nur: Schaut Euch einmal unsere Rikke an!

Also dann, als Einstieg empfehle ich

Cosack,E., Als Steinbeile noch vom Himmel fielen. Archäologie in Deutschland 2004, Heft 1, 62-63.

Und danach

Barner,W., Von Kultäxten, Beilzauber und rituellem Bohren. Die Kunde N.F. (das heisst "Neue Folge") 8, 1957, 175ff.

Und schliesslich

Könecke,F. Blitzabwehr im Volksglauben. Northeimer Heimatblätter 46, 1981, 54-65. 

Und wenn man über den heimischen Tellerrand schauen will,

Evans,J., The Ancient Stone Implements, Weapons and Ornaments of Great Britain (London 1897) (Das ist der Vater des weltberühmten Ausgräbers von Knossos).

Nach dieser Lektüre (und das ist nur ein verschwindender Bruchteil zum Thema) wird man zwanglos erkennen, dass - bei aller gebotenen Skepsis gegen "das Kultische" - metaphysische Elemente bei unserem Thema doch nicht von der Hand zu weisen sind. Ist ja leicht zu verstehen, denn hinter allem und so z.B. auch und eben den Beilklingen steht der Mensch...

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Loenne

Nur was machen wir, wenn wir solch einen Axtstiel eines Tages finden?  :kopfkratz: Schnell wegwerfen, weil es in keinem Buch steht? Vielleicht hätte man das mit der Himmelsscheibe auch tun soll, weil es sowas vorher noch nie gab?

Aber zurück zum Thema. Kannst Du Khamsin oder RP mir einmal die Befestigungsöse an einem Tüllenbeil erklären? Nur damit ich verstehe, warum die da dran ist. Schließlich habe ich ein keilförmiges Stück Holz, dass in einer keilförmigen Öffnung sitzt.

Gruß
Michael
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Larry Flint

#44
Lieber Loenne,

... vielleicht wartet man am besten einfach ab, bis besagter Axtstiel denn endlich gefunden ist.

In der Zwischenzeit schauen wir uns nochmal die Schäftungsweise eines Tüllenbeils an, vergleichen diese in aller Ruhe (...schließlich dürfte bis zum Finden des o.g. Axtstiels ja noch einige Zeit ins Land ziehen...) mit der Schäftungsweise der hier begrübelten Axtklinge und denken nach...

Falls wir auf diese Weise immer noch zu keiner Erkenntnis gelangen, lesen wir den ganzen Thread noch einmal durch - und zwar Wort für Wort.

Und? Hat's "klick" gemacht?

Was Khamsins Anmerkungen angeht, hab' ich mich auch schon gefragt, ob die Bohrungen womöglich nicht erst viel später durchgeführt worden sind - z.B. um einen auf dem Acker gefunden "Donnerkeil" etwa zur Blitzabwehr in den Stall zu hängen...

:winke:

Larry

Loenne

Lieber Larry,

aber vielleicht könntest Du mir in der Zwischenzeit auch meine Frage beantworten, statt hohle Phrasen zu formulieren? Würde uns alle evtl. in unserer Entwicklung weiterbringen. Oder ist diese bei Dir bereits abgeschlossen?

Gruß
Michael
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Marienbad

#46
Hallo liebe Leute,  :winke:

ich bedanke mich bei Allen für die Hinweise und Anregungen.
Um hitzige Anmerkungen zu vermeiden denke ich wir beenden
das Rätzelraten, irgendwie kommen wir sicher noch dahinter was es
mit dem ,,Löchlein" auf sich hat.

Nochmals vielen Dank an Alle .

  Gruß  Manfred   :winke:

rolfpeter

Servus,

nun ja Michael, ich habe zwar keinen Schimmer von Tüllenbeilen, versuche aber trotzdem eine Erklärung.
Obwohl bei einem Tüllenbeil die Öffnung konisch ist und sich der Stiel in diese Öffnung verkeilt, gibt es doch einen Unterschied zur Schäftung einer Steinbeilklinge.
Wenn beim Tüllenbeil das Holz des Schaftes an den Boden der "Tülle" stößt, dann zieht sich nichts mehr nach, dann wird's wackelig. Bei der Steinbeilschäftung ist das anders. Der Beilholm hat eine durchgehende Bohrung, der Beilnacken schaut hinten heraus. Die Klinge wird sich also bei Gebrauch nachziehen, theoretisch so lange, bis sie nach hinten rausfällt.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo wieder !  :-D

Vielleicht sollten wir doch ein bisschen mehr beim Rituellen / Kultischen bleiben.

Im Grabhügel Låddenhøj in Nordseeland (Dänemark) ist eine Sammlung von Bernsteinperlen gefunden worden. (..auch andre Fundstellen sind bekannt)

Die Bernsteinperlen sind wie Beile, Äxte und Keulen geformt.

Die Perlen, die wie Beile aussehen, haben alle ein oder drei Löcher "am Nacken", natürlich um die Perle an eine Kette hängen zu können. Es ist schon bekannt, wie bedeutsam der Bernstein, auch in rituellem / kultischem Zusammenhang im Neolithikum war.

Man könnte nun daran denken, dass die Steinzeitler, die Kraft der kultischen Bernstein-Beil-Perlen an dem "richtigen" Beil durch eine Durchbohrung gebracht hat.

War das unverständlich ?  :kopfkratz:

:winke:

Loenne

Hallo RP,

vielen Dank für die sachliche Erklärung!  :friede:

Würdest Du mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass es keinen Sinn macht das Tüllenbeil mit einem "Tütelband" zu befestigen, wenn es in dem von Dir beschriebenen Fall wackelig werden würde? Ein vernünftiges weiterarbeiten wäre nicht mehr möglich. Ich kann jedenfalls mit einem losen Axt- oder Hammerkopf nicht mehr werkeln.

Wäre es in dem von Dir beschrieben Fall nicht wesentlich einfacher, entweder das Holz entweder von Anfang an entsprechend kurz zu halten oder wenn es wackelig wird es zu kürzen?

Zu dem Steinbeil geben ich Dir vollkommen Recht und habe auch nie etwas anderes behauptet. Aber Du gehst immer von dem Idealfall aus, dass jeder Schlag genau die Klinge trifft. Das ist aber nicht die Praxis. Beim Fällen eines Baumes mag das noch häufig der Fall sein. Aber sobald man Holz mit der Axt zurichtet, sieht das schon anders aus.

Wenn das alles so einfach wäre, trage ich einmal die Frage in den Raum, warum unsere Äxte heute so aussehen wie sie sind und warum wir das Prinzip der Steinäxte nicht mehr nutzen?

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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Larry Flint

#50
Zitat von: Loenne in 22. März 2009, 16:33:27
[...] Oder ist diese bei Dir bereits abgeschlossen?

Gruß
Michael


...ohne jetzt übermäßig arrogant wirken zu wollen - in Bezug auf diesen Thread: ja.

Zitat von: Loenne in 22. März 2009, 17:51:13
[...] Wenn das alles so einfach wäre, trage ich einmal die Frage in den Raum, warum unsere Äxte heute so aussehen wie sie sind und warum wir das Prinzip der Steinäxte nicht mehr nutzen?

Gruß
Michael

... weil wir heute keine Äxte mit Steinklingen mehr benutzen (und - nebenbei bemerkt - unsere heutigen Beilklingen dem Prinzip nach allesamt Axtklingen sind...). Die Schaftlochlösung hat sich einfach als praktikabler erwiesen - zumindest bei Äxten. Schaftlöcher, genauer gesagt deren Ränder, sind bei steinernen Äxten die Schwachstelle (aus eben diesem Grund mutmaßt die Forschung auch, dass es sich bei vielen steinernen Äxten um "Würdezeichen" (vgl. Szepter) gehandelt hat, da v.a. die Wandung zu instabil war, um damit - nicht nur - tüchtig auf die Pauke zu hau'n... - eine stabile, d.h. massive Wandung um das Schaftloch, macht hingegen den (Axt-)Kopf unnötig schwer...), bei metallenen Axtköpfen stellt sich dieses Problem dagegen nicht in dieser Dringlichkeit.

Schüppchen werden z.B. immer noch per Tülle geschäftet...


Zitat von: Der Wikinger in 22. März 2009, 17:44:17

[...] Man könnte nun daran denken, dass die Steinzeitler, die Kraft der kultischen Bernstein-Beil-Perlen an dem "richtigen" Beil durch eine Durchbohrung gebracht hat.

War das unverständlich ?  :kopfkratz:

:winke:

Nö, aber ich würde eher davon ausgehen, dass die Axt als Kultobjekt älter ist als die axtförmige Perle - dass die Nachbildung eines Dings das Ding an sich voraussetzt, scheint irgendwie eine Art kulturgeschichtliche Konstante zu sein...

:winke:

Larry

rolfpeter

Zitat von: Loenne in 22. März 2009, 17:51:13
vielen Dank für die sachliche Erklärung!  :friede:
War auch von meiner Seite bestimmt nicht böse gemeint. Ich schreibe Dir bei Gelegenheit mal 'ne PM, dann wirste versteh'n, warum ich bei derartigen Diskussionen ein wenig dünnhäutig reagiere.  :friede:

Warum die Öse an einem Tüllenbeil dran ist kann ich natürlich mangels Durchblick nicht sagen. In den Sammlungen werden die nachgebauten Beile zwar immer mit Lederriemen durchs Auge präsentiert, aber gab es auch Funde von kompletten Beilen, die eine solche Schäftung nachweisen? Vielleicht hatte ja auch der bronzezeitliche Baumfäller immer Ersatzklingen am Band dabei und konnte mal auf die Schnelle umschäften, wenn eine Klinge stumpf war. Oder die hingen beim Tüllenbeilkrämer auf der Leine im Schaufenster.....

Die ersten Kupferbeilklingen waren ja im Umriß genaue Abbilder jungneolithischer Feuersteinbeilklingen. (Wartbergkultur oder Michelsbergkultur beispielsweise) Im Querschnitt waren die allerdings wesentlich dünner. Da wird wohl im Null komma Nix das Schaftloch oder das Futter ausgelutscht sein. Mit einer spezifisch wesentlich schwereren Kupferbeilklinge kann man auch fester draufkloppen, das hat dann das Problem noch verstärkt.

Beile und Äxte sind doch Kompositgeräte aus mehreren Bestandteilen. Irgendwann ist den Leuten vielleicht klar geworden, die Dinger so zu konstruieren, daß das Bestandteil, was am ehesten den Geist aufgibt, möglichst einfach zu ersetzen ist. Bei einem modernen Beil gehen vielleicht 10 Stiele drauf, bis die Klinge gehimmelt ist. Deshalb ist die Klinge kompliziert und teuer, der Stiel einfach und billig konstruiert.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Loenne

Danke RP für deine Ausführungen.

Frage an die Belesenen: Gibt es einen Fund, bei dem Schaft und Klinge mit Loch als Einheit gefunden worden sind oder sprechen wir hier immer nur über einzelne Klingen? Wo sind überhaupt komplette Äxte gefunden worden, außer im Bodensee?

Gruß
Michael
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Larry Flint

#53
... möglicherweise auch in Hallstatt - recherchier' doch mal!

Ansonsten möcht' ich nochmal darauf hinweisen, dass die Ösen an Tüllen- und Absatzbeilen nichts mit den Löchern in den Nacken von Steinbeilklingen zu tun haben dürften - davon abgesehen sollte Karthago unbedingt zerstört werden...

:winke: & gute Nacht

Larry


Der Wikinger

Zitat von: Larry Flint in 22. März 2009, 18:01:02

Nö, aber ich würde eher davon ausgehen, dass die Axt als Kultobjekt älter ist als die axtförmige Perle - dass die Nachbildung eines Dings das Ding an sich voraussetzt, scheint irgendwie eine Art kulturgeschichtliche Konstante zu sein...

:winke:

Larry



Ich hab ja nicht behauptet, dass die Axt als Kultobjekt jünger sei, sondern nur, dass die Rite mit den Löchern vielleicht so zu sagen "überführt" geworden ist !!  :belehr:

:winke:

Loenne

Moin,

habe mir mal die Mühe gemacht und einen Praktiker gefragt, der mit Steinäxten arbeitet. Hier seine Antwort:

vielen Dank für Ihre Email. Zu Ihren Fragen:

Wenn man mit dem Holm von vorn an den Stamm schlägt, fällt die Klinge raus, manchmal. Wenn das Holz arbeitet, wird die Klinge lockerer und fällt auch raus. Ich habe mir eine Art Scheide aus Leder genäht, welche einmal die Klingenschneide schützt und das Herausfallen beim Tranport verhindert.

Andererseits würde eine Sperre am Ende der Beilklinge ein Herausfallen verhindern, klar. Leider kenne ich kein Beispiel. Die meisten der Beilklingen sind aus Feuerstein und der ist sehr schwierig zu bohren.
Nichtsdesdotrotz wäre es einleuchtend.


Nun stellt sich natürlich die Frage, wenn es denn so sein sollte, dass man durch das hintere Loch z. B. ein Holz- oder Geweihstück steckt, was wir davon heute noch finden würden? Die Schäftung selber wäre wie bei allen anderen Äxten, da es sich ja lediglich um ein "Tuning" der Klinge handelt.

Daher nochmals die Frage, gibt es den Fund einer geschäfteten Steinaxt, bei der die Klinge im hinteren Bereich ein Loch hat?

Gruß
Michael

Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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Rambo

Zitat von: Loenne in 24. März 2009, 08:14:45
Nun stellt sich natürlich die Frage, wenn es denn so sein sollte, dass man durch das hintere Loch z. B. ein Holz- oder Geweihstück steckt, was wir davon heute noch finden würden? Die Schäftung selber wäre wie bei allen anderen Äxten, da es sich ja lediglich um ein "Tuning" der Klinge handelt.

Es stellt sich aber auch die Frage, wie lange würde das Beil beim Loch eine Belastung standhalten,  bevor es genau dort bricht? Genau dort wo das Loch ist, ist die schwächste Stelle,dort wird es brechen.
Ich habe da eine andere Möglichkeit . Was ist, wenn man durch dieses Loch die Befestigung zB Lederriemen gezogenwurde um  das Beil mittels dieses Lederriemen am Schaft zu  befestigen . Das macht Sinn, da das Beil ja glatt ist und eine Befestigung fast nicht möglich ist.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Loenne

Moin Rambo,

wäre auch klar denkbar.  :super: Im Normalfall sollte auf dem hinteren Loch allerdings keine größere Belastung liegen, da es ja nur eine Sicherung darstellt.

Ich sehe schon, wir werden um Experimente nicht herumkommen.  :smoke:

Wenn es klappt, werde ich darüber mal mit Harm Paulsen sprechen. Der ist für sowas ja auch immer zu begeistern. Dem haben auch mal mehrere Gelehrte erzählt, dass man aus Flint keinen Ring schlagen kann. Da ist er dann schnell losgelaufen und hat mal eben einen Armreif aus Flint gebastelt.  :frech:

Danke für Deine Meinung!

Gruß
Michael
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Kelten111

Ja ja über Löcher reden wir Männer scheinbar liebend gerne  :-D :-D :-D
:engel: :engel:

CptAhab

Wie man weiß wurden "Donnerkeile" gerne als Glücksbringer/Unglücksabwender an Kaminen und Hauseingängen verwandt. Das zieht sich bis in die Neuzeit hinein. Der Brauch findet im Besonderen in Frankreich, aber auch in unseren Gefilden statt.

Nur der weitere Schritt, den Zeitpunkt der Lochung festzustellen, kann hier endgültige Klärung bringen. Wie würde der Landwirt des vllt. 16. Jh. lochen?
An eine Schäftungshilfe o.ä. mag ich nicht so recht glauben.
The world is full of crashing bores. - Mozer