Beifunde bei der Feldarbeit

Begonnen von Tapir, 30. Januar 2012, 20:15:51

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Tapir

#30
Die Farben sind verfälscht und die Lichtreflexe zu stark. Besonders durch letzteres leidet in meinen Augen die Kantenschärfe und auch etwas der Kontrast.

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 06. Februar 2012, 23:16:01
Danke dafür, bzw. für die Erklärungen... Da ich wie gesagt zum Thema kaum Erfahrungen habe, gibt mir das Anhaltspunkte weiter zu recherchieren bzw. nächstes Mal im Gelände genauer hinzusehen...

Vermutungen meinerseits, denn Wüstenfunde sind ja wieder ein Thema für sich?
Als versierter Geologe bzw. Mineraliensammler weisst Du ja selbst was Sand an Artefakten anrichten und ausrichten kann.

Grüße
Peter :winke:

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 06. Februar 2012, 23:20:46
Die Farben sind verfälscht und die Lichtreflexe zu stark. Besonders durch letzeres leidet in meinen Augen die Kantenschärfe und auch etwas der Kontrast.

:nixweiss:

Tapir

Hallo Peter,

Zitat von: Furchenhäschen in 06. Februar 2012, 23:21:20
Vermutungen meinerseits, denn Wüstenfunde sind ja wieder ein Thema für sich?
Als versierter Geologe bzw. Mineraliensammler weisst Du ja selbst was Sand an Artefakten anrichten und ausrichten kann.

Von der Typologie her dürfte sich Wüste nicht von Nicht-Wüste unterscheiden, hier zählt wenn dann nur die Region, oder? Vor der Taphonomie her hast Du allerdings recht. In dem einzigen Paper das in der Gegend auch die Artefakte erwähnt wird auch gesagt dass viele, aber besonders die paläolithischen Artefakte, von Windkorrosion betroffen sind.

Aber ist ja auch mal schön etwas aus dieser Richtung zu sehen (so ging es mir zumindest, und ein wunderschönes Artefakt im freien Gelände zu sehen hat etwas anderes als vor einer Glasscheibe einer Vitrine zu stehen). Leider war die Lichtsituation oftmals nicht besonders, bzw. mein Objektiv nicht das optimale für Nahaufnahmen, so dass die Abbildungen die ich hier zeigen kann oft nicht von wünschenswerter Qualität sind.

Zitat von: Furchenhäschen in 06. Februar 2012, 23:28:37
:nixweiss:
Tja, schaden tut es ja auf keinen Fall dass Du etwas lichtere Versionen meiner Bilder einstellst...

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 06. Februar 2012, 23:30:06
Hallo Peter,

Von der Typologie her dürfte sich Wüste nicht von Nicht-Wüste unterscheiden, hier zählt wenn dann nur die Region, oder? Vor der Taphonomie her hast Du allerdings recht. In dem einzigen Paper das in der Gegend auch die Artefakte erwähnt wird auch gesagt dass viele, aber besonders die paläolithischen Artefakte, von Windkorrosion betroffen sind.

Aber ist ja auch mal schön etwas aus dieser Richtung zu sehen (so ging es mir zumindest, und ein wunderschönes Artefakt im freien Gelände zu sehen hat etwas anderes als vor einer Glasscheibe einer Vitrine zu stehen). Leider war die Lichtsituation oftmals nicht besonders, bzw. mein Objektiv nicht das optimale für Nahaufnahmen, so dass die Abbildungen die ich hier zeigen kann oft nicht von wünschenswerter Qualität sind.
Tja, schaden tut es ja auf keinen Fall dass Du etwas lichtere Versionen meiner Bilder einstellst...
Servus Johannes,
von der Typologie her nicht, also von den Werkzeuggrundformen im Paläolithikum ausgehend, von der Ausführung denn aber schon, je nachdem in welchem Paläolithikum wir uns befinden. Wind und Sand sind Baumeister der Natur, verändern auch Artefakte ziemlich rasch.

Danke fürs Zeigen von vermutl. altpaläolithischen Fundstücken die man normalerweise hierzulande nicht bzw. nur sehr selten zu sehen bekommen würde.
Wie gesagt, in meiner Fundgegend ist bei 200.000 Jahren Ende und Oberflächenfunde dementsprechend dünn gestreut!

Grüße
Peter :winke:

Tapir

Zitat von: Furchenhäschen in 06. Februar 2012, 23:52:07
Wie gesagt, in meiner Fundgegend ist bei 200.000 Jahren Ende und Oberflächenfunde dementsprechend dünn gestreut!

Und oben an der Küste freut man sich schon über Ertebölle.. :-D.

StoneMan

Zitat von: Tapir in 06. Februar 2012, 23:01:30
...

edit: auf meinem Bildschirm sehe ich die Stücken auf den Bildern mit allen Merkmalen, auch bei korrekter Farbdarstellung. Sehen alle anderen die Bilder die ich reinstelle auch "zu dunkel"?
Moin,

Deine Bilder sind nicht wirklich zu dunkel. Bei dunklen Artefakten blendet (mich) nur der weiße Hintergrund.
Hab ich mal geändert. Beim Freistellen der Objekte hab ich mir allerdings keine Mühe gegeben  :schaem:

Die Kerben sehen schon sehr interessant aus  :glotz: wenn die Zufall wären  :irre:

Sehr spannend was Du so zeigst.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Furchenhäschen

#37
Zitat von: Furchenhäschen in 06. Februar 2012, 23:12:39
Servus Johannes,
erstens ist es schwer Artefakte aus Wüstengebieten ohne Beifunde zeitl. einzuordnen. Der Sand kann auch deutlich jüngere Artefakte ziemlich rasch alt aussehen lassen. :-)
Bei den Kerben wäre ich mir nicht so sicher ob sie denn überhaupt intentional entstanden sind. Muss nicht, kann aber sein.  Einwandfreie Bearbeitungsmerkmale sind aber m.E.  im ersten Teilfoto Distal erkennbar.
Sollten die Kerben intentional entstanden sein könnte es sich auch um einen "Schäftungskerben" für ein Hauwerkzeug bzw. Abbaugerät gehandelt haben.
Dies sind aber alles nuuuuur Vermutungen!

Grüße
Peter :winke:
Servus Johannes,
auf die markierte Passage wollte ich noch einmal zurückkommen.
Die beiden Kerben wurden wenn ich die Bilder richtig interpretiere nur mit jeweils einem Schlag hergestellt?

Grüße
Peter :winke:

[/quote]

Tapir

#38
Das Gesamtstück ist so klein, ob das ein "Schlag" war? Aber ja, soweit ich das gesehen habe war der Rand einheitlich und jeweils nur von einem "Impakt".

Tapir

Angeregt von einem anderen Bild habe ich auch noch etwas aus dem Bilderordner herausgesucht...

Ein Schaber (?), aber wohl kein Mousterien?

Größe: in der Längsachse etwas über 9 cm.

Furchenhäschen

#40
Servus Johannes,
prächtig, :winke:
ein bifazieller Breitschaber,
nicht aus einem Abschlag gefertigt,
typologisch aber nicht bestimmbar, ob jetzt Alt-oder Mittelpaläolithikum.
Die Ausführung der Schuppig- flächig, bzw. treppenförmig gestuft wirkenden Retuschierung würde jedoch so auch ins Mousterien passen können.

Grüße
Peter :winke:

Tapir

#41
Hier nochmal einer der etwa 200 km nördlich des letzten in einer Schotterpiste steckte. Längsachse 6,5 cm.

Was mich immer ein wenig irritiert bei solchen Stücken: Ist das jetzt ein Schaber, ein Stück einer nachpräparierten Schlagfläche / striking platform oder beides  :kopfkratz: Und wenn: woran kann man das erkennen?

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 07. Februar 2012, 22:28:35
Hier nochmal einer der etwa 200 km nördlich des letzten in einer Schotterpiste steckte. Längsachse 6,5 cm.

Was mich immer ein wenig irritiert bei solchen Stücken: Ist das jetzt ein Schaber, ein Stück einer nachpräparierten Schlagfläche / striking platform oder beides  :kopfkratz: Und wenn: woran kann man das erkennen?

Servus Johannes,
mir gehts wie Dir  :kopfkratz:
Sollte es sich um vermeintliche Präparationsabschläge handeln, die man im Foto links unten(Seitenansicht) zu erkennen meint, die logische Frage wo ist das Abschlagsnegativ geblieben, ich sehe keines.
Die Retuschen sind für einen Schaber, der ja eigentlich eine schneidende Funktion erfüllen sollte etwas sehr steil angelegt, eigentlich sogar als stumpf zu bezeichnen. Einen Bulbus kann man auf dem Foto auch nicht erkennen, gibt es denn einen?
Grüße
Peter :winke:

Tapir

Nein, das Stück ist merkwürdigerweise  auf beiden Flächen Konkav gewesen, die entsprechenden Bulbusnegative sind dann durch die Bearbeitung der Kante "wegretuschiert" worden. Wallnerlinien sind aber bei extremem Streiflicht noch angedeutet zu sehen gewesen. Ich glaube aber nicht dass ich das photographisch dokumentiert habe (Hinterher ist man immer schlauer. Ich habe aber noch recht genau die Koordinaten, wenn ich nächstes Mal dort bin schau ich mal ob ich das Stück im Geröll nochmal finde)

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 08. Februar 2012, 18:10:22
Nein, das Stück ist merkwürdigerweise  auf beiden Flächen Konkav gewesen, die entsprechenden Bulbusnegative sind dann durch die Bearbeitung der Kante "wegretuschiert" worden. Wallnerlinien sind aber bei extremem Streiflicht noch angedeutet zu sehen gewesen. Ich glaube aber nicht dass ich das photographisch dokumentiert habe (Hinterher ist man immer schlauer. Ich habe aber noch recht genau die Koordinaten, wenn ich nächstes Mal dort bin schau ich mal ob ich das Stück im Geröll nochmal finde)

na das wäre ja der Hammer! :super:


Tapir

Kein Problem, das hat auch mit folgendem Stück funktioniert. In einem Jahr in einem Wadi liegen sehen (man sieht ihm die bewegte Geschichte durchaus an) und dann 2 Jahre (vor einem Monat) später an exakt der gleichen Stelle wiedergefunden und abgebildet. Immerhin schon damals gleich als etwas bearbeitetes erkannt und jetzt (als einziges Stück) wohl auch halbwegs sicher zugeordnet: eine schicke und mit 8 cm Länge auch recht große Levallois-Spitze...

Generell hat man keine Probleme damit Material wiederzufinden, es sei denn Einheimische haben es zum verscherbeln abgesammelt (was leider immer häufiger vorkommt)

Steinkopf

Ein prächtiges Stück - Form perfekt schöne Farbe.

Sind die Ränder bearbeitet oder beschädigt?

Danke fürs Zeigen!

Jan




Tapir

Schwer zu beurteilen, ich glaube aber aufgrund des Fundplatzes eher durch Transport beschädigt.

Kelten111

Ja sieht nach Levallois aus  :glotz:
Besonders die Basis der Spitze , mit der ich sag mal Welligen Abschlagsfläche  :glotz:
Auch die Präparationsschläge sind an der Rechten Seite noch zu erkennen  :glotz: :glotz:
Könnte das ein Keratophyr sein ??
Mfg Fredi  :winke:

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 08. Februar 2012, 19:08:37
Kein Problem, das hat auch mit folgendem Stück funktioniert. In einem Jahr in einem Wadi liegen sehen (man sieht ihm die bewegte Geschichte durchaus an) und dann 2 Jahre (vor einem Monat) später an exakt der gleichen Stelle wiedergefunden und abgebildet. Immerhin schon damals gleich als etwas bearbeitetes erkannt und jetzt (als einziges Stück) wohl auch halbwegs sicher zugeordnet: eine schicke und mit 8 cm Länge auch recht große Levallois-Spitze...
Generell hat man keine Probleme damit Material wiederzufinden, es sei denn Einheimische haben es zum verscherbeln abgesammelt (was leider immer häufiger vorkommt)
Servus Johannes,
und für eine Levallois-Spitze schon ordentlich angewittert.
Grüße
Peter


Tapir

#50
@ Fredi: Nein, definitiv ein Flint. Allerdings recht schmutzig und mit hohem klastischen Anteil.

Furchenhäschen

Servus Johannes,
um den Vergleich der unterschiedlich belasteten Oberflächen einmal deutlich erkennbar zu machen stelle ich einmal ein Artefakt Fundort Schwäbisch) ca. gleicher Zeitstellung neben den Wüstenfund.

Tapir

#52
Hallo Peter,

dieser Fund hat ausnahmsweise keine Wüste gesehen. Der ist "kurz" nach der Fertigstellung in limnischen Sedimenten gelandet und dann "irgendwann" in Flussschotter gekommen. Er hat auch keinerlei Wüstenlack oder vergleichbare Patina. Der Flint ist tlw. auch eher rauh an der Oberfläche (Anlösung von Flint in eher basischen, karbonatischen Sedimenten), aber aufgrund der schönen Farbe [geflammt] (das Stück ist auf dem Bild im Naturzustand, also nicht gereinigt) trotzdem verwendet worden.

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 08. Februar 2012, 21:45:33
Hallo Peter,

dieser Fund hat ausnahmsweise keine Wüste gesehen. Der ist "kurz" nach der Fertigstellung in limnischen Sedimenten gelandet und dann "irgendwann" in Flussschotter gekommen. Er hat auch keinerlei Wüstenlack oder vergleichbare Patina. Der Flint ist tlw. auch eher rauh an der Oberfläche (Anlösung von Flint in eher basischen, karbonatischen Sedimenten), aber aufgrund der schönen Farbe [geflammt] (das Stück ist auf dem Bild im Naturzustand, also nicht gereinigt) trotzdem verwendet worden.

Servus Johannes,
wie kann ich das interpretieren?
Was denkst Du, was im MP in bestimmten Gegenden alles in allem an möglichen und schier  unmöglichen erscheinenden Steinmaterial erstaunlicherweise Verwendung fand!

Grüße
Peter :winke:

Tapir

Hallo Peter,

da die Materialdichte sehr heterogen ist, dachte ich, dass solches Material eher ungerne verwendet wurde...

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 13. Februar 2012, 12:11:09
Hallo Peter,

da die Materialdichte sehr heterogen ist, dachte ich, dass solches Material eher ungerne verwendet wurde...

Servus Johannes,
das kommt auf die Fundgegend an und welche Gesteine dort zur Werkzeugherstellung zur Verfügung standen.
Irgend wann kommt man zu dem Schluss "es ist (fast) nichts unmöglich!

Grüße
Peter :winke:

Wutach

Hallo Johannes,

vielen Dank für die schönen Impressionen aus deinem Arbeitsbereich!

LG Marc.

Tapir

Hallo Marc,

da kommt noch einiges, allerdings frisst gerade meine Arbeit ganz schön viel von meiner Tageszeit...