Weitere Funde von Gestern: Kernstein, Lousbergabschlag, Klopf- und Mahlstein

Begonnen von thovalo, 17. Juni 2010, 08:52:46

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thovalo

Hallo Forum!  :winke:

Gestern fand sich auf einer Feldflur, die nicht zu den Hauptfundkonzentrationen auf dem großen Gesamtfundareal am Niederrhein gezählt wird, ein vollkommen unbeschädigt erhaltener instruktiver Kernstein aus Feuerstein der Varietät "Rijkholt".

Das erste Bild zeigt die Aufsicht der präparierte Schlagfläche. Der Kern enthält eine Störung durch kristalline Einschlüsse, die den Abbau des Stücks sicher erschwert haben wird. Dennoch hatte der Kern mit 4.4 cm max. Breite und 3.6 cm Höhe, zuletzt das auf dem Gesamtfundareal charakteristische Maß für die hier verbliebenen Kernsteine erreicht. Sekundär wurde das Stück noch kurzfristig als Schlagstein verwendet.  :glotz:


Der sonst unscheinbare Abschlag aus Lousbergfeuerstein (2.4 x 2.3 cm) ist als chronologischer Indikator von Bedeutung. Die sicher nachweisbaren Abbauaktivitäten auf dem Lousberg fanden im Zeitraum von 3.300 bis ca. 3.100 v. Chr. statt. Bei einer weitergehenden Auslegung und Interpretation von Befundzusammenhängen kann der zeitliche Umfang von 3.500 bis ca. 3.000 v. Chr. ausgedehnt werden.
Da Abschläge und Beilklingenbelege aus Lousbergfeuerstein, wie an dieser Stelle, regelhaft in allen Fundinventaren am Ort auftreten, bilden die oben angeführten Zeitangaben den Zeitraum der hier stattgefunden Aktivitäten ab. Dies würde bedeuten, dass es sich hier um den ersten und einzigen großen Siedlungskomplex des Spätneolithikums im gesamten Rheinland handelt, worauf auch andere Beobachtungen, wie etwa das enorm hohe Fundaufkommen von Pfeilschneiden

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43227.0.html   (Exemplarisch Bilder 1-2 und 6-10)

hindeutet.


Der zertrümmerte Klopfstein aus quarzitisch gebundenen Gestein ist ein charakteristischer Beifund. Am oberen und unteren Rand der Abbildung des Stücks ist noch die dunklere Färbung der originialen Oberfläche des verwendeten Geröllstücks zu erkennen.


Das große Keramikfragment (8.5 x 7.7 cm) repräsentiert die auf dem Fundareal reichlich vertretene metallzeitliche Keramik aus oydierend gerannter Irdenware. Der Platz wurde etwa von 350 bis um Chr.
Geburt (Laténezeit) von einheimischen Siedlern bewohnt und bewirtschaftet. Zu diesem Platz gehört unter anderen auch der Fundbeleg einer eisernen Tüllenaxt.


Trümmerstück eines kielförmigen eisenzeitichen Mahlsteins aus Basalt (sog. "Napoleonshut")
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Metallzeitliches Keramikfragment und Trümmerstück eines kielförmigen Mahlsteins (Unterlieger). Das Material wurde aus der Eifel an den Niederrhein ausgetauscht und repräsentiert somit ein wichtiges "Tausch-" und "Handelsgut" der Zeit.


Bilder 4 -5: Auf- und Seitenansicht der Arbeitsfläche des Mahlsteins aus Basalt


LG thomas     :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.