Abschiedsgeschenk vom Acker:Mein erster schwäbischer Mikrolith?

Begonnen von rentner, 30. Dezember 2009, 15:28:12

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rentner

Liebes Forum.....
Tja....für mich sind die freien Tage und das Sucherleben erstmal gezählt.
Als Abschied gab's von der südl. Donaukante was ganz kleines, beim Material glaube ich an Jurahornstein, bzw den ein paar km nördlich -auf der östlichen Schwäbischen Alb in Knollenform an die Oberfläche tretenden Silex.
Eigentlich müsste das Stückchen allen Kriterien entsprechen: geometrische Grundform, feine Retuschen an den beiden gekerbten Seiten, etc......
Spannend, denn in unserem Heimatmuseum befindet sich eine beträchtliche Mikrolithensammlung im Archiv-allerdings nicht vom hochplateu, sondern eher aus einer sanften Steigung des Geländes.
Und dies etwa 8km entfernt.
Nördlich der Donau allerdings eine beachtliche Dichte mesol. Freilandstationen.......
Tja, also es würde mich freuen wenn es einer wäre.
Anbei eine Zeichnung von einer Ausgrabung in Bayern, dort wird ein ähnliches Stück als Vierecksmikrolith abgelegt.
Dann kamen noch von einer mittel-neol. Fundstelle der rundum retuschierte Kratzer/Schaber
sowie von einer kleinen LBK Siedlung der Klopfer - wenn es denn einer ist - vermutlich aus keinem Kernrest.......
Also gut Fund all denen die weitermachen können.
Michi


rentner

Verzeiht....ich habe die Grössenangabe vergessen. :nono:
Der Kleine misst 10mm in der Höhe, 9mm an der breitesten 6mm an der schmalsten Partie.
Michi
 

chmoellmann

Hallo,
Mikro und Kratzer sind schön und ersterer beeindruckend. Warte ich auch noch drauf...
Das andere scheint mir kein Klopfer aus keinem Restkern. Sieht irgendwie nicht unnatürlich genug aus. :kopfkratz:

rentner

Hej chmoelmann......
Merci.

Mit dem Mikro halte ich meine Freude noch etwas in Zaum, bis bzw. wenn überhaupt einer der wirklich Mesobewanderten sich dazu äussert......
Für den Süden wäre das der Silex, der Steinsucher im Westen.......und der Wikinger im Norden......hoffentlich niemand ausgelassen.....
Spannende Uferkante.....der Löß an manchen Stellen -ja Äckern abgetragen-, kommen große Flächen von Lehm/Kiesschotter nach oben.
Mal schaun.....

Michi


Moonk

Hallo, das hat sich ja noch einmal gelohnt.
Der Mikrolith hat Ähnlichkeit mit einen Klingenbruchstück was ich einmal gefunden habe, also besser gesagt ich denke es ist ein Stück von einer Klinge, da muss ich noch einmal nachsehen. :kopfkratz:
LG u. weiterhin tolle Funde wünscht der Moonk. :prost: :prost: :prost:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

rentner

Ok......das mit dem Klopfer kann ich verstehen.
Dazu folgendes: Die Kante müsste demzufolge verrollt sein, der Pflug kriegt das so nicht hin.
Eine Verrollung kommt aber aus einem ganz einfachen Grund nicht in Frage:
Flint tritt bei uns(!) erst nördlich der Donau natürlich auf......., zumindest ist er im Kies, d.h. den von den Alpen  unter Eismassen herab-gerollten Gesteinsmassen- nicht vorhanden.
Der Fund-Acker nun ist so steinig nicht, daß es unter den Rädern der Agrarmaschinerie zu solchen Verformungen kommt.
Kernrest-nun dies ist wirklich fraglich- Klopfer - meinetwegen auch nicht- und dennoch bin ich mir bei diesem Stückchen in diesem Areal (begehen wir seit 6-7Jahren)- sicher, daß die rundum vorhandenen Abschlagsnegative weder auf Verrollung noch auf den Gevatter Pflug -sondern auf Klopfen auf hartes Material zurückzuführen sind....
Beachte bitte die an der "Klopfkante" stark ausgeprägten (auf harte direkte Schläge hinweisenden) Wallnerlinien. Die betreffenden, sich überschneidenden Abschläge brachen von der Kante her.
Die restlichen Abschlagsnegative weisen so starke Wallnerlinien nicht auf.....
Desweiteren treten diese Sprünge/bzw. die Klopfkante nur an einer Kante auf, die chronologisch betrachtet  nach dem Abbau der Restfläche kommt.
Kurz gesagt:abgesehen von der meinetwegen als nicht "unnatürlich genug" wirkenden Kante, sind m.E. keine Indizien für Verrollung zu entdecken.
Danke chmoellmann......wollte nur meine Gedanken unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten darstellen.....kann Deine Skepsis sehr gut nachvollziehen.
Michi  

rentner

Lieber Moonk.......Tja da steckt der Teufel im Detail.
Klingenbruchstück dachte ich zuerst auch.
In meinen Augen ist die Retusche/wenn es einer ist - Kerbretusche, aber so schön+auf beiden Seiten....daß sie nicht durch die klingenbrechende Kreiselegge entstanden sein kann.
Und das würde dann ein Klingenbruchstück von einem MiKro unterscheiden.
Und in anderen Fällen den Querschneider zum Querschneider machen......
Michi

rentner

ok......das lag evtl. auch an den bildern.......zur entschuldigung:
bessere Bilder vom erstgenannten,
ein Restkern Klopfer,
ein anderer Klopfer vom selben Acker.......Schlagspuren an der rechten Kante des linken Bildes,
und eine Silexknolle von der Alb.......

Marienbad

Moin Leute,

von diesen gezeigten Fotos würde ich zu 80 %  auf eine Querschneide tippen.
Ist die Schneide retuschiert ?  Oder durch evtl. Aufschlag angeditscht ?

HG  Manfred

rentner

Tja, Querschneider hatte ich auch in Erwägung......ich vermeine allerdings mich an eine Aussage von Silex errinern zu können......und das entspräche meiner Erfahrung.....daß Querschneider im Süden nicht so präsent sind.
Die Schneide ist auch nicht retuschiert.....ob beim Auftritt geditscht oder -weil doch sehr fragil- irgenwann später, vermag ich nicht zu sagen.
Wüsste auch nicht wie ein schwäbischer Querschneider zu datieren wäre......Im Norden ja auch bis in die Trichterbecher/Megaltih Kulturen soweit ich weiß.
Michi

Marienbad

Sind bei Euch in den Sammlungen der Museen keine Querschneider vorhanden ? :kopfkratz:

Silex

In unserer Mesojägerregion wurden in den letzten Jahrzehnten keine eindeutigen Querschneiden gefunden....aber das bezieht sich nur auf meine Fundgegend der mittleren Oberpfalz...
Allerdings kann ich mich auch in den bayerischen Vorgeschichtsblättern an kaum Eine erinnern.
Das kann aber auch auf die Verkennung dieses Typus unter den eingefleischten Suchern liegen.....das hier sieht so aus wie eine Querschneide-----
Der neolithische "Rundumkratzer" ist fein.

Machtses guad
Bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rentner

"Allerdings kann ich mich auch in den bayerischen Vorgeschichtsblättern an kaum Eine erinnern.
Das kann aber auch auf die Verkennung dieses Typus unter den eingefleischten Suchern liegen.....das hier sieht so aus wie eine Querschneide-----"
Genauso..........geht es mir auch........
Und nein.....keine Querschneider im Heimatmuseum.......
Nun gut. Was allerdings würde nun gegen einen Vierecksmikrolithen sprechen, bzw. wie wäre dann ein Vierecksmikrolith von einem Querschneider zu unterscheiden......?
Michi

rentner

Sollte es nun also ein Querschneider neolithischer Herkunft sein kämen hier nur folgende:
Münchshöfener, Schussenrieder und Glockenbecherkultur in Frage.....aber keine Ahnung von Pfeilschneiden in diesem Kontext.
Und die Trichterbecher kamen hier -glaub ich- nie an......
Khamsin, glaube ich, hat mal http://www.sucherforum.de/index.php/topic,29285.msg169337.html#msg169337, was zu einem vermeintlichen LBK Querschneider verlauten lassen, ich weiß aber nicht ob das einen allgemeinen Rückschluss zulässt über Querschneider in der LBK zulässt, oder auf den FO bezogen war.

rolfpeter

Ist der nicht ein wenig zu klein zum querschneiden? 9mm an der breitesten Stelle ist ja recht übersichtlich. Würde dann wohl auf 'nen Strohhalm geschäftet, der Winzling.
Bin aber ein Querschneiden-Laie!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Der Begriff "Vierecksmikrolith"  ist bei uns nicht gebräuchlich , Michi....ist aber z.B. bei Fiedler üblich.
Die Überlappung der Nomenklatur wird deutlich wenn man "Vierecksmikrolith, Trapez, Querschneide" abgrenzen will.
Hier noch ein Bild aus Wikipedia (unter "Vierecksmikrolith" erguglt).
Die zeitliche Erfassung eines Rastplatzes bei Regensburg (die Trapeze rechts ....)
Ein Ausschnitt aus Fiedler (auch mit "Viereckspitzen):

Servus einstweilen

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rentner

Mensch EdI!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Genauso einen Service..........da räumt man von.
Vielen Dank.......die Wiki-grafik kam mir heute auch in die Quere......den Begriff Vierecksmikrolith hatte ich aus einem Grabungsbericht in Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 49 2008 über eine meso-Freilandstation in Hopferau.... weil es so gut passte.....ansonsten hätte ich auch auf Trapez getippt.
Immernoch ratlos.......tendiere allerdings zu einer Datierung (was auch immer es war) ins späte Mesolithikum.
Rolfpeter.....das dachte ich mir auch. Die hier
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,33886.msg199096.html#msg199096
war allerdings auch nicht größer........aber ist eine eindeutige Projektilspitze......
Michi

chmoellmann

Die Bilder von Objekt 3 unterstreichen die Theorie eines Restkern-Klopfers famos, wenn auch mit gelegentlicher Schärfenschwäche. Könnte mich sogar auch dieser Theorie anschließen. Haben die verm. Abschlagbahnen auch einen Schlagbuckel?

hcjderks

Sehr schoene Funde.
Und wenn der Querschneider auf Hollaendisch das selbe ist wie ein "Transversaal spits", dann stimmt es.
Und der klopfer ist ein Klopfer.


gr Huub

chmoellmann

Ich finde, die ret. Seiten sind zu gerade für ein Querschneider. Aber da beide Werkzeugtypen morphologisch dicht beieinander liegen, ist das vielleicht auch nicht so wichtig. Hier tauchen solche Stücke mesolithisch immer mit neolithischen Fundzusammenhang auf, sind also in der Übergangszeit zeitlich beheimatet.