Klinge mit Bulbus und Schlagflächenrest - bitte um Brainstorm...

Begonnen von StoneMan, 26. September 2011, 13:57:51

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StoneMan

Moin,

damit die Woche nicht langweilig wird, hier ein Objekt zu dem ich gerne eure Meinungen einholen möchte.

Klinge mit Bulbus, Schlagflächenrest, attraktivem "Steckenbleiber" sowie Retuschen.

Fundort ist MØN/DK
Beifunde, meist neolithisches wie Klingen, Bohrer, Schaber und anderes.

Die Bilder erklären sich (hoffentlich) selber.

Natürlich habe ich mir bereits einige Gedanke zu diesem Fundbeleg gemacht, möchte euch aber nicht
mit meiner Meinung beeinflussen, und (!) ich bin auch keinesfalls sicher, ob meine Einschätzungen richtig sind.

Die Fragen selbst beeinflussen ja bereits:
Typologie, Flintart, Verwendungszweck, Handhabung, wie wirken welche Retuschen/Beschädigungen...

Denn man tau mien Deerns.


Groot

Jürgen

PS die Farbgebung der Dorsal- und Ventralseite auf dem ersten Bild ist sehr authentisch,
bei den Ausschnittvergrößerungen kommen Farbfehler zugunsten besserer Detailinformationen vor.

Einige der Detailbilder sind mehrfach zu sehen, entweder andere Vergrößerung oder Lichteinwirkung.
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

Mit 45 mm Länge und dem Steckenbleiber im Rücken sieht
es doch sehr nach Korrekturabschlag aus.

Danach mögen einzelne Verletzungen an de fragilen
Kante durch Gebrauch oder Druck bei der unsachgemäßen
Lagerung zwischen anderen harten Steinen entstanden sein.

mfg  Jan

StoneMan

Moin Jan,

Du meinst der Steckenbleiber selber ist ein Korrekturschlag (-Versuch) gewesen, der nach dem
eigentlichen Abschlag vom Kern entstand, der diesen herrlichen Bulbus hinterlassen hatte (?).

Man sieht so gar nichts von einem (Rest) Bulbusnegativ, welcher im Bereich unten rechts auf dorsal (Bild SF1b).
durch einen Korrekturschlag hätte entstehen müssen.

Danke für diesen Denkanstoß, davon (von der Reihenfolge der Abschläge) war ich bisher nicht ausgegangen
und werde das mal durchdenken.

Worauf bezieht sich Deine Anmerkung der 45 mm Länge?

Die vielen Verletzungen/Beschädigungen, könnten natürlich so entstanden sein wie Du schreibst.
Mindestens die Retusche auf Bild: SF3 ventral (blaue Pfeile) würde ich aber davon ausnehmen,
die ist so regelmäßig angelegt, die müsste intentionell sein.

Vorerst danke  :-D

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Siebenpapagei

Hallo zusammen,

das mit dem Korrekturabschlag finde ich auch interessant, hatte ich so noch nicht gehört, macht aber schon Sinn.
Das verstehe ich so, dass der Steinschläger den vorgestellten Abschlag vom Kern getrennt hat, um bewusst dadurch die häßliche Steckenbleibermacke am Kern loszuwerden.
Ich dachte spontan beim betrachten des Abschlags an ein Bogenmesser, allerdings kaum Rückenretusche vorhanden. Die Distalretusche könnte dennoch zum Schutz vor Verletzung beim Nutzen als Messer gesetzt worden sein.
Also klassisches Bogenmesser wohl nicht, schöner Abschlag allemal.

Hat die Schneide denn Lackglanz? Das kann ich nicht erkennen. :glotz:

Gruß
7P :winke:

Silex

Zuerst mal Danke!!!! Für diese eindrucksvolle Präsentation. Das könnte ein längerer Beitrag werden....bin aber jetzt nicht im Stande DAS genüßlich - und entspannt- zu goutieren.
Bis Denne

HG vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Kelten111

#5
Würde da auch Korekturabschlag sagen  :glotz:
Insbesondere der Steckenbleiber ist ein Indiz dafür !
Der gefiel keinen Stoni von damals , da sich da nichts mehr vernünftiges herausschlagen lässt ..
Mit den Retuschen auf Bild SF3 gebe ich StoneMan Recht die sehen schon bewust aus  :glotz:

Mfg Fredi  :winke:

Steinkopf

Jürgen will es wissen.

Eigentlich ein  sch...  (schwaches)  Stück, welches vor dem Hintergrund

des Flintreichtums auf Mön keine Preziose war -

aber mit opulentem Bildmaterial hier präsentiert wird.

Auf SF3 und SF4 ist eine geradlinig retuschierte Strecke zu sehen.
Diese recht gleichmäßigen Retuschen ziehen leicht schräg. 

In irgendeinem OFFA-Heft gibt es einen Aufsatz über Pflugretuschen
(von einem Herrn Arnold). Die dort gezeigten Beispiele zeigen, dass
Pflugretuschen oft seitlich 'gerissen' werden.

Das muss hier keine Erklärung sein. Dieses retuschierte Stück wirkt
recht sauber und gleichmäßig.

Die von 7P ins Spiel gebrachten Bogenmesser sind eine interessante Geschichte.
Hier liegt ein Abbaukonzept vor, welches Abschläge (oder auch klingenartige Abschläge)
in Serie produziert, die auch ohne weitere Retuschen als 'Werkzeugtyp' gesehen werden
können.

Mehr fällt mir dazu nicht ein.

Jan

StoneMan

Zitat von: Steinkopf in 27. September 2011, 21:40:15
Jürgen will es wissen.

Eigentlich ein  sch...  (schwaches)  Stück, welches vor dem Hintergrund

....
:super: Was immer auch dabei rauskommt, natürlich will ich es wissen - habe nur im Moment
keine Zeit auf eure Antworten/Anregungen einzugehen - bis später.

Danke schomma  :-D

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

sauhund

Zitat von: Steinkopf in 27. September 2011, 21:40:15
Jürgen will es wissen.

Eigentlich ein  sch...  (schwaches)  Stück, welches vor dem Hintergrund

des Flintreichtums auf Mön keine Preziose war -

aber mit opulentem Bildmaterial hier präsentiert wird.

Auf SF3 und SF4 ist eine geradlinig retuschierte Strecke zu sehen.
Diese recht gleichmäßigen Retuschen ziehen leicht schräg. 

In irgendeinem OFFA-Heft gibt es einen Aufsatz über Pflugretuschen
(von einem Herrn Arnold). Die dort gezeigten Beispiele zeigen, dass
Pflugretuschen oft seitlich 'gerissen' werden.

Das muss hier keine Erklärung sein. Dieses retuschierte Stück wirkt
recht sauber und gleichmäßig.

Die von 7P ins Spiel gebrachten Bogenmesser sind eine interessante Geschichte.
Hier liegt ein Abbaukonzept vor, welches Abschläge (oder auch klingenartige Abschläge)
in Serie produziert, die auch ohne weitere Retuschen als 'Werkzeugtyp' gesehen werden
können.

Mehr fällt mir dazu nicht ein.

Jan


:super:
...ein nicht weiter modifizierter Abschlag. Die vermeintlichen Retuschen dürften wohl rezent durch John Deere verursacht worden sein.

StoneMan

Zitat von: sauhund in 27. September 2011, 22:53:36
:super:
...ein nicht weiter modifizierter Abschlag. Die vermeintlichen Retuschen dürften wohl rezent durch John Deere verursacht worden sein.
Moin Sauhund,

das auf keinen Fall  :super:  :winke:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Zitat von: Siebenpapagei in 27. September 2011, 18:33:10
Hallo zusammen,

das mit dem Korrekturabschlag finde ich auch interessant, hatte ich so noch nicht gehört, macht aber schon Sinn.
Das verstehe ich so, dass der Steinschläger den vorgestellten Abschlag vom Kern getrennt hat, um bewusst dadurch die häßliche Steckenbleibermacke am Kern loszuwerden.Ich dachte spontan beim betrachten des Abschlags an ein Bogenmesser, allerdings kaum Rückenretusche vorhanden. Die Distalretusche könnte dennoch zum Schutz vor Verletzung beim Nutzen als Messer gesetzt worden sein.
Also klassisches Bogenmesser wohl nicht, schöner Abschlag allemal.

Hat die Schneide denn Lackglanz? Das kann ich nicht erkennen. :glotz:

Gruß
7P :winke:
Moin,

das mit dem Korrekturabschlag hatte ich zwar schon gehört, aber noch nie gesehen und konnte
mir bisher nicht wirklich vorstellen, wie es gemeint ist.
Insofern hatte ich auch Jans Anmerkung dazu nicht richtig gedeutet.
Erst die Erklärung von 7P (danke) verdeutlichte es mir und das ist auch durchaus nachvollziehbar.
Nun kann ich mich dem anschließen :super:

Im übrigen sind es dorsal zwei Steckenbleiber. Der zweite kurze (von basal 2 cm) ist auf den Bildern
nicht gut als Steckenbleiber zu erkennen, liefere ich noch bei Interesse nach.

Warum also so einen großen Korrekturabschlag verwerfen?

Kurz eine terminale Fingerschutzretusche (war bereits zuvor meine Einschätzung) und fertig ist ein Messer.

@ 7P, ja es sind ein paar Stellen mit Lackglanz (konvex) vorhanden, ich sehe sie sehr deutlich unter der Lupe,
auf den Bildern schaffe ich es leider nicht.

Ich sehe deutlich einige rezente Beschädigungen, die von mir angesprochenen Retuschen gehören nicht dazu.

Ich danke und würde mich freuen, wenn noch weiterer "Kopfsalat" kommt.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

sauhund


Furchenhäschen

#12
Servus,
m.E. ein Abschlag ohne weitere Bearbeitung,
die Pseudoretuschen, verursacht wohl durch pflügende Erdbewegungen.
Die Fotos sind Klasse  :super:

HdE