Sucherforum

Sondenfunde => Siegel und Petschaften => Thema gestartet von: Talpa in 18. Oktober 2006, 20:36:01

Titel: Petschaft aus Silber
Beitrag von: Talpa in 18. Oktober 2006, 20:36:01
Hallo ihr Lieben,

veilleicht kann mir einer bei der zeitlichen Einordnung dieser Siegelplatte und der Deutung des Abbildes helfen.
Sie ist aus Silber und 15x18mm groß. Man erkennt eine Bruchstelle, möglicherweise war es mal ein Ring.

GF Talpa
Titel: Re: Petschaft aus Silber
Beitrag von: Tuco in 18. Oktober 2006, 20:46:13
Hi Talpa,
könnte das Lamm Gottes darstellen!

Gruß, Tuco :-)
Titel: Re: Petschaft aus Silber
Beitrag von: ChristophNRW in 18. Oktober 2006, 21:29:38
Zitat von: Tuco in 18. Oktober 2006, 20:46:13
Hi Talpa,
könnte das Lamm Gottes darstellen!

Gruß, Tuco :-)

sogar ziemlich sicher, erkennbar an der Standarte ("Labarum")

mfg
christoph
Titel: Re: Petschaft aus Silber
Beitrag von: Bert in 19. Oktober 2006, 00:08:10
Hallo talpa,

schade dass die Handhabe abgebrochen ist. Petschaften aus Silber sind eigentlich relativ selten zu finden, obwohl sie früher recht verbreitet waren. Aber solche Teile wurden eben auch nicht einfach in den Müll geworfen wie die Teile aus Bronze/Messing. M.M. nach stammt dieses Teil aus der Zeit um 1800. Gerade der Übergang zur Handhabe sieht schon relativ modern aus. Das volkstümliches Motiv der Siegelplatte dagegen ist auch noch in der traditionellen Schnitttechnik hergestellt. Da wird es wahrscheinlich den Korpus als Rohling auf dem Markt zu kaufen gegeben haben, und der Käufer konnte sich dann sein Wunschmotiv selbst reinschnitzen (lassen).

Ich denke aber nicht, dass es sich um die Platte eines Rings handelt. In diesem Fall wäre der Übergang zur Ringschiene wesentlich massiver ausgebildet bzw. alles aus einem Guss gefertigt.

Adios, Bert
Titel: Re: Petschaft aus Silber
Beitrag von: Talpa in 19. Oktober 2006, 19:20:59
Ich danke Euch für die Informationen :winke:

Talpa
Titel: Re: Petschaft aus Silber
Beitrag von: Gratian in 21. Oktober 2006, 00:09:52
Zum Lamm Gottes:

Agnus Dei , lateinisch, "Lamm Gottes", ältestes Symbol für Jesus, in Anlehnung an Textstellen im Alten Testament (Jesaia 53,7) und im Neuen Testament (Johannes 1, 29, und Offenbarung des Johannes, der Apokalypse).

Sie bezieht sich auf das Lamm als Opfertier im Tanach, besonders auf die Pessach-Lämmer, deren Blut in der Nacht des Auszugs der Israeliten aus Ägypten (Exodus) als Schutzzeichen vor dem Todesengel an den Türpfosten gestrichen wurde (Ex 12; vgl. Osterlamm). "Wenn ich das Blut sehe, werde ich vorübergehen".

Johannes, der Verfasser der Apokalypse, soll in seiner apokalyptischen Vision gesehen haben, wie das Lamm Gottes die Siegel des "Buches mit den sieben Siegeln" öffnete (Offenbarung des Johannes 5 und 6) und damit den Heilsplan enthüllte . Auf Befehl Justinian II. wurde 691 durch die Trullanische Synode im Kanon 82 die Darstellung Christi als Lamm untersagt und die Wiedergabe des Heilands als Mensch gefordert. Das Konzil fand keine Anerkennung durch Rom.

In der christlichen Kunst wird der Sohn Gottes seit dem 4. Jh. symbolisch als Opferlamm dargestellt, oft zusammen mit einem Kreuz, später auch mit einer Kreuzfahne. Ab dem Mittelalter ließen die Päpste zunächst im ersten sowie in jedem siebenten Jahr ihres Pontifikats, später dann jährlich aus den Resten der geweihten Osterkerze zuerst runde, in der Folge meist ovale "Agnus-Dei-Medaillons" gießen. Diese Wachsreliefs weisen auf dem Avers das Gotteslamm, als Umschrift oft den Text "ECCE AGNUS DEI QUI TOLLIT PECCATA MUNDI" (dies ist das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt) und den Papstnamen auf. Der Revers ist häufig mit dem Bild eines Heiligen versehen. Die Wachssakramentalien wurden als Zeichen besonderer Gunst in eigens dafür aus Leder angefertigten Agnus-Dei-Kapseln überreicht und galten als Phylakterien. Wegen ihrer großen Wertschätzung stellte man Agnus-Dei-Medaillons in späterer Zeit auch außerhalb Roms her. Sie wurden oft in silbernen Kapseln als Amulette verwendet oder wie eine Reliquie in eigenen Ostensorien aufbewahrt.

Ähnliche Darstellungen hatten wir hier:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,1736.0.html
Titel: Re: Petschaft aus Silber
Beitrag von: Talpa in 29. Oktober 2006, 18:25:04
Hi Gratian,

danke für deine ausgiebige Erläuterung zum Lamm Gottes.
Ich möchte noch ergänzen, dass die Fleischer neben den zwei Beilen auch das Lamm Gottes als Zunftzeichen verwenden. In diesem Zusammenhang wird vielleicht auch das Petschaft gehören.

Talpa
Titel: Re: Petschaft aus Silber
Beitrag von: IVVECVO in 29. Oktober 2006, 18:30:19
............genauso ist es , der Siegelbesitzer gehörte der ehrbaren Fleischer - oder Metzgerzunft an .


                                                     Gruss Juvencus