Schuhschnalle, wohl frühmittelalterlich

Begonnen von St. Subrie, 14. April 2014, 16:31:25

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St. Subrie

Guten Tag,

erst jetzt kam ich dazu, dieses Objekt aus dem Südwesten Europas (Weinbergsfund) so zu reinigen, daß eine Art Dekor sichtbar wurde. Einer Kinderkritzelei nicht unähnlich sieht es aus, wie von einem "Laien" gemacht, jedenfalls nicht von einem geübten Handwerker, von Kunstfertigkeit ganz zu schweigen. Nur unter der Lupe ist zu erkennen, daß die Linien des Dekors mit einem extrem feinen Instrument gepunzt worden sind, man erkennt ungemein kleine Punkte, die fast zittrige Linien bilden. Auch nach langer und intensiver Betrachtung kann ich nicht erkennen, was hier nun dargestellt sein soll.
Das Objekt ist an einem Ende schnallenförmig ausgebildet, am andere oval gerundet. Zum schnallenförmigen Ende hin findet sich eine kleine kreisförmige Öffnung, die ich mit dem Dorn in Verbindung bringen würde. Auf der Rückseite zwei kräftige Ösen nebeneinander, offenkundig der Befestigung dienend. Ich gehe zunächst davon aus, daß es sich um einen Teil einer Gürtelgarnitur handeln könnte, vielleicht hoch- bis spätmittelalterlich.

Viele Grüße

St. Subrie

RichardJ

#1
Das Stück datiert wesentlich früher, nämlich ins 7. Jh. Es handelt sich um eine Schuhschnalle, eine Schnalle der Wadenbindengarnitur scheidet wegen der Stegösen auf der Rückseite aus.

St. Subrie

#2
Das überrascht mich jetzt sehr, Richard, vielen Dank  ! So früh hätte ich das Stück niemals eingeschätzt ! Es kommt übrigens von einem kürzlich gerodetem Weinberg, der Funde aus fast allen Epochen geliefert hat, z.B. auch diesen wunderbaren Beschlag, ebenfalls aus dem 7. Jahrhundert
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,50998.0.html   (um 700).
Ich würde zu gerne Vergleichsstücke zu derart frühen Schuhschnallen sehen, allein schon wegen der Art der Befestigung, die mir völlig unklar ist. Habe bisher noch nichts relevantes finden können, vielleicht kann hier jemand von Euch helfen.
Was das Dekor betrifft, so tappe ich nach wie vor im Dunklen. Das können doch wohl keine Buchstaben sein ?
Gruß
St. Subrie

stratocaster

So ähnliche Teile wurden mir aber mal als Riemendurchzug angesprochen und nicht als Schuhschnalle ?  :nixweiss:
Charakteristisch sind ja die Ösen, finde ich.
Oder ist das was anderes ?
Obwohl: Die kleine Bohrung ist ja wohl für einen Dorn. Kann das sein ?

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

St. Subrie

Da sind ja nun wirklich viele Entsprechungen zwischen unseren Objekten, Strato. Vielleicht sagt ja Richard noch was dazu. Und vielleicht findet sich auch jemand, der eine Abbildung eines frühmittelalterlichen Schuhs oder eines Stiefels mit Schnalle beisteuern könnte.
Gruß
St. Subrie

RichardJ

Die von Strato angesprochenen Ösen finden sich sowohl an Schnallen als auch an Riemendurchzügen, Gürtelbeschlägen etc, sind also keine charakteristische Eigenschaft, die sich nur auf einen bestimmten Zweck reduzieren liesse. Ich bin nach wievor der Überzeugung, dass es sich um eine Schuhschnalle handelt. Ich kenne mich mit der Materie einigermaßen gut aus.

stratocaster

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RichardJ


Merowech

Da frühmittelalterliche Schuhe oftmals mit Knebelverschlüßen versehen waren,
müsste diese Schnalle mehr oder weniger ebenfalls wie ein Knebel funktioniert haben.
Nur mal so zur Anregung  :zwinker:
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

St. Subrie

Vielleicht hat das so ausgesehen     http://www.knieriem.net/product.php?id_product=166   nur muß man sich anstelle des Knebelverschlußes in Leder wohl einen solchen in Metall vorstellen. Welche Rolle die beiden Ösen dabei spielten, ist mir allerdings noch nicht klar.
Und das merkwürdige Dekor wird wohl merkwürdig bleiben müssen, es scheint ja für Euch ebenso rätselhaft zu sein.
Gruß
St. Subrie

Merowech

Zitat von: St. Subrie in 15. April 2014, 14:00:06
Vielleicht hat das so ausgesehen     http://www.knieriem.net/product.php?id_product=166   nur muß man sich anstelle des Knebelverschlußes in Leder wohl einen solchen in Metall vorstellen. Welche Rolle die beiden Ösen dabei spielten, ist mir allerdings noch nicht klar.
Und das merkwürdige Dekor wird wohl merkwürdig bleiben müssen, es scheint ja für Euch ebenso rätselhaft zu sein.
Gruß
St. Subrie

Ja ähnlich, die Ösen sind für die gespaltenen Lederriemen welche dann mitsamt der Schließe durch einen Schlitz im Leder gezogen wurden.
Nippel durch die Lasche ziehen  :zwinker:
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Merowech

Und dann noch zur Sicherung einen Riemen am Durchzug befestigen.
Aber es waren vom modischen her sicher nicht nur einer glaub ich mal.
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

St. Subrie

Habt Dank, Richard, Mero und Strato ! So klärt sich mal wieder ein Fund in Gemeinschaftsarbeit des Forums und das auch noch positiv überraschend das Alter betreffend. :super: :super: :super:
Gruß
St. Subrie

RichardJ

Meines Erachtens dienten die Ösen auf der Rückseite zum Aufnähen an den Trägerstoff. Oder aber, wie es römische Funde(nichit in diesem Zusammenhang belegen) wurden kleine Bronzestifte zur Sicherung durch die Ösen geschoben. Geklört ist also noch nichts  :winke:

St. Subrie

Nun ja, lieber Richard, sagen wir geklärt in zwei wichtigen Punkten, nämlich Natur und Zeitstellung des Objekts. Dennoch hast auch Du recht, denn zur genauen Art und Weise der Funktion besteht noch Unklarheit im Detail. Immerhin hast Du jetzt dazu  Möglichkeiten schon genannt.
Gruß
St. Subrie

stratocaster

Zitat von: Merowech in 15. April 2014, 14:21:02
Und dann noch zur Sicherung einen Riemen am Durchzug befestigen.
Aber es waren vom modischen her sicher nicht nur einer glaub ich mal.

Irgendwie glaube ich das so nicht, wie auf Meros Bild dargestellt.
Bei meinem Exemplar haben die Ösen einen Innendurchmesser von nur knapp 2 mm.
Ich denke eher an so etwas, siehe unten.

Gruß  :winke:
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RichardJ

Bist du also meinen Gedanken gefolgt (s.o.) ?  :winke:

stratocaster

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RichardJ

Genauso habe ich mir das vorgestellt  :smoke: :winke: :winke: Das hast du prima umgesetzt und gibt einem eine echte Vorstellung wie das Ganze ausgesehen haben kann. :super:

Merowech

Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

cyper

Das ist für mich eine Gürtelschnalle wie sie in dem Buch " Die Merowinger Funde aus Frankreich " zu Hauf vorkommen. Meist sind sie mit 3 Laschen und bronzenem Schnallendorn versehen wie auf der Schnalle rechts.
Die linke Schnalle hatte einen Eisendorn der abgegangen ist und es waren noch Lederreste vom Gürtel bei der Fundbergung mit dran. Grabfunde weisen hier eindeutig auf Gürtelschnallen hin. Ob die Schnallen mit drei oder zwei Laschen versehen waren hängt sicher mit der Breite des Gürtels und der Region zusammen.

Gruß cyper