Aus dem Umfeld einer röm. Villa, Schnallendorn mit Goldverzierung

Begonnen von Rheingauner, 26. April 2019, 13:49:16

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Rheingauner

Hi Leute,

bräuchte wieder mal eure Hilfe  :-). Das nachfolgend abgebildete Teil wurde im Umfeld einer röm. Villa gefunden. Von keltisch bis MA ist auf diesem Acker alles vertreten.
Die Vergoldungsreste sind auf den Fotos der Innenseite des Objektes nicht sehr gut als solche zu erkennen.

Vorab schon mal Danke für eine evtl. Hilfestellung zu Zeitalter und Funktion.

LG aus dem Südwesten

c.troy

Hi!
Es handelt sich um den Dorn einer frühmittelalterlichen Schnalle.
Grüße Troy

Rheingauner

Hi c.troy,
erst mal Danke für die Einschätzung, gibt es evtl. einen anschaulichen Link dafür. Das müsste dann eine "Riesenschnalle" gewesen sein, alleine der "Dorn" hat eine Länge von 4cm und einen Durchmesser von 15mm verjüngend auf 9mm.

Gruß

Merowech

Zitat von: c.troy in 26. April 2019, 14:21:36
Hi!
Es handelt sich um den Dorn einer frühmittelalterlichen Schnalle.
Grüße Troy

So ist es !  :super:
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Lojoer

Hi Rheingauner,
jetzt heist es den Rest finden.
War bestimmt ein ganz schöner Trümmer.
Gruß Jörg

St. Subrie

Rheingauner und ich haben heute lange über dieses wunderbare Stück gerätselt, auf einen Schnallendorn kamen wir aber nicht. Was muß das für eine prächtige Schnalle gewesen sein ! Ich verschiebe mal zu den Schnallen.
St. Subrie

TeSi

Ich kann die Einschätzung nur bestätigen: Schnallendorn des 6.-7. jh.  Ein schönes Stück :-)

Rheingauner


Rheingauner

Hi @,

das Kind braucht einen Namen  :zwinker:, kann man denn das Fundstück als Dorn einer schilddornartigen Schnalle bezeichnen ??

Gruß

TeSi

Um das Kind zu benennen: Schnallendorne dieses Typs werden als Kolbendorn bezeichnet. Die Schilddorne weisen an der Dornachse eine Schildförmige Gestaltung auf, die aber ziemlich verschieden aussehen kann.

Rheingauner

@TeSi
Danke für die konkrete Bestimmung.
Wenn ich es dann weiter ableite, spricht man dann von einer Kolbendornschnalle  :kopfkratz: ??
LG

TeSi

Oder Schnalle mit Kolbendorn  :zwinker: Schöne Grüße nach Südfrankreich !!

cyper

Hier mal ein Beispiel einer merowingischen Schnalle aus Frankreich

Gruß cyper

Rheingauner

Hi Cyper,

erst mal Danke für die anschaulische Abbildung, gibt es dazu evtl. einen Link ??

Gruß

cyper

Leider nein, hab ich aus einem Buch über Merowinger Funde in Frankreich

Gruß cyper


stratocaster

#16
Im Bildband "Merowingerzeit" von 1995 habe ich noch etwas gefunden.
ISBN 3-8053-1701-8 (Museumsausgabe)
ISBN 3-8053-1709-3 (Buchhandelsausgabe)

Der Bildband behandelt die im alten Museum für Vor- und Frühgeschichte im Charlottenburger Schloss
in Berlin ausgestellten Funde. Mittlerweile ist diese Sammlung ja ins Neue Museum in Berlin überführt worden.
Es kann durchaus sein, dass die beiden Schnallen dort ausgestellt sind.

Die beiden Schnallen kommen aus der Provinz Palencia in Spanien; erste Hälfte des 6. Jahrhunderts
Ich meine, dass der Vergleich einigermaßen passt.
Wie es auch in TeSi´s Link steht, kamen die Schilddornschnallen später auf (ca. 50 -100 Jahre)

Gruß  :winke:

@Alter Gauner: Jetzt streng Dich mal an und finde den Rest  :dumdidum:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

St. Subrie

Euch allen auch von mir ein Dankeschön, jetzt läßt sich der Kolbendorn gut einordnen. Ein Fund des Rheingauners, das besonders frühe Stück wird hier  in der Nähe des Fundortes  in unserem kleinen Dorfmuseum zu sehen sein und ergänzt weitere Funde des frühe Mittelalter.
Beste Grüße
St. Subrie

stratocaster

St. Subrie hat mir den Schnallendorn (aus Bronze) zum Reinigen zugeschickt.
Beim Auspacken bin ich regelrecht erschrocken: Das ist ja ein "Riesen-Klopper" mit knapp 34 Gramm Gewicht.
Die Schnalle dazu hätte ich gerne mal gesehen.

Ich konnte einiges von der Feuervergoldung freilegen. Interessant ist, dass sich auf der Vergoldung teilweise
grün/blaue Patina verbacken hatte, die sich per Skalpell ganz gut entfernen liess, siehe 3. Bild von oben in der breiten Rille.
Links vorher - rechts nachher.
Ich kann mir das nur so erklären, dass sich die unedlere Bronze elektrochemisch gelöst hat und sich dann
galvanisch auf dem edleren Gold abgeschieden hat und dort wiederum elektrochemisch eine Patina gebildet hat.
Ich hatte das auf vergoldeten Bronze- oder Kupferteilen schon öfter.
(Ganz schlimm ist es, wenn auf einem Artefakt Kupfer, Bronze, Silber, Gold und Eisen vorhanden sind.
Da muss man bei der Reinigung höllisch aufpassen, wo man gerade "Zuhause" ist.)

Wegen der kleinen Vergoldungsreste an mehreren Stellen meine ich, dass der komplette Dorn einmal vergoldet war.

Gruß  :winke:
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NUMERIANUS

Hallo!

kann diese blaue patina bedeuten, dass die schnalle
ursprünglich aus einem grab stammt?
(habe mal wo gelesen dass diese spezielle patina bei kontakt
mit leichen entstehen kann? oder ist das eine falschmeldung?
gruß und gut fund!

Signalturm

Was für ein schönes Teil.
Und was für eine klasse Arbeit von Strato
Finderglück ist Finderlohn genug.

stratocaster

Zitat von: NUMERIANUS in 23. Juli 2022, 18:47:40
Hallo!

kann diese blaue patina bedeuten, dass die schnalle
ursprünglich aus einem grab stammt?
(habe mal wo gelesen dass diese spezielle patina bei kontakt
mit leichen entstehen kann? oder ist das eine falschmeldung?
gruß und gut fund!

Ich habe das auch schon mal gehört,  aber ob da was dran ist, weiß ich nicht  :nixweiss:
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St. Subrie

Chapeau, lieber Strato, aus dem scheckigen Kolbendorn ist ein ganz wunderbares Stück geworden ! Werde mir erlauben, bei der Präsentation des Stückes in unserem Dorfmuseum auf die Arbeit des Restaurator hinzuweisen.
Mit Dank und Gruß
St. S.


Fabulas

Ganz toller Beitrag mit schönen Bildern, einer Menge Information, herausragendem Fund und beachtlicher Restauration!

Dankeschön dafür!