Flohmarkt in Graz

Begonnen von Rambo, 13. August 2006, 10:46:28

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spike

@rambo,
wenn das tatsächlich nur im promille bereich liegt,dann ist doch die überlegung nicht schlecht,die depots zu öffnen und der öffendlichkeit zugänglich zu machen.das wäre anfänglich eine
finanzielle belastung,aber die erhöhten besucherzahlen würden das in kurzer zeit egalisieren und gewinn einfahren.
somit würde sich die finanziele lage immenz verbessern und der besucher bekommt so zu sagen einen livebericht vom fund über restauration bis hin zum fertigen ausstellungsstück.
so könnte man die geschichte jedem sehr sehr nahe bringen.
außerdem würden sich die lagerkosten senken,und teure sonderausstellungen wären dann nicht mehr notwendig,außer,sagen wir mal,bei einen so bedeutenden fund wie z.B.: die himmelsscheibe.
@lojoer
pflichte dir voll und ganz zu!

Der Wikinger

Hallo wieder  :-)

Hier bei uns in DK gibt es schon einige Museen, die offene Ausstellungsdepots haben.

Artefakte zu verkaufen wird aber sicherlich hier nie ein Thema sein.

Bei uns betrachtet man die Archäologie als Staatsaufgabe (obwohl auch hier die Archäologie zu wenig Geld bekommt), und man betrachtet die Artefakte als gemeinsames Volkseigentum, die man einfach nicht verkaufen kann !!  :winke:

spike

@agersoe,
das ist doch genau das ,wo von mir träumt! :super: :super:
da sollten sich doch einmal die deutschen Archäologen in einem land der dichter und denker gedanken machen,ob es für sie nicht auch einen weg wie bei dir gibt.
aber ich vermute,das es an der tausendprotzentigkeit der deutschen scheitert.zuviele wenn und aber`s.ich denke,einfach mal bei euch gucken und dann probieren.
gruß spike

Der Wikinger

Zitat von: spike in 19. August 2006, 05:42:13
@agersoe,
das ist doch genau das ,wo von mir träumt! :super: :super:
da sollten sich doch einmal die deutschen Archäologen in einem land der dichter und denker gedanken machen,ob es für sie nicht auch einen weg wie bei dir gibt.
aber ich vermute,das es an der tausendprotzentigkeit der deutschen scheitert.zuviele wenn und aber`s.ich denke,einfach mal bei euch gucken und dann probieren.
gruß spike

Tjaaa, spike  :-)

Ich kann leider befürchten, dass es vielleicht eher umgekehrt sein wird.
Unsere Regierung macht eine Politik, wo öffentliche Aktivität mehr und mehr auf "Markt-Bedingungen" existieren muss.
Diese Liberalisierungs-Wahn ist für vielen Bereiche eine Katastrophe !!
Bis jetzt ist aber die Archäologie / Museen so einigermassen freigehalten worden, wohl weil man weiss, dass in der Bevölkerung grosser Wiederstand dagegen ist, in diesem Bereich.


Rambo

@ agersoe
Wir dürfen uns nichts vormachen, wenn wir ehrlich sind , sind  die Zeiten der Museums und Sammlungen vorbei, die Bevölkerung hat kein echtes Interesse an der Geschichte, und die Kinder interessiert  es sowieso nicht mehr wie unsere Ahnen gelebt haben.
Ich will einmal eine weinig  darüber philosophieren wie es zur Zeit bei uns aussieht.
In meiner Heimatgemeinde/Stadt gab es ein wunderbares Museum, ich habe fast meine ganze Kindheit dort verbracht, ich habe Besucher durchgeführt und es war für mich einfach wunderbar all die alten Sachen zu sehen und zu wissen was sie einmal bedeutet haben oder wozu sie benutzt wurden. Deshalb auch mein Interesse an der Geschichte. Irgendwann passte der Museumsstandort  nicht mehr, deswegen wurde ein Haus angekauft Übrigens wurde allein bei der Sanierung des Hauses lokale Kulturgüter von unschätzbarem Wert vernichtet und entsorgt. (das Haus gehörten früher einen Heimatdichter und seine Skripten, Bilder usw. wurden vom Dachboden in einen Müllcontainer geworfen und ... aber das ist eine andere Geschichte
Nachdem das ganze Museumskonzept nicht mehr in eine Fremdenverkehrsgemeinde passte, wurde das Museum vor ein paar Jahren sozusagen stillgelegt. Seither ist ein Besuch des Museums nicht mehr möglich.
Aber es um ehrlich zu sein für mich nicht verwunderlich, das dieses Museum geschlossen wurde. EDie Besucherzahle gingen jährlich zurück, die Erhaltungskosten stiegen dafür ins Astronomische, das Interesse der Bevölkerung war mehr als gering. Gut man hat die eine oder andere Schulklasse durch das Museum getrieben um die Besucherstatistik ein wenig zu beschönigen aber das war wohl auch nihct der Sinn der Sache. es war also eine logische Schlussfolgerung dort einzusparen, wo man am wenigsten Widerstand erwarten konnte und das war das Museum mit seinen Sammlungen. Bis jetzt hat sich niemand in der Gemeinde/Stadt darüber wirklich aufgeregt, nein alles scheint in Ordnung zu sein.
Teile des Museums wurden schon vor Jahren ausgegliedert und in eine Schulsammlung integriert. Wie man weiß werden Schulsammlungen nicht unbedingt fürsorglich behandelt. Wie sich das auf die Kulturgüter auswirkt muß ich daher nicht erzählen oder??? Ich will niemand was unterstellen was jedoch einmal mit den Artefakten und Museumsgegenständen  passieren wird, ist ungewiss. 
Oder eine andere Stadt hat das Museum einfach geschlossen, die Museumsgegenstände wurden einfach irgendwo in Schachtel gelagert und man war irgendwie erleichtert, das sich ein Amt fast erbarmt hat und die Fundgegenstände übernommen hat. Ob dabei nicht doch das eine oder andere Stück sagen wir ,,verlegt" wurde ist nicht leicht nachvollziehbar.
Es gibt auch keine Unterstützung von amtlicher Seite, die  Gemeinden tragen die volle Last. Lediglich bei Landesausstellungen oder Sonderschauen,  hier gibt es auch Geldmittel vom Land usw. greifen Gemeinden gerne auf ihre Geschichte zurück, dann allerdings ist das ganze zeitlich begrenzt und daher auch durch die  Medien und Politik wirksam auszuschlachten.
Unbestritten ist, das die Erhaltung von Sammlungen und Museums sehr kostenintensiv ist, viele Gemeinden, Städte hatten in ,,besseren" Zeiten so ein Museum  und jetzt können sie es sich nicht mehr leisten diese Sammlungen und Museums zu erhalten.
Die Bevölkerungsschicht  welche ein Interesse an der Geschichte hat ist verschwindet klein, da kümmert man sich eher um solche Dinge die einen Großteil der Bevölkerung anspricht wie Fußball usw. Das bringt mehr Stimmen bei den Wahlen als einige Geschichtler mit ihren alten verstaubten Artefakten.
So werden mittelfristig sicherlich mittelfristig einige Museums schließen die Artefakte werden wenn überhaupt in einem Landesdepot gelagert oder verschwinden auf seltsamen Wegen irgendwo.
Viele mag es erschüttern , (für mich ist es sicherlich so) aber wir können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und wo kein Geld vorhanden ist, kann man nicht erwarten, das wichtige Aufgaben zurückgestellt für ,,unwichtige und ungeliebte ja ich würde sagen nicht notwendige Aufgaben zurückgestellt werden. Und die Erhaltung von Museums und Sammlungen ist sicherlich nicht so wichtig wie zB  soziale Aspekte.
Wenn sich an dieser Situation kurzfristig nichts ändert, so werden wir bald ein Volk ohne Geschichtsbezug sein.
Die Diskussion über den Verkauf oder wenigstens die Möglichkeit Artefakte in privaten oder Firmensammlungen als Leihgabe zu überlassen, währe eine Möglichkeit wenigstens lokale Kulturgüter zu erhalten. Vor allem könnte man dadurch die irrsinnigen Lagerungskosten einsparen, man könnte die Eigentumsrechte Rückkaufrechte behalten, ja man könnte sogar  die ganze Sache so drehen, das der ,,Beliehene" die Restaurierungskosten Trägt. Vor allem kann man davon ausgehen, das ohnehin nur Personen solche Artefakte haben wollen, welche ein wirkliches Interesse an der Geschieht haben. Auch könnte man die Gegenstände jederzeit für wissenschaftliche Untersuchungen zurückfordern. Selbst bei einem Verkauf könnte man ein rückkaufrecht vereinbaren.
Auch Museums müssen sich langsam von ihren starren  Vorstellungen  loslösen und ein brauchbares Konzept finden, wie sie Artefakte und Kulturgüter bestmöglichst für die Wissenschaft und der Nachwelt erhalten können.

Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Daniel

Zitat von: Rambo in 19. August 2006, 10:04:43
Wir dürfen uns nichts vormachen, wenn wir ehrlich sind , sind  die Zeiten der Museums und Sammlungen vorbei, die Bevölkerung hat kein echtes Interesse an der Geschichte, und die Kinder interessiert  es sowieso nicht mehr wie unsere Ahnen gelebt haben.
Scheint tatsächlich so zu sein.
Da sitzen in etlichen "Heimat-Museen" jedes Wochenende Freiwillige und warten auf Besucher die nicht kommen. :heul:
Wenn sich tatsächlich dann mal einer dahin "verirrt" freuen sie sich wie die Schneekönige und wenn man dann noch eine Spende macht,wird man fast zum Ehrenbürger ernannt.
Nene,da ist tatsächlich kein Interesse bei der Bevölkerung mehr vorhanden.
Wenn ich das Durchschnittsalter bei uns im Heimatverein anschaue ...  :heul:
Da bin ich mit 41 noch der "Jüngste". :narr:

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Bert

Hallo, noch eine kurze Anmerkung zu Depotbeständen usw.

Noch in der ersten Hälfte des 20. Jhdts. war es gängige Praxis bei Massenfunden z.B. von Händelhellern (MA-Münzen), die oft in Horten von mehreren Tausend Stücken auftreten, die verschiedenen Typen zu registrieren, die besterhaltenen Stücke aufzubewahren und den Rest einzuschmelzen. Heute erscheint diese Methode unverantwortlich, aber pragmatisch betrachtet ist sie nicht unvernünftig. Es ist nicht sinnvoll, 4000 gleichartige Münzen im Depot zu haben, wenn die Dokumentation erfolgt ist und die Fundumstände geklärt sind. Ist das geschehen, passiert in der überwiegenden Zahl der Fälle ohnehin nichts mehr mit den Funden. Ich will natürlich nicht propagieren, dass jetzt Münzen eingeschmolzen werden sollen :-D. Aber man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass die Depots von eifrigen Wissenschaftlern bevölkert werden, die alte Fundkomplexe aufarbeiten.

Ein Verkauf der "Standard"-Depotbestände wäre wirklich ein radikaler Schritt, der in dieser Form sicher schwierig durchzusetzen sein wird. Aber pragmatisch betrachtet, würde dieser Schritt erhebliche Resourcen freisetzen, die jetzt noch relativ sinnfrei gebunden sind.

Adios, Bert

Lojoer

Hi,
ich möchte nur eines dazu sagen
"Ein Volk ohne Vergangenheit hat auch keine Zukunft".
Die Bemerkungen von Rambo sind so desillusionierend. Auch ich sehe es jedoch auch, dass gerade in den Heimatvereinen eine Überalterung stattfindet. Meiner Meinung kommt es jedoch auch davon, dass viel junger Nachwuchs von den Alten weggebissen wird. Außerdem muss ein Interesse natürlich geweckt werden. Gerade in meiner unmittelbaren Umgebung wird "heimatgeschichte" klein geschrieben und von Lehrkräften unterrichtet die selbst keine Ahnung haben.
Gestern wieder auf einer Villa Rustika wurde ich von Spaziergängern aus unmittelbarer Umgebung angesprochen, die keine Ahnung haben was vor ihrer Haustür liegt. Über eine 3/4 Stunde haben wir uns unterhalten. Somit scheint das Interesse doch da zu sein. Das werfe ich z.T. auch der Archäologie vor, man muss Geschichte puplik machen, sie muss Unterhaltungswert bekommen.

Leute Ihr frustriert mich  :heul: :heul: :heul: 

Gruß Jörg


Nertomarus

Griaß eich!

Also ich halte die Idee Funde aus den Depots zu verkaufen auch nicht sinnvoll.
Wie agersoe schon gesagt hat, hat man ein Problem jene Fundstücke herauszusuchen, die wahrscheinlich in der Zukunft am wenigsten für weitere Forschungen gebraucht werden. So ärgere ich mich regelmäßig über schlechte Fibelzeichnungen in manchen Publikationen, die manche wichtigen Details einfach ignoriert haben (z.B. eckiger oder runder Spiraldraht bei der Drahtfibel).
Dann stellt auch die genaue Aufnahme der Funde, die verkauft werden sollen einen erheblichen Aufwand dar.

Käufer, die ein Rückkaufrecht einräumen wird es sicher auch nicht viele geben. Noch dazu wär's besser wenn die verkauften Funde nicht total zerstreut werden, sondern vielleicht nur auf wenige Käufer aufgeteilt werden, die auch noch handel-bar bleiben, und wo auch der Kontakt zur Wissenschaft nicht abreißt.
In Summe wird man da nicht viel verdienen können.
Auch die nicht oder nur sehr selten abgegoltenen Besitzansprüche der Grundstücksbesitzer könnten da vielleicht ein Problem darstellen.

Auf jeden Fall brauchen die Archäologie / Museen mehr Geld.

Für mich stellt sich die Frage ob das Geschichtsinteresse der Bevölkerung wirklich gesunken ist.
Wenn das Interesse gegen 0 geht stellt sich (nicht für mich) die Frage was die Archäologie eigentlich noch soll.

Die allgemeine "Berechtigungserklärung" der Archäologie "Ein Volk ohne Vergangenheit hat auch keine Zukunft" halte ich für "Geschwafel", zumindest was die Zeit betrifft die schon sehr lange hinter uns liegt. Was können wir wirklich von den Römern lernen? Wer lässt heutzutage dieses Wissen in aktuelle Entscheidungen einfließen? Natürlich gilt das nicht für die Geschichte des letzten Jahrhunderts, von der man sich doch immer wieder beeinflussen lassen soll.

Die Archäologie hat somit hauptsächlich einen Unterhaltungswert, vielleicht sogar nur einen Unterhaltungswert. Ich kann mir vorstellen, dass mir jetzt so mancher Geschichtsprofessor oder Archäologe an die Gurgel springen will.

Die Zentralisierung von Funden in den Depots / Museen der größeren Städte fördert sicher nicht den Unterhaltungswert. So ist auch nur den wenigsten Einwohnern meiner Heimatgemeinde bekannt, dass dort einer der wenigen Mithrastempel gefunden wurde. Nicht einmal im wenige Jahre alten Heimatbuch wurde dieser erwähnt. Wenn der Altarstein aber im Gemeindeamt stehen würde hätten vielleicht mehr Leute Interesse an der Geschichte.

In Wels kann man in vielen Geschäften römische Funde besichtigen, überall nur ein wenig, aber man kann sich einen Gusto hohlen um dann vielleicht im Museum zu landen.

Aber was hilft dieses Jammern hier. Nichts, also was können WIR tun, dass sich hier was ändert? Wie kann der Unterhaltungswert der Archäologie / Geschichte erhöht werden?
Möge Fortuna mit euch sein!