Versteinerung - Pflanze oder Tier?

Begonnen von Buddelfisch, 17. März 2010, 23:18:47

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Buddelfisch

Guten Abend,
bei der Keramiksuche auf einem metallzeitlichen Acker, bin ich heute über dieses Teil gestolpert und habe mich zuerst über ein besonderes Schmuckstück aus menschlicher Fertigung gefreut. Da dies aber nicht der Fall ist und ich trotz intensiver Suche nix gefunden habe was paßt, hoffe ich auf das geballte Wissen hier in dieser Ecke des Forums.
Der Fundort liegt am Oberrhein, Vorbergzone, Untergrund Muschelkalk/Sandstein. Bin gespannt wie ein Flitzebogen....

Gruß Ralph

Levante

Hallo Ralph,

es handelt sich um Seelilien-Kronen, sogenannte Trochiten.

Also ist es der Rest eines Tieres.

Google mal "trochiten" da bekommst schon schöne Bilder angezeigt.

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Buddelfisch

Hallo Patrick,

ich dank Dir für die Hilfe.
Hier ist ein interessanter Beitrag zu diesen Tieren, bzw. deren Überresten:

Zitat.....Viel häufiger und bekannter sind die fossil erhaltenen Seelilienstiel-glieder (Trochiten), die im Volksmund als Sonnenradsteine, Sonnensteine, Rädersteine, Bonifatiuspfennige,   Hexengeld,   Hünentränen, Wichtelsteinchen, Zwergen- und Mühlsteinchen bezeichnet werden. Sie scheinen seit jeher die Menschen fasziniert zu haben. So wurden in einem jungsteinzeitlichen Grab in Frankreich durchbohrte Trochiten als Halskettenanhänger gefunden. 1714 wurden sie in einem Medizinbuch bei verschiedenen Krankheiten wie Gliederzittem, Nasenbluten, Epilepsie, Nachtschrecken, Melancholie, Schwindel, Nieren- und Lendenschmerzen sowie gegen giftige Tiere, zur Förderung der Nachgeburt und Steigerung der Tapferkeit empfohlen. Noch bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts wurden Trochiten in Apotheken verkauft. Sie mussten zu Pulver zerstoßen eingenommen oder ganz verschluckt werden.                                         
Fritz J. Krüger, Braunschweiger Zeitung, 1.11.2001

Wieder was gelernt heute :winke:

:gn Ralph

Buddelfisch

...und hier noch ein paar neue Informationen:

Im Bereich der Fundstelle ist zwar kein Trochitenkalk anstehend, es gibt aber in 2km(LL) Entfernung einen kleinen, alten Steinbruch, wo es ebendiesen zu finden gibt/gab.
Der dicke Brocken stammt aus dem Steinbruch. Es wundert mich nicht, daß diese Teile "seit jeher die Menschen fasziniert haben" - selbst heute könnte man sie durchaus für die versteinerten Reste eines Raumschiffgetriebes halten.  :narr:

Ob mein Fundstück nun menschlich verlagert wurde und wenn ja, in welcher Zeit, wird sich wohl nicht klären lassen. Aber immerhin habe ich endlich beschlossen, etwas mehr über die Geologie meiner Umgebung zu erfahren.

Gruß
Ralph