Bohnerz oder doch Schlacke?

Begonnen von Saxaloquuntur, 19. August 2011, 13:19:39

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Saxaloquuntur

Oberflächenfunde. Auf den ersten Blick dachte ich Bohnerz und sah dann, dass an Bruchstellen kein schaliger Aufbau zu erkennen ist, sondern Poren, wie ich sie bei Schlacke kenne. Die Teile sind sehr schwer. Ist das Bohnerz, das zufällig und unabsichtlich mit Feuer in Berührung kam, oder weiß jemand Genaues?
Danke, Saxaloquuntur.

BeHüSa


Hallo,

die Abbildungen zeigen kein Bohnerz.  BE kommt in kugeligem schaligen Aggregaten vor, 5 - 50 mm, teilweise hohl.
Bohnerz muss vor dem Verhütten durch Waschen aufbereitet werden, der anhaftende Bohnerzlehm wird dadurch entfernt.

Der Fundort ist für die Bewertung als Schlacke von großer Bedeutung. Zu früheren Zeit sind die Erze überwiegend im Einzugsbereich der Lagerstätte verarbeitet worden.

Eindeutige Aussagen können nur bei Gesamtbetrachtung der betreffenden Region in Bezug auf das Hüttenwesen gemacht werden.  Evtl. finden sich in der Regional-Literatur Hinweise auf alte Hüttentätigkeit.

Sollten sich in den Poren der vorliegenden Stücke irgenwelche sekundären Mineralbildungen finden (z. B. Gips oder Aragonit), handelt es sich um Eisenschlacke, die auch umfangreiche Verwitterungsbildungen in Form einer braunen Kruste aufweisen kann.

Glückauf!

BeHüSa

McSchuerf

Eindeutig Schlacke, und nicht nur wegen der dazu typisch blasigen Schlacke-Struktur (s. letztes Bild) und kein Bohnerz ..

und wie der Name "Bohn.." schon besagt, oftmals bohnenförmig!

http://www.google.de/search?q=bohnerz&hl=de&rlz=1T4GFRE_deDE326DE326&biw=1280&bih=815&prmd=ivns&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=YzNbTuKoIqWL4gTxvKisBQ&sqi=2&ved=0CCoQsAQ

Gruß Peter

Saxaloquuntur

danke, bin grade erst aus dem Urlaub zurück. Jetzt erst gelesen. Also, wohl doch Schlacke. Für Verhüttung gibt es im Moment in dieser Gegend keine weiteren Anhaltspunkte. Dass Schlacke so Schwer sein kann wusste ich nicht. Kann es nicht zufällig so durch Feuer verformt worden sein? Das wäre meine Frage gewesen, aber die hinweise meinerseits waren oder sind wohl zu dürftig. kommt aus angeliefertem Material um einen Garten ein zu ebnen. Muss mich darum kümmern, wo das Material her kommt. Also danke erst mal. Saxaloquuntur.

Mark77

Zitat von: McSchuerf in 29. August 2011, 08:37:13
...
und wie der Name "Bohn.." schon besagt, oftmals bohnenförmig!
...

Oftmals schon, aber manchmal kommen die auch in den merkwürdigsten Formen vor, z.B. wie in Abdrücken ihrer Umgebung (Sediment, Erdreich) geformt. Habe da schon die vielfältigsten Erscheinungsformen gesehen!

Schöne Grüße,
Markus

Saxaloquuntur

Danke, Markus. Das Gewicht der Klumpen spricht für mich nicht für Schlacke, weil ein intentionelles Schmelzverfahren doch versucht haben müsste das Eisen aus dem Erz zu lösen. Demnach ist entweder etwas schief gelaufen, oder das Zeug lag zufällig  im Feuer. Die Beschreibung von Bohnerz durch BeHüSa klingt schon sehr idealisiert. Kann da aber nur im Prinzip voll mitgehen. Könnte so auch bei Wiki stehen. Danke auch BeHüSa.  Gefunden wurde es ursprünglich von einer Geologin, bei der es im Garten lag, der ich leider immer noch nicht wirklich weiter helfen kann. Geht jetzt an den "Ehrenamtlichen Denkmalpfleger Metall".Saxaloquuntur.

BeHüSa


Hallo,

ohne geographische Eingrenzung des Fundortes bleibt vieles Spekulation. Bohnerze wurden ursprünglich in kleinen Öfen verhüttet, wobei die damalige Technik nicht ausgereicht hat, flüssiges Eisen zu erzeugen. Es entstand eine Luppe, Eisen und Schlacke, die durch einen 2. Arbeitsgang gefrischt werden mussten. D. h. die Schlacke wurde ausgetrieben.
Später wurde Bohnerz nur noch als Zuschlag mit anderen Eisenerzen eingesetzt.

Die Lagerstätten, sind durchgehend nicht ergiebig, da die Erze im sog. Boluston als Verwitterungsbildung auf Jura-Kalkflächen auftreten. Lediglich ihr höherer Eisengehalt hat sie für die Eisengewinnung interessant gemacht.

Bisher sind Schmelzversuche im Rennofen im Rahmen der "Experimentellen Archäologie" mit Bohnerzen selten durchgeführt worden

Glückauf!

BeHüSa

Mark77

Hallo BeHüSa,

die einzigen mir bekannten Bohnerzlagerstätten, die effektiv ausgebeutet wurden, sind die südlich von Freiburg i.B. bei Schliengen und Auggen.
Das Material, welches ich meinte ist auch sehr kleinstückig. Das größte Stück, das ich gefunden habe war grade mal 1 auf 3,5 cm groß - und das war eine Ausnahme.
Bei solchen Größen kann ich mir eine effektive Ausbeute aus den Bolustonen zur Eisengewinnung nicht vostellen!

Die obigen Stücke haben eine solche Größe, könnten also dahingehend passen. Sehen auch so aus, wie meine gefundenen Exemplare.

Glück auf!
Markus

BeHüSa


Hallo Markus,

die Bohnerze des Markgräflerlandes wurden in Kandern zugute gemacht. Literatur gibt es auch über den Eisenkunstguß  bzw. die Herstellung von Öfen.  Der Betrieb der Eisenwerke ist dort bereits im 18. Jh. beschrieben. Die Gießhütte in Kandern war nach WERTH von 1421 bis 1543 in Betrieb.
Regionales Schrifttum erschien überwiegend in "Die Markgrafschaft" und in "Alemannisches Jahrbuch"

Eine gute Zusammenfassung über Bohnerz findet sich auch im Sammelwerk Deutscher Eisenerzlagerstätten, H. 16 der Schriftenreihe der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Hannover: 2003, S. 127-146.
Die Hauptverbreitungsgebiete der Bohnerze sind die Schwäbisch-Fränkische Alb, Klettgau, Rheinhessen und Nordhessen. Älteste Urkunden reichen bis 1365 zurück (Königsbronn bei Heidenheim), Um die Mitte des 19. Jh. kam der Bohnerzbergbau durch die neu erschlossenen Doggererze zum Erliegen.
Hüttenwerke im Markgräflerland waren neben Kandern in Müllheim und Oberweile. Auf der westlichen Schwäbischen Alb:  Bachzimmern, Zizenhausen, Ludwigsthal, Laucherttal usw.

Werth, W.: Die Gießhütte Kandern (1421-1534), in: Das Markgräflerland, Jg. 1984, S. 144 ff.,
weitere Literaturhinweise auf gezielte Nachfrage!

Glückauf!

BeHüSa

Mark77

Hallo BeHüSa,

danke für die Zusammenfassung! :super:
Das Meiste war mir allerdings schon bekannt, ich hab auch schon in Schliengen/Liel geschürft.^^

Schöne Grüße,
Markus

Saxaloquuntur

spannende Sache, da gibt's noch viel nach zu lesen bzw. zu forschen. Danke nochmal. S.