Mineralien-Erlebnis Grube Clara ..

von McSchuerf

Einleitung:
Im Sommermonat Juni der Jahre 1993, 2000 und 2003 hatte ich die Gelegenheit und zugleich auch das Vergnügen, einige der berühmten mineralogischen Kostbarkeiten, der insbesondere bei Mineralogen und Mineraliensammlern gleichermaßen beliebten und größten deutschen Schwerspat-Lagerstätte – der Grube Clara - life kennen zu lernen. Kennen lernen, sowohl im Rahmen von zwei Museumsbesuchen in Wolfach und Oberwolfach, als auch während meiner Besuche zu den Aufbereitungshalden der "Spatmühle Kirnbach", zu der täglich, per LKW, "frisches" Mineralien-Material aus der berühmten Grube angeliefert wurde. Wir Sammler profitierten natürlich davon - z.T. auch in erheblichem Umfange – allerdings immer abhängig auch vom "Glücks-Faktor" - der wiederum meist abhängig von der für uns jeweiligen Qualität des "frisch" angelieferten Materials war!

Geographie:
Grube Clara - am Schwarzenbruch - hinteres Rankachtal bei Oberwolfach, 9 km N Wolfach, Mittlerer Schwarzwald, Baden-Württemberg.
Ehemaliger Tagebau am Benauer Berg auf Schwerspat und Erze.

Geologie:
Mächtige Schwerspat-Flußspat-Gänge mit Kupfer-Silber-Blei-Erzen im Gneis und Buntsandstein, im Abbau seit 1726.

Mineralien:
Über 400 Mineralarten, mit insbesonders vielfältiger Arsenat- und Seltenerd-Paragenese wurden mittlerweile aus der Grube Clara nachgewiesen.
Darunter besonders schön ausgebildet sind - in alphabetischer Reihenfolge - aufgeführt:
Agardit-(Ce), in cm-langen Faserbüscheln, cm-große Azurit-Aggregate, bis 3 mm braunrote Würfel von Barium-Pharmakosiderit, formenreicher Baryt (z.B. "Meißelspat" bis 10 cm Größe), flächenreicher dunkelroter Cuprit in Kristallen bis 3 mm – auch in faseriger Form als Chalkotrichit, farblose bis blaugrüne Fluorit-Würfel bis max. 30 cm (!), flachprismatischer Olivenit, z.T. in schönen Rosetten, spanblauer Klinoklas, attraktiver Cornwallit, orangegelbe Scheelit-Oktaeder bis 5 mm, strahlig-faserige Sellait-Aggregate bis 5 cm sowie kornblumenblauer Skorodit in Kristallen bis 1 cm Größe!

Erstmals von der Grube Clara als Typolokalität beschrieben sind z.B. Arsenbrackebuschit, Arsenocrandallit, Arsenogoyazit, Bismutostibiconit, Chukhrovit-(Ce)-Kristalle bis 1 mm, das Kupfer-Karbonat Clarait, Cualstibit, Cyanophyllit, Phosphofibrit, Phyllotungstit und Rankachit, z.T. in schönen braunen Rosetten.

Zu den weiteren gesuchten Raritäten zählen gediegen Gold (winzig), Hydrotungstit, Parnauit, Pearceit in Kristallen bis 1,2 cm (!), Polybasit-Tafeln bis 2 cm (!), Stolzit in gelben Kristallen bis 3 mm, goldbrauner Tripuhyit sowie sulfatreicher Weilerit.

Zu den interessanten Uranmineralen aus der Grube Clara zählen unter anderem Kasolit, Torbernit und Zeunerit.

Einige der von der Grube Clara vorkommenden Mineralarten - darunter einige meiner Eigenfunde - sind im Fototeil zu sehen.

Fundsituation für Mineraliensammler:

1. Bis Ende Mai 2007:

Sammler konnten gegen eine geringe Gebühr auf den Werkshalden der Aufbereitung "Spatmühle Kirnbach" bei Hausach im Kinzigtal, 1 km S Wolfach, ganztägig Mineralien suchen und je nach Erfolg, abhängig von der aktuellen Abbau-Situation im "Stammwerk", auch in größeren Mengen mit nach Hause nehmen.

2. Seit  Anfang Juni 2007 (mit eigenem Kommentar!):

Sammler können nur noch, im Rahmen einer eher "aufgepeppten Touristen-Attraktion", in einem eng begrenzten Areal, nach Mineralien suchen. Die Erfolgsaussichten für das Auffinden seltener Minerale scheinen, nach Auskunft einiger Sammler, mehr als bescheiden zu sein. Allerdings dürfen jetzt auch Kinder und Jugendliche in diesem "größeren Sandkasten", Mineralien sammeln. Auch wurde im neuen Areal offenbar schon häufiger "lästiges" Fremdmaterial aus anderen Schwarzwälder Gruben vorgefunden. Schade um das für Sammler größte deutsche "Mineralien – El-Dorado", das angeblich nur aus versicherungstechnischen Gründen nicht mehr für Sammler - in der gewohnten Weise - zur Verfügung steht. Da muss man sich leider die Frage stellen, weshalb dann nicht schon viel früher dieser übrig gebliebene Trostpreis? Angeblich wäre die einzige Alternative ein komplettes Zutrittsverbot für alle Sammler gewesen. Da muss man dann wohl noch mit der jetzigen Situation zufrieden sein. Allerdings kann ich persönlich künftig gerne auf diese "Alternative" (so auch aktuell noch im Jahr 2020) verzichten.

Einige Literaturhinweise und aktuelle Internet-Links bezügl. Bergbau, Geologie und Mineralien der Grube Clara:

- Lapis Sonderheft (Themenheft Grube Clara) - Jahrg. 08 - Juli-August 1983.
- Lapis Sonderheft (Themenheft Grube Clara) - Jahrg. 26 - Juli-August 2001.
- weitere Lapis-Ausgaben mit Einzel-Vorstellungen neuer Minerale.
- diverse Ausgaben der Zeitschrift "Der Aufschluss" und des "Erzgräbers".
https://www.mindat.org/loc-1782.html
https://www.youtube.com/watch?v=EN95mrpB28c

Quellen:
- Mineralfundstellen Atlas Deutschland West, Stefan Weiß, Christian Weise Verlag GmbH, München, 1990.
- eigene aufgezeichnete Erkenntnisse und Erlebnisse.

Copyright:
Copyright zu Textbeitrag und zu allen Fotos sowie Sammlung: McSchuerf

Mineralien-Fototeil I ..

Danke für den informativen Beitrag 

Ich durfte die Grube Clara und deren Mineralien Ende der Siebziger kennen lernen, da gab es noch nicht so viele Einschränkungen bei der Mineraliensuche. Der "Mineraliensuch-Massentourismus" kam Gott sei Dank erst Jahre später.

Gruß

Mineralien-Fototeil II ..

Mineralien-Fototeil III ..

Rheingauner schrieb ..

ZitatDanke für den informativen Beitrag  Super

Ich durfte die Grube Clara und deren Mineralien Ende der Siebziger kennen lernen, da gab es noch nicht so viele Einschränkungen bei der Mineraliensuche. Der "Mineraliensuch-Massentourismus" kam Gott sei Dank erst Jahre später.

Gruß

Vielen Dank! Freut mich.  

Ja, bis Ende Mai 2007, wie geschrieben, nach alter optimaler Situation; ab Juni 2007 nach neuer "Alternative" für leider nur noch "Massentourismus" (siehe auch meinen Ausgangsbeitrag zur Fundsituation für Mineraliensammler dort) 

Viele Grüße
Peter

Naja, wer damals die wirklich bekloppten Aktionen einiger Sammler gesehen hat,
muss sich wirklich nicht wundern, dass die große Halde für Sammler geschlossen wurde.
Der Sammeltätigkeit wurde ja bei laufendem Betrieb auf der Halde nachgegangen.
Und wenn ein LKW mit neuem Erz kam und sich die Sammler schon um die besten Stücke stritten,
während der Kipper noch am abladen war, kam es einem vor wie im Kindergarten.
Aber wenn die Sammler, auf der Jagd nach den besten Stücken, schon die Halde hochstürmen,
während das ganze Neumaterial noch am runterrutschen ist, da der Abladevorgang noch nicht abgeschlossen ist,
grenzt es wirklich schon an gnadenloser Dummheit und enormer Leichtsinnigkeit.
Da rollten mehrmals Felsbrocken von 1 mtr. Größe haarscharf an der "Haldenhochkletterern" vorbei.
Wohlgemerkt, wir reden hier von erwachsenen Leuten! 
Dass der Betreiber aus versicherungstechnischen Gründen hier irgendwann den Riegel vorschieben musste, war voraus zusehen.
Inwiefern der jetzige "Sandkasten noch gutes Material liefert, kann ich nicht sagen, da ich keine Mineralien von dort hole.
Aber es sind eigentlich immer genug Autos auf den Parkplätzen drum rum, da muss ja noch was zu finden sein.
Hier gibt es auch noch ein Film vom SWR über die Fa. Sachtleben, dem Material und die Sammler.
https://www.youtube.com/watch?v=EN95mrpB28c
Keine Ahnung ob es die "Schatzsucher-Wochenende" noch gibt.
Da wurden zwei- oder dreimal die "großen Halden" für den Publikumsverkehr geöffnet.
Zumindest beim "Festival der Kristalle, ist als an einem Tag offen.
Dementsprechend ist aber auch der Andrang.

Gruß Daniel

Hallo Daniel,

ja, diese Streitereien mancher Sammler untereinander und das kindische Verhalten (hochstürmen, wenn noch nicht fertig abgeladen etc.) ist mir natürlich auch nicht entgangen.
Habe auch schon selbst erlebt, wie 1-2 Sammler einem dort unterstellt haben, man hätte dort achtslos sein Werkzeug herumliegen und solle das doch gefälligst wegschaffen .. nur gehörte mir das Werkzeug ja gar nicht
und weitere solcher "Possen" erlebte man dort aber genauso gut lernte man dort auch vernünftige Sammler kennen, mit denen man sich auch normal unterhalten und fachsimpeln konnte.

Dein You Tube-Link zum Clara-Beitrag des SWR steht übrigens auch schon in meinem Ausgangsbeitrag aber doppelt hält besser.  

Gruß Peter

Zitat von: McSchuerf in 27. Februar 2020, 09:55:39

ja, diese Streitereien mancher Sammler untereinander und das kindische Verhalten (hochstürmen, wenn noch nicht fertig abgeladen etc.) ist mir natürlich auch nicht entgangen.

Aber gerade solchen Vollpfosten ist es nun mal zu verdanken, dass man nicht mehr auf die große Halde darf.
Aus Sicht des Unternehmens wirklich nachvollziehbar, auch wenn im Kassenhäuschen hingewiesen wurde, dass man die Anlage auf eigenes Risiko betritt.
Da geht man ein durchaus bestehendes Risiko lieber nicht ein, zumal man auf die Sammler ja nicht angewiesen ist.
Wie überall im Leben, ein paar faule Äpfel ... 
Leidtragende waren Letztendlich diejenigen, die sich immer korrekt und vernünftig verhalten haben.

Hallo,

seit vielen Jahren auch genau meine Worte. Leider betrifft das aber eben nicht nur "die Clara", sondern auch viele andere ehemalige Fundstellen (darunter seit erst ein paar Jahren z.B. Mendig, Eifel), die wegen ein paar schwarzen Schafen komplett dicht gemacht wurden und wo ich dann auch leider sagen muss, dass ich dann aus Sicht der Betreiber deren (das der Steinbruchbesitzer z.B.) teilweise konsequentes Verhalten auch irgendwie langsam nachvollziehen kann.  

Daniel schrieb ..

ZitatLeidtragende waren Letztendlich diejenigen, die sich immer korrekt und vernünftig verhalten haben.

Und das ist dann der Großteil der Sammler, der noch übrig bleibt.

So können weder unser, an Geologie, Fossilien und Mineralien interessierter Verein, noch andere Vereine Nachwuchs für das Interesse an der Natur überhaupt und an Mineralogie, Paläontologie u.a., sowie an deren Vereine, gewinnen. Denn wo soll man denn mit dem ohnehin nur noch wenigen Vereins-Nachwuchs überhaupt noch hin? Entweder ist bald alles an Steinbrüchen, Halden u.a. Aufschlüssen dicht und "der Rest" steht dann ohnehin unter Naturschutz. Nur die Sportvereine dürften keine Nachwuchs-Sorgen haben, was ja eigentlich auch auf der Hand liegt aber auch dazu habe ich schon gegenteilige Meldungen gehört.

Gruß Peter

Zur Grube Clara gibt es auch eine TV-Sendung:

https://www.ardmediathek.de/swr/player/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExNzY0NDQ/das-letzte-bergwerk-im-schwarzwald-die-mineralien-der-grube-clara

Was für mich neu ist,dass auf der Halde auch Material aus Marokko gelagert wird, und somit auch ortsfremde Sachen in die Sammlungen von Anfängern
gelangen kann.

Sollte mein schöner Vanadinit wohl gar nicht von der Grube Clara stammen?

Hallo Norbert,

Dein Vanadinit sieht schon mehr nach Mibladen aus und weniger nach Oberwolfach.  

Dass auf den Halden auch marrokanisches Fremdmaterial lagern soll, war mir, ehrlich gesagt, auch neu.  

Aber mal im Ernst .. in der mindat.org-Liste zur Clara ist bisher auch noch kein Vana.. aufgeführt. 

Gruß Peter

Den gibt 's dort auch nicht, soweit ich weiß. 

Noch nicht.