Roter Silex

Begonnen von Bavaricum, 28. Juli 2006, 13:49:30

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Bavaricum

Vor kurzem habe ich ein rotes Silex Stück (ca. 2 x 3 cm) bei uns (südöstliches Obb.) gefunden. Bei uns kommen Feuersteine dieser Färbung nicht vor. Weis jemand aus welchem Raum dieses Stück stammen könnte?

Viele Grüße

Andreas

El Grabius

#1
Hi Bavaricum,

Ohne das Stück in der Hand zu halten ist es immer schwer etwas auszusagen, aber Dein Stück schaut mir ganz stark nach rotem Jaspis (gibt es in Bayern) aus. Es könnte auch ein getemperter - also erhitzter Silex oder Jaspis sein. Beim erhitzen wird das Stück rot. Steinzeitliche Spuren wie Schlagkante, Bulbus oder Retuschen kann ich (mit dem Handy) nicht erkennen, somit würde ein Werkzeug ausscheiden. Aber hier sind genug Steinzeitspezialisten welche einen besseren Blick als ich haben.
Ach ja, Jaspisfundstellen in Bayern z.B:
http://www.vfmg-weiden.de/mleft.htm
Wenn Du mal googelst findest Du bestimmt noch mehr.

Viele Grüße: El Grabius

Der Wikinger

Hallo Bavaricum  :-)

Ich kann von den Fotos her dein Stück nicht bestimmen, auch nicht, ob es verarbeitet ist, da müssten mehr Fotos besonders der Kanten her.

Bei uns in Dänemark gibt es keinen Flint, der von der Natur her rot ist.
Wir finden aber sehr oft Stück, auch Geräte, die gelb über rot bis dunkel braun sind.
Diese Stücke haben in der Erde in verschiedenen Milieus gelagert, z.B. sieht hier bei uns oft Flint aus ausgetrocknete Mooren so wie dein Stück aus.
Wird auch Moor-Patinierung genannt.
Bei denen sind es nur die äusserste zehntel Millimeter die Patiniert ist, bei Stücken wo was abgesplittert ist, sieht man innen die originalfarbe, weiss über grau bis schwarz.
Grund der Patinierung: Das Stück hat tausende von Jahren unter Einfluss von Eisen- oder Kupferhaltiger Erde gelegen.

Nur als Erläuterung !!  :winke:

El Grabius

Hallo agersoe,

Trifft sich gut, was ich Dich schon schon immer mal fragen wollte: haben sie in Dänemark auch das Steinmaterial erhitzt ?
Im Frühjahr hatte ich ca. 200 Abschläge und Werkzeuge beim LDA, hiervon waren ca. 150 rot durch die Feuereinwirkung.

Viele Grüße El Grabius  :winke:

Silex

Servus, bavaricum,
regelrechte Temperung um  die Spalteigenschaften des Rohstoffes zu verbessern wird  , laut manchen Fachleuten, erst im Mesolithikum angewandt (???), dabei kommt es  oft zu einer rosa bis rötlichen Färbung (wie von ElGrabius schon beschrieben).
(Wie agersoe schon beschrieben  hat).... ich  finde auch in feuchten Senken oft  Artefakte die Deinem Stück in der Farbe nahekommen.
Und zu guter Letzt: Ähnliche Stücke sind von den Archäologen auch schon  als vermutlich baltisch beschrieben worden.

Wenn das Teil von einem Acker stammt dann  könnte es gut sein dass es sich um ein Artefakt (Restkern) handelt... aber dann müsste noch Etliches rumliegen was Zeitstellung,Kultur   und dann evtl. Rohmaterialspektren erschließen lassen könnte.
Bestimmt kommt da noch WAS
Servus
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Schlumpfstampfer

Servus

Also ich sehe hier einen Radiolarit und der ist bei mir an Lech und Wertach gar nicht so selten.
Und so weit ist es ja nun auch nicht bis zu dir  :zwinker:

Servus

Der Wikinger

Zitat von: El Grabius in 28. Juli 2006, 15:16:24
Hallo agersoe,

Trifft sich gut, was ich Dich schon schon immer mal fragen wollte: haben sie in Dänemark auch das Steinmaterial erhitzt ?
Im Frühjahr hatte ich ca. 200 Abschläge und Werkzeuge beim LDA, hiervon waren ca. 150 rot durch die Feuereinwirkung.

Viele Grüße El Grabius  :winke:

Hallo El Grabius  :-)

Ja, ich weiss nicht so recht was ich antworten soll.
Kann schon sein, ich habe von der Theorie gehört, aber wenn ich so mit Achis spreche, wird die Möglichkeit nie erwähnt.  :irre:

Selbst bin ich eher skeptisch !!!


El Grabius

Hallo agersoe,

Uups ... Vielleicht gab es da regionale Unterschiede ? Oder es lag am Material ?
Oder ... Silex hat es ja bereits erwähnt erst ab Mesolithikum, und meine vorgelegten Funde waren 90 % meso.

Wer mal was drüber lesen möchte:

http://www.ingolstadt.de/stadtmuseum/documents/druckschriften_mi.cfm

Ziemlich weit unten:
Das Buch Steinzeitliche Kulturen an Donau und Altmühl. Übrigens, m. E. die beste Fachliteratur quer durch die Steinzeit. Von A-Z ein Muß für Sucher (jetzt mach ich schon Schleichwerbung obwohl ich nix davon hab  :narr:)

:winke: El Grabius

Lutze

@ El Grabius

Hans-Jürgen,

bezieht sich Dein Buchtipp auf das Thema nur in Zusammenhang mit Donau und Altmühl oder ist es Deines Erachtens auch überregional als "bestes Werk" zum Thema anzusehen?

Lutz

El Grabius

Hi Lutze,

Kann es ruhigen Gewissens auch überregional anpreisen. Schick Dir gleich ne PM.

Viele Grüße

Khamsin

Salaam!

@Edi: Tempern oder "heat treatment" tritt erstmals im mittleren Jungpaläolithikum auf. Genauer im Solutréen. Man weiss das von französischen Blattspitzen, deren "späte" Negative den charakteristischen "Fettglanz" tragen, während das bei "früheren" nicht der Fall ist.

@All: Feuerstein wurde in Skandinavien nicht getempert. Dazu gibt es eine sehr schöne Arbeit von Deborah Seitzer-Olausson, Universität Lund, Schweden aus den 1980er Jahren im Rahmen ihrer kumulativen Doktorarbeit! (Debbie´s Arbeiten sind überhaupt immer lesenswert!).

Zum Tempern im süddeutschen Mesolithikum brauche ich nichts zu sagen, fragt Edi, oder beschafft Euch per Fernleihe die noch immer in deutscher Sprache grundlegende Zusammenstellung bei: Weiner,J., Die Verbesserung der Bearbeitungseigenschaften von amorphen Gesteinsarten durch kontrollierte thermische Behandlung. Eine Literaturliste. In: Mitteilungen Archaeologica Venatoria 9, 1985, 39-47.

Schliesslich ist Tempern im französischen Mittelneolithikum, das unserem Jungneolithikum entspricht, nachgewiesen (bei der Herstellung gedrückter Klingen).

Roter Flint: Es gibt tiefroten Feuerstein, und zwar auf Helgoland. Darüber hat Jaap R. Beuker, Drenths Museum in Assen, Prov. Drenthe, NL, vor Jahren einige sehr aufschlussreiche Aufsätze veröffentlicht (J.R. Beuker, De import van Helgoland-vuursteen in Drenthe. In: Nieuwe Drentse Volksalmanak 1986, 111-135; Ders. Die Verwendung von Helgoländer Flint in der Stein- und Bronzezeit. In: Die Kunde N.F. 39, 1988, 93-116).

@El Grabius: Der von Dir erwähnte Katalog "...zwischen Donmühl und Altnau. Ingolstadt 1989" ist in der Tat sehr empfehlenswert. Dies aber vor allem für die Süddeutsche Region, sieht man einmal von dem Artikel zur paläolithischen und mesolithischen Steinbearbeitungstechnologie ab, der gewiss überregionale Bedeutung besitzt und deshalb auch immer wieder - mangels entsprechender Alternativen - zitiert wird.

Ach ja, das fragliche Stück erinnert mich auch fatal an Radiolarit. Da stimme ich dem Stumpfschlampfer nur zu gerne zu!

Beste Grüsse
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Schlumpfstampfer


Buddelbär

Feine Literaturtipps, da bekommt man ja Lust "mal auf Steine zu gehen", Grüße Buddelbär  :-)