Hüttenlehm!

Begonnen von dappeler, 03. Mai 2007, 20:29:58

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dappeler

Hallo Suchergemeinde,
wer hat denn aussagekräftige Pixelbilder von Hüttenlehm und stellt diese mal hier ein?
Ist dieser Lehm eigentlich immer rötlich braun oder gibt es unterschiedliche Farbvarianten....?
Gruß vom dappeler.....der in letzter Zeit immer öfter ohne Sonde loszieht..... :super:
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
Bist du Amboss, sei geduldig, bist du  Hammer schlage zu!

Albrecht

Im Prinzip ist es einfach nur gebrannter Lehm, mal extrem gemagert, mal ungemagert. An Farben ist auch alles drin, reduzierend bis oxidierend gebrannt. Meist sind große Stücke unterschiedlich gefärbt, da Hitze und Sauerstoff nicht gleichmäßig heran kamen. Oft ist "Hüttenlehm" sehr schlecht gebrannt, je nach dem, wovon er stammt. Außerdem ist die Bezeichnung irreführend. Es können Bruchstücke von Kuppel- oder auch Rennöfen, Lochtennen, Tennen von Feuerstellen, Lehmputz abgebrannter Häuser etc. sein. Hast du ein verdächtiges Stück?

Silex

Servus, Dappeler,
(ich hab mir auch eine Sonde besorgt....aber außerhalb von Bauaushub macht das wirklich keinen Spaß - im Vergleich zur Augensuche.
Man übersieht das Meiste und die Ruhe ist perdue... und das Sinnieren und Denken ist irgendwie verloren..... und die Entspannung....)
Ich hab schon mehrmals Hüttenlehm gepostet... find ihnn aber leider selbst nicht mehr.....
Bei Uns ist Hüttenlehm fast ausnahmslos  so wie dieses rötliche Ding auf dem Foto... meist mit Rutenabdrücken oder Strohnegativen....
Das 2. , dunklere Teil muss kein Hüttenlehm sein- ich zweifle stark daran, da es dann quasi das einzige dunkle, vorgeschichtliche  Teil wäre.
Die Frage nach diesem speziellen Fundgut ist auch von hoher Relevanz - weil eine Hütte - eine Grube (Grubenlehmpartikel sind wohl fast identisch in der Zusammensetzung) eben schon sehr aussagekräftig auf eine Siedlung hinweisen . Drum sollte jeder Verstehenwollende und Vorgeschichtsfreund sie auch kennen.
Danke, dappeler,
bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

..und fast immer sind diese Brocken  am Kopfe eines rötlich-ockrigen "Kometenschweifes"  im Acker zu finden.
Ich achtete vor wenigen Jahren noch kaum darauf....aber jetzt erkenne und rieche sie direkt.
Bei Feuchtigkeit muffelt ein Hüttenlehmbrocken tasächlich deutlich....auch noch nach 3000 jahren....diesen typischen spezifischen Geruch.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Dadschiburger

 :staun: :staun:

Also, vor Euch hab ich den allerhöchsten Respekt  :super:

Einen Abschlag oder gar ein Gerät als Artefakt zu erkennen, kann ich mir ja noch vorstellen. Aber daß diese Dinger ebenso ein Artefakt sind, diese man dann auch noch auf einem Acker oder sonst wo, als ein solches zu erkennen, einfach Irre.
Irgendwie komm ich mir primitv vor wenn ich mit meiner Maschine durch die Gegend renne und auf einen pieep warte und dabei, ohne es zu erkennen, unter Umständen über die tollsten Sachen stolber.

Auf jeden Fall muss ich mir eines hinter die Ohren schreiben : Augen auf.

Rambo

Die Problematik  bei Hüttenlehm sehe ich so:
Der Lehm wurde auf die Wände aufgetragen,  teils zur Dichtung zwischen den Pfosten, Flechtwerk usw. aber vermutlich auch als Zierelement. (Mann kennt auch Verzierungen auf Hüttenlehm)
Gebrannt wurde der Lehm allerdings erst bei einem Brand der Hütte.  Darum ist der Hüttenlehm meist von sehr schlechter Qualität da auch auf die Magerung meist wenig Wert gelegt wurde und der Lehm meist von schlechter Qualität war. Sehr oft zerbrößelt der Hüttenlehm oder er ist zu weich.   Man hat sich mit dem Hüttenlehm nicht viel Mühe gegeben, da er ohnehin oft ausgebessert werden musste .
Interessant sind jedoch bei Hüttenlehm die Abdrücke von Pfosten, Flechtwerk usw. Irgendwie habe ich immer  das Gefühl,  das man dem Hüttenlehm  zu wenig Beachtung schenkt, ich kenne das leider von mir,  ,,Hüttenlehm, weggelegt nix besonderes" Auch in der Literatur wird Hüttenlehm vernachlässigt und findet wenig Beachtung.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

dappeler

Danke für die Infos und die Bilder!!
Er ist ja tatsächlich ein wichtiger Hinweis auf Siedlungen, dieser Hüttenlehm und in der Literatur nicht wirklich oft vorhanden.
In Museen ist Hüttenlehm ebenfalls nur sehr schwer zu finden.
....und bei meiner Augensuche finde ich jetzt auch noch Ochseneisen....brauch ich noch eine Sonde??  :-D
GvD
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
Bist du Amboss, sei geduldig, bist du  Hammer schlage zu!

Helmut

Hallo dappeler,

Anbei ein Bild mit Hüttenlehm.

...Helmut

dappeler

 :super:
...umso faszinierender, wenn sich heutzutage noch einige wenige Stücke finden lassen, meint der dapeler  :winke:
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wühlmaus

Kleine Idee noch am Rande:

Man sollte auch auf römischen und mittelalterlichen Stellen nach Hüttenlehm Ausschau halten!

Für die römische Periode gilt: Auch wenn unsere "mittelmeerischen Besatzer und deren provinziale Kollaborateure"  :zwinker: ausgesprochene Steinbaufreaks waren, heißt das noch lange nicht, dass alle Gebäude "Steinhäuser" im wahrsten Sinne des Wortes waren. Im Gegenteil! Viele Gebäude waren hölzerne Ständerbauten und ähnlich wie Fachwerkhäuser aufgebaut. Es lohnt sich immer bei römischen Trümmerstreuungen auf "Bauschutt" zu achten. Gerade durch solche Oberflächenfunde wie zB Hüttenlehm lassen sich hier einige Fragen zur Gestalt der ehemaligen Siedlungsstelle beantworten ...

Mittelalterliche und neuzeitliche Oberflächenfundplätze stellen uns zB vor die "Gretchenfrage" der Wüstungsforschung: Lassen die überdurchschnittlichen Scherbenfunde, die ich vom Acker xy habe, auf eine aufgelassene Siedlungsstelle schließen, oder wurde der Acker xy nur in der betreffenden Periode stark gedüngt?
Es ist in der Tat mitlerweile belegt, dass das reine Scherbenzählen auf Fundstellen dieser Art nichts bringt ... Auf einem gut gedüngten mittelalterlichen/neuzeitlichen Acker können deutlich mehr keramische Oberflächenfunde zu Tage kommen, als auf der dazugehörenden Siedlungsstelle selbst ... Auch hier könnte uns der Hüttenlehm behilflich sein. Die weißen Flächen auf den Fassaden von Fachwerkhäusern zum Beispiel, sind nichts anderes als mit Kalkfarbe getünchter Lehmbewurf auf Flechtwerkkern. Prinzipiell nicht anders wie bei vorgeschichtlichen Häusern auch ... 
Man sollte also, gerade wenn man sich mit Wüstungen beschäftigt, auf Hüttenlehm achten ...

:winke:
Gerd

dappeler

Ein weiterer interessanter Aspekt, danke dafür!
GvD
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